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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

L Sicherung von Vermögenswerten<br />

1. Aktivitäten <strong>de</strong>r Treuhandanstalt<br />

Die Treuhandanstalt, am 1. März 1990 von <strong>de</strong>r DDR<br />

als Anstalt zur treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung <strong>de</strong>s<br />

Volkseigentums gegrün<strong>de</strong>t, wur<strong>de</strong> am 3. Oktober<br />

1990 mit <strong>de</strong>m Beitritt <strong>de</strong>r DDR zur B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland „b<strong>und</strong>esunmittelbare Anstalt <strong>de</strong>s öffentlichen<br />

Rechts". Nach Art . 25 <strong>de</strong>s Einigungsvertrages<br />

nahm das B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen die Fachaufsicht<br />

im Einvernehmen mit <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft <strong>und</strong> <strong>de</strong>m jeweils zuständigen B<strong>und</strong>esministerium<br />

wahr. Damit war die B<strong>und</strong>esregierung<br />

auch für die Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong> Finanzierungsgesellschaft<br />

mbH (BHFG) <strong>und</strong> die Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH verantwortlich,<br />

die zur Treuhandanstalt gehörten.<br />

Am 15. Januar 1991 grün<strong>de</strong>te die Treuhandanstalt<br />

<strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rbereich „Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe / KoKo"<br />

Dieser Son<strong>de</strong>rbereich war für die Betriebe <strong>de</strong>s früheren<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung zuständig<br />

<strong>und</strong> übernahm Schritt für Schritt die Kontrolle über<br />

<strong>de</strong>n ehemaligen Bereich Kommerzielle Koordinierung.<br />

Die Treuhandanstalt räumte im März 1994 ein,<br />

daß bis zur Gründung <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbereichs „teilweise<br />

unkontrollierte Geschäfte vorgekommen <strong>und</strong> Mittel<br />

in dunkle Kanäle geflossen" seien. Leiter <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbereichs<br />

AHB wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r frühere Krupp-Manager Dr.<br />

Hinrich Strecker. Ihm folgte als Leiter von Februar<br />

1992 bis Juni 1993 <strong>de</strong>r Rechtsanwalt Joachim Reuther.<br />

Seit <strong>de</strong>m 1. Juli 1993 ist <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rbereich in das Direktorat<br />

Unternehmensbereich 2 integriert.<br />

Ab Januar 1991 holte die Treuhandanstalt laufend<br />

Auskünfte von Mitarbeitern <strong>de</strong>r früheren Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung ein,<br />

um Vermögenswerte zu sichern <strong>und</strong> <strong>und</strong>urchsichtige<br />

Finanztransaktionen aufzuhellen. In diesem Zusammenhang<br />

wur<strong>de</strong>n auch zwei Gespräche mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski geführt. Außer<strong>de</strong>m setzte die<br />

Treuhandanstalt bei einigen Bet rieben neue Liquidatoren<br />

ihres Vertrauens ein, zum Beispiel bei <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH, bei <strong>de</strong>r Simpex GmbH Büro<br />

für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Beratung <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r IMES GmbH.<br />

Die wesentlichen neu abgeschlossenen Verträge aus<br />

<strong>de</strong>m Jahr 1990, auffällige Rechtsgeschäfte <strong>und</strong><br />

Rechtsträgerwechsel wur<strong>de</strong>n überprüft. Unterstützung<br />

erhielt die Treuhandanstalt vom B<strong>und</strong>esfinanzministerium,<br />

das Betriebsprüfer zur Verfügung stellte.<br />

Im übrigen ging die Treuhandanstalt <strong>de</strong>r Frage nach,<br />

ob Mitarbeiter <strong>de</strong>r BHFG <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

mbH inoffiziell o<strong>de</strong>r hauptamtlich<br />

für das Ministerium für Staatssicherheit tätig<br />

waren. Wer für das MfS gearbeitet hatte, wur<strong>de</strong> entlassen.<br />

Im Sommer 1991 entschied die Treuhandanstalt, für<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s früheren Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung keine sogenannten management-buyouts<br />

mehr zuzulassen. Damit konnten ehemalige leiten<strong>de</strong><br />

Mitarbeiter nicht mehr Gesellschaftsanteile von<br />

früheren Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung erwerben.<br />

Rolle von Waltraud Lisowski<br />

Die ehemalige Leiterin <strong>de</strong>r Abteilung Firmen im Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, Waltraud Lisowski,<br />

blieb nach <strong>de</strong>m 3. Oktober 1990 zunächst alleinige<br />

Geschäftsführerin für die Effect Vermögensverwaltungsgesellschaft.<br />

In <strong>de</strong>n ersten drei Monaten<br />

nach <strong>de</strong>r Vereinigung konnte sie somit weiter ohne<br />

Kontrolle durch die Treuhandanstalt eigenständig<br />

agieren. Wie auch die Treuhandanstalt in ihrem <strong>Bericht</strong><br />

an <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß vom 31. Januar<br />

1994 feststellte, schränkte erst die Gründung <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbereichs<br />

AHB im Januar 1991 ihre Wirkungsmöglichkeiten<br />

ein: Waltraud Lisowski wur<strong>de</strong> ein zweiter<br />

Geschäftsführer zur Seite gestellt, <strong>de</strong>r laut Gesellschaftsvertrag<br />

auch vorgesehen war. Diese Funktion<br />

übernahm <strong>de</strong>r Kaufmann Dr. Rolf Heintzenberg, <strong>de</strong>r<br />

gleichzeitig Geschäftsführer <strong>de</strong>r BHFG war. Nun<br />

konnte Waltraud Lisowski nicht mehr eigenständig<br />

han<strong>de</strong>ln <strong>und</strong> die Gesellschaft nur entwe<strong>de</strong>r mit Dr.<br />

Heintzenberg o<strong>de</strong>r mit einem Prokuristen zusammen<br />

vertreten (Dokument-Nr. 781).<br />

Zum 31. März 1991 wur<strong>de</strong> Waltraud Lisowskis Arbeitsvertrag<br />

mit <strong>de</strong>r BHFG aufgehoben <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

ihre Tätigkeit als Geschäftsführerin bei <strong>de</strong>r Effect<br />

been<strong>de</strong>t (Dokument-Nr. 782). Mit ihr wur<strong>de</strong> ein<br />

Dienstvertrag für Angestellte (als Sachbearbeiterin)<br />

abgeschlossen. Dieser Dienstvertrag wur<strong>de</strong> am 29.<br />

Juli 1991 mit Wirkung zum 30. September 1991 gekündigt.<br />

Somit en<strong>de</strong>te auch ihre Tätigkeit als weisungsgeb<strong>und</strong>ene<br />

Sachbearbeiterin. Als Abfindung<br />

erhielt Waltraud Lisowski nach eigenen Angaben<br />

32.000 DM.<br />

Die lange Tätigkeit von Waltraud Lisowski hat <strong>de</strong>r<br />

Leiter <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbereichs AHB, Strecker, vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß mit ihrem „auch für die ermitteln<strong>de</strong>n<br />

Behör<strong>de</strong>n unverzichtbaren Know-how"<br />

begrün<strong>de</strong>t. Ohne das Wissen <strong>de</strong>r ehemaligen Hauptabteilungsleiterin<br />

über die Zusammenhänge <strong>de</strong>r Auslandsgesellschaften<br />

hätte die Effect ihre Aufgaben<br />

nicht erfolgreich ausführen können, hat Strecker vor<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß ausgesagt.<br />

Zur weiteren Tätigkeit hat die Zentrale Ermittlungsstelle<br />

für Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität<br />

(ZERV) über Waltraud Liswoski geschrieben: „Dem<br />

Vernehmen nach hat sie danach (ab 01.10.1991) eine<br />

Tätigkeit bei einem für die Treuhandanstalt tätigen Liquidator<br />

aufgenommen, <strong>de</strong>r Mandate für das gleiche<br />

Firmengeflecht (hier Zentral-Kommerz, Mebama)<br />

hatte. Gleichermaßen lang währte die Tätigkeit <strong>de</strong>r<br />

Waltraud Lisowski als Liquidatorin <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Verkehr <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED zuzuordnen<strong>de</strong>n (ohne eigenes<br />

operatives Geschäft) Simpex GmbH.<br />

Dazu teilte <strong>de</strong>r Parlamentarische Staatssekretär beim<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>de</strong>r Finanzen, Dr. Joachim Grünewald,<br />

<strong>de</strong>m B<strong>und</strong>estagsabgeordneten Volker Neumann<br />

am 23. Dezember 1993 mit, die Rechtsanwaltskanzlei<br />

Jacob, Müller-Göttel & Dr. Wieschemann habe<br />

Waltraud Lisowski vom 1. November 1991 bis zum<br />

31. März 1992 beschäftigt. Sie sei für <strong>de</strong>n alleinigen<br />

Zweck eingesetzt wor<strong>de</strong>n, Rechtsanwalt Dr. Wieschemann<br />

allgemeine Informationen über Zusammenhänge<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung zu vermitteln.<br />

Dieser habe die Informationen als - 1991 einge-

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