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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Zeit später wur<strong>de</strong>n die Fässer nach Basel gebracht,<br />

wo sie im November 1985 über die Muttergesellschaft<br />

Hoffmann-La Roche in einem Spezialofen von Ciba-<br />

Geigy verbrannt wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Öffentlichkeit wur<strong>de</strong>n<br />

Vermutungen aufgebracht, daß die 41 verbrannten<br />

Fässer nicht mit <strong>de</strong>n ursprünglichen Fässern aus<br />

Seveso i<strong>de</strong>ntisch waren. Statt <strong>de</strong>ssen sollten diese 41<br />

Fässer auf eine Müll<strong>de</strong>ponie verbracht wor<strong>de</strong>n sein.<br />

Diese Müll<strong>de</strong>ponie soll Schönberg sein.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat in seinen Unterlagen<br />

keine Anhaltspunkte dafür gef<strong>und</strong>en, daß die<br />

41 Fässer mit <strong>de</strong>m „Seveso-Gift" tatsächlich nach<br />

Schönberg verbracht wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Demgegenüber behaupteten <strong>Bericht</strong>e <strong>de</strong>s Fernsehmagazins<br />

„Monitor" vom 18. November 1993 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

„Berliner Zeitung" vom 17. Januar 1994, Unterlagen<br />

wür<strong>de</strong>n belegen, daß min<strong>de</strong>stens 47 t Dioxin-Müll aus<br />

Seveso in Schönberg eingelagert wor<strong>de</strong>n seien.<br />

„Monitor" verwies auf einen Antragseingang I 18/82<br />

vom 22. April 1982, <strong>de</strong>r die Anlieferung von „Seveso<br />

-Dioxin" auf die Müll<strong>de</strong>ponie Schönberg zum Inhalt<br />

haben soll. „Monitor" zeigte zu<strong>de</strong>m eine auf <strong>de</strong>n<br />

4. Mai 1983 datierte Gesamtübersicht im Jahre 1982<br />

abgelehnter Anträge. In dieser Gesamtübersicht wird<br />

<strong>de</strong>r Antrag I 18/82 nicht erwähnt. „Monitor" folgerte<br />

daraus, daß dieser Antrag I 18/82 mithin von DDR-<br />

Seite ausgeführt wur<strong>de</strong>. Aus einer Gesamtübersicht<br />

vom 21. November 1985, in <strong>de</strong>r alle Abfallstoffe, die<br />

seit Inbetriebnahme bis zum 30. September 1985 auf<br />

<strong>de</strong>r Deponie Schönberg gelagert wur<strong>de</strong>n, aufgeführt<br />

sind, ergibt sich sogar, daß ein Antrag I 18/82 angenommen<br />

wur<strong>de</strong>. Er ist jedoch unter <strong>de</strong>r Abfallstoffgruppe<br />

6, sonstige Abfälle, eingeordnet, als Gegenstand<br />

wur<strong>de</strong>n Calciumchlorid-Rückstän<strong>de</strong> mit einer<br />

Menge von 47,482 t bezeichnet.<br />

Die „Berliner Zeitung" vom 17. Januar 1994 verwies<br />

ebenfalls auf <strong>de</strong>n Antragseingang I 18/82. Aus <strong>de</strong>r<br />

Gesamtübersicht vom 21. November 1985 folgerte sie,<br />

daß das mit <strong>de</strong>r Beseitigung <strong>de</strong>r „Seveso-Giftabfälle"<br />

beauftragte Mannesmann-Unternehmen mit <strong>de</strong>r<br />

DDR-Seite doch han<strong>de</strong>lseinig wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> die Deponie-Verantwortlichen<br />

<strong>de</strong>n Inhalt dieser Lieferung in<br />

<strong>de</strong>r Gesamtübersicht zwecks Spurenverwischung<br />

um<strong>de</strong>klarierten. Dem Untersuchungsausschuß dagegen<br />

liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, daß es sich<br />

bei <strong>de</strong>r im angenommenen Antrag I 18/82 bezeichneten<br />

Menge nicht um Calciumchlorid-Rückstän<strong>de</strong> han<strong>de</strong>lte.<br />

Es liegen auch keine Hinweise vor, daß die Gesamtübersicht<br />

von irgen<strong>de</strong>iner Seite gefälscht wur<strong>de</strong>.<br />

„Monitor" zeigte weiterhin einen Antrag <strong>de</strong>s Hanseatischen<br />

Baustoffkontors vom 8. April 1982. In diesem<br />

Antrag ist als Abfallerzeuger die „Firma WADIR,<br />

CH 1258 PERLY (Genf)" angegeben. Die Antragsnummer<br />

lautet CH 001/82. Die Abfallstoffe wer<strong>de</strong>n<br />

als Kessel- <strong>und</strong> Werkteile mit Dioxin-Rückstän<strong>de</strong>n beschrieben.<br />

In einem Fernschreiben an Intrac HGmbH<br />

an das Hanseatische Baustoffkontor vom 2. Juli 1982<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Antrag S 1/82 wegen Dioxingehaltes abgelehnt<br />

(Dokument-Nr. 441). Demgemäß teilte das Hanseatische<br />

Baustoffkontor <strong>de</strong>r Badischen Rückstandsbeseitigungs-GmbH<br />

mit, daß Kessel- <strong>und</strong> Werkteile<br />

mit Dioxin-Rückstän<strong>de</strong>n nicht auf die Deponie Schönberg<br />

eingelagert wer<strong>de</strong>n können. Die Deponie sei für<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

eine Beseitigung <strong>de</strong>rart hochtoxischer Stoffe vorläufig<br />

nicht geeignet (Dokument-Nr. 442).<br />

Auch weitere beigezogene Unterlagen geben keinen<br />

Anhaltspunkt dafür, daß „ Seveso-Dioxin " tatsächlich<br />

nach Schönberg verbracht wur<strong>de</strong>. Zwar bot Pa ringaux<br />

<strong>de</strong>m Hanseatischen Baustoffkontor im Juni 1982<br />

ein „einmaliges Geschäft" zur Ablagerung einer<br />

Menge von 150 t Abfall mit Dioxin-Bestandteilen an<br />

(Dokument-Nr. 443). Auch weisen Unterlagen <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens Mannesmann Italiana S.p.A. darauf<br />

hin, daß die Entsorgung von Dioxin aus Seveso auf<br />

<strong>de</strong>r Deponie Schönberg beabsichtigt war. Ebenso<br />

<strong>de</strong>uten weitere Anträge, Begleitscheine <strong>und</strong> Analysenzertifikate<br />

möglicherweise auf eine Anlieferung<br />

dioxinhaltiger Abfallstoffe hin. Nachforschungen verschie<strong>de</strong>ner<br />

b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Ministerien <strong>und</strong> Behör<strong>de</strong>n<br />

jedoch haben keine Hinweise ergeben, daß tatsächlich<br />

„Seveso-Dioxin" in Schönberg abgelagert<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Offiziell hatte auch die DDR immer wie<strong>de</strong>r erklärt,<br />

daß <strong>de</strong>r Antrag auf Ablagerung <strong>de</strong>r 41 Seveso-Giftfässer<br />

am 31. März 1982 abgelehnt wur<strong>de</strong>. In einer Stellungnahme<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski an Dr. Günter<br />

Mittag vom 18. Oktober 1982 wur<strong>de</strong> ebenfalls ausgeführt,<br />

daß die Abnahme <strong>de</strong>r Dioxin-Abfälle aus Seveso<br />

durch das Ministerium für Umweltschutz <strong>und</strong><br />

Wasserwirtschaft <strong>de</strong>r DDR am 31. März 1982 abgelehnt<br />

wor<strong>de</strong>n wäre (Dokument-Nr. 444).<br />

Dr. Schalck-Golodkowski hat dann auch in seiner<br />

Zeugenvernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

am 2. Dezember 1993 betont, daß die Annahme,<br />

„Seveso-Giftfässer" seien in Schönberg, ein<br />

„Hirngespinst" sei.<br />

-<br />

Nach <strong>de</strong>m Inhalt eines Fernschreibens <strong>de</strong>r Bezirksverwaltung<br />

<strong>de</strong>s MfS Rostock an die HA XVIII/3 vom<br />

29. Ap ril 1983 sollen von Mannesmann aus Mailand<br />

nur im Zeitraum November 1981 bis Mai 1982 insgesamt<br />

250 Fässer auf <strong>de</strong>r Deponie Schönberg angeliefert<br />

wor<strong>de</strong>n sein. Der Inhalt <strong>de</strong>r Fässer sei Lindan bzw.<br />

hochchlori<strong>de</strong>r Wasserstoff gewesen. Diese 250 Fässer<br />

wur<strong>de</strong>n im Januar 1983 in an<strong>de</strong>re Deponien <strong>de</strong>r DDR<br />

verlagert (Dokument-Nr. 445). Eine Überprüfung - so<br />

das MfS-Fernschreiben weiter - <strong>de</strong>s Sicherheitsbeauftragten<br />

<strong>de</strong>s Bezirkswirtschaftsrates Rostock auf<br />

<strong>de</strong>r Deponie Schönberg Anfang April 1983 hätte ergeben,<br />

daß sich keinerlei Fässer mehr dort befin<strong>de</strong>n.<br />

Die Hauptabteilung XVIII/3 vermerkte sowohl am<br />

2. November 1982 als auch am 29. April 1983, daß <strong>Bericht</strong>e<br />

von west<strong>de</strong>utscher Seite, staatliche Dienststellen<br />

<strong>de</strong>r DDR hätten die Ablagerung <strong>de</strong>s „Seveso-Dioxins"<br />

genehmigt bzw. das Dioxin sei tatsächlich<br />

nach Schönberg verbracht wor<strong>de</strong>n, unzutreffend seien<br />

(Dokument-Nr. 446).<br />

Am 2. Mai 1983 soll einer Aktennotiz zufolge, die sich<br />

in <strong>de</strong>n Unterlagen <strong>de</strong>r AG BKK gef<strong>und</strong>en hat,<br />

Michael Grossauer vom Schweizer Unternehmen Allimex<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung das<br />

Angebot unterbreitet haben, das gesamte Werk in Seveso<br />

zu <strong>de</strong>montieren <strong>und</strong> in ein befre<strong>und</strong>etes Entwicklungsland<br />

zu verbringen. Dabei soll Grossauer<br />

gute Verbindungen zu leiten<strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>r Unternehmensgruppe<br />

Hoffmann-La Roche betont ha-

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