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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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tion westlicher Ex- <strong>und</strong> Importeure gewesen sein<br />

dürften, so daß sie letztlich eine A rt Ex- <strong>und</strong> Importabgabe<br />

<strong>de</strong>r Planbetriebe zugunsten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung darstellten. Das Beispiel<br />

zeigt auch, daß die veraltete DDR-Industrie <strong>und</strong> die<br />

Zahlungsbilanzkrise die Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Investitionsgüterimporte<br />

bil<strong>de</strong>ten, die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung erhebliche Deviseneinahmen bescherten.<br />

Das Monopol zur Durchführung <strong>und</strong> Vor- bzw. Finanzierung<br />

von Investitionsgüterimporten durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung regelten eine Viel .<br />

zahl von Verfügungen <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>und</strong> Beschlüssen<br />

<strong>de</strong>s Politbüros. Die wesentlichen davon waren:<br />

Die Ministerratsverfügung Nr. 166/72 vom 23. November<br />

1972, die es <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gestattete, Investitionsgüterimporte aufgr<strong>und</strong><br />

privatrechtlicher Verträge mit <strong>de</strong>r DDR-Indu-<br />

strie durchzuführen, die Ministerratsverfügung Nr.<br />

15/1975 vom 23. August 1975, die Dr. Schalck-Golodkowski<br />

nicht nur die Leitung, Koordinierung <strong>und</strong><br />

Kontrolle hinsichtlich <strong>de</strong>r Realisierung von Investitionsvorhaben<br />

auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage von zentralen Beschlüssen<br />

<strong>de</strong>r politischen Führung übertrug, son<strong>de</strong>rn<br />

auch die Aufgabe, die entsprechen<strong>de</strong>n Entscheidungen<br />

über die Auswahl <strong>de</strong>r zu realisieren<strong>de</strong>n Projekte<br />

vorzubereiten, sowie <strong>de</strong>r Politbürobeschluß vom 26.<br />

August 1986 über die Durchführung von Leistungsimporten<br />

einschließlich <strong>de</strong>s illegalen Mikrotechnologietransfers<br />

aus westlichen Industriestaaten zur Steigerung<br />

<strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR-Industrie mit<br />

<strong>de</strong>m Ziel, die drohen<strong>de</strong> Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>r DDR<br />

abzuwen<strong>de</strong>n (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 36, S. 369 <strong>und</strong> Dokument-Nr.<br />

67, S. 502).<br />

Die Industriegüterimporte erfolgten im Rahmen von<br />

Valutaanrechtsgeschäften <strong>und</strong> Industrievereinbarungen.<br />

Valutaanrechtsgesch äfte<br />

Die Gr<strong>und</strong>i<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Valutaanrechtsgeschäfts beruhte<br />

auf <strong>de</strong>r Verbindung von Impo rten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung für Kombinate <strong>und</strong> volkseigene<br />

Betriebe, sowie teilweise auch für staatliche Einrichtungen<br />

mit außerplanmäßigen Expo rten, die separat<br />

<strong>und</strong> vorgeschaltet über <strong>de</strong>n Bereich o<strong>de</strong>r einen<br />

seiner Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe erfolgen mußten. Die<br />

für <strong>de</strong>n Export benötigten Güter kaufte <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung von <strong>de</strong>n o.g. Bedarfsträgern<br />

auf vertraglicher Gr<strong>und</strong>lage an. Als Anreiz für<br />

die Bedarfsträger, exportfähige Güter aus über- o<strong>de</strong>r<br />

außerplanmäßiger Produktion <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zur Verfügung zu stellen, wur<strong>de</strong><br />

ihnen als Teil <strong>de</strong>r Gegenleistung im Ankaufsvertrag<br />

<strong>de</strong>r Exportgüter neben <strong>de</strong>r inlandseitigen Bezahlung<br />

auch ein Anrecht auf Devisen eingeräumt. Dieses Valutaanrecht<br />

wur<strong>de</strong> als prozentualer Anteil am Exporterlös<br />

vereinbart, wobei <strong>de</strong>r Bereich regelmäßig <strong>de</strong>n<br />

größten Anteil an <strong>de</strong>n Exporterlösen erhielt, in Einzelfällen<br />

sogar 30 %.<br />

Da die Bedarfsträger zum Besitz von Devisen nicht berechtigt<br />

waren <strong>und</strong> sich auch ihre Importwünsche in<br />

Höhe <strong>de</strong>s Devisenanrechts in <strong>de</strong>r Regel nicht sofort<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

realisieren ließen bzw. die Bedarfsträger Devisenanrechte<br />

teilweise sogar über Jahre ansammelten o<strong>de</strong>r<br />

ansparten, konnte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

die vorübergehend nicht genutzten Devisen<br />

für Geld- <strong>und</strong> Kreditgeschäfte verwen<strong>de</strong>n.<br />

Das Instrument <strong>de</strong>s Valutaanrechts nutzten die Planbetriebe<br />

<strong>und</strong> Ministerien zum Erwerb beson<strong>de</strong>rs begehrter<br />

kleinerer Investitionsgüter wie Ersatzteile,<br />

Kopierer, Personalcomputer etc. o<strong>de</strong>r zur Veräußerung<br />

exportfähiger Erzeugnisse aus planmäßiger Produktion<br />

an <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

unter Anrechnung auf <strong>de</strong>n Exportplan (Inlandsexporte<br />

bzw. Exportabkäufe aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Bereichs).<br />

Das Instrument <strong>de</strong>s Valutaanrechts, das wegen <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Genehmigung <strong>de</strong>r zuständigen Ministerien<br />

bzw. <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission nur im Umfang<br />

bis 0,5 Mio. Valuta-Mark einsetzbar war, ermöglichte<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung, beträchtliche<br />

Devisengewinne zu erzielen, die in einem<br />

krassen Mißverhältnis zu <strong>de</strong>r von ihm für die Bedarfsträger<br />

erbrachten Dienstleistung stan<strong>de</strong>n.<br />

Industrievereinbarungen<br />

Der überwiegen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>r Industriegüterimporte, vor<br />

allem Technologie-Importe, erfolgte im Rahmen von<br />

Industrievereinbarungen, die seit Anfang <strong>de</strong>r 70er<br />

Jahre gemäß Ministerratsverfügung Nr. 166/72 vom<br />

23. November 1972 zur Aufgabenstellung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung gehörten. Die Industrievereinbarungen<br />

basierten auf <strong>de</strong>r Verknüpfung von<br />

außerplanmäßigen Im- <strong>und</strong> Expo rten, die in einem<br />

Vertrag geregelt <strong>und</strong> gemeinsam genehmigt wur<strong>de</strong>n.<br />

Darin verpflichtete sich <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zur Vorfinanzierung von Importen, während<br />

<strong>de</strong>r Bedarfsträger die Verpflichtung übernahm,<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung Güter zum<br />

außerplanmäßigen Export in Höhe <strong>de</strong>s Importwerts zuzüglich<br />

eines erheblichen Gewinnzuschlags zur Verfügung<br />

zu stellen. Der Gewinnzuschlag, <strong>de</strong>ssen Bemessungsgr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>de</strong>r Importwert war, setzte sich<br />

aus <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsspanne <strong>und</strong> <strong>de</strong>n „Finanzierungskosten<br />

zur Sicherung <strong>de</strong>r Währungsgleichheit" von jeweils<br />

15% sowie aus <strong>de</strong>n Warennebenkosten, einschließlich<br />

Transportkosten <strong>und</strong> Vertreterprovision<br />

von 12%, zusammen. Erfolgte die Importfinanzierung<br />

nicht aus <strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung,<br />

hier <strong>de</strong>r Hauptabteilung II, son<strong>de</strong>rn durch<br />

Kredite, mußte <strong>de</strong>r Bedarfsträger auch die Kreditkosten<br />

tragen. In Abhängigkeit vom Importvolumen wur<strong>de</strong>n<br />

in die recht komplexen Verträge bis zu acht Vertragspartner<br />

eingeb<strong>und</strong>en. Das waren neben <strong>de</strong>n Bedarfsträgern<br />

wie Kombinaten <strong>und</strong> volkseigenen Betrieben<br />

<strong>de</strong>r DDR, <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

selbst <strong>und</strong> seinem mit <strong>de</strong>m Import beauftragten<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb, bei <strong>de</strong>m es sich zu 90 % um<br />

die Intrac HGmbH <strong>und</strong> BIEG mbH sowie zu etwa 10 %<br />

um forum HGmbH, Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH<br />

<strong>und</strong> IMES GmbH han<strong>de</strong>lte, <strong>und</strong> <strong>de</strong>n jeweils zuständigen<br />

Industrieministerien auch die Staatliche Plankommission<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3462, Dokument-Nr. 36, S. 369) .<br />

Bei Großprojekten wur<strong>de</strong>n Rahmenvereinbarungen<br />

unter zusätzlicher Beteiligung <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r

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