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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r sog. Operativmaßnahme „Dix" umfangreiches<br />

Material über ihn zusammengetragen hatte. Trotz<br />

ausreichen<strong>de</strong>n Tatverdachts <strong>de</strong>s Verstoßes gegen einschlägige<br />

Exportbestimmungen wur<strong>de</strong> gegen F ritz<br />

Bosiak nicht eingeschritten.<br />

Entgegen <strong>de</strong>r Festellung im <strong>Bericht</strong>, daß es für <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsausschuß nicht nachvollziehbar sei,<br />

warum es zu keinem Einschreiten <strong>de</strong>r staatlichen Organe<br />

kam, ist <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong> sehr wohl aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Akten ersichtlich.<br />

Mehrere Inoffizielle Mitarbeiter <strong>de</strong>s MfS, die über<br />

Fritz Bosiak berichteten, äußerten immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Verdacht, daß Fritz Bosiak Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> -<br />

Antiquitäten GmbH bzw. <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

bestochen habe, <strong>und</strong> daß über solche Kontakte<br />

die Ausfuhr wertvollster Kunstgegenstän<strong>de</strong><br />

nach Berlin (West) <strong>und</strong> in das B<strong>und</strong>esgebiet möglich<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Die Staatsorgane <strong>de</strong>r DDR konnten zwar die Beteiligung<br />

leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH auf<strong>de</strong>cken, konnten o<strong>de</strong>r sollten jedoch<br />

die Ausfuhr <strong>de</strong>r von Fritz Bosiak auf diese Weise erworbenen<br />

Kunstgegenstän<strong>de</strong> <strong>und</strong> Antiquitäten nicht<br />

verhin<strong>de</strong>rn.<br />

6. Han<strong>de</strong>l mit Waffen <strong>und</strong> Kriegsgerät<br />

Der Export <strong>und</strong> Import von Waffen <strong>und</strong> militärischen<br />

Ausrüstungsgegenstän<strong>de</strong>n erfolgte in <strong>de</strong>r DDR planmäßig<br />

durch <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb Ingenieur-<br />

Technischer Außenhan<strong>de</strong>l (ITA). Für die Geschäftstätigkeit<br />

dieses Unternehmens war das Ministerium für<br />

Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR verantwortlich. Dieser Bet rieb<br />

belieferte im Iran-Irak-Krieg <strong>de</strong>n Irak. Um unabhängig<br />

von <strong>de</strong>m AHB ITA gleichzeitig auch <strong>de</strong>n Kriegsgegner<br />

Iran mit Waffen <strong>und</strong> Kriegsgerät beliefe rn zu<br />

können, wur<strong>de</strong> 1982 vom Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

das Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmen IMES<br />

GmbH gegrün<strong>de</strong>t. Bereits vor <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH hatte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

über die Arbeitsgruppe 10 <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Transinter Kriegsgerät in <strong>de</strong>n Iran geliefert.<br />

Die Gesamtsumme <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l mit Waffen<br />

<strong>und</strong> Kriegsgerät erzielten Deviseneinnahmen konnte<br />

nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>m Schlußbericht<br />

<strong>de</strong>s Militäroberstaatsanwalts vom 26. Februar 1990<br />

über das am 4. Dezember 1989 gegen Unbekannt eingeleitete<br />

Ermittlungsverfahren wegen <strong>de</strong>s Verdachts<br />

<strong>de</strong>s Beiseiteschaffens von Waffen <strong>und</strong> Sprengmitteln<br />

betrugen die Gesamteinnahmen <strong>de</strong>r IMES GmbH von<br />

1982 bis 1989 über eine Mrd. VM, wovon 581,2 Mio.<br />

VM als Gewinn erzielt wur<strong>de</strong>n. Dies steht im Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

zu Angaben von Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

wonach durch <strong>de</strong>n Waffenhan<strong>de</strong>l lediglich rd. 675.<br />

Mio. VM an Devisen erwirtschaftet wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls konnten<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß in erheblichem<br />

Umfang aufgeklärt wer<strong>de</strong>n. Soweit noch Lücken bestehen,<br />

ist das darauf zurückzuführen, daß <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Bereichs zuständige Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Han<strong>de</strong>lspolitik, Dieter Uhlig, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gene-<br />

raldirektor <strong>de</strong>r IMES GmbH, Erhard Wiechert, sich<br />

bei ihren Vernehmungen durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

wegen laufen<strong>de</strong>r Ermittlungsverfahren auf<br />

ihr Auskunftverweigerungsrecht gemäß § 55 StPO<br />

berufen haben.<br />

Nach Auffassung <strong>de</strong>r SPD hat <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung genauso ohne Skrupel mit Waffen<br />

gehan<strong>de</strong>lt, wie es <strong>de</strong>n internationalen Waffenhändlern<br />

aus <strong>de</strong>m Westen unterstellt wird. Aus <strong>de</strong>m<br />

Zwang zur Planerfüllung <strong>und</strong> zur Erwirtschaftung zusätzlicher<br />

Devisen gab es keine i<strong>de</strong>ologischen<br />

Schranken.<br />

Dazu ist festzustellen:<br />

- Die DDR suchte stets nach Möglichkeiten, alle be<br />

teiligten Kriegsparteien mit Waffen zu beliefern.<br />

- Entsprechend ihrer politischen Bewertung <strong>de</strong>s<br />

Kampfes <strong>de</strong>r palästinensischen Terroristen leistete<br />

die DDR <strong>de</strong>r PLO materielle Unterstützung. Dabei<br />

war sie gleichzeitig auf Verschleierung ihrer Beteiligung<br />

an <strong>de</strong>rartigen Lieferungen bedacht.<br />

- Die IMES GmbH nahm 1984 Geschäftskontakte zu<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensgruppe SAS Tra<strong>de</strong> & Investment<br />

Inc. Co mit Hauptsitz in Warschau <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Tochterunternehmen<br />

in Athen <strong>und</strong> Nicosia/Zypern auf.<br />

Die Nie<strong>de</strong>rlassung <strong>de</strong>r SAS in Nicosia galt bei westlichen<br />

Geheimdiensten als Finanzierungsquelle<br />

<strong>und</strong> Beschaffungsunternehmen für die radikale<br />

Abu Nidal-Organisation (ANO). Die SAS wur<strong>de</strong><br />

auch als Geldwaschanlage für Drogengeschäfte<br />

angesehen.<br />

- Die SAS-Tochterfirma Zibado Company Tra<strong>de</strong> &<br />

Consulting Ltd. unterhielt von 1984 bis 1986 im Internationalen<br />

Han<strong>de</strong>lszentrum in Berlin (Ost) eine<br />

Nie<strong>de</strong>rlassung. Von hier aus wur<strong>de</strong>n Geschäftsabschlüsse<br />

mit <strong>de</strong>r IMES GmbH getätigt, wozu auch<br />

die DDR-Importe von Mehrzweckwaffen <strong>de</strong>s Typs<br />

„ARWEN" aus Großbritannien, die sich zur Aufruhrbekämpfung<br />

eignen, gehören.<br />

- Im Auftrag von Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong>n<br />

mit Hilfe westlicher Waffenhändler unter Umgehung<br />

<strong>de</strong>r Ausfuhrkontrollen Waffen <strong>de</strong>r Firma<br />

Heckler & Koch in die DDR eingeführt. Diese Waffen<br />

fan<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r DDR u.a. Verwendung bei Spezialeinheiten<br />

<strong>de</strong>s MdI <strong>und</strong> <strong>de</strong>s MfS.<br />

- Um sich einen größeren K<strong>und</strong>enkreis erschließen<br />

zu können, wur<strong>de</strong> mit Unterstützung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung die Entwicklung eines<br />

eigenen Sturmgewehrs (Wieger 940) mit NA-<br />

TO-Kaliber bis zur Produktionsreife vorangetrieben.<br />

- Der Bereich Kommerzielle Koordinierung unterhielt<br />

auch Geschäftsverbindungen zu <strong>de</strong>m syrischen<br />

Waffenhändler Nicola Beshara Nicola. Die<br />

Anordnung zur Aufnahme dieser Geschäftsverbindungen<br />

stammte offenbar von Minister E rich Mielke.<br />

Die konspirative Handlungsweise <strong>de</strong>s Bereichs wird<br />

an <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r im Feststellungsteil <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s<br />

beschriebenen Waffenlieferung <strong>de</strong>utlich, bei<br />

<strong>de</strong>r speziell präparierte LKW <strong>de</strong>s Typs Merce<strong>de</strong>s verwen<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> die spätere Zuladung von Waffen

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