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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Auf die Auswahl <strong>de</strong>r Lieferanten <strong>und</strong> die Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Geschäfte nahm Dr. Schalck-Golodkowski<br />

nach Aussage von Ronneberger keinen Einfluß.<br />

Allerdings achtete er auf die termingerechte Lieferung<br />

von Importen, damit beispielsweise die Produktionsaufnahme<br />

eines neuen Schaltkreises gesichert<br />

war.<br />

Bei streng vertraulichen Entscheidung en beauftragte<br />

Dr. Schalck-Golodkowski einzelne Mitarbeiter mit<br />

<strong>de</strong>r Abwicklung von Son<strong>de</strong>rimporten, zum Beispiel<br />

Kontordirektor Günther Gath. Bei <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rimporten<br />

han<strong>de</strong>lte es sich um Hochtechnologie für die Nationale<br />

Volksarmee, die Industrie <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Hochleistungssport.<br />

Eine persönliche Beteiligung Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

läßt sich im übrigen bei <strong>de</strong>r Beschaffung einer mit<br />

„Objekt X" bezeichneten Druckmaschine zur Fälschung<br />

<strong>de</strong>s Personalausweises <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r geplanten Einfuhr von Ausrüstung<br />

für ein Festplattenspeicherwerk in Zella-<br />

Mehlis nachweisen (Dokument-Nr. 553).<br />

Ronneberger hat in einer Vernehmung durch Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes ausgesagt, daß sich<br />

Dr. Schalck-Golodkowski über alle beson<strong>de</strong>ren Vorkommnisse<br />

berichten ließ. Gelegentlich habe er sich<br />

darüber beschwert, daß er nicht sofort informiert wor<strong>de</strong>n<br />

sei. Nach <strong>de</strong>r Verhaftung <strong>de</strong>s Diplomwirtschaftsingenieurs<br />

Hans-Joachim Majunke 1989 mußte Ronneberger<br />

für Dr. Schalck-Golodkowski zum Beispiel<br />

innerhalb weniger St<strong>und</strong>en einen umfassen<strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong><br />

über die Geschäftsbeziehungen zu diesem Unternehmen<br />

<strong>und</strong> zur Person erstellen. Dr. Schalck-Golodkowski<br />

selbst schrieb an das Politbüro-Mitglied Dr.<br />

Günter Mittag zahlreiche Informationen zu Fragen<br />

<strong>de</strong>r Mikroelektronik <strong>und</strong> zum Import von Embargowaren,<br />

in vielen Fällen verb<strong>und</strong>en mit <strong>de</strong>r Bitte um<br />

Entscheidung.<br />

Zuständig für organisatorische Fragen bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Embargoware war im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung die Hauptabteilung III, die<br />

aus zwei Abteilungen bestand: B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland/Berlin (West) sowie Kompensation <strong>und</strong><br />

Son<strong>de</strong>robjekte. Der Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung III,<br />

Dieter Paul, war für die laufen<strong>de</strong>n Arbeitsbeziehungen<br />

zum Han<strong>de</strong>lsbereich 4 verantwortlich. Er war gelegentlich<br />

auch an Rücksprachen zwischen Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Ronneberger beteiligt.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r Hauptabteilung III war mit <strong>de</strong>m Kontakt<br />

zum Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>r von Siegfried Stöckert<br />

geleitete Sektor Elektronik-Mikroelektronik betraut.<br />

Dieser Sektor gehörte bis zum 1. September 1988 zur<br />

Abteilung Kompensation <strong>und</strong> Son<strong>de</strong>robjekte, wur<strong>de</strong><br />

dann aus ihr herausgelöst <strong>und</strong> unterstand direkt <strong>de</strong>m<br />

Hauptabteilungsleiter Dieter Paul. Ein Gr<strong>und</strong> für<br />

diese neue Son<strong>de</strong>rstellung war die beson<strong>de</strong>re Geheimhaltung.<br />

Die Aufgabe von Stöckert lag da rin,<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung in Besprechungen<br />

zum Import von Mikroelektronik zu vertreten<br />

<strong>und</strong> für Dr. Schalck-Golodkowski darüber Gesprächsnotizen<br />

zu schreiben. Als Stellvertreter für<br />

Stöckert wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mitarbeiter Wolfgang Pieper alias<br />

IMS „Albert" eingearbeitet. Für <strong>de</strong>n Bereich Rechentechnik<br />

war <strong>de</strong>r Mitarbeiter Heinz-Fred Sredzki zu<br />

ständig. Weisungsbefugnisse gegenüber <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 hatten we<strong>de</strong>r Paul noch Stöckert; dazu<br />

war allein Dr. Schalck-Golodkowski berechtigt (Dokument-Nr.<br />

554-555).<br />

Mit <strong>de</strong>r finanziellen Abwicklung hatte vor allem <strong>de</strong>r<br />

Abteilungsleiter Planung <strong>und</strong> Ökonomie <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

II, Heinz Joachim Kabisch, gelegentlich<br />

auch Abteilungsleiterin Meta Bleßing, zu tun. Für die<br />

Hauptabteilung II nahm <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 eine<br />

Son<strong>de</strong>rstellung ein, weil die Aufgabe <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung in diesem Fall nicht darin<br />

bestand, durch Exporte Devisen zu erwirtschaften,<br />

son<strong>de</strong>rn es im Gegenteil um Ausgaben für Importe<br />

ging.<br />

MfS-Unternehmen, sogenannte „operative Firmen",<br />

die <strong>de</strong>r Hauptabteilung I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung unterstan<strong>de</strong>n, haben ebenfalls von <strong>de</strong>r<br />

DDR dringend benötigte Embargoware importiert.<br />

Dazu gehörten die Unternehmen Asimex, F. C. Gerlach<br />

Export-Import, Günther Forgber, Interport, Intertechna<br />

<strong>und</strong> IMPAG. Diese Unternehmen <strong>und</strong> ihre Geschäftsabwicklung<br />

unterlagen strengster Geheimhaltung<br />

(vgl. Zweiter Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3920, S. 9).<br />

d) Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>s AHB Elektronik<br />

Damit eine „straffe Leitung" bei <strong>de</strong>r Beschaffung von<br />

Embargowaren gesichert war, wur<strong>de</strong> ein einheitlicher<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich für Einfuhren aus <strong>de</strong>m „Nichtsozialistischen<br />

Wirtschaftsgebiet" (NSW) gegrün<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r<br />

wie ein juristisch selbständiger Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb<br />

geleitet wur<strong>de</strong>: <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4, <strong>de</strong>r häufig auch<br />

Importbereich, Importhan<strong>de</strong>lsbereich - o<strong>de</strong>r NSW-Importbereich<br />

hieß. Dazu wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import mit Wirkung vom<br />

1. Juli 1986 mit <strong>de</strong>m Direktorat Anlagenimport <strong>de</strong>s<br />

VEB Kombinat Mikroelektronik Erfurt (KME) zusammengelegt.<br />

(Dokument-Nr. 556-557).<br />

Die Zusammenlegung be<strong>de</strong>utete, daß sich von diesem<br />

Zeitpunkt an die Beschaffung von Embargoware<br />

im wesentlichen auf zwei Organisationen konzentrierte:<br />

auf <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>und</strong> die Speziellen<br />

Beschaffungsorgane <strong>de</strong>s MfS. In <strong>de</strong>n Jahren zuvor<br />

waren für die Einfuhr von Embargoware drei Beschaffungsorgane<br />

zuständig:<br />

- das Direktorat Anlagenimport im Kombinat Mikroelektronik<br />

unter Leitung von Dietrich Kupfer,<br />

- <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>s AHB Elektronik Export<br />

Import,<br />

- <strong>und</strong> die Speziellen Beschaffungsorgane (SBO), koordiniert<br />

von Wolfram Zahn. Dabei verteilten sich<br />

Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre die Importe von Embargoware<br />

wie folgt: Ungefähr 60 Prozent wur<strong>de</strong>n über das Direktorat<br />

Anlagenimport eingeführt, etwa 30 Prozent<br />

über <strong>de</strong>n AHB Elektronik Export-Import <strong>und</strong> etwa<br />

10 Prozent über die „Speziellen Beschaffungsorgane".<br />

(Dokument-Nr. 558)<br />

Vor 1986 kam somit <strong>de</strong>m Direktorat Anlagenimport<br />

eine Schlüsselrolle bei <strong>de</strong>r Einfuhr von Embargoware<br />

zu. Gerhardt Ronneberger <strong>und</strong> Wolfram Zahn haben<br />

I in Vernehmungen durch das B<strong>und</strong>eskriminalamt aus-

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