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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Eigentumsverhältnisse <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen<br />

ist die Unabhängige Kommission zur Uberprüfung<br />

<strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen<br />

<strong>de</strong>r DDR (UKPV) nach gründlicher Erforschung<br />

<strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Unternehmen, <strong>de</strong>r zugänglichen<br />

Quellen aus <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Befragung<br />

von Zeugen zu <strong>de</strong>r Auffassung gelangt, daß eine sichere<br />

<strong>und</strong> zweifelsfreie abschließen<strong>de</strong> Entscheidung<br />

über die Frage <strong>de</strong>r juristischen Zuordnung <strong>de</strong>r vom<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung verwalteten<br />

sog. Parteifirmen kaum vorzunehmen bzw. zu erwarten<br />

sei. Die UKPV hat <strong>de</strong>shalb beschlossen, auf eine<br />

ein<strong>de</strong>utige eigentumsrechtliche Zuordnung zum Vermögen<br />

<strong>de</strong>r SED/PDS o<strong>de</strong>r zum Finanz- bzw. Treuhandvermögen<br />

zu verzichten. Gleichzeitig hat sich<br />

die UKPV mit einem Vorschlag <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums<br />

<strong>de</strong>r Finanzen einverstan<strong>de</strong>n erklärt, wonach die<br />

Erlöse aus <strong>de</strong>r Verwertung dieser Unternehmen im<br />

B<strong>und</strong>eshaushalt zur Deckung von Ausgaben <strong>de</strong>s<br />

Nachtragshaushaltes 1993 verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Dieser<br />

sah vor, daß ein Teil dieser Erlöse in Höhe von 149<br />

Mio. DM für soziale Dienste <strong>und</strong> Jugendhilfe in <strong>de</strong>n<br />

neuen Län<strong>de</strong>rn verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Bei einer solchen<br />

Verwendung dieses Vermögens könne - so die UKPV<br />

- eine Zuordnung nach eigentumsrechtlichen Kriterien<br />

dahingestellt bleiben.<br />

VII. Dr. Schalck-Golodkowski als<br />

Verhandlungsführer <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n<br />

inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen<br />

Über einen Zeitraum von mehr als 22 Jahren, von Mai<br />

1967 bis En<strong>de</strong> 1989, führte <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung, Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

für die DDR geheime Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen<br />

mit Vertretern <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> Politikern<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Seine<br />

Gespräche ergänzten die offiziellen Verhandlungen<br />

zwischen Regierungsvertretern aus bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Staaten; ihr wesentlicher Gegenstand waren die finanziellen<br />

Leistungen an die DDR im Zusammenhang<br />

mit vertraglichen Vereinbarungen zwischen<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Regierungen. Über Dr. Schalck-Golodkowski<br />

steuerte die SED-Spitze, insbeson<strong>de</strong>re Generalsekretär<br />

Honecker <strong>und</strong> Politbüro-Mitglied Dr. Mittag,<br />

die inner<strong>de</strong>utschen Verhandlungen mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung.<br />

Die Gespräche begannen 1967 über <strong>de</strong>n Berliner<br />

Wirtschaftssenator Dr. Karl König <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n bis<br />

1982 zunächst über leiten<strong>de</strong> Beamte <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> danach über die Ständigen Vertreter <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Berlin (Ost) geführt.<br />

Nach <strong>de</strong>m Wechsel <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung in Bonn<br />

1982 übernahm die politische Führung im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

unmittelbar die Verhandlungen mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski.<br />

Eine genaue Anzahl <strong>de</strong>r Treffen <strong>und</strong> Kontakte Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis mit Gesprächspartnern in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zwischen 1967 <strong>und</strong> En<strong>de</strong><br />

1989 hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht feststellen<br />

können. Die Angaben <strong>de</strong>r von ihm vernommenen<br />

Zeugen sowie in <strong>de</strong>n von ihm ausgewerteten Akten<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> aus <strong>de</strong>r<br />

DDR lagen insgesamt zu weit auseinan<strong>de</strong>r.<br />

Die geheimen Gesprächskontakte Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

mit Vertretern <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierungen blieben<br />

auch erhalten, als seit <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 70er<br />

Jahre <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung mehr <strong>und</strong> mehr über die<br />

Rolle Dr. Schalck-Golodkowskis als Leiter <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Verflechtung<br />

mit <strong>de</strong>m Ministerium für Staatssicherheit<br />

bekannt wur<strong>de</strong>. Die west<strong>de</strong>utschen Verhandlungspartner<br />

sind stets von einer engen Beziehung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis zum Ministerium für Staatssicherheit<br />

ausgegangen.<br />

Dem Untersuchungsausschuß ist ein Sachverhalt bekannt<br />

gewor<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m Vertreter <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

wegen Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung gegenüber Vertretern <strong>de</strong>r DDR-Regierung<br />

vorstellig wur<strong>de</strong>n. Dabei ging es um Verstöße im<br />

inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l, an <strong>de</strong>nen auf seiten <strong>de</strong>r DDR<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

beteiligt waren. Über die Treuhandstelle für Interzonenhan<strong>de</strong>l<br />

(TSI) wur<strong>de</strong> das Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r DDR aufgefor<strong>de</strong>rt, dafür zu sorgen,<br />

daß die Verstöße eingestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski pflegte nicht nur Kontakte<br />

zu Vertretern <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes. Intensiv waren<br />

seine Gespräche mit <strong>de</strong>m bayerischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

Dr. Franz Josef Strauß, die im Sommer<br />

1983 zu <strong>de</strong>r Gewährung eines west<strong>de</strong>utschen Rankenkredits<br />

in Höhe von einer Mrd. DM an die DDR<br />

führten. Damit waren als „Züricher Mo<strong>de</strong>ll" diskutierte<br />

Überlegungen hinfällig, gegen vertragliche Zusicherungen<br />

<strong>de</strong>r DDR zu Verbesserungen im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Verhältnis einen Kredit in Milliar<strong>de</strong>nhöhe<br />

zu gewährleisten. Die Aufklärung <strong>de</strong>r Einzelheiten<br />

dieses Vorganges <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Frage, ob <strong>und</strong> inwieweit<br />

Dr. Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> <strong>de</strong>r bayerische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Dr. Franz Josef Strauß auf <strong>de</strong>n Fortgang<br />

<strong>de</strong>r Gespräche Einfluß genommen haben, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

betreffend bayerische Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis überlassen.<br />

Den Kontakt, <strong>de</strong>n er mit seinen Gesprächspartnern<br />

hatte, hielt Dr. Schalck-Golodkowski auch aufrecht,<br />

wenn diese neue Aufgaben übernahmen. So blieb er<br />

auch mit Dr. Wolfgang Schäuble nach <strong>de</strong>ssen Wechsel<br />

vom Amt <strong>de</strong>s Chefs <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>ekanzleramts <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esministers<br />

für beson<strong>de</strong>re Aufgaben ins Amt <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esinnenministers im Frühjahr 1989 in Verbindung.<br />

Dabei hat Dr. Schalck-Golodkowski im Oktober<br />

<strong>und</strong> November 1989 offenbart, daß er sich zunehmend<br />

Sorge um seine Sicherheit in <strong>de</strong>r DDR mache.<br />

VIII. Dr. Schalck-Golodkowski nach seiner<br />

Flucht in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

Den Kontakt zu B<strong>und</strong>esminister Dr. Schäuble suchte<br />

Dr. Schalck-Golodkowski auch im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r von ihm erwogenen Flucht aus <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong><br />

wollte ihn auch danach nicht abreißen lassen. B<strong>und</strong>esminister<br />

Dr. Schäuble vermied jedoch nach <strong>de</strong>ssen<br />

Flucht jeglichen persönlichen Kontakt zu Dr. Schalck-<br />

Golodkowski. Er bat allerdings <strong>de</strong>n Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s<br />

Diakonischen Werks <strong>de</strong>r EKD, Dr. Karl Heinz Neu-

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