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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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(Simbabwe), Paul V. Obeng (Ghana) <strong>und</strong> Arap Moi<br />

(Kenia) hatte er direkten persönlichen Zugang.<br />

Unterlagen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses machen<br />

<strong>de</strong>utlich, daß sich Dieter Uhlig bei seiner Mission in<br />

<strong>de</strong>r britischen Hauptstadt im Januar 1986 diesen sehr<br />

weitgefächerten Einfluß zunutze machen wollte.<br />

Auch LONRHO seinerseits hatte ein Interesse an <strong>de</strong>m<br />

streng geheimen Treffen.<br />

Der Konzern war an <strong>de</strong>r Nutzung angolanischer Ölquellen<br />

interessiert. Das damals noch streng sozialistische<br />

Land verwehrte <strong>de</strong>m britischen Konzern jedoch<br />

<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Zutritt. LONRHO hoffte nun seinerseits<br />

auf eine Vermittlung durch die DDR. Aufgr<strong>und</strong><br />

korrespondieren<strong>de</strong>r Interessen wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n<br />

Verhandlungen umfangreiche Absprachen zu bei<strong>de</strong>rseitigem<br />

Nutzen getroffen, die einen Großteil <strong>de</strong>s afrikanischen<br />

Kontinents umspannten.<br />

In Bezug auf das LONRHO-Interessengebiet Angola<br />

wur<strong>de</strong> in Erwägung gezogen, sich gemeinsam an <strong>de</strong>n<br />

angolanischen Erdölvorkommen in Cabinda zu beteiligen,<br />

um so <strong>de</strong>m LONRHO-Konzern <strong>de</strong>n Zugang zu<br />

diesen Rohstoffquellen zu ermöglichen. Durch eine<br />

Beteiligung <strong>de</strong>s LONRHO-Konzerns an <strong>de</strong>r angolanischen<br />

Lusolanda-Gruppe, die unter an<strong>de</strong>rem auch die<br />

Fahrzeughersteller Peugeot <strong>und</strong> Massey Ferguson<br />

vertrat, sollte die DDR einen geeigneten Absatzmarkt<br />

für LKW W 50 fin<strong>de</strong>n.<br />

Auch hinsichtlich Mosambik fan<strong>de</strong>n Dieter Uhlig <strong>und</strong><br />

Tiny Rowland gemeinsame Interessen. Der LON-<br />

RHO-Konzern hatte vor, in das lukrative Kohleprojekt<br />

Moatize einzusteigen <strong>und</strong> wollte hierfür die exzellenten<br />

Kontakte <strong>de</strong>r DDR, die zusammen mit <strong>de</strong>r UdSSR<br />

dieses Projekt betrieb, für sich nutzen. Als Gegenleistung<br />

sollten Produkte einer Konservenfabrik in<br />

Chokwe, die LONRHO wie<strong>de</strong>r reaktivieren wollte, zu<br />

günstigsten Preisen an die DDR verkauft wer<strong>de</strong>n. Kapital<br />

wollte Dieter Uhlig auch aus <strong>de</strong>r Übernahme <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Luxushotels Polana <strong>und</strong> Don Carlos seitens<br />

<strong>de</strong>s LONRHO-Konzerns schlagen. Die DDR sollte die<br />

Ausstattung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Hotels übernehmen.<br />

Die DDR beabsichtigte, auch für ihre Interessen in<br />

Simbabwe aus <strong>de</strong>m Treffen in London materiellen<br />

Nutzen zu ziehen. Bisher hatte sie vergeblich versucht,<br />

dort ihren LKW <strong>de</strong>s Typs W 50 zu vertreiben.<br />

Durch die hervorragen<strong>de</strong>n Beziehungen Tiny Rowlands<br />

zur dortigen Staatsspitze konnte zügig Kontakt<br />

zum Oberkommandieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Armee in Simbabwe<br />

hergestellt wer<strong>de</strong>n. Dieser traf bereits Anfang Februar<br />

1986 in Berlin (Ost) zu entsprechen<strong>de</strong>n Verhandlungen<br />

ein. Geschäftsrealisierungen sind durch <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsausschuß nicht festgestellt wor<strong>de</strong>n.<br />

Dem „Do ut <strong>de</strong>s„-Prinzip folgend, erklärte die DDR-<br />

Seite ihre Bereitschaft über ein gemeinsames Landwirtschaftsprojekt<br />

mit LONRHO in Ghana, <strong>de</strong>m<br />

Mischkonzern <strong>de</strong>n Ausbau seiner geschäftlichen Basis<br />

in Ghana zu ermöglichen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n beabsichtigten<br />

Einstieg in die staatlichen Goldbergwerke zu erleichtern.<br />

Schließlich wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>m Treffen gemeinsame Ge-<br />

schäfte in Kenia vereinbart. Der Mischkonzern war<br />

dort Besitzer <strong>de</strong>r „Kenya Shipping Lines". Tiny Row-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

land machte Dieter Uhlig Hoffnung, daß er zwei neue<br />

Containerschiffe in Rostock bauen lassen könnte.<br />

Auf persönliche Vermittlung Tiny Rowlands traf Dieter<br />

Uhlig noch während seines Aufenthaltes in <strong>de</strong>r britischen<br />

Hauptstadt mit <strong>de</strong>m Waffenhändler Adnan<br />

Kashogy zusammen. Der arabische Millionär verfügte<br />

über ausgezeichnete Kontakte in <strong>de</strong>n Nahen Osten,<br />

vor allen Dingen zum saudischen Königshaus. In <strong>de</strong>m<br />

Gespräch stellte Kashogy in Aussicht, die Organisierung<br />

von Projektfinanzierungen zu übernehmen,<br />

wenn eine 15%ige Provision für ihn abfiele. Der Gesprächsverlauf<br />

war so positiv, daß spontan ein Termin<br />

für einen Besuch Kashogys in Berlin (Ost) ins Auge<br />

gefaßt wur<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>m noch zu konkretisieren<strong>de</strong> Vereinbarungen<br />

vertraglich fixiert wer<strong>de</strong>n sollten. In<br />

<strong>de</strong>m Gespräch in London ging es vor allen Dingen um<br />

die Lieferung von 400.000 Kalaschnikows <strong>und</strong> Uniformen,<br />

die angeblich für Jordanien bestimmt waren.<br />

Letztlich stellte Tiny Rowland noch eine Verbindung<br />

zu <strong>de</strong>m ägyptischen Politiker Dr. Ashraf Marwan her.<br />

In <strong>de</strong>m Gespräch zwischen Marwan <strong>und</strong> Dieter Uhlig<br />

wur<strong>de</strong> in Erwägung gezogen, ihn auf Honorar- <strong>und</strong><br />

Provisionsbasis für die Beschaffung einiger wichtiger<br />

Aufträge in Ägypten o<strong>de</strong>r Libyen einzusetzen.<br />

Der Untersuchungsausschuß konnte die Beziehungen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zum<br />

LONRHO-Konzern <strong>und</strong> zu einzelnen afrikanischen<br />

Staaten aus Zeitgrün<strong>de</strong>n, aber auch wegen <strong>de</strong>r nicht<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Aussagebereitschaft <strong>de</strong>s Zeugen Dieter<br />

Uhlig, nicht umfassen<strong>de</strong>r aufklären.<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l mit südamerikanischen Staaten<br />

In Südamerika versuchte die IMES GmbH über ihren<br />

Mitarbeiter im Han<strong>de</strong>lsbüro in Lima (Peru), Klaus<br />

Fiedler alias IMS „Frank Martin" , Waffenexportmärkte<br />

zu erobern. Der IMES GmbH gelang es aber<br />

nicht, stabile Lieferbeziehungen zu südamerikanischen<br />

Staaten herzustellen. Dies mißlang einerseits<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r pro-westlichen militärpolitischen Ausrichtung<br />

vieler südamerikanischer Regierungen <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ren Bemühungen, eigene Militärindustrien aufzubauen<br />

(Brasilien <strong>und</strong> Argentinien). Zum an<strong>de</strong>ren waren<br />

Waffenexporten aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verschuldungssituation<br />

<strong>de</strong>r südamerikanischen Staaten von vornherein<br />

enge Grenzen gesetzt.<br />

Mit <strong>de</strong>m irischen Waffenhändler Francis Conlan (Dynawest,<br />

London), wur<strong>de</strong>n 1982 Verhandlungen geführt,<br />

die die Lieferung von 10.000 für Venezuela bestimmte<br />

AKM-S <strong>und</strong> 500 AKM-K (Kalaschnikow-Versionen)<br />

zum Inhalt hatten (Dokument-Nr. 327). Durch<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß ist nicht festgestellt wor<strong>de</strong>n,<br />

ob die Ware zur Auslieferung gelangte. Geschäftskontakte,<br />

die <strong>de</strong>n Rüstungsexport nach Brasilien<br />

zum Ziel hatten, führten nach <strong>de</strong>n Feststellungen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses nicht zum Vertragsabschluß.<br />

Am 28. April 1982 informierte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

Dr. Günter Mittag über Wünsche <strong>de</strong>r argentinischen<br />

Regierung zum Import militärischer Erzeugnisse<br />

aus <strong>de</strong>r DDR. Dem Botschafter <strong>de</strong>r DDR in Argentinien<br />

war signalisiert wor<strong>de</strong>n, daß die argentinische<br />

Seite einen Beauftragten <strong>de</strong>s Heeres zu Verhandlun-

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