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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Bargeldkasse zum Konto 0745<br />

Im Dezember 1987 wur<strong>de</strong> auf Anweisung von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski eine weitere Bargeldkasse eröffnet.<br />

Sie stand unmittelbar in seinem Verantwortungsbereich,<br />

d.h. die Verantwortung für die Verwendung<br />

<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r lag auschließlich bei ihm.<br />

Die Mittel für diese Handkasse flossen von <strong>de</strong>m<br />

Konto 0745 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG, für<br />

das Dr. Schalck-Golodkowski, Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> die Sekretärin<br />

Inge Wilkening unterschrifts- <strong>und</strong> verfügungsberechtigt<br />

waren, wobei für Barabhebungen jeweils<br />

zwei Unterschriften nötig waren. Wilkening, die Dr.<br />

Schalck-Golodkowski <strong>und</strong> Sei<strong>de</strong>l direkt unterstellt<br />

war, übernahm sämtliche banktechnischen Angelegenheiten<br />

<strong>de</strong>s Kontos <strong>und</strong> führte die Bargeldkasse.<br />

Sie wur<strong>de</strong> im Panzerschrank von Inge Wilkening<br />

verwahrt.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski erläuterte <strong>de</strong>n Zweck <strong>de</strong>s<br />

Kontos in seiner Aussage vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 9. September 1992<br />

wie folgt: „Das Konto 745 war ein Sammelkonto für<br />

alle zeitweise nicht für bestimmte Verwendungszwecke<br />

vorgesehenen, frei verfügbaren Bestän<strong>de</strong>.<br />

Deshalb wur<strong>de</strong>n aus diesem Bereich eine Vielzahl<br />

von Entscheidungen <strong>und</strong> Käufen finanziert". Die Bargeldkasse<br />

zu diesem Konto bezeichnete er nur als<br />

„Zwischenstadium zwischen einzelnen Kontenbewegungen".<br />

Auszahlungen erfolgten entwe<strong>de</strong>r an Dr. Schalck-Golodkowski<br />

direkt o<strong>de</strong>r auf seine Anweisung an Dritte.<br />

Dabei han<strong>de</strong>lte es sich nicht selten um Beträge von<br />

mehreren 100.000 DM o<strong>de</strong>r USD. Beispielsweise wur<strong>de</strong>n<br />

im Zeitraum September/Oktober 1989 mehrfach<br />

Beträge in <strong>de</strong>r Größenordnung zwischen 300.000 <strong>und</strong><br />

400.000 DM an ihn persönlich übergeben. Auffällig<br />

ist, daß die Karteikarten, die Wilkening führte, teilweise<br />

verhältnismäßig genaue Darstellungen enthielten,<br />

teilweise nur allgemeine Hinweise, bzw. gewisse<br />

Geschäftsvorfälle überhaupt nicht auf <strong>de</strong>n Karteikarten<br />

vermerkt wur<strong>de</strong>n. Soweit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

beispielsweise für Honecker o<strong>de</strong>r Dr. Mittag Gegenstän<strong>de</strong><br />

zu beschaffen hatte, hat er nach eigener<br />

Aussage sämtliche Belege darüber vernichten müssen.<br />

Wur<strong>de</strong>n Nachtsichtgeräte mit Rotlichtaufhellem<br />

aus dieser Bargeldkasse für das Ministerium <strong>de</strong>s Innern<br />

bzw. die Nationale Volksarmee beschafft, wur<strong>de</strong><br />

auf <strong>de</strong>n Karteikarten lediglich „laut Quittung vom ..."<br />

o<strong>de</strong>r „Geräte" vermerkt.<br />

In <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong><br />

Preise/Valutakontrollgruppe vom 16. Februar 1990<br />

wird ein typisches Beispiel genannt, durch das <strong>de</strong>r<br />

sorglose Umgang mit Bargeld <strong>de</strong>utlich zum Ausdruck<br />

kommt: „Am 2.11.1989 wur<strong>de</strong>n vom Konto 0745 bei<br />

<strong>de</strong>r DHB auf Weisung von Herrn Dr. Schalck 666.000,-<br />

USD (1.232.100,- VM) bar abgehoben. Frau Wilkening<br />

(HA I) hat diesen Betrag angeblich auf Weisung<br />

von Dr. Schalck seiner ehemaligen Sekretärin Brachaus<br />

ohne Quittung übergeben. Auf die Frage nach<br />

<strong>de</strong>m belegmäßigen Nachweis erklärte Frau Wilkening,<br />

daß es nicht üblich war, Quittungen zu for<strong>de</strong>rn.<br />

Verbleib <strong>und</strong> Verwendung dieses Betrages konnten<br />

nicht geklärt wer<strong>de</strong>n".<br />

Dr. Schalck-Golodkowski erklärte dazu in <strong>de</strong>r staatsanwaltschaftlichen<br />

Vernehmung vom 9. September<br />

1992 lediglich: „Diese Beträge sind im Zuge <strong>de</strong>r Gesamtrückführung<br />

im Januar 1990 wie<strong>de</strong>r zurückgeflossen.<br />

Auch die 666.000 US-Dollar sind auf das<br />

Schweizer Konto geflossen <strong>und</strong> zwar in Höhe von<br />

658.690 US-Dollar am 28. November1989. Den Differenzbetrag<br />

zu <strong>de</strong>n 666.000 Dollar habe ich für Reisekosten<br />

für einen Flug nach Bonn zu einer Besprechung<br />

mit Kanzleramtsminister Seiters für mich <strong>und</strong><br />

meine Begleiter verwen<strong>de</strong>t. "<br />

Die oben angeführten Beispiele zeigen, daß selbst bei<br />

Auszahlungen in dieser Größenordnung oft nicht einmal<br />

Quittungen ausgestellt wur<strong>de</strong>n. Inge Wilkening<br />

war nach eigener Aussage nicht befugt, sich nach <strong>de</strong>n<br />

Auszahlungsgrün<strong>de</strong>n zu erk<strong>und</strong>igen. Daher konnte<br />

ihre lückenhafte Karteikartenführung allenfalls einen<br />

Einblick in die Geschäftsvorfälle geben, die aus dieser<br />

Bargeldkasse finanziert wur<strong>de</strong>n, eine nachvollziehbare<br />

Kontrolle über diese Geschäfte war nicht möglich.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski erklärte dazu: „Es war aber<br />

gera<strong>de</strong> Ziel meiner Tätigkeit, über diese Bargeschäfte<br />

nicht nachprüfbare Beschaffungen vorzunehmen."<br />

Bargeldkasse zum Konto 0528<br />

Ein an<strong>de</strong>re Bargeldkasse in <strong>de</strong>r HA I wur<strong>de</strong> von Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l zum Konto 0528 bei <strong>de</strong>r DHB geführt. Sei<strong>de</strong>l<br />

hob nach eigener Aussage von diesem Konto in regelmäßigen<br />

Abstän<strong>de</strong>n Beträge in Höhe von ca.<br />

200.000 DM für die Bargeldkasse ab.<br />

Aus dieser Bargeldkasse wur<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem die<br />

Aufträge finanziert, die die Kuriere <strong>de</strong>r HA I E rich<br />

Lutz, Detlev Croy, Torsten Schirmeister, Peter Dimitroff<br />

<strong>und</strong> Wilfried Fleischer zur Bedarfsbefriedigung<br />

<strong>de</strong>r Nomenklatura, hauptsächlich für Honecker, Dr.<br />

Mittag <strong>und</strong> Mielke <strong>und</strong> für die Waldsiedlung Wandlitz<br />

auszuführen hatten. Für die Auftragserteilung dieser<br />

Beschaffungsgruppe waren sowohl Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

<strong>de</strong>r seinerseits die Aufträge an die Kuriere<br />

aus <strong>de</strong>n Barbestän<strong>de</strong>n seines Panzerschranks finanzierte,<br />

als auch Sei<strong>de</strong>l zuständig. Soweit Sei<strong>de</strong>l die<br />

Aufträge erteilte, erhielten die Kuriere, meistens Lutz<br />

<strong>und</strong> Croy, jeweils Beträge von 30.000 DM für die Einkäufe.<br />

Nach ein bis zwei Wochen rechnete Sei<strong>de</strong>l anhand<br />

<strong>de</strong>r vorgelegten Rechnungen ab <strong>und</strong> legte entsprechend<br />

Kontokarten über Ein- <strong>und</strong> Ausgänge an.<br />

Entgegen <strong>de</strong>n Anweisungen Dr. Schalck-Golodkowskis,<br />

sämtliche Rechnungen <strong>und</strong> Belege dieser Einkäufe<br />

unverzüglich zu vernichten, bewahrte Sei<strong>de</strong>l<br />

sie jeweils bis zum Jahresen<strong>de</strong> auf, so daß <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

die Karteikarten <strong>de</strong>s Jahres 1989<br />

noch vorlagen.<br />

Diese Kontokarten konnten <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

einen Einblick darüber verschaffen, welche<br />

weiteren Finanzierungen aus dieser Bargeldkasse<br />

vorgenommen wur<strong>de</strong>n:<br />

Die Bargeldkasse, die Helga Steger für die Kuriere<br />

führte, die Sigrid Schalck-Golodkowski unterstan<strong>de</strong>n,<br />

wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Bargeldkasse Sei<strong>de</strong>l regelmäßig<br />

aufgefüllt (vgl. „Bargeldkasse für Son<strong>de</strong>rbeschaffungen").

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