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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

ergibt sich daraus, daß nunmehr <strong>de</strong>n Ministerien vorgegebene<br />

Kreditlimits in relativ kurzer Zeit mit konkreten<br />

(in DDR-Terminologie: „objektkonkreten")<br />

Projekten ausgefüllt wer<strong>de</strong>n mußten. Es liegt auf <strong>de</strong>r<br />

Hand, daß es sehr schwierig gewesen sein muß, Projekte<br />

„aus <strong>de</strong>m Stand" auszuwählen, die eine hinreichen<strong>de</strong><br />

Gewähr dafür geboten hätten, daß sich aus<br />

ihnen selbst die Refinanzierungsverpflichtungen erfüllen<br />

lassen wür<strong>de</strong>n. So heißt es z. B. in einem B rief<br />

<strong>de</strong>s Staatssekretärs Greß von <strong>de</strong>r SPK an Stoph: „...,<br />

daß in <strong>de</strong>n Kombinaten kein ausreichen<strong>de</strong>r Vorlauf<br />

für die technisch-ökonomische Investitionsvorbereitung<br />

vorhan<strong>de</strong>n war...". An<strong>de</strong>rerseits war es natürlich<br />

für die Ministerien <strong>und</strong> Kombinate verlockend,<br />

die ihnen zur Verfügung gestellten Kreditlimits auszunutzen.<br />

Dies führte offenbar dazu, daß Technologieimporte<br />

nunmehr in <strong>de</strong>r gleichen Weise beantragt<br />

wur<strong>de</strong>n wie Investitionsmittel im Rahmen <strong>de</strong>r Planverhandlungen,<br />

nämlich ohne realistische Investitionsrechnung.<br />

Da die Betriebe, Kombinate o<strong>de</strong>r Ministerien<br />

offenbar wenig riskierten, wenn sie die<br />

eingegangenen Refinanzierungsverpflichtungen<br />

nicht erfüllen konnten, war hier die für die Planwirtschaften<br />

typische Situation weicher Budgetrestriktionen<br />

nunmehr auch im Bereich <strong>de</strong>r Technologieimporte<br />

gegen Devisen gegeben.<br />

In <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre wur<strong>de</strong> so mehr<br />

Technologie importiert als aller Voraussicht nach refinanzierbar<br />

gewesen wäre. KoKo wirkte dabei mit.<br />

Wie Schalck zu dieser Entwicklung stand, ist uns<br />

nicht bekannt. Er hat zwar we<strong>de</strong>r im Politbüro noch<br />

im Ministerrat mit entschie<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>r Entscheidungsvorbereitung<br />

jedoch mitgewirkt. Dabei war<br />

Schalck offenbar vor allem darauf bedacht, <strong>de</strong>n<br />

Rückfluß <strong>de</strong>r vom Bereich zur Verfügung gestellten<br />

o<strong>de</strong>r kreditierten Mittel optimal abzusichern, in<strong>de</strong>m<br />

das Risiko dieser Strategie „auf die Zahlungsbilanz"<br />

übertragen wur<strong>de</strong>. Wenn er schon sein Geld nicht<br />

wie<strong>de</strong>rbekommen wür<strong>de</strong> <strong>und</strong> dadurch eventuell seine<br />

Abführungsverpflichtungen nicht wür<strong>de</strong> erfüllen<br />

können, dann wollte er wenigstens <strong>de</strong>n „Schwarzen<br />

Peter" <strong>de</strong>m Planbereich unter Schürer zuschieben<br />

können.<br />

Trotz dieser absehbaren Schwierigkeiten für die Refinanzierung<br />

<strong>und</strong> damit für die Verschuldung <strong>de</strong>r DDR<br />

hätten die importierten Anlagen <strong>und</strong> Ausrüstungen<br />

die Produktionskapazität <strong>und</strong> die Produktivität <strong>de</strong>r<br />

DDR-Wirtschaft erhöhen, also positive direkte<br />

Wachstumseffekte bewirken können, möglicherweise<br />

allerdings auch Störungen im Planablauf durch<br />

erhöhte X-Ineffizienz bzw. negative Allokationseffekte<br />

(von möglichen, in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre wohl eher seltenen „Investitionsruinen" wird<br />

hier abgesehen). In <strong>de</strong>n Erfolgsberichten Schalcks an<br />

Mittag <strong>und</strong> an an<strong>de</strong>ren Stellen wer<strong>de</strong>n Zahlen über<br />

die Steigerung <strong>de</strong>r industriellen Warenproduktion<br />

infolge <strong>de</strong>r Technologieimporte genannt. Laut <strong>de</strong>m<br />

<strong>Bericht</strong> vom 7. 12. 1988 15) waren von <strong>de</strong>n aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

Politbürobeschlusses vom 26. 8. 1986 durchgeführten<br />

Technologieimporten Anlagen, Maschinen <strong>und</strong> Ausrüstungen<br />

in Höhe von 1101,5 Mio. VM produktionswirksam.<br />

16) Knapp die Hälfte dieser Investitionsgüter<br />

war <strong>de</strong>r metallverarbeiten<strong>de</strong>n Industrie für 107 Einzelvorhaben<br />

bereitgestellt wor<strong>de</strong>n. Dadurch wur<strong>de</strong><br />

— laut <strong>Bericht</strong> — eine Steigerung <strong>de</strong>r industriellen<br />

Warenproduktion um jährlich 1ø880 Mio. Mark erreicht.<br />

Aufgeführt wer<strong>de</strong>n sodann ein NSW-Expo rt<br />

-zuwachs von 290 Mio. VM <strong>und</strong> Importsubstitutionen<br />

in Höhe von 59,9 Mio. VM (insgesamt also<br />

349,9 Mio. VM), wodurch die Amortisation <strong>de</strong>r Technologieimporte<br />

in nur gut zwei Jahren möglich gewesen<br />

wäre.<br />

Die Darstellung ist nicht unmißverständlich. Es<br />

scheint jedoch, daß die Aussage so zu verstehen ist,<br />

daß von dieser Mehrproduktion im Werte von<br />

1 880 Mio. M Produkte im Wert von 290 Mio. VM in<br />

<strong>de</strong>n Export gingen. Das wären umgerechnet (MGW<br />

plus Riko in Höhe von 3,4) 1 276 Mio. M, so daß für<br />

die inländische Verwendung Produkte im Werte von<br />

604 Mio. M zur Verfügung stan<strong>de</strong>n. Da aber für<br />

knapp 60 Mio. VM Importe substituiert wur<strong>de</strong>n, stan<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft Produkte im Wert von<br />

zusätzlich r<strong>und</strong> 340 Mio. M zur Verfügung.<br />

Demnach machten diese Investitionen nicht nur zusätzliche<br />

Exporte möglich. Sie führten auch zu einer<br />

Reduzierung <strong>de</strong>s Devisenbedarfs für Importe <strong>und</strong> erhöhten<br />

das inländische Angebot. Aus <strong>de</strong>m Kontext<br />

ergibt sich, daß es sich bei diesen Zahlen allerdings<br />

nicht um Ist-, son<strong>de</strong>rn um Zielgrößen han<strong>de</strong>lte. Das<br />

Beispiel zeigt jedoch, wie die Technologieimporte im<br />

I<strong>de</strong>alfalle wirken sollten. Was dabei allerdings nicht<br />

berücksichtigt ist sind inländische Aufwendungen,<br />

die vielfach mit <strong>de</strong>n Technologieimporten einhergingen.<br />

An<strong>de</strong>rerseits wur<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>r Technologieimporte<br />

auch Ersatzteile <strong>und</strong> Vorprodukte für die<br />

nicht-exportwirksame Produktion eingeführt. Dies<br />

half, die volkswirtschaftliche Produktion zu stabilisieren,<br />

gefähr<strong>de</strong>te jedoch <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r Strategie<br />

<strong>de</strong>s kreditfinanzierten exportorientierten Wachstums,<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Fähigkeit zur Bedienung <strong>de</strong>r für die<br />

Technologieimporte aufgenommenen Kredite abhing.<br />

Da die Strategie vor allem im Hinblick auf die<br />

Steigerung <strong>de</strong>r Exportfähigkeit konzipiert war, um -<br />

die DDR mittel- bis langfristig aus <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nfalle<br />

herauszuführen, in welche sie in <strong>de</strong>n 70er Jahren<br />

geraten war, erwies sich <strong>de</strong>r Gesichtspunkt als zweitrangig,<br />

die dringendsten Knappheitsprobleme im Inland<br />

zu lösen.<br />

Nach einer internen Statistik <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission,<br />

die uns von Gerhard Schürer überlassen<br />

wur<strong>de</strong>, war in <strong>de</strong>n Jahren 1982-1988 (nur für diese<br />

Jahre liegen uns entsprechen<strong>de</strong> Zahlen vor) die<br />

„Han<strong>de</strong>lsbilanz <strong>de</strong>s Bereichs KoKo" permanent <strong>de</strong>fizitär,<br />

während die <strong>de</strong>s Planbereichs stets Überschüsse<br />

auswies (vgl. Tabelle 3). In diesem statistischen<br />

Ausweis <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbilanz<strong>de</strong>fizits <strong>de</strong>s Bereichs Ko<br />

-Ko kommt zum Ausdruck, daß <strong>de</strong>r Bereich zum einen<br />

im zweigeteilten DDR-Außenhan<strong>de</strong>l Importaufgaben<br />

für <strong>de</strong>n Planbereich, <strong>und</strong> daß er zum an<strong>de</strong>ren auch<br />

die Technologieeinfuhren durchführte.<br />

Die KoKo-AHB, die diese Technologieimporte durchführten<br />

<strong>und</strong> somit zum „Han<strong>de</strong>lsbilanz<strong>de</strong>fizit" <strong>de</strong>s<br />

Bereichs beitrugen, wiesen hohe Gewinne aus. Es<br />

scheint, daß diese Geschäfte trotz <strong>de</strong>r Refinanzierungsschwierigkeiten<br />

auch in <strong>de</strong>n 80er Jahren noch<br />

recht erfolgreich waren, weil KoKo sein Risiko immer<br />

besser absicherte <strong>und</strong> im übrigen sehr hohe Aufschläge<br />

(42 % für Gewinn <strong>und</strong> Kosten) berechnete.<br />

Die Gewinne <strong>de</strong>r KoKo-AHB sind somit im Zusam-

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