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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Übernahme von Abfallstoffen<br />

Mit <strong>de</strong>r Abnahme <strong>und</strong> Beseitigung von Abfallstoffen<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik unter Einschluß <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

Berlin <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Weiterleitung auf Müll<strong>de</strong>ponien in <strong>de</strong>r<br />

DDR wur<strong>de</strong>n Verrechnungseinheiten, bei <strong>de</strong>r Abnahme<br />

von Abfallstoffen aus an<strong>de</strong>ren westlichen<br />

Län<strong>de</strong>rn konvertible Devisen erwirtschaftet. Diese<br />

Müllgeschäfte wur<strong>de</strong>n gleichfalls über KoKo organisiert,<br />

wobei Schalck mit <strong>de</strong>n westlichen Partnern verhan<strong>de</strong>lte<br />

<strong>und</strong> seinerseits Investitionen für die Müll<strong>de</strong>ponien<br />

in <strong>de</strong>r Regel in Mark <strong>de</strong>r DDR, soweit<br />

erfor<strong>de</strong>rlich jedoch auch in Devisen, vornahm.<br />

Volkswirtschaftlich gesehen war das Müllgeschäft<br />

ein Dienstleistungsexport.<br />

Geld- <strong>und</strong> Finanzanlagen<br />

Schließlich versuchte <strong>de</strong>r Bereich KoKo stets, ungeb<strong>und</strong>ene<br />

Mittel für die Devisenerwirtschaftung einzusetzen.<br />

Dabei beschränkte sich das Engagement<br />

vornehmlich auf Termingeldanlagen bei ausländischen<br />

Banken. Erst En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre ließ sich Ko-<br />

Ko, wenngleich in einem sehr geringen Umfang, auf<br />

das Wertpapiergeschäft ein.<br />

KoKo beteiligte sich auch an diversen ausländischen<br />

Unternehmen — etwa an <strong>de</strong>r Zermatter Sunegga-<br />

Standseilbahn in erster Linie zum Zweck einer hohen<br />

Verzinsung <strong>de</strong>s eingesetzten Kapitals. Im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r von KoKo eingegangenen Beteiligungen an ausländischen<br />

Unternehmen wur<strong>de</strong> Kapital allerdings<br />

längerfristig geb<strong>und</strong>en. Angesichts <strong>de</strong>r stetig wachsen<strong>de</strong>n<br />

Devisenengpässe <strong>de</strong>r DDR hätte <strong>de</strong>r Bereich<br />

im Gr<strong>und</strong>satz ausschließlich liquiditätsnahe Anlagen<br />

präferieren müssen.<br />

d) KoKo-Aktivitäten in Wahrnehmung spezieller<br />

Aufgaben für Staat <strong>und</strong> Partei<br />

Der Bereich KoKo bzw. sein Leiter führte über die<br />

Wahrnehmung <strong>de</strong>r bisher beschriebenen Aufgaben<br />

hinaus auch spezielle Aufträge für die Staats- <strong>und</strong><br />

Parteiführung aus. Sie hingen zum Teil mit diesen<br />

Aufgaben eng zusammen, gingen jedoch gleichzeitig<br />

darüber hinaus, da es sich auch um die Übernahme<br />

von Regierungs- bzw. Verwaltungsaufgaben han<strong>de</strong>lte.<br />

Dazu zählt insbeson<strong>de</strong>re die Schalck übertragene<br />

Aufgabe, Verhandlungen mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland im Rahmen <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen<br />

zu führen. In Wahrnehmung dieses Mandats<br />

verhan<strong>de</strong>lte Schalck erstmalig in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte<br />

<strong>de</strong>r 60er Jahre mit <strong>de</strong>m damaligen Berliner Wirt<br />

-schaftssenator Karl König, in <strong>de</strong>r Folgezeit mit allen<br />

Bonner Regierungen. Er war zuständig für die Abkommen<br />

betreffend die Transitpauschale, <strong>de</strong>n Autobahnbau,<br />

die Postgebühren etc. In diesen Verhandlungen<br />

war es das Interesse <strong>de</strong>r DDR, möglichst hohe<br />

Transferleistungen aus öffentlichen Haushalten <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zu erhalten. Diese Zielsetzung<br />

entsprach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bereichs KoKo, da ein Teil<br />

dieser Transferleistungen offenbar <strong>de</strong>m Bereich zu-<br />

gute kam. In einem seiner „KoKo-Erfolgsberichte",<br />

mit <strong>de</strong>m er 1989, vermutlich nach <strong>de</strong>m 9. November,<br />

für seinen Bereich warb, spricht Schalck von Abführungen<br />

„aus Transferleistungen <strong>de</strong>r BRD." Die ausgewiesenen<br />

Beträge entsprechen allerdings ziemlich<br />

genau <strong>de</strong>n öffentlichen Transferleistungen aus <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik, die überwiegend direkt ans das<br />

MdF gingen. In seinen Aussagen nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> hat<br />

Schalck weiterhin die Transferleistungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

voll auf sein Erfolgskonto verbucht —<br />

ohne zwischen seinen persönlichen Verhandlungserfolgen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m ökonomischen Beitrag <strong>de</strong>s Bereichs<br />

zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Am Beispiel <strong>de</strong>r Vereinbarung über <strong>de</strong>n Autobahnbau<br />

Hamburg — Berlin wird die Verknüpfung zwischen<br />

<strong>de</strong>m staatlichen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m einzelwirtschaftlichen<br />

Interesse <strong>de</strong>s Bereichs KoKo <strong>de</strong>utlich. Schalck<br />

führte die Verhandlungen mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik,<br />

<strong>de</strong>r Bereich KoKo wickelte <strong>de</strong>n Bau ab, vereinnahmte<br />

die west<strong>de</strong>utschen Zahlungen <strong>und</strong> stellte dafür die<br />

vertragsgemäßen Leistungen <strong>de</strong>r DDR vorwiegend<br />

gegen Mark-Zahlungen bereit.<br />

Über die Verhandlungsaktivitäten hinaus beschaffte<br />

Schalck Kredite für <strong>de</strong>n Staat auf <strong>de</strong>n internationalen<br />

Finanzmärkten, gleichzeitig war er auch Kreditgeber.<br />

Erwähnenswert ist <strong>de</strong>r sogenannte AWEKO-Kre-<br />

dit aus <strong>de</strong>n Jahren 1989/90 in Höhe von 2 Mrd. US<br />

-Dollar, die <strong>de</strong>r Bereich KoKo über die DABA AG <strong>de</strong>m<br />

MdF, allerdings nur noch teilweise, zur Verfügung<br />

stellen konnte. Schalck <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bereich waren auch<br />

in Schul<strong>de</strong>ndienstleistungen involvie rt. Schalck <strong>und</strong><br />

König war von Mittag die Verantwortung zur Sicherung<br />

<strong>de</strong>r ständigen Zahlungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR übertragen<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Auch die Leitung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bereich unterstellten Auslandsfirmen,<br />

die zum Teil <strong>de</strong>r Partei gehörten, zählte<br />

zu <strong>de</strong>n speziellen Aufgaben, die für Staat <strong>und</strong> Partei -<br />

wahrgenommen wur<strong>de</strong>n. Desgleichen war KoKo in<br />

die Hilfeleistungen <strong>de</strong>r DDR für befre<strong>und</strong>ete sozialistische<br />

Län<strong>de</strong>r sowie Zahlungen an westliche kommunistische<br />

Parteien involviert.<br />

3. Komplementaritäts- <strong>und</strong><br />

Konfliktbeziehungen <strong>de</strong>r KoKo-Aufgaben<br />

Mit <strong>de</strong>r Schaffung von KoKo verfügte die DDR über<br />

ein flexibles Instrument, das es offenbar in dieser<br />

Form in an<strong>de</strong>ren sozialistischen Planwirtschaften<br />

nicht gab. Dafür wur<strong>de</strong> in Kauf genommen, daß es<br />

neben <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission unterstehen<strong>de</strong>n<br />

Außenwirtschaftsbeziehungen, die voll <strong>de</strong>n<br />

Regeln <strong>de</strong>r Zentralverwaltungswirtschaft gehorchten,<br />

einen quantitativ be<strong>de</strong>utsamen Bereich <strong>de</strong>r Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

( „ zweiter Außenhan<strong>de</strong>l" )<br />

gab, <strong>de</strong>r selbständig agieren konnte <strong>und</strong> durch seine<br />

direkte Anbindung an die Führungsspitze über erhebliche<br />

Macht verfügte. Während zur Durchsetzung<br />

<strong>de</strong>s staatlichen Interesses in <strong>de</strong>r DDR ein dichtes<br />

Netz von staatlichen Kontrollinstanzen geschaffen<br />

wor<strong>de</strong>n war, stand KoKo außerhalb dieses Kontrollgefüges.

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