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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Gewährleistung <strong>de</strong>r Rückzahlbarkeit <strong>de</strong>r aufgenommenen<br />

Devisenkredite, wur<strong>de</strong> das Ziel <strong>de</strong>r<br />

Effizienzsteigerung <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft<br />

nicht erreicht. Das lag einerseits am relativ geringen<br />

Umfang dieser Technologieimporte an <strong>de</strong>n<br />

Gesamtinvestitionen, jedoch auch an ihrer mangeln<strong>de</strong>n<br />

Paßfähigkeit unter technischem Aspekt<br />

(höhere Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen für Vorprodukte)<br />

<strong>und</strong> schließlich an <strong>de</strong>n Mechanismen <strong>de</strong>r Planwirtschaft,<br />

auf die von <strong>de</strong>r westlichen Technologie<br />

stören<strong>de</strong> Einflüsse ausgingen <strong>und</strong> die umgekehrt<br />

die Produktivitäts- <strong>und</strong> Wachstumseffekte dieser<br />

Investitionen nicht zur vollen Entfaltung gelangen<br />

ließen.<br />

Die über <strong>de</strong>n KoKo-Bereich durchgeführten Technologieimporte<br />

steigerten die Produktivität <strong>und</strong><br />

das Wachstum <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft je<strong>de</strong>nfalls nur<br />

in unzureichen<strong>de</strong>m Maße, so daß <strong>de</strong>r Verschuldungsanstieg<br />

nicht spürbar gebremst wur<strong>de</strong>. Ursächlich<br />

dafür war nicht etwa ein Versagen Ko-<br />

Kos, son<strong>de</strong>rn die Tatsache, daß die<br />

Technologieimporte eher Fremdkörper im planwirtschaftlichen<br />

System blieben. Der Bereich Ko-<br />

Ko konnte nur einzelne von ihm vorfinanzierte<br />

Projekte prüfen. Ihr Einbau in die Binnenwirtschaft<br />

war Aufgabe <strong>de</strong>r SPK. Es bleibt also lediglich<br />

festzustellen, daß <strong>de</strong>r Beitrag KoKos zur Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

<strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft bereits in <strong>de</strong>n<br />

70er Jahren mehr o<strong>de</strong>r weniger verpuffte. Eine<br />

nachhaltige Steigerung <strong>de</strong>r Effizienz <strong>de</strong>r DDR-<br />

Volkswirtschaft hat in dieser Zeit je<strong>de</strong>nfalls nicht<br />

stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>r 80er Jahre trat dann das Devisenerwirtschaftungsziel<br />

ein<strong>de</strong>utig in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>.<br />

Es kam nunmehr (1982) darauf an — zum<br />

Teil unter äußerst kurzfristigem Aspekt —, um je<strong>de</strong>n<br />

Preis Devisen zu erwirtschaften, <strong>und</strong> damit<br />

die drohen<strong>de</strong> Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>r DDR zu<br />

verhin<strong>de</strong>rn. Dazu leistete KoKo einen sicherlich<br />

nicht zu vernachlässigen<strong>de</strong>n Beitrag. Allerdings<br />

kam es dadurch verstärkt zu realen Effekten (insbeson<strong>de</strong>re<br />

Struktureffekten), die auf mittlere bis<br />

längere Sicht dazu angetan waren, die Effizienz<br />

<strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft zu beeinträchtigen.<br />

— Ab 1986 unternahm die DDR-Führung noch einmal<br />

einen verzweifelten Versuch, durch forcierte<br />

Technologieimporte, die in <strong>de</strong>n 90er Jahren die<br />

Effizienz <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft nachhaltig steigern<br />

sollten, das Blatt zu wen<strong>de</strong>n. Dabei hatte wie<strong>de</strong>rum<br />

KoKo die Aufgabe, Technologieimporte<br />

durchzuführen, zu finanzieren <strong>und</strong> — teilweise<br />

auch — bei <strong>de</strong>r Projektevaluierung mitzuwirken,<br />

um die Devisenrentabilität <strong>de</strong>r Investitionen sicherzustellen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs mit <strong>de</strong>r letztgenannten<br />

Aufgabe war KoKo jedoch überfor<strong>de</strong>rt, zumal <strong>de</strong>r<br />

Bereich auch Impo rte aufgr<strong>und</strong> von Beschlüssen<br />

<strong>de</strong>r politischen Führung durchführen mußte, von<br />

<strong>de</strong>nen abzusehen war, daß sie nicht zur Stärkung<br />

<strong>de</strong>r Exportfähigkeit <strong>de</strong>r DDR in das NSW beitragen<br />

wür<strong>de</strong>n. Schalck hat offenbar im Rahmen dieser<br />

Strategie <strong>de</strong>r kreditfinanzierten Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Aufbaus einer mikroelektronischen<br />

Industrie, die eine Art Verzweiflungsakt <strong>de</strong>s Politbüros<br />

war, loyal mitgewirkt, obgleich er erkennen<br />

mußte, daß diese Politik die Probleme <strong>de</strong>r DDR<br />

nicht wür<strong>de</strong> lösen können, son<strong>de</strong>rn sie eher noch<br />

verschärfen wür<strong>de</strong>.<br />

Für Schalck hatte in dieser Phase — vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r immer bedrohlicher wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Verschuldungssituation<br />

die Bildung von Reserven für<br />

die absehbare Schul<strong>de</strong>nkrise Vorrang. Die Devisenerwirtschaftung<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich wuchs in<br />

dieser Phase nicht weiter an, obwohl dazu offenbar<br />

vermehrte Anstrengungen unternommen<br />

wur<strong>de</strong>n. Der Bereich war an <strong>de</strong>n Grenzen seines<br />

Wachstums angelangt. Das absehbare Scheitern<br />

<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierungspolitik in <strong>de</strong>n 90er Jahren<br />

hätte auch zu einem Rückgang <strong>de</strong>r Deviseneinnahmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs geführt — es sei <strong>de</strong>nn, er<br />

wäre als bevorzugter Gläubiger <strong>de</strong>s Planbereichs<br />

behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n.<br />

Alles in allem läßt sich <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> gegenüber<br />

KoKo erhobene Vorwurf, KoKo sei „<strong>de</strong>r Totengräber<br />

<strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft" gewesen, nicht belegen.<br />

Der Bereich war nicht schlechter, aber auch nicht<br />

besser als das Wi rtschaftssystem <strong>de</strong>r DDR. Schalck<br />

hat sich durchaus bemüht, die durch die Son<strong>de</strong>rvollmachten<br />

<strong>de</strong>s Bereichs gegebenen Möglichkeiten<br />

auch im Interesse <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft optimal<br />

zu nutzen. Er hatte dabei zwar offensichtlich immer<br />

gleichfalls auch das einzelwirtschaftliche Interesse<br />

<strong>de</strong>s Bereichs im Auge; doch daß er in <strong>de</strong>ssen Interesse<br />

die DDR-Volkwirtschaft ausgesaugt habe, läßt<br />

sich so nicht behaupten. Dieser Eindruck resultiert<br />

daraus, daß für Schalck — aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s drohen<strong>de</strong>n<br />

Bankrotts — die Erhaltung <strong>de</strong>r Devisenliquidität unter<br />

immer kurzfristigerem Aspekt zum alles beherrschen<strong>de</strong>n<br />

Ziel <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs wur<strong>de</strong>.<br />

Zu diesem Zwecke mußte er zwangsläufig auf eine<br />

maximale Erwirtschaftung von Devisen setzen <strong>und</strong><br />

dabei negative reale Effekte in <strong>de</strong>r Volkswirtschaft in<br />

Kauf nehmen.<br />

Schalck bzw. KoKo hatten jedoch auch keine realen<br />

Möglichkeiten zu verhin<strong>de</strong>rn, daß die DDR immer<br />

mehr in <strong>de</strong>n Teufelskreis von Kreditaufnahmen für<br />

<strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst, wachsen<strong>de</strong>r Verschuldung <strong>und</strong><br />

erneuter, höherer Kreditaufnahme hineingeriet. Im<br />

KoKo-Bereich selbst fand keine echte Wertschöpfung<br />

statt, <strong>de</strong>r zusätzliche Expo rt aus Ressourcen <strong>de</strong>r Binnenwirtschaft<br />

erreichte schon früh seine Grenzen,<br />

<strong>und</strong> eine nachhaltige Effizienzsteigerung durch die<br />

Technologieimporte scheiterte gleichfalls am System.<br />

Zur Verhin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Devisenbankrotts konnte<br />

Schalck schließlich nur noch auf Zeit spielen <strong>und</strong> darauf<br />

hoffen, daß die B<strong>und</strong>esrepublik — im Falle <strong>de</strong>s<br />

Falles — aus innen- wie außenpolitischen Grün<strong>de</strong>n<br />

die DDR stabilisieren wür<strong>de</strong>.<br />

Der Bereich KoKo selbst blieb liqui<strong>de</strong> <strong>und</strong> hat ohne<br />

zu produzieren Devisen akkumuliert. Dies ist jedoch<br />

nicht einer hohen mikroökonomischen Effizienz <strong>de</strong>s<br />

Bereichs zuzuschreiben, son<strong>de</strong>rn ein<strong>de</strong>utig seiner<br />

Son<strong>de</strong>rstellung, die ihm ermöglichte,<br />

— die privaten Transfers aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik abzuschöpfen<br />

<strong>und</strong> für <strong>de</strong>n Bereich verfügbar zu machen;<br />

— Teile <strong>de</strong>r öffentlichen Transferleistungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

(im Rahmen <strong>de</strong>r sogenannten Kir-

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