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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Nicht aufgeklärt ist, welcher Inhalt sich in <strong>de</strong>m<br />

Schließfach von Sigrid Schalck-Golodkowski befand,<br />

das sie vom 29. August 1989 bis 22. Januar 1990 bei<br />

<strong>de</strong>r Otto Scheurmann Bank-KG in Berlin (West) angemietet<br />

hatte. Konkrete Anhaltspunkte dafür, daß in<br />

<strong>de</strong>m Schließfach auch beiseite geschafftes Vermögen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung aufbewahrt<br />

wur<strong>de</strong>, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß bislang<br />

nicht gef<strong>und</strong>en.<br />

Fest steht bisher nur, daß am 22. Januar 1990 das<br />

Schließfach durch Christa Wachsen, West-Berliner<br />

Mitarbeiterin <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> Vertraute von Sigrid Schalck-Golodkowski,<br />

aufgelöst wur<strong>de</strong>. An diesem Tag zogen Schalck-Golodkowskis<br />

in die Berghütte am Samerberg um, <strong>und</strong><br />

ihre Befragung durch <strong>de</strong>n BND begann. Frau Christa<br />

Wachsen entnahm - nach ihrer Bek<strong>und</strong>ung - <strong>de</strong>m<br />

Schließfach drei Briefumschläge <strong>de</strong>r Größe DIN A 4.<br />

Die verschlossenen Umschläge waren, so gab sie an,<br />

von leichtem Gewicht <strong>und</strong> besaßen jeweils die Dicke<br />

eines Schreibblocks. Diese Umschläge gab Christa<br />

Wachsen an Sigrid Schalck-Golodkowski weiter. Welchen<br />

Inhalt die Briefumschläge hatten, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

nicht aufklären können. Sigrid<br />

Schalck-Golodkowski hat zu diesem Vorgang die<br />

Aussage vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin verweigert. Ihr Mann erklärte gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß, keine Kenntnisse<br />

über das Schließfach seiner Frau zu besitzen.<br />

b) Kontakte Dr. Schalck-Golodkowskis zu<br />

staatlichen Stellen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

aa) Befragungen durch <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>esnachrichtendienst<br />

Der BND hatte zu Dr. Schalck-Golodkowski bis zum 12.<br />

Januar 1990 keinen Kontakt. Präsi<strong>de</strong>nt Dr. Wieck war<br />

zwar an einer Kontaktaufnahme mit Dr. Schalck-Golodkowski<br />

in <strong>de</strong>r Haftanstalt Moabit interessiert, dies<br />

wur<strong>de</strong> ihm jedoch von Staatsminister Dr. Lutz Stavenhagen<br />

untersagt. Während <strong>de</strong>s Aufenthalts in <strong>de</strong>r Haftanstalt<br />

Moabit bemühten sich lediglich „befre<strong>und</strong>ete"<br />

ausländische Dienste um Gespräche mit Dr. Schaick-<br />

Golodkowski, die dieser sämtlich ablehnte.<br />

Vermutungen, daß Dr. Schalck-Golodkowski schon in<br />

<strong>de</strong>n Jahren zuvor Verbindungen zum BND hatte, haben<br />

sich nicht bestätigt. Der BND hatte ihm zum<br />

Zweck <strong>de</strong>r Befragung - wie üblich - intern <strong>de</strong>n Decknamen<br />

„Schneewittchen" gegeben. Dem Untersuchungsausschuß<br />

war bekannt, daß beim BND bereits<br />

Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre ein „Schneewittchen" geführt<br />

wur<strong>de</strong>. Der BND hat hierzu erklärt, er habe diesen<br />

Decknamen in <strong>de</strong>r Vergangenheit mehrmals benutzt.<br />

Seit 1954 habe es - vor Dr. Schalck-Golodkowski -<br />

sechs an<strong>de</strong>re „Schneewittchen" gegeben. Dr.<br />

Schalck-Golodkowski habe seinen Decknamen erst<br />

erhalten, als er <strong>de</strong>m BND mitgeteilt habe, daß er aussagen<br />

wolle.<br />

Drei Tage nach seiner Entlassung aus <strong>de</strong>r Haftanstalt<br />

Moabit wandte sich Dr. Schalck-Golodkowski auf Anraten<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esinnenministers Dr. Wolfgang Schäuble<br />

an <strong>de</strong>n BND. Dr. Schäuble hatte zuvor die Bereitschaft<br />

von Dr. Schalck-Golodkowski, <strong>de</strong>m BND als<br />

Auskunftsperson zur Verfügung zu stehen, an <strong>de</strong>n<br />

Staatsminister beim B<strong>und</strong>eskanzler, Dr. Lutz Stavenhagen,<br />

<strong>de</strong>m Koordinator <strong>de</strong>r Nachrichtendienste im<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt, übermittelt. Dr. Schäuble regte<br />

an, von diesem Angebot Gebrauch zu machen.<br />

Die direkte Vermittlung Dr. Schalck-Golodkowskis an<br />

<strong>de</strong>n BND erfolgte am 12. Januar 1990 durch seinen<br />

Münchner Rechtsanwalt Dr. Khadjavi, in <strong>de</strong>ssen<br />

Kanzlei <strong>de</strong>r Sohn von Dr. Franz Josef Strauß, Max Josef<br />

Strauß, tätig ist, <strong>und</strong> mit Hilfe <strong>de</strong>s Staatssekretärs<br />

in <strong>de</strong>r bayerischen Staatsregierung Dr. Peter Gauweiler.<br />

Noch am selben Tag suchten zwei BND-Mitarbeiter<br />

Dr. Khadjavi in seiner Münchner Kanzlei auf, um<br />

sich mit ihm über die Modalitäten <strong>de</strong>r Befragung zu<br />

verständigen. Die über Dr. Khadjavi geäußerten Wünsche<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis, wur<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m<br />

Gespräch vom BND in einem Vermerk nie<strong>de</strong>rgelegt,<br />

<strong>de</strong>r sog. Wunschliste. Dr. Schalck-Golodkowski erklärte<br />

sich anschließend jedoch auch ohne Zugeständnisse<br />

<strong>de</strong>s BND zu einer Zusammenarbeit bereit.<br />

In <strong>de</strong>r Zeit vom 22. Januar bis zum 16. März 1990 fand<br />

die Hauptbefragung Dr. Schalck-Golodkowskis statt.<br />

Leiten<strong>de</strong> Mitarbeiter <strong>de</strong>s BND führten mit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski insgesamt 31 Gespräche, bei<br />

<strong>de</strong>nen seine Frau teilweise anwesend war. Über die<br />

Gespräche fertigte <strong>de</strong>r BND keine Wortprotokolle,<br />

son<strong>de</strong>rn zusammenfassen<strong>de</strong> Aktenvermerke an.<br />

Die Befragungen wur<strong>de</strong>n gezielt durchgeführt, da <strong>de</strong>r<br />

BND bereits gute Kenntnisse über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung besaß. Schwerpunkte <strong>de</strong>r<br />

Gespräche waren neben <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung das MfS, die Verschul<strong>de</strong>nslage <strong>de</strong>r<br />

DDR sowie die Rolle <strong>de</strong>s damaligen Staats- <strong>und</strong> Regierungsapparats<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> seiner Repräsentanten.<br />

Die Hauptphase <strong>de</strong>r Befragung dauerte bis zum 16.<br />

März 1990. Aus Anlaß <strong>de</strong>s Abschlusses <strong>de</strong>r Hauptphase<br />

<strong>de</strong>r Befragung gab <strong>de</strong>r damalige Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes, Dr. Wieck, für die Eheleute<br />

Schalck-Golodkowski ein Aben<strong>de</strong>ssen. Im Verlauf<br />

dieses Aben<strong>de</strong>ssens machte er <strong>de</strong>n Eheleuten<br />

Schalck-Golodkowski das Angebot, auf Kosten <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes zwei Wochen Urlaub in<br />

Italien zu machen. Die Reise wur<strong>de</strong> jedoch nie durchgeführt.<br />

Bis zum 3. Oktober 1990 fan<strong>de</strong>n eine Reihe von einzelnen<br />

Treffen mit Dr. Schalck-Golodkowski statt. Beispielsweise<br />

wur<strong>de</strong>n dabei auf Vermittlung von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski Gespräche mit Gerhardt Ronneberger,<br />

früherer erster Stellvertreter <strong>de</strong>s Generaldirektors<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import, <strong>und</strong> Dr.<br />

Günther Forgber, Geschäftsführer <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Günther Forgber Wahrnehmung von Interessen für<br />

Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l, geführt.<br />

Mit Vollendung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Einheit en<strong>de</strong>te gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

die Zuständigkeit <strong>de</strong>s BND für das Gebiet <strong>de</strong>r<br />

früheren DDR. Ab dieser Zeit beschränkte sich die Befragung<br />

auf einige wenige Einzeltreffen, die z. B. auf<br />

Ersuchen Dr. Schalck-Golodkowskis o<strong>de</strong>r auf Bitte<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums <strong>de</strong>r Finanzen durchgeführt<br />

wur<strong>de</strong>n. Ab März 1991 gab es seitens <strong>de</strong>s BND keine<br />

Befragungen mehr.

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