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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

jene Lieferungen bezeichnet, die nicht für <strong>de</strong>n Weiterverkauf,<br />

son<strong>de</strong>rn für <strong>de</strong>n Verbleib bei Dienststellen<br />

innerhalb <strong>de</strong>r DDR (z.B. MfS) bestimmt waren. So vermittelte<br />

Schulz 1985 die Lieferung von 100 Scharfschützengewehren<br />

HK 33 SG/1 (Heckler & Koch), 30<br />

Nachtsichtgeräten O rion 80 (Carl Zeiss Oberkochen)<br />

<strong>und</strong> 100 Maschinenpistolen MP 5 K (Heckler & Koch).<br />

Das Geschäft wur<strong>de</strong> über die juristisch selbständige<br />

Heckler & Koch U.K. Ltd. in London <strong>und</strong> die Spedition<br />

Jeppesen Heaton Ltd. abgewickelt, die direkt nach<br />

Rostock lieferte. Schulz besorgte auch das für eine Exportgenehmigung<br />

durch die britischen Behör<strong>de</strong>n notwendige<br />

Endusercertificate. Als offizieller „Enduser"<br />

war hier die kolumbianische Polizei angegeben. Ein<br />

weiteres Geschäft mit Waffen von Heckler & Koch vermittelte<br />

Schulz ein Jahr später. Es han<strong>de</strong>lte sich um<br />

100 Scharfschützengewehre <strong>de</strong>s Typs PSG-1, die<br />

nach gleichem Muster geliefert wur<strong>de</strong>n (Dokument-<br />

Nr. 368).<br />

Mit Schreiben vom 29. Juni 1988 übermittelte Dr.<br />

Schalck-Golodkowski Erich Mielke eine Übersicht<br />

über die in <strong>de</strong>r zweiten Augusthälfte 1988 zu liefern<strong>de</strong>n<br />

Waffen <strong>und</strong> die dazugehörige Munition. Gleichzeitig<br />

machte er Vorschläge für <strong>de</strong>ren Verteilung an<br />

Spezialeinheiten <strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>s MdI (Dokument-<br />

Nr. 369). Bei <strong>de</strong>m Material, bei <strong>de</strong>ssen Beschaffung<br />

wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>r Waffenhändler Karl-Heinz Schulz mitwirkte,<br />

han<strong>de</strong>lte es sich überwiegend um Maschinenpistolen<br />

5-KA 5 sowie um verschie<strong>de</strong>ne Munitionstypen,<br />

die von Heckler & Koch U.K. Ltd. in London bezogen<br />

wer<strong>de</strong>n sollten. Auch hier wur<strong>de</strong> ein kolumbianisches<br />

Endusercertificate durch Karl-Heinz Schulz<br />

gegen Vorauskasse <strong>de</strong>r WITRA GmbH in Höhe von<br />

50.000 USD beschafft (Dokument-Nr. 370-371). Der<br />

Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß die Lieferung<br />

nicht realisiert wur<strong>de</strong>. Der damalige Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Heckler & Koch U.K. Ltd., Karl-Ernst<br />

Sinn, hat in seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

hierzu ausgesagt, daß ihm in <strong>de</strong>n Papieren<br />

zu diesem Geschäft Unstimmigkeiten aufgefallen<br />

seien. Er habe sich daraufhin mit <strong>de</strong>r Defence Export<br />

Services Organisation in Verbindung gesetzt,<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Nachforschungen hätten ergeben, daß mit<br />

<strong>de</strong>r Geschäftskonstruktion etwas nicht stimmte. Er<br />

habe daraufhin Karl-Heinz Schulz die Ablehnung <strong>de</strong>s<br />

Geschäfts erklärt. Durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

ist nicht festgestellt wor<strong>de</strong>n, ob Karl-Heinz<br />

Schulz <strong>de</strong>n Vorschuß von 50.000 USD zurückzahlte.<br />

Aus Unterlagen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses ergibt<br />

sich eine weitere Lieferung von Waffen <strong>de</strong>s Herstellers<br />

Heckler & Koch in die DDR. Es han<strong>de</strong>lte sich<br />

um eine Lieferung vom 25. Oktober 1983 über<br />

- 100 Maschinenpistolen MP 5 SD<br />

- 100 Maschinenpistolen MP 5 K<br />

- 50 vollautomatische Gewehre HK 33 SG 1<br />

- 10 passive Nachtsichtgeräte O rion 80.<br />

Die Waffen wur<strong>de</strong>n mit einer Kriegswaffenkontrollgesetzgenehmigung<br />

über die Ballistic & Defence Products<br />

Wehrtechnik GmbH, Graz (Österreich), mit<br />

Weiterleitungsvermerk an das Verteidigungsministerium<br />

in Dacca/Bangla<strong>de</strong>sch durch Heckler & Koch am<br />

25. November 1983 ausgeführt. Der Transport erfolgte<br />

durch die Deutsche B<strong>und</strong>esbahn von Oberndorf nach<br />

Graz. Ein Endusercertificate lag vor. Offensichtlich<br />

wur<strong>de</strong>n die Waffen nicht nach Bangla<strong>de</strong>sch weitergeleitet.<br />

Ein Teil <strong>de</strong>r Waffen wur<strong>de</strong> im Dezember 1989<br />

im Bereich Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>r Wallstraße<br />

gef<strong>und</strong>en. Anhand <strong>de</strong>r Waffennummern<br />

konnte zu<strong>de</strong>m festgestellt wer<strong>de</strong>n, daß sich weitere<br />

Waffen aus dieser Lieferung bei ehemaligen Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>s MdI befan<strong>de</strong>n.<br />

Darüber hinaus lieferte Karl-Heinz Schulz auch Waffen,<br />

die für <strong>de</strong>n Weiterverkauf durch die IMES GmbH<br />

bestimmt waren. So z.B. 10.000 Pistolen belgischer<br />

Herkunft <strong>de</strong>s Typs FN Baby, die an <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Organisation<br />

„Carlos" nahestehen<strong>de</strong>n Waffenhändler Nicola<br />

Beshara Nicola geliefert wur<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> 500 Pistolen Sig<br />

Sauer 7,65 mm mit von <strong>de</strong>m Unternehmen Beij-ma<br />

hergestellten Schalldämpfern, die für die PLO bestimmt<br />

waren (Dokument-Nr. 368). Karl-Heinz Schulz<br />

hat in seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vor allem die Beschaffung von Endusercertificates<br />

bestritten. Der Untersuchungsausschuß hat<br />

keine Veranlassung gehabt, am Wahrheitsgehalt <strong>de</strong>r<br />

ihm vorliegen<strong>de</strong>n Dokumente zu zweifeln, in <strong>de</strong>nen<br />

die erwähnten <strong>und</strong> zahlreiche an<strong>de</strong>re Geschäfte mit<br />

Schulz schlüssig belegt sind.<br />

Im August 1991 grün<strong>de</strong>te Schulz die Beij-ma Panama<br />

<strong>und</strong> kurze Zeit später die Beij-ma Military Department<br />

in Neuenhagen bei Berlin, die als Tochterunternehmen<br />

<strong>de</strong>r Beij-ma Panama ins Han<strong>de</strong>lsregister eingetragen<br />

wur<strong>de</strong>. Über das Neuenhagener Unternehmen,<br />

in <strong>de</strong>m auch <strong>de</strong>r ehemalige Gesellschafter <strong>und</strong><br />

Kontordirektor <strong>de</strong>r IMES GmbH, Hanno Schütte, beschäftigt<br />

ist, kaufte Schulz ausgemustertes Material<br />

aus früheren NVA-Bestän<strong>de</strong>n. Obwohl Schulz in seiner<br />

Vernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

die Eigentumsverhältnisse <strong>de</strong>r genannten Unternehmen<br />

zu verschleiern versucht <strong>und</strong> <strong>de</strong>tailliertere Angaben<br />

erst bei <strong>de</strong>r schriftlichen Korrektur <strong>de</strong>s Vernehmungsprotokolls<br />

gemacht hat, ist davon auszugehen,<br />

daß er <strong>de</strong>r alleinige bzw. Hauptanteilseigner aller genannten<br />

Unternehmen ist. So sind z.B. von 2.500 Aktien<br />

<strong>de</strong>r Beij-ma Panama nur zwei in Fremdbesitz. Zwar<br />

hat sich Schulz gegenüber <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

als „Strohmann" für Geldgeber im Hintergr<strong>und</strong><br />

auszugeben versucht, nähere Angaben konnte o<strong>de</strong>r<br />

wollte er hierzu jedoch nicht machen. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat keine Dokumente gesichtet, die<br />

darauf schließen lassen, daß Schulz fremdgesteuert<br />

<strong>und</strong> nicht in eigener Initiative <strong>und</strong> Verantwortung gehan<strong>de</strong>lt<br />

hat.<br />

e) Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m internationalen<br />

Terrorismus<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte mit Nicola Beshara Nicola<br />

Laut Aussage <strong>de</strong>s stellvertreten<strong>de</strong>n Leiters <strong>de</strong>r Abteilung<br />

XXII <strong>de</strong>s MfS (Antiterrorabteilung), Günter Jäkkel,<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß wur<strong>de</strong>n durch<br />

die Information eines mit <strong>de</strong>m MfS in Verbindung stehen<strong>de</strong>n<br />

syrischen Palästinensers Waffenkaufabsichten<br />

<strong>de</strong>s in Berlin (Ost) weilen<strong>de</strong>n Syrers Nicola Beshara<br />

Nicola bekannt. Er habe aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Weisung von<br />

Mielke, alle Möglichkeiten aus <strong>de</strong>r „operativen" Arbeit<br />

<strong>de</strong>s MfS für die Devisenbeschaffung <strong>de</strong>r DDR zu

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