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Drucksache 12/7600 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode
Da die Provisionsbelastung in aller Regel in den Lieferpreisen
westlicher Verkäufer antizipiert wurde,
dürften sich für die Volkswirtschaft der DDR insgesamt
weder positive noch negative reale Effekte ergeben
haben. Die Provisionszahlungen erfolgten zu
Lasten der Plan AHB und damit des gesamten staatlich
geplanten Bereichs und zugunsten des Bereichs
KoKo, der allein aufgrund des Vertretermonopols aus
jeder Außenhandelsaktivität der DDR-Volkswirtschaft
mit den westlichen Ländern Erlöse in konvertiblen
Devisen oder aber in Verrechnungseinheiten erhielt.
deutschen Beziehungen seit Beginn der 70er Jahre.
Der Reiseverkehr in die DDR erhöhte sich deutlich.
Nach Volze sollen sich die Intershopumsätze 1971 auf
170 Mio. VM, 1972 auf 243 Mio. VM und 1973 auf
277 Mio. VM belaufen haben. 51 )
Mit dem „Devisengesetz" vom 19. Dezember 1973 52 )
und fünf ergänzenden Durchführungsbestimmungen
wurde mit Wirkung vom 1. Februar 1974 ein neues
Devisenbewirtschaftungsgesetz in der DDR in Kraft
gesetzt. Danach mußten Deviseninländer nicht mehr
generell ihre konvertierbaren Westwährungen der
Industrie- und Handelsbank der DDR zum Kauf anbieten,
wobei für eine D-Mark eine Mark der DDR
ausgezahlt wurde. Ab diesem Datum konnten Devi-
d) Devisenabschöpfung durch sogenannte seninländer, wie z. B. Rentner oder Westbesucher in
Valutaplanträger
dringenden Familienangelegenheiten, die Bargeld in
Intershop
ausländischen Währungen in die DDR einführten
bzw. DDR-Bürger, die von Besuchern aus West-
Intershop wurde mit der Verfügung Nr. 61/66 des deutschland Geldgeschenke in konvertierbaren
Vorsitzenden des Ministerrates vom 1. Ap ril 1966 zu- Westwährungen erhielten, dieses Geld dem staatlisammen
mit Zentral-Kommerz GmbH, Intrac GmbH, chen Bankenapparat bis zu einer maximalen Höhe
Transinter GmbH und Genex direkt dem Minister für von 500 DM völlig legal vorenthalten, wenn sie diese
Außenhandel und innerdeutschen Handel unter- Mittel für den Kauf von Impo rten aus westlichen Länstellt.
48) Wie die anderen Gesellschaften wurde diese dern in den hierfür eingerichteten Sonderläden aus-
zu Anfang noch relativ kleine Firma dem Bereich gaben. Die bis dato vorgeschriebene generelle An-
Kommerzielle Koordinierung zugeordnet.
bietungspflicht ausländischer Zahlungsmittel für
Bürger der DDR war damit also aufgehoben. 53 )
Ziel von Intershop war von Anfang an die Devisenerwirtschaftung.
49) Devisenausländer konnten ihren Mit dieser Einführung der kleinen Devisenfreiheit so-
Bedarf an Reiseartikeln gegen konvertible Devisen in wie den verbesserten Reisemöglichkeiten sowohl in
den Intershopläden decken. Erst in den 70er Jahren die DDR als auch aus der DDR ergab sich für die DDR
wurde Intershop von erheblicher Bedeutung für die die Chance, erhebliche Deviseneinnahmen außer-
binnenländische Versorgung der DDR.
halb des Planes zu erzielen. Sowohl die westreisenden
DDR-Rentner als auch diejenigen, die im Rah-
Schon im Jahre 1955 waren zunächst in Rostock und men dringender Familienangelegenheiten reisen
dann später in Wismar Sonderläden für Schiffsreisen- durften, brachten erhebliche Devisen in die
de und für Matrosen eingerichtet worden, die ge- DDR. Westdeutsche und westberliner Besucher dürfmeinsam
vom Ministerium für Finanzen und dem ten aber die Hauptquelle der Devisenzuflüsse gewe-
Außenhandelsbetrieb Nahrung bet rieben wurden. sen sein.
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1962 wurde die Zentral-Kommerz GmbH gegründet,
die drei Intershopläden in Rostock und Leipzig be-
Als Beitrag zur Durchsetzung der Beschlüsse des IX.
trieb. In diesem Jahr wurde auch der Begriff Inters-
Parteitages der SED sowie zur Erreichung der von
hop eingeführt. „Intershop war zu keiner Zeit eine
diesem Parteitag für den Fünfjahrplanzeitraum
selbständige Handelsorganisation mit eigener Recht-
1976-1980 gefaßten Beschlüsse wurde „zur Verbesspersönlichkeit,
sondern immer nur eine Gattungsserung
der Warenbereitstellung gegenüber den Inbezeichnung
für Verkaufsstellen, in denen Westwatershop-Verkaufsstellen,
zur Konzentration aller
ren gegen Devisen verkauft wurden. " 50) Intershop Kräfte des Impo rts und des Großhandels und zum
gehörte zur Forum GmbH. Bet rieben wurden die Lä-
Aufbau und Einführung rationaler Methoden der Imden
in der Anfangszeit von Mitropa und den Interhoporttätigkeit
und Warenbewegung ein selbständiger
tels. Die Anzahl der Intershopläden stieg stetig. Sie
Außenhandelsbetrieb für den Intershop-Handel, die
waren in Überseehäfen, auf Flugplätzen, an Grenz-
Forum HmbH", gebildet. 54) Am 7. 12. 1976 wurde
übergangsstellen, an den Transitstrecken, in Auslän-
diese Handelsgesellschaft gegründet und dem KoKoderhotels
und in Leipzig zu finden. Das Warensorti- Bereich unterstellt.
ment blieb zunächst auf den reinen Reisebedarf Forum HmbH war als Großhändler für den Einkauf
beschränkt (Tabakwaren, Spirituosen, Süßwaren, des Intershop-Sortiments zuständig. Daneben kaufte
Kosmetika, Parfümerieartikel, einige Textilien, Uh- Forum als Großhandelsbetrieb auch für andere Deviren
und anderes).
seneinrichtungen westliche Güter ein, wie Schiffsversorgung,
Versina (Diplomatenbedarf) und zum
Die Umsätze von Intershop dürften zunächst beschei
Teil auch für die Genex GmbH. Entsprechend dieser
den gewesen sein. Volze schätzt den Umsatz für das
Aufgabenstellung waren der Forum HmbH alle not-
Jahr 1970 auf eine Größenordnung von 100 Mio. VM.
wendigen Vollmachten übertragen. Sie war
Die Bedeutung von Intershop erhöhte sich in den Alleinimporteur für Intershop-Waren, legte das zu
70er Jahren schnell. Beim Übergang zu den 80er Jah- handelnde Sortiment sowie die Preise fest, usw. Sie
ren kam der jährliche Umsatz schon in die Nähe von bediente sich weiterhin der Handelsorganisation
einer halben Milliarde. Diese Entwicklung war zu- Mitropa und Interhotel. Ab 1978 wurden auch durch
rückzuführen auf die Fortschritte in den deutsch- die HO Intershop-Verkaufsstellen eingerichtet. 55) Die