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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> dort mäßig bestraft, wie<strong>de</strong>rum einen schweizerischen<br />

Firmenmantel für die Untreuetaten zur Verfügung."<br />

(Schmidt, Uwe, „Regierungs- <strong>und</strong> Vereinigungskriminalität<br />

- OK-Strukturen aufgezeigt an Lagebild<br />

<strong>und</strong> Fallbeispielen", Kriminalistik, 1993, H. 8-<br />

9, 525-526, 532)<br />

f) Übernahme <strong>de</strong>s Außenwirtschaftsrechts<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Währungsunion wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utsche<br />

Warenverkehr mit Wirkung vom 1. Juli 1990 in<br />

großem Umfang liberalisiert. Zu diesem Zeitpunkt<br />

führte die DDR ein eigenes Ausfuhrkontrollsystem<br />

ein, das weitgehend mit <strong>de</strong>m Ausfuhrkontrollrecht<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland i<strong>de</strong>ntisch war. Die<br />

Liste <strong>de</strong>r zu kontrollieren<strong>de</strong>n Güter wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r<br />

DDR uneingeschränkt übernommen. Das Außenwirtschaftsrecht<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland wur<strong>de</strong><br />

ab <strong>de</strong>m 3. Oktober 1990 auf das Gebiet <strong>de</strong>r früheren<br />

DDR ausge<strong>de</strong>hnt.<br />

7. Zusammenfassung<br />

Ohne Embargoverstöße <strong>und</strong> die illegale Beschaffung<br />

westlicher Technologie wäre die Mikroelektronik in<br />

<strong>de</strong>r DDR auf einem wesentlich niedrigeren Niveau<br />

geblieben. So schätzten Experten aus <strong>de</strong>m Kombinat<br />

Mikroelektronik Erfurt 1987, daß die Einführung eines<br />

16-Bit-Mikroprozessorsystems im Kombinat Mikroelektronik<br />

ohne Unterstützung <strong>de</strong>s MfS nicht möglich<br />

gewesen wäre (Dokument-Nr. 566).<br />

Der Import von Embargogütern schuf überhaupt erst<br />

die Voraussetzungen, die Mikroelektronik in <strong>de</strong>r DDR<br />

zu entwickeln.<br />

Mit einer Medienkampagne feierte die DDR-Regierung<br />

im September 1988 die Übergabe <strong>de</strong>r ersten in<br />

<strong>de</strong>r DDR hergestellten 1-Megabit-Speicherschaltkreise<br />

<strong>und</strong> würdigte sie als „wichtige Arbeitsetappe zur<br />

Erfüllung <strong>de</strong>r Beschlüsse <strong>de</strong>s XI. Parteitags". Intern<br />

war allerdings durchaus bekannt, daß Höchststromimplanter<br />

für die Massenproduktion von 1-Megabit-<br />

Chips nicht in <strong>de</strong>r DDR produziert wur<strong>de</strong>n. (Vgl. mehrere<br />

Beiträge in: Neues Deutschland vom 13. September<br />

1988; Der Megabitspeicher <strong>und</strong> seine Wirkungen<br />

über <strong>de</strong>n Tag, in: Neues Deutschland vom 14. September<br />

1988.)<br />

Trotz Umgehung <strong>de</strong>r Embargobestimmungen gelang<br />

es <strong>de</strong>r DDR nicht, eine rentable Mikroelektronikindustrie<br />

aufzubauen. „Die Investitionen in die Mikroelektronik<br />

erwiesen sich als ein Milliar<strong>de</strong>ngrab", stellte<br />

<strong>de</strong>r Politikwissenschaftler Hans-Hermann Hertle daher<br />

fest <strong>und</strong> berief sich auf eine Analyse <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Staatlichen Plankommission, Gerhard<br />

Schürer, vom 30. Oktober 1989, in <strong>de</strong>r es, bezogen auf<br />

Güter <strong>de</strong>r Mikroelektronik, heißt: „Die Kosten für<br />

diese Erzeugnisse betragen z. Z. ein Mehrfaches <strong>de</strong>s<br />

internationalen Stan<strong>de</strong>s. Ihr Einsatz in <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> im Export muß gegenwärtig mit<br />

über 3 Mrd. Mark <strong>de</strong>r DDR pro Jahr gestützt wer<strong>de</strong>n. "<br />

(Hertle, Hans-Hermann, Staatsbankrott - <strong>de</strong>r ökonomische<br />

Untergang <strong>de</strong>s SED-Staates, Deutschland-Archiv,<br />

1992, Bd. 10; Schürers Krisen-Analyse, Deutschland-Archiv,<br />

1992, Bd. 10, S. 1113)<br />

Offene Fragen<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Beweiserhebung konnte eine Reihe<br />

wichtiger Fragen nicht geklärt wer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

wur<strong>de</strong>n die Fragen nicht beantwortet, ob <strong>und</strong> falls ja,<br />

in welcher Form die folgen<strong>de</strong>n ehemaligen Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

selbst Embargoware beschafften: F.<br />

C. Gerlach, AHB Elektrotechnik Export-Import, AHB<br />

Industrieanlagen-Import (IAI) <strong>und</strong> AHB WMW sowie<br />

<strong>de</strong>r AHB <strong>de</strong>s Kombinats Carl Zeiss Jena, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Kombinatsdirektor Wolfgang Biermann unterstand.<br />

Der Untersuchungsausschuß konnte auch die Frage<br />

nicht hinreichend beantworten, welche Rolle die<br />

BIEG bei <strong>de</strong>r Beschaffung von Embargowaren spielte,<br />

<strong>und</strong> in welchem Ausmaß das Unternehmen Alveco<br />

(Helmut Joseph) an <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>r Finanzierung<br />

beteiligt war. Ebenfalls noch unbeantwortet ist<br />

die Frage, in welcher Höhe Embargoware für die Aka<strong>de</strong>mie<br />

<strong>de</strong>r Wissenschaften eingeführt wur<strong>de</strong>. Klärungsbedürftig<br />

ist auch die Frage, welche Rolle die<br />

staatseigene DDR-Spedition Deutrans beim Transport<br />

von Embargoware in die DDR spielte. Außer<strong>de</strong>m<br />

bleibt offen, ob die DDR mit an<strong>de</strong>ren Staaten <strong>de</strong>s Rates<br />

für gegenseitige Wirtschaftshilfe bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

von Embargowaren zusammengearbeitet hat.<br />

II. Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Kommunistischen Partei (DKP)<br />

Die Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

hatte nicht nur Be<strong>de</strong>utung für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r DDR, sie spielte auch eine wichtige<br />

Rolle im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n politischen Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>r SED in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, insbeson<strong>de</strong>re<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r finanziellen Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Kommunistischen Partei (DKP). Die zu<br />

diesem Sachverhalt vor <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

gela<strong>de</strong>nen Zeugen verweigerten entwe<strong>de</strong>r unter Hinweis<br />

auf § 55 StPO jegliche Aussage o<strong>de</strong>r konnten<br />

o<strong>de</strong>r wollten zur Aufklärung nicht beitragen. Dazu<br />

gehörten auch die Zeugen Herbert Mies <strong>und</strong> Kurt<br />

Fritsch. Der ehemalige DKP-Vorsitzen<strong>de</strong> Herbert<br />

Mies <strong>und</strong> das für die Finanzen <strong>de</strong>r Partei bis 1990 zuständige<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Präsidiums <strong>und</strong> Sekretariats<br />

<strong>de</strong>s DKP-Parteivorstan<strong>de</strong>s, Kurt Fritsch, hätten <strong>de</strong>n<br />

besten Überblick über die Geldströme haben müssen,<br />

die von <strong>de</strong>r SED an die DKP <strong>und</strong> in <strong>de</strong>ren Vorfeldorganisationen<br />

geflossen sind. So liegt <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zu <strong>de</strong>n Finanzierungsabsprachen<br />

ein Schreiben von Mies an Honecker vom September<br />

1989 vor, in <strong>de</strong>m Mies um finanzielle Unterstützung in<br />

Höhe von 64 Mio. DM bat. In diesem Schreiben wies<br />

er u.a. darauf hin, daß „die Frage <strong>de</strong>r Finanzierung<br />

völlig neu zu durch<strong>de</strong>nken" sei <strong>und</strong> „neue Vorstellungen<br />

für die Legalisierung <strong>de</strong>r solidarischen Zuwendungen<br />

an uns" entwickelt wer<strong>de</strong>n müßten. Er<br />

dankte zugleich Honecker für die bisherige solidarische<br />

Unterstützung, „auch <strong>und</strong> vor allem für die Hilfe<br />

im zurückliegen<strong>de</strong>n Jahr" . (Dokument-Nr. 604) Neben<br />

<strong>de</strong>r direkten Finanzierung <strong>de</strong>r DKP aus <strong>de</strong>r DDR<br />

mit Hilfe <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

hatten eine wesentliche Funktion dabei die kommunistischen<br />

Wirtschaftsunternehmen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, die aus <strong>de</strong>r DDR vom Bereich Kom-

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