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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

port, das zu dieser Zeit Wolfram Zahn unterstand.<br />

Kupfer hatte im Han<strong>de</strong>lsbereich 4 die Aufgabe, „im<br />

Auftrag <strong>de</strong>s Leiters <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs die Einkaufs-<br />

<strong>und</strong> Firmenpolitik sowie die Strategie zur<br />

Durchbrechung <strong>de</strong>s Embargos" zu koordinieren; außer<strong>de</strong>m<br />

war er für die Anleitung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r Importkontore<br />

bei <strong>de</strong>r Planerfüllung verantwortlich.<br />

Ronneberger wollte mittelfristig Kupfer durch einen<br />

neuen Stellvertreter ersetzen, weil er ihm fachlich<br />

nicht geeignet schien. Kupfer arbeitete seit 1965 für<br />

die Hauptabteilung XVIII <strong>de</strong>s MfS als IMS bzw. IME<br />

„Messing" (Dokument-Nr. 563-564).<br />

Weitere Stellvertreterin wur<strong>de</strong> Anne Streicher, die für<br />

<strong>de</strong>n Bereich Ökonomie <strong>und</strong> Planung verantwortlich<br />

war. Sie arbeitete seit <strong>de</strong>m 1. November 1988 im Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 <strong>und</strong> war vorher Parteisekretärin im<br />

AHB Elektrotechnik Export-Import. Ihr unterstan<strong>de</strong>n<br />

die Abteilung Planung/Ökonomie unter Leitung von<br />

Ilse Gerbrand, die Abteilung zentrale Vertragsabwicklung<br />

<strong>und</strong> die Abteilung Finanzen, geleitet von<br />

<strong>de</strong>r Finanzdirektorin Gisela Hoffmann.<br />

Anne Streicher wur<strong>de</strong> als „Nachwuchs-/Ablöseka<br />

<strong>de</strong>r" für Ronneberger vorbereitet. Dies geschah, wie<br />

Dr. Schalck-Golodkowski in einer Vernehmung durch<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes ausgesagt hat,<br />

weil gegen Ronneberger nach seiner Inhaftierung in<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ein ständiges Mißtrauen<br />

vorhan<strong>de</strong>n war. An <strong>de</strong>r Versetzung von Anne<br />

Streicher zum Han<strong>de</strong>lsbereich war nach Einschätzung<br />

von Ronneberger auch <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

XVIII/8 <strong>de</strong>s MfS, Artur Wenzel, beteiligt. Hier<br />

zeigte sich <strong>de</strong>r Einfluß <strong>de</strong>s MfS auf die Auswahl von<br />

Führungspositionen im Han<strong>de</strong>lsbereich, die im übrigen<br />

mit Zustimmung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

besetzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Zur Führungsebene gehörten neben <strong>de</strong>m Leiter, seinen<br />

Stellvertretern <strong>und</strong> <strong>de</strong>n erwähnten Abteilungsleitern<br />

im Finanzbereich die Kontordirektoren Günter<br />

Gath, Joachim Panjas, Siegfried Schürer <strong>und</strong> Hartmut<br />

Schöniger. Sie besaßen ebenfalls die Funktion von<br />

Abteilungsleitern. Intensiv arbeiteten Dr. Schalck-<br />

Golodkowski (<strong>und</strong> sein Mitarbeiter Sredzki) mit Kontordirektor<br />

Günther Gath zusammen, <strong>de</strong>m er gelegentlich<br />

direkt Arbeitsaufträge erteilte. Der enge<br />

Kontakt war in <strong>de</strong>r Zeit vor <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

4 entstan<strong>de</strong>n, als Gath noch Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Direktorats Anlagenimport war. Der Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 bestand aus <strong>de</strong>n Kontoren 40 bis 45, wobei die<br />

Kontore 41/42 <strong>und</strong> 43/44 zusammengefaßt waren. Zuständig<br />

waren:<br />

- Kontor 40 unter Leitung von Günter Gath für <strong>de</strong>n<br />

Import von Rechentechnik, Meßtechnik <strong>und</strong> Cornputertechnik,<br />

- Kontor 41/42 unter Leitung von Hartmut Schöniger<br />

für <strong>de</strong>n Impo rt elektronischer Bauelemente,<br />

- Kontor 43/44 unter Leitung von Joachim Panjas für<br />

<strong>de</strong>n Import von Produktionsausrüstungen <strong>und</strong> Industrieanlagen,<br />

- Kontor 45 unter Leitung von Siegf ried Schürer alias<br />

IMS „Burmeister" für <strong>de</strong>n Import technologischer<br />

Spezialausrüstungen (TSA).<br />

Den höchsten Anteil an Embargogütern importierten<br />

die Kontore 40 <strong>und</strong> 45, während <strong>de</strong>r Anteil im Kontor<br />

41 relativ gering war <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kontor 44 nach Aussage<br />

von Ronneberger keine Embargoware einführte.<br />

Zu <strong>de</strong>n wichtigsten Arbeitsprinzipien im Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 gehörte eine beson<strong>de</strong>re Geheimhaltung, so<br />

daß auch intern nur ein sehr kleiner Personenkreis<br />

über die jeweiligen Importe von Embargoware informiert<br />

war. Ein Kontordirektor kannte zum Beispiel<br />

nicht die Geschäftspartner <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Kontordirektoren.<br />

Der Kontakt mit Lieferfirmen <strong>und</strong> Transporteuren<br />

war auf das Notwendigste beschränkt, <strong>und</strong> die<br />

Mitarbeiter wur<strong>de</strong>n schriftlich zur Geheimhaltung<br />

verpflichtet.<br />

Die Arbeitsunterlagen erhielten die inoffiziell eingeführte<br />

Geheimhaltungsstufe „streng vertraulich -persönlich"<br />

. Diese Form war ein Kompromiß, <strong>de</strong>nn üblich<br />

wäre eine Einstufung <strong>de</strong>r Unterlagen als „Vertrauliche<br />

Verschlußsache" (VVS) gewesen. Derart eingestufte<br />

Unterlagen hätten aber in <strong>de</strong>r täglichen Arbeit<br />

mit Lieferanten nicht benutzt wer<strong>de</strong>n dürfen. Inhaltlich<br />

entsprach die Geheimhaltungsstufe „streng vertraulich-persönlich"<br />

<strong>de</strong>r Geheimhaltungsstufe<br />

VVS. Die Form „persönlich - streng vertraulich" war<br />

auch im Schriftwechsel <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 mit<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Ministerium für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik gebräuchlich.<br />

Zweck <strong>de</strong>r Geheimhaltung war es, ein<br />

Eindringen westlicher Geheimdienste in <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

zu verhin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gefahr zu begegnen,<br />

daß westliche Lieferanten ent<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten.<br />

Bereits 1986 steigerten sich - die Importe <strong>de</strong>s neu gegrün<strong>de</strong>ten<br />

Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 im Vergleich zu <strong>de</strong>n<br />

Einfuhren <strong>de</strong>s ehemaligen Direktorats Anlagenimport<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s vorherigen Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 im Jahr<br />

1985 auf das Fünffache (Dokument-Nr. 565).<br />

Von Januar 1987 bis En<strong>de</strong> November 1989 war <strong>de</strong>r<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 von 136 auf 149 Mitarbeiter angewachsen,<br />

von <strong>de</strong>nen zunächst 33, später 35 im „Bereich<br />

Wissenschaftsstrategie" arbeiteten.<br />

Bereich Wissenschaftsstrategie<br />

Der „Bereich Wissensschaftsstrategie Elektrotechnik<br />

/ Elektronik" unter Leitung von Prof. Dr. Rolf Jähn<br />

war ab <strong>de</strong>m 1. Januar 1987 <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich zugeordnet.<br />

In einer Vereinbarung legte <strong>de</strong>r Minister für<br />

Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik, Felix Meier, zusammen<br />

mit Dr. Schalck-Golodkowski die Aufgaben <strong>und</strong><br />

Organisation <strong>de</strong>s Bereichs fest. Demnach sollte dieser<br />

Bereich die „Vorbereitung von strategischen Entscheidungen<br />

im Bereich Elektrotechnik / Elektronik"<br />

übernehmen.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis be<strong>de</strong>utete dies eine wissenschaftliche<br />

Vorarbeit im Hinblick auf die Einführung <strong>de</strong>r Mikroelektronik.<br />

Die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs - im wesentlichen<br />

Ingenieure <strong>und</strong> Physiker - schrieben Forschungs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungspläne für die Zukunft <strong>de</strong>r<br />

Elektronik in <strong>de</strong>r DDR. Regelmäßig wur<strong>de</strong> die Leitung<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Elektrotechnik <strong>und</strong> Elektronik,<br />

nach Bedarf auch Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

I über neue Entwicklungen informiert. Gr<strong>und</strong>lage für

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