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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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durch die zweite Verwaltung <strong>de</strong>s FMDI <strong>de</strong>r CSSR<br />

eine Einreisesperre eingeleitet."<br />

Die zitierte Information vom 13. April 1984 stimmt auch<br />

mit <strong>de</strong>r Aussage <strong>de</strong>s ehemaligen stellvertreten<strong>de</strong>n Leiters<br />

<strong>de</strong>r Abteilung XXII <strong>de</strong>s MfS, Günter Jäckel, nicht<br />

überein. Er hat in seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

u.a. bestritten, über die Mitgliedschaft<br />

<strong>de</strong>s Nicola Beshara Nicola in <strong>de</strong>r Terrororganisation<br />

„Carlos" informiert gewesen zu sein. Er führte<br />

hierzu weiter aus: „Also, wenn die Odnung eingehalten<br />

wor<strong>de</strong>n wäre, hätte die Abteilung XVIII nach Erhalt<br />

dieser Information uns informieren müssen. "<br />

Genau diese Mitteilung ist laut <strong>de</strong>r Information <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung XVIII vom 13. April 1984 jedoch erfolgt.<br />

So lautet <strong>de</strong>r Schlußsatz: „Über die genannten<br />

Sachverhalte wur<strong>de</strong> die Abteilung XXII durch die<br />

Hauptabteilung XVIII/7 sofort informiert." Schließlich<br />

bestehen auch an <strong>de</strong>r Aussage <strong>de</strong>s Zeugen Erhard<br />

Wiechert vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß am 5. November<br />

1992, daß ihm vom terroristischen Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Nicola nichts bekannt gewesen sei,<br />

erhebliche Zweifel.<br />

In <strong>de</strong>r Information vom 13. Ap ril 1984 ist hierzu vermerkt:<br />

„Im Februar 1984 äußerte <strong>de</strong>r Simon Nicola gegenüber<br />

einer inoffiziellen Quelle <strong>de</strong>r HA XVIII/7<br />

(Direktor <strong>de</strong>r IMES GmbH - vormals Quelle <strong>de</strong>r<br />

HVA), daß sein Bru<strong>de</strong>r Nicola, Beshara Nicola gemeinsam<br />

mit Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r PLO (Al Fatah) an <strong>de</strong>r<br />

Vorbereitung terroristischer Aktionen arbeitet <strong>und</strong> an<br />

<strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung von Terroranschlägen<br />

gegen amerikanische Vertretungen bzw.<br />

Nie<strong>de</strong>rlassungen beteiligt war."<br />

Die Angaben in MfS- <strong>und</strong> IMES-internen Unterlagen<br />

zur Gewinnerzielung aus <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>r<br />

IMES GmbH mit Nicola differieren erheblich. So betrug<br />

<strong>de</strong>r IMES-Gewinn nach Information <strong>de</strong>r HA XVIII<br />

<strong>de</strong>s MfS vom 13. April 1984 1.584.000 USD, nach Berechnung<br />

<strong>de</strong>s IMES-Mitarbeiters Otto Galan<strong>de</strong>r vom<br />

15. Juli 1985 erreichte die IMES GmbH einen Nettogewinn<br />

von ca. 450.000 VM zur Abführung an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung. Jenseits <strong>de</strong>s<br />

Aspekts <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung bietet gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

unzureichen<strong>de</strong> geheimdienstliche Informationsstand<br />

<strong>de</strong>r MfS-Abteilung XXII <strong>und</strong> <strong>de</strong>r MfS-Hauptabteilung<br />

XVIII über <strong>de</strong>n Nicola zu Beginn <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit<br />

zwischen ihm <strong>und</strong> <strong>de</strong>r IMES GmbH Anlaß zu <strong>de</strong>r<br />

Annahme, daß nachrichtendienstliche Interessen <strong>de</strong>r<br />

HVA <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Führungsspitze <strong>de</strong>s MfS <strong>de</strong>r wesentliche<br />

Antrieb waren, die IMES GmbH dazu zu veranlassen,<br />

Geschäftsbeziehungen zu Nicola aufzunehmen. Es ist<br />

wenig glaubhaft, daß Mielke persönlich Dr. Schalck-<br />

Golodkowski instruierte, ohne seinerseits über diesen<br />

Waffenhändler zu diesem Zeitpunkt informiert gewesen<br />

zu sein. Inwieweit das MfS über <strong>de</strong>n geschäftlichen<br />

Kontakt zu Nicola <strong>de</strong>ssen Bereitschaft zu einer<br />

geheimdienstlichen Kooperation stimulieren <strong>und</strong> damit<br />

Informationen aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s internationalen<br />

Terrorismus gewinnen konnte, ist durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

nicht festgestellt wor<strong>de</strong>n.<br />

Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte mit <strong>de</strong>m Unternehmen Zibado<br />

Auf <strong>de</strong>r Basis von geheimdienstlichen Verbindungen<br />

<strong>de</strong>r Abteilung XXII <strong>de</strong>s MfS (Antiterrorabteilung) zur<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Al Fatah-Abspaltung Fatah RC (Fatah-Revolutionsrat)<br />

vermittelte <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong> Leiter <strong>de</strong>r Abteilung<br />

XXII, Günter Jäckel, wie<strong>de</strong>rum über Dr. Schalck-Golodkowski<br />

En<strong>de</strong> 1983 die geschäftlichen Erstkontakte<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zu <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

Zibado (Dokument-Nr. 160 <strong>und</strong> 381-382).<br />

Die Abteilung XXII <strong>de</strong>s MfS, <strong>de</strong>r die Zugehörigkeit<br />

<strong>de</strong>r Fatah RC zur Abu Nidal-Gruppe bekannt war,<br />

nahm dabei die Vorschläge von Funktionären <strong>de</strong>r<br />

Abu Nidal- Gruppe auf, die kommerziellen Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>r Gruppe auf die DDR auszuweiten.<br />

Die Abu Nidal-Gruppe hatte seinerzeit ein weltweites<br />

Unternehmensnetz unter <strong>de</strong>r Dachorganisation Al-<br />

Reem Trading aufgebaut, <strong>de</strong>ren Chairman <strong>de</strong>r Abu<br />

Nidal-Stellvertreter Samir H. Najmeddin war. Die Organisation<br />

unterhielt Auslandsvertretungen unter jeweils<br />

unterschiedlichen Firmierungen u. a. in Kuwait,<br />

<strong>de</strong>r Schweiz, Zypern, Panama, London, Paris, Athen,<br />

Damaskus <strong>und</strong> in Warschau (Dokument-Nr. 383-385).<br />

Durch die Vermittlung <strong>de</strong>r Transcommerz Export-Import<br />

GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>r IMES GmbH wur<strong>de</strong> Dr. Adnan<br />

Ibrahim Zaid bei <strong>de</strong>r IHZ-GmbH Berlin (Ost) vorstellig<br />

<strong>und</strong> vereinbarte im November 1983 die im Februar<br />

1984 erfolgte Eröffnung eines Vertreterbüros <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Zibado im IHZ (Dokument-Nr. 381 <strong>und</strong><br />

386). Als DDR-Mitarbeiter <strong>de</strong>r Zibado, wur<strong>de</strong>n zu-<br />

nächst Hans Hofmann, vermutlich alias IMS „Karl<br />

-Heinz Meyer", sowie Gabriele John als Sekretärin<br />

durch die IHZ-GmbH vermittelt.<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>s Vertreterbüros <strong>de</strong>r Zibado im<br />

IHZ wur<strong>de</strong> mit Büroeröffnung im Februar 1984 zunächst<br />

Ali Sumrain, <strong>de</strong>r im Oktober 1984 durch Dirar<br />

Abdul Fattah als Bürobevollmächtigter - abgelöst wur<strong>de</strong><br />

(Dokument-Nr. 387). Das Zibado-Büro in Berlin<br />

(Ost) war während <strong>de</strong>r Zeit seines Bestehens bis Oktober<br />

1986 vollständig weisungsabhängig von <strong>de</strong>m Abu<br />

Nidal-Stellvertreter Samir H. Najmeddin, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r<br />

Warschauer Tochtergesellschaft <strong>de</strong>r Al-Reem Trading,<br />

<strong>de</strong>r SAS Tra<strong>de</strong> & Investments Comp. Inc., die<br />

Geschäftspolitik <strong>de</strong>r Zibado, Berlin (Ost), bestimmte.<br />

Zahlreiche kommerzielle Anbahnungsversuche <strong>de</strong>r<br />

Zibado im zivilen Bereich blieben weitgehend erfolglos.<br />

Mit <strong>de</strong>r IMES GmbH kam es zu zwei Geschäftsrealisierungen.<br />

Im Dezember 1984 lieferte die IMES GmbH 4.769 MP<br />

61 „Scorpion" <strong>und</strong> eine Mio. Schuß Munition 7,65 mm<br />

mit <strong>de</strong>r MS Rjibnik zum Preis von 499.210 USD über<br />

einen polnischen Hafen nach Tripolis. Laut Aussage<br />

<strong>de</strong>s ehemaligen Generaldirektors <strong>de</strong>r IMES GmbH,<br />

Erhard Wiechert, vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

soll <strong>de</strong>r libysche Staat Endabnehmer <strong>de</strong>s Materials<br />

gewesen sein, zumin<strong>de</strong>st sei ihm nicht bekannt gewor<strong>de</strong>n,<br />

daß die Abu Nidal-Gruppe die Schützenwaffen<br />

für <strong>de</strong>n Eigenbedarf o<strong>de</strong>r für an<strong>de</strong>re Bedarfsträger<br />

von <strong>de</strong>r IMES GmbH gekauft habe.<br />

Am 13. Februar 1985 vereinbarte die IMES GmbH mit<br />

Samir H. Najmeddin <strong>de</strong>n Kauf von zunächst 100 Stück<br />

Arwen 37 inklusive acht unterschiedlicher Munitionstypen<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Stückzahlen (Dokument-Nr.<br />

388). Das Material war für <strong>de</strong>n Verbleib in <strong>de</strong>r DDR<br />

vorgesehen. Dabei wur<strong>de</strong> folgen<strong>de</strong>r Beschaffungsweg<br />

für diese „Anti-Aufruhr-Waffen" <strong>de</strong>s britischen

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