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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

wur<strong>de</strong>, ohne daß Gegenleistungen als schriftlich fixiertes<br />

Junktim gefor<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n.<br />

Soweit Dr. Schalck-Golodkowski glaubte, es habe Irritationen<br />

zwischen <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskanzler <strong>und</strong> Dr.<br />

Strauß gegeben, war dies auf die Versuche Holger<br />

Bahls zurückzuführen, sein „Züricher Mo<strong>de</strong>ll" doch<br />

noch zu verwirklichen. Zu diesem Zweck sprach Bahl<br />

immer wie<strong>de</strong>r bei Dr. Jenninger vor, wobei er versuchte<br />

ein Mandat <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung zu Verhandlungen<br />

mit <strong>de</strong>r DDR zu erhalten.<br />

Bei seiner Zeugenvernehmung vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

hat Dr. Jenninger darauf verwiesen,<br />

daß er sich seit Beginn seiner Zeit als Staatsminister<br />

im B<strong>und</strong>eskanzleramt bemüht habe, die Koalitionsfraktionen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re aber Dr. Strauß, in die Gestaltung<br />

<strong>de</strong>r Deutschlandpolitik einzubeziehen. Der<br />

bayerische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt habe die Strategie vertreten,<br />

die DDR langfristig wi rtschaftlich an die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland zu bin<strong>de</strong>n. Ihm, Dr. Jenninger,<br />

sei es darauf angekommen, trotz <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

um die Raketenstationierung im Herbst<br />

1983 ein Zeichen zu setzen, damit die befürchtete<br />

„Eiszeit" in <strong>de</strong>n West-Ost-Beziehungen verhin<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>. Daher habe man auch ausführlich über die<br />

Folgen <strong>de</strong>s Kredits diskutiert, da die Finanzschwierigkeiten<br />

<strong>de</strong>r DDR bekannt gewesen seien. Die in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland politisch Verantwortlichen<br />

- so hat Dr. Jenninger vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>utlich gemacht - seien sich darüber im<br />

klaren gewesen, daß mit <strong>de</strong>r Ausreichung <strong>de</strong>s Kredits<br />

eine Stabilisierung <strong>de</strong>r DDR verb<strong>und</strong>en sein wür<strong>de</strong>.<br />

Es sei aber auch die Chance gesehen wor<strong>de</strong>n, auf<br />

diese Weise etwas für die Deutschen in <strong>de</strong>r DDR zu<br />

tun. Die Entscheidung über <strong>de</strong>n Kredit sei letztlich im<br />

Dreieck Dr. Kohl-Dr. Strauß-Dr. Jenninger gefallen.<br />

Von seiten <strong>de</strong>r Opposition sei <strong>de</strong>r Kredit nicht kritisiert<br />

wor<strong>de</strong>n. Die Rolle, die die B<strong>und</strong>esregierung bei<br />

diesem Kredit gespielt habe, habe sich auf die Zustimmung<br />

zur Absicherung <strong>de</strong>s Kredits beschränkt; es habe<br />

sich nicht um einen Kredit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

gehan<strong>de</strong>lt, son<strong>de</strong>rn um einen Bankenkredit. Auch die<br />

Frage <strong>de</strong>r Gegenleistungen <strong>de</strong>r DDR sei - so hat Dr.<br />

Jenninger vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß berichtet<br />

- Gegenstand intensiver Gespräche gewesen. Der<br />

bayerische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Strauß habe in diese<br />

Frage die Auffassung vertreten, wer eine langfristige<br />

Anbindung <strong>de</strong>r DDR an die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

wolle, für <strong>de</strong>n sei es nicht klug, schriftlich fixierte,<br />

konkrete Gegenleistungen zu verlangen.<br />

Es seien schriftlich keine Gegenleistungen zur Bedingung<br />

gemacht wor<strong>de</strong>n. Allerdings seien Dr. Schalck-<br />

Golodkowski Erwartungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland mitgeteilt wor<strong>de</strong>n, z.B. bezüglich <strong>de</strong>s<br />

Abbaus <strong>de</strong>r Selbstschußanlagen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Minen an<br />

<strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Grenze, weiterer Verbesserungen<br />

in <strong>de</strong>r Abwicklung <strong>de</strong>s Reiseverkehrs <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Reduzierung<br />

<strong>de</strong>s Min<strong>de</strong>stumtauschsatzes für Rentner <strong>und</strong><br />

Jugendliche. Dr. Jenninger hat daran erinnert, daß<br />

die in <strong>de</strong>n Gesprächen gemachten Zusagen in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />

Jahren von seiten <strong>de</strong>r DDR eingehalten wor<strong>de</strong>n<br />

seien.<br />

Die Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

hat nicht klären können, von wem die Initiative zur<br />

Aufnahme von Kreditverhandlungen ausging. Auch<br />

hat die Frage nicht beantwortet wer<strong>de</strong>n können, ob<br />

<strong>de</strong>r bayerische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Strauß die Gespräche<br />

mit Wissen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzlers begonnen<br />

hat. Dies ging zumin<strong>de</strong>st aus <strong>de</strong>r Darstellung Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis he rvor. Auch Dr. Jenninger<br />

hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß keine an<strong>de</strong>re<br />

Darstellung gegeben.<br />

Nach <strong>de</strong>n Vermerken Dr. Schalck-Golodkowskis waren<br />

auf b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utscher Seite lediglich Dr. Strauß<br />

<strong>und</strong> Dr. Jenninger die Gesprächspartner, die in Abstimmung<br />

mit B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Kohl die Verhandlungen<br />

führten. Erst im Endstadium, als die organisatorischen<br />

<strong>und</strong> inhaltlichen Fragen geklärt waren,<br />

wur<strong>de</strong>n die Bankenchefs mit <strong>de</strong>n weiteren Schritten<br />

betraut. Zu diesem Zeitpunkt überließen Dr. Strauß,<br />

Dr. Jenninger <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski die konkreten<br />

Vertragsvorbereitungen <strong>de</strong>n Bankiers, Dr. Huber<br />

<strong>und</strong> Prof. Dr. Polze.<br />

Vom B<strong>und</strong>eskanzleramt liegen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

zum Milliar<strong>de</strong>nkredit keine Akten vor. Dr.<br />

Jenninger hat die Meinung vertreten, er habe zwar<br />

nur wenige Akten angefertigt, diese müßten aber vorhan<strong>de</strong>n<br />

sein.<br />

Der Chef <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes, B<strong>und</strong>esminister<br />

Rudolf Seiters, hat mit Schreiben vom 6. Juni 1991<br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß eine „chronologische<br />

Übersicht <strong>de</strong>r Gesprächskontakte <strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramtes <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Ständigen<br />

Vertretung <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland bei <strong>de</strong>r<br />

DDR mit Dr. Schalck-Golodkowski" zugänglich gemacht.<br />

In dieser Übersicht sind keine Gespräche aufgeführt,<br />

die <strong>de</strong>r damalige Staatsminister Dr. Jenninger<br />

ab 1983 mit <strong>de</strong>m DDR-Devisenbeschaffer geführt<br />

hat.<br />

Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD im Untersuchungsausschuß<br />

haben im Februar <strong>und</strong> Mai 1992 auf einen aktengestützten<br />

Aufschluß über die von Dr. Jenninger selbst<br />

o<strong>de</strong>r in seinem persönlichen Auftrag mit Dr. Schalck-<br />

Golodkowski geführten Gespräche bestan<strong>de</strong>n.<br />

Der SPD war diese Information beson<strong>de</strong>rs wichtig,<br />

weil in die Amtszeit von Dr. Jenninger die Gewährung<br />

<strong>de</strong>r Milliar<strong>de</strong>nkredite von 1983 <strong>und</strong> 1984 gefallen<br />

war <strong>und</strong> gleichzeitig Verhandlungen mit <strong>de</strong>m<br />

Schweizer Bankier Holger Bahl über das „Züricher<br />

Mo<strong>de</strong>ll" stattgef<strong>und</strong>en hatten. Dabei war beachtlich,<br />

daß Dr. Jenninger von 1966 bis 1969 politischer Referent<br />

<strong>de</strong>s damaligen B<strong>und</strong>esfinanzministers Dr. Franz<br />

Josef Strauß gewesen war, <strong>de</strong>r dann 1983 <strong>und</strong> 1984 erheblichen<br />

persönlichen Einfluß auf die Kreditgewährung<br />

an die DDR genommen hat.<br />

In diesem Zusammenhang hat die SPD aus <strong>de</strong>n Regierungsunterlagen<br />

Details über die Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kreditgewährung<br />

erhofft.<br />

Der Antwort <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes vom 22. September<br />

1992 mußte entnommen wer<strong>de</strong>n, daß in <strong>de</strong>n<br />

Akten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskanzleramtes keine Unterlagen<br />

über die Kontakte <strong>de</strong>s früheren Staatsministers Dr.<br />

Jenninger mit Dr. Schalck-Golodkowski festgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

In seinen Vermerken gab Dr. Schalck-Golodkowski<br />

ausführlich die Inhalte <strong>de</strong>r Gespräche mit Dr. Strauß<br />

<strong>und</strong> Dr. Jenninger wie<strong>de</strong>r. Viele <strong>de</strong>r Vermerke waren

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