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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

die tatsächliche wirtschaftliche Lage <strong>de</strong>r DDR informiert<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Obwohl das „Züricher Mo<strong>de</strong>ll" in <strong>de</strong>n weiteren Verhandlungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r DDR keinen Eingang fand, bemühte sich<br />

<strong>de</strong>r Bankier Holger Bahl auch nach 1982 immer wie<strong>de</strong>r<br />

nachhaltig darum, diese I<strong>de</strong>e zu aktivieren (Dokument-Nr.<br />

791).<br />

Der Zeuge Dr. G<strong>und</strong>elach hat vor <strong>de</strong>m Bayerischen<br />

Untersuchungsausschuß ausgesagt, es habe auch<br />

noch nach 1984, also zu einem Zeitpunkt, als Dr. Jenninger<br />

schon nicht mehr Staatsminister im B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />

gewesen sei, von Hans-Jürgen Wi-<br />

-<br />

schnewski gelegentlich Impulse wegen <strong>de</strong>s „Züricher<br />

Mo<strong>de</strong>lls" gegeben.<br />

Daß Dr. Jenninger Bahl kannte <strong>und</strong> <strong>de</strong>s öfteren mit<br />

ihm im B<strong>und</strong>eskanzleramt sprach, wur<strong>de</strong> von Dr. Jenninger<br />

bestätigt. Allerdings sei für ihn dabei eher von<br />

Interesse gewesen, von <strong>de</strong>n Kenntnissen, die Bahl<br />

über die DDR-Wirtschaft verfügt habe, zu profitieren.<br />

Dr. Jenninger hat zu<strong>de</strong>m betont, daß Bahl niemals von<br />

ihm Aufträge bekommen habe <strong>und</strong> nicht berechtigt<br />

gewesen sei, in seinem Namen Verhandlungen zu<br />

führen.<br />

In <strong>de</strong>n Vermerken, die Dr. Schalck-Golodkowski fertigte,<br />

wur<strong>de</strong> dagegen nicht nur <strong>de</strong>s öfteren <strong>de</strong>r Name<br />

Bahl genannt, son<strong>de</strong>rn auch erwähnt, dieser habe<br />

auch unter Berufung auf Dr. Jenninger versucht, Kontakt<br />

mit <strong>de</strong>r DDR in Bezug auf <strong>de</strong>n Kredit aufzunehmen.<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr. Strauß soll allerdings gegenüber<br />

Dr. Schalck-Golodkowski angeregt haben,<br />

Bahl bei erneutem Erscheinen „aus <strong>de</strong>r DDR rauszuschmeißen"<br />

. Bahl, <strong>de</strong>r ein starkes Eigeninteresse<br />

an <strong>de</strong>r Verwirklichung seines „Züricher Mo<strong>de</strong>lls"<br />

hatte, versuchte immer wie<strong>de</strong>r ein Mandat <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

zu Verhandlungen mit <strong>de</strong>r DDR zu erhalten<br />

<strong>und</strong> sorgte so auf bei<strong>de</strong>n Seiten für Irritationen.<br />

Nach Darstellung von Dr. Jenninger habe er bei seinem<br />

ersten Besuch in <strong>de</strong>r DDR in einem Vier-Augen-<br />

Gespräch mit Dr. Mittag das „Züricher Mo<strong>de</strong>ll" angesprochen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>utlich gemacht, daß die B<strong>und</strong>esregierung<br />

nicht bereit sei, in absehbarer Zeit ein solches<br />

Mo<strong>de</strong>ll zu finanzieren. Dr. Jenninger hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

erklärt: „Damit war die Sache<br />

gestorben" (121. Sitzung, Protokoll 158). Dr. Mittag<br />

habe ihm ange<strong>de</strong>utet, daß die DDR im Falle eines<br />

Scheiterns <strong>de</strong>s „Züricher Mo<strong>de</strong>lls" an einem Bankenkredit<br />

interessiert sei.<br />

Die Aussagen Dr. Jenningers vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

<strong>und</strong> vor <strong>de</strong>m Bayerischen Untersuchungsausschuß<br />

zum „Züricher Mo<strong>de</strong>ll" stehen teilweise<br />

im Wi<strong>de</strong>rspruch zu Aussagen <strong>de</strong>s Schweizer<br />

Bankiers Holger Bahl, <strong>de</strong>r seine Aussagen durch vorgelegte,<br />

selbst angefertigte Vermerke, die teilweise<br />

handschriftliche Empfangsbestätigungen Dr. Jenningers<br />

o<strong>de</strong>r seines persönlichen Referenten aufweisen,<br />

zu untermauern versuchte. Wegen <strong>de</strong>r Themenzuordnung<br />

bleibt es <strong>de</strong>m Bayerischen Untersuchungsausschuß<br />

überlassen, diese Wi<strong>de</strong>rsprüche aufzuklären.<br />

Die Beziehungen zwischen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m bayerischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Dr. Franz-<br />

Josef Strauß in Bezug auf <strong>de</strong>n Milliar<strong>de</strong>nkredit sind<br />

nicht Gegenstand <strong>de</strong>r Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

gewesen. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bayerische<br />

Landtag einen Untersuchungsausschuß betreffend<br />

bayerischer Bezüge <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Bereichs<br />

„Kommerzielle Koordinierung " <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

eingesetzt hatte , hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estages einvernehmlich<br />

in Absprache mit <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Landtages auf eine parallele Beschäftigung<br />

mit diesem Themenbereich verzichtet.<br />

Die Akten, die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zur Vorgeschichte<br />

<strong>de</strong>s Milliar<strong>de</strong>nkredits vorlagen, enthielten<br />

einen ersten <strong>de</strong>utlichen Hinweis in einem Vermerk,<br />

<strong>de</strong>n Dr. Schalck-Golodkowski im November 1982<br />

nach einem Gespräch mit Josef März, <strong>de</strong>m langjährigen<br />

Geschäftspartner von Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> Vertrauten <strong>de</strong>s bayerischen<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Dr. Franz-Josef Strauß,<br />

verfaßte. In diesem Vermerk hielt Dr. Schalck-Golodkowski<br />

fest, daß März berichtet habe, wie Dr. Strauß<br />

auf einen ihm unterbreiteten Vorschlag zu Kreditverhandlungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbank <strong>de</strong>r<br />

DDR <strong>und</strong> einem Konsortium west<strong>de</strong>utscher Banken<br />

reagiert habe.<br />

März berichtete, nach Darstellung Dr. Schalck-Golodkowskis,<br />

daß sich <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

<strong>de</strong>r DDR bereit erklären wür<strong>de</strong>, bei Nichtrückzahlung<br />

<strong>de</strong>s Kredits für vorhan<strong>de</strong>ne For<strong>de</strong>rungen<br />

- z.B. mit <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

gezahlten Transitpauschale - zu bürgen. Dr.<br />

Strauß soll sich - nach <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Vermerk von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski festgehaltenen Mitteilung von<br />

Josef März - mit <strong>de</strong>r Bemerkung geäußert haben,<br />

daß er das wohlwollend prüfen wer<strong>de</strong>. Einziger offener<br />

Punkt sei, daß Dr. Strauß noch nicht mit Dr. Kohl<br />

über <strong>de</strong>n Kredit habe sprechen können (Dokument-<br />

Nr. 792).<br />

In einem weiteren Vermerk vom Dezember 1982 berichtete<br />

Dr. Schalck-Golodkowski, daß er von März<br />

vereinbarungsgemäß angesprochen wor<strong>de</strong>n sei.<br />

März, <strong>de</strong>r seine Information vermutlich von Dr. Franz<br />

Josef Strauß bezogen hatte, habe seinerzeit Dr.<br />

Schalck-Golodkowski über ein Gespräch zwischen<br />

B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Kohl <strong>und</strong> Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr.<br />

Strauß informiert. Der Kanzler habe sich positiv zu<br />

<strong>de</strong>m vorgeschlagenen Projekt geäußert <strong>und</strong> keine<br />

Einwän<strong>de</strong> erhoben.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski schlug laut Vermerk vor,<br />

daß er offiziell in die Verhandlungsführung mit Josef<br />

März eingeschaltet wer<strong>de</strong> <strong>und</strong> daß Dr. Mittag ihm dazu<br />

einen entsprechen<strong>de</strong>n Auftrag erteilen solle (Dokument-Nr.<br />

793).<br />

An wen diese Vermerke gerichtet waren, konnte nicht<br />

festgestellt wer<strong>de</strong>n. Vermutlich war <strong>de</strong>r Adressat Dr.<br />

Günter Mittag.<br />

Die Unterlagen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses belegen,<br />

daß die Gespräche zwischen Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> März auch in <strong>de</strong>n ersten Monaten 1983<br />

kontinuierlich fortgesetzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Im April 1983 - nach <strong>de</strong>r vorgezogenen B<strong>und</strong>estags<br />

wahl - berichtete März Dr. Schalck-Golodkowski, daß<br />

sich die Ausgangslage zum Kredit nicht verän<strong>de</strong>rt ha-

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