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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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ungen in die Staatsreserve tätigte, zum an<strong>de</strong>ren umfangreichere<br />

Auslagerungen zum Zweck <strong>de</strong>r<br />

Devisenerwirtschaftung erhielt.<br />

Vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß hat Krenz erläutert,<br />

daß es für <strong>de</strong>n Verteidigungsfall Bevollmächtigte <strong>de</strong>s<br />

Generalsekretärs für verschie<strong>de</strong>ne Bereiche gegeben<br />

habe. In <strong>de</strong>r Vergangenheit sei Dr. Mittag Bevollmächtigter<br />

für Produktion gewesen; Dr. Schalck-Golodkowski<br />

habe ihm auch hier unterstan<strong>de</strong>n. Da es für<br />

Dr. Mittag keinen Nachfolger gegeben habe, sei es<br />

notwendig gewesen, ein neues Unterstellungsverhältnis<br />

zu begrün<strong>de</strong>n. Dr. Schalck-Golodkowski sei<br />

von daher auch in diesem Bereich ihm - Krenz - unterstellt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

-<br />

Unter <strong>de</strong>m Einfluß seines Fre<strong>und</strong>es Krenz <strong>und</strong> nicht<br />

zuletzt durch seine Kenntnis <strong>de</strong>r tatsächlichen ökonomischen<br />

Verhältnisse in <strong>de</strong>r DDR einschließlich <strong>de</strong>r<br />

Devisenproblematik wuchs Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

Be<strong>de</strong>utung in <strong>de</strong>n nächsten Wochen noch einmal<br />

an.<br />

So gehörte Dr. Schalck-Golodkowski zu <strong>de</strong>m Expertengremium,<br />

das von Generalsekretär Krenz <strong>de</strong>n Auftrag<br />

erhielt, ein „ungeschminktes Bild" <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Situation <strong>de</strong>r DDR zu erstellen. Dem Gremium<br />

gehörten ferner an: Dr. Gerhard Beil, Minister<br />

für Außenwirtschaft, Gerhard Schürer, Leiter <strong>de</strong>r<br />

Staatlichen Plankommission, Ernst Häfner, Finanzminister,<br />

<strong>und</strong> Dr. Arno Donda, Leiter <strong>de</strong>s Zentralamts für<br />

Statistik. Die von ihnen erarbeitete „Analyse <strong>de</strong>r ökonomischen<br />

Lage <strong>de</strong>r DDR mit Schlußfolgerungen"<br />

vom 27. Oktober 1989 sprach die Probleme <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR relativ offen an, insbeson<strong>de</strong>re die<br />

unmittelbar bevorstehen<strong>de</strong> Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>s<br />

Staates. In <strong>de</strong>n Schlußfolgerungen hielt das Gremium<br />

„eine gr<strong>und</strong>sätzliche Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Wi rtschaftspolitik<br />

<strong>de</strong>r DDR, verb<strong>und</strong>en mit einer Wirtschaftsreform" für<br />

notwendig (Dokument-Nr. 731).<br />

Die Analyse wur<strong>de</strong> am 30. Oktober 1989 im Politbüro<br />

bestätigt <strong>und</strong> gehörte zu <strong>de</strong>n Gesprächsdokumenten<br />

von Krenz bei seinem Treffen am 1. November 1989<br />

mit Michail Gorbatschow. Sie wur<strong>de</strong> als „Geheime<br />

Verschlußsache" eingestuft. Entsprechend <strong>de</strong>r Kennzeichnung<br />

auf <strong>de</strong>m Deckblatt durfte <strong>de</strong>r Geheimhaltungsgrad<br />

nicht verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n; sämtliche Ausfertigungen<br />

sollten am 31. Dezember 1989 vernichtet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Des weiteren bestätigte das neue Politbüro nicht nur<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis Mandat zur Verhandlungsführung<br />

mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

son<strong>de</strong>rn er avancierte unter Krenz zum maßgeblichen<br />

Verhandlungspartner auf seiten <strong>de</strong>r DDR.<br />

Unmittelbar nach seiner Wahl zum Generalsekretär<br />

erhielt Krenz von Dr. Schalck-Golodkowski ein Papier<br />

mit „Gr<strong>und</strong>gedanken zur weiteren politischen <strong>und</strong><br />

wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Senat von Berlin<br />

(West)" . Nach <strong>de</strong>r Aussage von Krenz bil<strong>de</strong>te dieses<br />

Papier die Gr<strong>und</strong>lage für seine Gespräche mit B<strong>und</strong>eskanzler<br />

Dr. Kohl <strong>und</strong> weiteren führen<strong>de</strong>n b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen<br />

Politikern. Nach Meinung von Krenz eignete<br />

sich Dr. Schalck-Golodkowski aufgr<strong>und</strong> seines<br />

Wissens <strong>und</strong> seiner Erfahrung am besten für die Aufgabe,<br />

die Interessen <strong>de</strong>r DDR bei <strong>de</strong>r Ausgestaltung<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>de</strong>r sog. Sicherheits- <strong>und</strong> Vertragsgemeinschaft zwischen<br />

bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Staaten zu vertreten. Dies<br />

galt insbeson<strong>de</strong>re für die Wirtschaftspolitik (142. Sitzung,<br />

Prot. S. 5).<br />

Generalsekretär Krenz <strong>und</strong> B<strong>und</strong>eskanzler Dr. Helmut<br />

Kohl vereinbarten in ihrem ersten Telefongespräch<br />

am 26. Oktober 1989, daß ihre Beauftragten für<br />

die Vorbereitung von Entscheidungen auf <strong>de</strong>n wichtigsten<br />

Gebieten <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Beziehungen sofort<br />

Kontakt aufnehmen sollten. Krenz benannte Dr.<br />

Schalck-Golodkowski als seinen persönlichen Beauftragten.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski seinerseits schlug <strong>de</strong>m Generalsekretär<br />

in einem Schreiben vom 25. Oktober<br />

1989 vor, hinsichtlich <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Beziehungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland „Festlegungen zur weiteren Arbeit <strong>de</strong>r<br />

bestehen<strong>de</strong>n Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Politbüros 'BRD/<br />

Westberlin' zu treffen" (Erster Teilbericht, BT- Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 218, S. 1644). In <strong>de</strong>m<br />

beigefügten Entwurf regte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

u. a. die personelle Neubesetzung dieser Arbeitsgruppe<br />

an.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r bevorstehen<strong>de</strong>n Neuwahl <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Politbüros auf <strong>de</strong>r 10. Tagung <strong>de</strong>s ZK Anfang<br />

November 1989 wur<strong>de</strong> über diesen Vorschlag nicht<br />

mehr entschie<strong>de</strong>n. Auch das neugewählte Politbüro<br />

faßte in seiner kurzen Amtszeit über diesen Entwurf<br />

keinen Beschluß.<br />

Im November 1989 verschlechterte sich für Generalsekretär<br />

Krenz die politische Lage in <strong>de</strong>r DDR. Am 4.<br />

November <strong>de</strong>monstrie rten eine Million Menschen in<br />

Berlin (Ost) für Demokratie <strong>und</strong> Reformen. Am 7. November<br />

1989 trat die Regierung <strong>de</strong>r DDR unter <strong>de</strong>m<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats, Willi Stoph, geschlossen<br />

zurück; einen Tag später auch das Politbüro. Das<br />

neue, verkleinerte Politbüro, in <strong>de</strong>m Dr. Hans Modrow<br />

erstmals Mitglied war, bestätigte Krenz als Generalsekretär.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s wachsen<strong>de</strong>n Drucks aus <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

öffnete die DDR am 9. November 1989 ihre<br />

Grenzübergänge zum B<strong>und</strong>esgebiet <strong>und</strong> zu Berlin<br />

(West). Dr. Schalck-Golodkowski verhan<strong>de</strong>lte auch<br />

hier als Beauftragter von Krenz mit <strong>de</strong>m Senat von<br />

Berlin über die Öffnung neuer Grenzübergänge in<br />

Berlin. Krenz <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski stan<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r kritischen Nacht vom 9. auf <strong>de</strong>n 10. November<br />

1989 in direkter Verbindung. Krenz hat ausgesagt,<br />

durch die Vermittlung von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

seien innerhalb weniger Tage 50 neue Grenzübergangsstellen<br />

geöffnet wor<strong>de</strong>n, obwohl dies <strong>de</strong>r DDR<br />

einen erheblichen materiellen, finanziellen <strong>und</strong> personellen<br />

Einsatz abverlangt habe. Die ihr entstan<strong>de</strong>nen<br />

Kosten bezifferte Krenz mit 750 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR.<br />

Am 13. November 1989 wählte die Volkskammer <strong>de</strong>n<br />

neuen Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats. Krenz hatte eine<br />

Zeitlang Dr. Schalck-Golodkowski als Kandidaten für<br />

dieses Amt in Betracht gezogen. Dieser lehnte jedoch<br />

ab, da er seinen alten Status nicht aufgeben wollte.<br />

Krenz sah sich von verschie<strong>de</strong>ner Seite her veranlaßt,<br />

Dr. Modrow für das Amt <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Mini<br />

sterrats vorzuschlagen. Die Wahl Dr. Modrows ver-

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