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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

onsgeschäft in Italien. In einem Gespräch zwischen<br />

Dr. Beil <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> daraufhin<br />

gemeinsam die Zahlung <strong>de</strong>r Provision neu festgelegt<br />

(Dokument-Nr. 169-170).<br />

Auch gemeinsame Vorlagen sind - wie ein an<strong>de</strong>res<br />

Beispiel <strong>de</strong>utlich macht - erarbeitet wor<strong>de</strong>n (Dokument-Nr.<br />

171-172). Im März 1978 lag Dr. Mittag ein<br />

von Dr. Beil <strong>und</strong> Dr. Schalck-Golodkowski gemeinsam<br />

erarbeiteter Vorschlag für <strong>de</strong>n Vertragsabschluß<br />

über <strong>de</strong>n Import eines schlüsselfertigen Hotels aus Japan<br />

vor. Obwohl die Interne Ordnung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung von 1977 die „Durchführung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>s Impo rts ausgewählter Bauvorhaben<br />

(insbeson<strong>de</strong>re Hotelneubau) " ausdrücklich<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung übertrug,<br />

verzichtete Dr. Schalck-Golodkowski hier <strong>de</strong>nnoch<br />

nicht auf die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l (vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument-Nr. 91, S. 668).<br />

Ein Beispiel aus <strong>de</strong>m Jahre 1988 betrifft die Beschaffung<br />

von Kernkraftwerkstechnik in Frankreich <strong>und</strong><br />

zeigt, daß die Rolle <strong>de</strong>s Ministeriums für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

nicht zuletzt darin bestand, zunächst auf Regierungsebene<br />

erste Kontakte herzustellen. Die „vertraulichen<br />

informellen Gespräche" oblagen dann<br />

aber, wie ein Schreiben von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

an <strong>de</strong>n Minister für Außenhan<strong>de</strong>l belegt, <strong>de</strong>m Vertreter<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung. „Im bewährten<br />

engen Zusammenwirken" seien dann gemeinsame<br />

Entscheidungsgr<strong>und</strong>lagen zu erarbeiten<br />

(Dokument-Nr. 173-174).<br />

Eine weitere Verbindung bei<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbereiche<br />

ergab sich durch die Mitarbeit in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Gremien. Dazu zählte etwa die Wirtschaftskommission<br />

beim Politbüro <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED - einberufen 1976 -<br />

o<strong>de</strong>r die Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz beim Politbüro<br />

bzw. ab 1982 beim Ministerrat <strong>de</strong>r DDR (vgl. Erster<br />

Teilbericht, BT-Drucksache 12/3462, Dokument Nr.<br />

87, S. 646f. <strong>und</strong> Dokument-Nr. 134, S. 1056).<br />

Dem Bereich Kommerzielle Koordinierung gelang es,<br />

in ursprünglich vom Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

besetzte Aufgaben - wenigstens zum Teil - einzudringen.<br />

Der Leiter <strong>de</strong>s Bereichs, Dr. Schalck-Golodkowski,<br />

erwarb Son<strong>de</strong>rrechte auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>m Ministerium<br />

für Außenhan<strong>de</strong>l untergeordneten Gebiet <strong>de</strong>r Zollverwaltung<br />

(vgl. Erster Teilbericht, BT-Drucksache<br />

12/3462, Dokument Nr. 25, S. 342f. <strong>und</strong> Dokument-<br />

Nr. 67, S. 513f.).<br />

Außer<strong>de</strong>m etablierte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

neben <strong>de</strong>m „offiziellen" Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s<br />

Ministeriums seit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre einen eigenen<br />

„inoffiziellen" Han<strong>de</strong>l mit Kriegswaffen (vgl.<br />

Zweiter Teilbericht, BT-Drucksache 12/3920, S. 10)<br />

<strong>und</strong> profitierte dabei von seinen beson<strong>de</strong>ren „konspirativen"<br />

Möglichkeiten.<br />

Der Charakter <strong>de</strong>r Zusammenarbeit bei<strong>de</strong>r Außenwirtschaftsbereiche<br />

wur<strong>de</strong> auch bestimmt durch das<br />

persönliche Verhältnis von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Dr. Beil. Bei<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r 60er Jahre<br />

zu stellvertreten<strong>de</strong>n Ministern im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l ernannt. Bei<strong>de</strong><br />

wur<strong>de</strong>n dabei intensiv vom Ministerium für Staatssicherheit<br />

<strong>und</strong> vom Mitglied <strong>de</strong>s Politbüros, Dr. Günter<br />

Mittag, geför<strong>de</strong>rt <strong>und</strong> hatten schon zuvor Aufga-<br />

ben im Außenhan<strong>de</strong>l wahrgenommen; Dr. Beil als Bereichsleiter<br />

im Ministerium <strong>und</strong> Schalck-Golodkowski<br />

als 1. Sekretär <strong>de</strong>r Kreisleitung <strong>de</strong>r SED im<br />

Außenhan<strong>de</strong>l. Dr. Beil wur<strong>de</strong> 1969 Staatssekretär <strong>und</strong><br />

1. Stellvertreten<strong>de</strong>r Minister <strong>und</strong> schließlich 1986 Minister<br />

im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l.<br />

Dr. Mittag schuf bewußt ein Konkurrenzverhältnis, so<br />

Dr. Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

am 11. Juni 1992, um durch Kompetenzzuweisungen<br />

<strong>und</strong> die Schaffung von Unterstellungsverhältnissen<br />

selbst entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Einfluß im Außenhan<strong>de</strong>l zu gewinnen.<br />

Dem Untersuchungsausschuß liegen jedoch<br />

keine Hinweise vor, daß durch die Minister Dr. Beil o<strong>de</strong>r<br />

seinen Vorgänger, Horst Sölle, die Aufgabenteilung<br />

zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l jemals in Frage<br />

gestellt wur<strong>de</strong>. Im Gegenteil habe zum Beispiel Dr. Beil<br />

- nach Aussage <strong>de</strong>r Zeugin Lisowski vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 7. Mai<br />

1991- das „Anfragemonopol" <strong>de</strong>r Transinter GmbH gemeinsam<br />

mit Dr. Schalck-Golodkowski gegen Versuche<br />

verteidigt, die Vorrangstellung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung im Importsektor zu unterlaufen.<br />

Darüber hinaus hat <strong>de</strong>r langjährige Mitarbeiter Dr.<br />

Beils im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l, Dr. Neumann,<br />

vor <strong>de</strong>m Präsidium <strong>de</strong>r Volkspolizei Berlin am 6. Dezember<br />

1989 ausgesagt, daß „Beil <strong>und</strong> Schalck-G.<br />

mehr als nur befre<strong>und</strong>et waren" <strong>und</strong> bei<strong>de</strong> einen guten<br />

Zugang zum Sekretär für Wirtschaft Dr. Mittag<br />

<strong>und</strong> zu Generalsekretär Honecker gehabt hätten.<br />

Offensichtlich gab es keine nennenswerten Reibungsverluste<br />

zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l,<br />

<strong>de</strong>nn trotz <strong>de</strong>r gr<strong>und</strong>sätzlichen Unterschie<strong>de</strong><br />

wur<strong>de</strong> keine formale Trennung o<strong>de</strong>r offizielle Verselbständigung<br />

angestrebt. Die Stellung Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis im Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l blieb<br />

erhalten, weil man - so Dr. Mittag bei seiner Vernehmung<br />

durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß - „keine<br />

bessere Bezeichnung gef<strong>und</strong>en [habe] <strong>und</strong> ... nicht<br />

zwei Außenhan<strong>de</strong>lsministerien machen [wollte]".<br />

(106(a). Sitzung, Protokoll S. 59)<br />

Erst die im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Beschluß Nr. 4/3/<br />

89 <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>de</strong>r DDR vom 7. Dezember 1989<br />

eingeleiteten Maßnahmen dienten dazu, <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung in das Ministerium für<br />

Außenwirtschaft tatsächlich einzuglie<strong>de</strong>rn.<br />

4. Zusammenarbeit mit an<strong>de</strong>ren Stellen <strong>de</strong>s<br />

Staatsapparats <strong>de</strong>r DDR<br />

Um die Rolle erfassen zu können, die <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>r DDR einnahm,<br />

beschäftigte sich <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß auch<br />

mit <strong>de</strong>r Frage, wie <strong>de</strong>r Bereich mit an<strong>de</strong>ren Ministerien<br />

<strong>und</strong> staatlichen Stellen in <strong>de</strong>r DDR zusammenarbeitete.<br />

Für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

war eine enge Kooperation vor allem mit jenen Ministerien<br />

<strong>und</strong> staatlichen Institutionen in <strong>de</strong>r DDR notwendig,<br />

auf <strong>de</strong>ren Unterstützung er bei <strong>de</strong>r Erwirtschaftung<br />

zusätzlicher Devisen angewiesen war. Das<br />

waren in erster Linie die Ministerien, in <strong>de</strong>ren Verantwortung<br />

die entsprechen<strong>de</strong>n Produktions-, Han<strong>de</strong>ls<strong>und</strong><br />

Dienstleistungsbetriebe lagen.

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