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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

an<strong>de</strong>re Havarien vorzutäuschen, um gegenüber <strong>de</strong>n<br />

Kontrollbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Eindruck zu erwecken, daß die<br />

Ausrüstung nicht mehr existiere (Dokument-Nr. 552).<br />

Allerdings befürchtete die Arbeitsgruppe MAH <strong>de</strong>s<br />

MfS in einer internen Analyse aus <strong>de</strong>m Jahr 1986 wegen<br />

<strong>de</strong>r Durchdringung von US-Unternehmen mit<br />

FBI- <strong>und</strong> CIA-Agenten zunehmen<strong>de</strong> Schwierigkeiten<br />

bei diesen Bezugsmöglichkeiten, zumal, so die Arbeitsgruppe<br />

MAH, „die ausgesetzen 'Kopfprämien'<br />

für <strong>de</strong>n Verrat 'illegaler Lieferungen' höher sind, als<br />

die Verdienstmöglichkeiten, die sich für die beteiligten<br />

Wissensträger <strong>und</strong> Akteure aus <strong>de</strong>n vom Käufer<br />

zu zahlen<strong>de</strong>n Preisaufschlägen ergeben". (Dokument-Nr.<br />

573)<br />

Nach Auffassung <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe MAH bestand<br />

noch eine weitere Möglichkeit <strong>de</strong>r Beschaffung durch<br />

Produzenten: Die „Nutzung von Hersteller-Firmen in<br />

westeuropäischen Län<strong>de</strong>rn, die gleichartige Geräte<br />

<strong>und</strong> Erzeugnisse wie die USA produzieren <strong>und</strong> aus<br />

marktpolitischen Grün<strong>de</strong>n <strong>und</strong> in bewußter Ignorierung<br />

<strong>de</strong>r Embargovorschriften teils mit Genehmigung<br />

ihrer Regierungen, teils unter Umgehung <strong>de</strong>r Ausfuhrvorschriften<br />

die sozialistischen Län<strong>de</strong>r beliefern."<br />

(Dokument-Nr. 573)<br />

Unternehmen Leybold Heraeus GmbH<br />

Zu einem <strong>de</strong>r wichtigsten Direktlieferanten für <strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>und</strong> wahrscheinlich auch für die<br />

SBO gehörte nach Aussagen von Ronneberger <strong>und</strong><br />

nach einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>s IM „Leo" alias Stöckert das<br />

Unternehmen Leybold-Heraeus GmbH in Hanau. Der<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 schloß mit diesem Unternehmen -<br />

unter <strong>de</strong>m inzwischen ausgewechselten Vorstand -<br />

zum Beispiel 1987 Verträge über die Lieferung von<br />

vier Einkristallziehanlagen, sechs Sputteranlagen<br />

<strong>und</strong> fünf Mehrkammerplasmaätzern im Wert von 36,5<br />

Mio. VM ab.<br />

Die Verträge wur<strong>de</strong>n technisch unter<strong>de</strong>klariert, das<br />

heißt, in <strong>de</strong>n Warenbegleitscheinen waren für die<br />

Ausrüstungen niedrigere technische Werte angegeben<br />

als tatsächlich vorhan<strong>de</strong>n waren, so daß das B<strong>und</strong>esamt<br />

für Wirtschaft (bzw. B<strong>und</strong>esamt für gewerbliche<br />

Wirtschaft) die Genehmigung zur Lieferung in die<br />

DDR erteilte. Mündlich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r tatsächliche Wert<br />

vereinbart. Hauptgesprächspartner in das Unternehmen<br />

Leybold Heraeus waren <strong>de</strong>r ehemalige <strong>und</strong> inzwischen<br />

aus <strong>de</strong>m Unternehmen ausgeschie<strong>de</strong>ne Leiter<br />

<strong>de</strong>r Zweignie<strong>de</strong>rlassung Berlin (West), Heinz<br />

Grahmann, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r ehemalige <strong>und</strong> inzwischen aus<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen ausgeschie<strong>de</strong>ne Leiter <strong>de</strong>s Unternehmensbereichs<br />

Beschichtung Optik/Elektronik, Dr.<br />

Samm (Dokument-Nr. 574-575).<br />

Unternehmen Toshiba<br />

Intensive Kontakte unterhielt die DDR zu japanischen<br />

Unternehmen. Nach einer Japan-Reise <strong>de</strong>s ZK-Sekretärs<br />

Dr. Günter Mittag vom 3. bis 8. Juli 1986 hieß es in<br />

einem Vermerk:<br />

„Die beschleunigte Entwicklung <strong>de</strong>r Mikroelektronik<br />

<strong>de</strong>r DDR unter <strong>de</strong>n Bedingungen eines von <strong>de</strong>r<br />

USA weiter verschärften Embargos bedingt für die<br />

DDR, bestimmte strategisch wichtige Importausrü<br />

stungen aus Japan zu realisieren. Die dazu geführten<br />

Gespräche haben gezeigt, daß einige japanische<br />

Unternehmen, unter Voraussetzung <strong>de</strong>s Ausbaues<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsbeziehungen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

auch <strong>de</strong>r Auftragserteilung für größere Anlagen<strong>und</strong><br />

Ausrüstungskomplexe, bereit sind, Embargoware<br />

zu liefern bzw. bei <strong>de</strong>r Erschließung geeigneter<br />

Bezugswege mitzuwirken. Dabei han<strong>de</strong>lte es<br />

sich in je<strong>de</strong>m Falle um japanische Erzeugnisse <strong>und</strong><br />

Technologien. Der Bezug von Embargowaren aus<br />

USA-Produkten wur<strong>de</strong> ausgeschlossen." (Dokument-Nr.<br />

576)<br />

Zu einem <strong>de</strong>r wichtigsten <strong>und</strong> langjährigen japanischen<br />

Geschäftspartner gehörte <strong>de</strong>r Konzern Toshiba,<br />

mit <strong>de</strong>m es Verhandlungen zum Import einer Leiterplattenfabrik<br />

für Robotron gab. Die Lieferung kam<br />

nicht zustan<strong>de</strong>, weil sich Toshiba aus <strong>de</strong>n Verhandlungen<br />

zurückzog, nach<strong>de</strong>m Embargoverstöße <strong>de</strong>s<br />

Konzerns bei Geschäften mit <strong>de</strong>r Sowjetunion bekannt<br />

gewor<strong>de</strong>n waren. Wegen <strong>de</strong>r früheren Lieferungen<br />

von Embargowaren an die DDR verhängte die<br />

japanische Regierung 1994 ein Ausfuhrverbot für die<br />

Dauer eines Monats.<br />

Neben <strong>de</strong>n bisher aufgeführten Unternehmen bestand<br />

in <strong>de</strong>r DDR nach Angaben <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esnachrichtendienstes<br />

das Hauptinteresse an westlicher Technologie<br />

folgen<strong>de</strong>r Unternehmen:<br />

- B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland: Siemens (Computer,<br />

Steuerungen, Fernmel<strong>de</strong>technik), Roh<strong>de</strong> &<br />

Schwarz (Meßtechnik), SEL (Fernmel<strong>de</strong>technik),<br />

Fuba (Fertigungstechnologie für Leiterplatten)<br />

- USA: Hewlett Packard (Meßtechnik), IBM (Computer)<br />

-<br />

- Schweiz: die Unternehmen Agie, Reishauer,<br />

Schaublin (Werkzeugmaschinen), Fela (Leiterplatten-Technologie<br />

- Italien: Olivetti (Werkzeugmaschinensteuerungen)<br />

- Österreich: Voest Alpine (Industrieausrüstung).<br />

h) Händler von sog. Embargoware<br />

Die Händler von Embargowaren kamen unter an<strong>de</strong>rem<br />

aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, <strong>de</strong>r<br />

Schweiz, aus Österreich, Japan, Taiwan <strong>und</strong> Israel.<br />

Sie besorgten sich Bauteile <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Technik direkt<br />

von <strong>de</strong>n Produktionsunternehmen, zum Teil auch von<br />

Zwischenhändlern, <strong>und</strong> verkauften sie <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4, <strong>de</strong>n SBO o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r AG MAH.<br />

Der illegale Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>r DDR war für die Ost-<br />

West-Händler wegen <strong>de</strong>r hohen Risikozuschläge <strong>und</strong><br />

Gewinnspannen ein lukratives Geschäft. Nach Aussage<br />

von Ronneberger lagen die vorn Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 gezahlten Preise 30 bis 40 Prozent über <strong>de</strong>n Listenpreisen.<br />

Dementsprechend fan<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n Unterlagen<br />

das Unternehmen P. M. Majunke Kalkulationen<br />

über <strong>de</strong>n Einkauf von Reinstsilizium <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Verkauf<br />

an <strong>de</strong>n AHB Elektronik Export-Import, in <strong>de</strong>nen eine<br />

Han<strong>de</strong>lsspanne von 35 Prozent auf <strong>de</strong>n Einkaufspreis<br />

aufgeschlagen wur<strong>de</strong>. Möglicherweise waren die Risikoprämien<br />

bei an<strong>de</strong>ren „Beschaffungsorganen"<br />

<strong>und</strong> in an<strong>de</strong>ren Fällen noch höher <strong>und</strong> betrugen bis<br />

zu 80 Prozent über <strong>de</strong>n inländischen Vergleichsprei-

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