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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Verantwortungsbereich <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung 1983 in <strong>de</strong>r Regel auf das Konto 0628<br />

abgeführt wur<strong>de</strong>n. In einem <strong>Bericht</strong> an E rich Honekker<br />

über die finanziellen Erfolge <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung nannte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

für das Jahr 1986 eine Einzahlung in Höhe<br />

von 4,4 Mio. DM, die aus Einnahmen dieser „gemischten<br />

Gesellschaften" resultierte sowie eine Abführung<br />

von 10,7 Mio. DM aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen<br />

Parteifonds, in <strong>de</strong>m die von <strong>de</strong>n sog. Parteifirmen erwirtschafteten<br />

Devisen verbucht wur<strong>de</strong>n. Für 1987<br />

waren ebenfalls zehn Mio. DM <strong>und</strong> für 1988 elf Mio.<br />

DM als Zuführungen aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds<br />

geplant (Dokument-Nr. 719-720).<br />

Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß in<br />

Arbeitsplänen <strong>de</strong>r HA I En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre Devisenzuflüsse<br />

aus Gewinnen <strong>de</strong>r Abteilung Firmen, die<br />

von Sei<strong>de</strong>l als „AG Firmen" bezeichnet wur<strong>de</strong>, in Höhe<br />

von 15 Mio. VM veranschlagt wur<strong>de</strong>n. Diese Abführungen<br />

beinhalten aber wahrscheinlich nicht nur<br />

die Abführungen <strong>de</strong>r gemischten Gesellschaften, son<strong>de</strong>rn<br />

auch die Abführungen <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen, die<br />

über <strong>de</strong>n sog. Disponiblen Parteifonds auf das Konto<br />

0628 flossen (Dokument-Nr. 248 <strong>und</strong> 658-659).<br />

Die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

dokumentieren erstmals für 1981 einen Mittelzufluß<br />

aus Deviseneinnahmen <strong>de</strong>r sog. gemischten<br />

Gesellschaften <strong>und</strong> <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen in Höhe von<br />

ca. 33,9 Mio. DM; 1982 waren es 20 Mio. DM. In <strong>de</strong>n<br />

nachfolgen<strong>de</strong>n Jahren 1983 <strong>und</strong> 1984 reduzierte sich<br />

dieser Betrag auf 4,5 bzw. 7,2 Mio. DM; von 1985 bis<br />

1989 bewegten sich die Zuflüsse zwischen 13,4 <strong>und</strong><br />

16,7 Mio. DM. Insgesamt wur<strong>de</strong> somit min<strong>de</strong>stens ein<br />

Betrag von 129,7 Mio. DM aus Gewinnen <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Firmen auf das Konto 0628 übertragen.<br />

- Nachversicherungszahlungen <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirche<br />

Zwischen 1980 <strong>und</strong> 1989 flossen jährlich acht Mio.<br />

DM als Ergebnis <strong>de</strong>r Vermarktung von Warenlieferungen<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen Kirche auf das Honecker-<br />

Konto. Im Rahmen <strong>de</strong>s Beitritts <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirche in <strong>de</strong>r DDR in die staatliche Rentenversicherung<br />

hatte die Evangelische Kirche in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland Warenlieferungen im Werte von<br />

insgesamt 80 Mio. DM in zehn Jahresraten an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung zu leisten.<br />

- Konto 0769<br />

Nach Festlegung von Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong>n<br />

teilweise auch Gel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kontos 0769, das u. a.<br />

aus Abführungen aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds<br />

gespeist wur<strong>de</strong>, auf Konto 0628 transferiert. Es<br />

konnte aber aufgr<strong>und</strong> fehlen<strong>de</strong>r Kontounterlagen<br />

nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n, in welcher Höhe diese Umbuchungen<br />

erfolgten.<br />

- VE AHB Metallurgiehan<strong>de</strong>l<br />

Der VE AHB Metallurgiehan<strong>de</strong>l hatte Teile seiner Devisenerlöse,<br />

1988 z. B. fünf Mio. DM, an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung auf das Konto 0628 abzuführen,<br />

da die Abteilung Koordinierungshan<strong>de</strong>l<br />

(Leiter Manfred Ronneberger) innerhalb <strong>de</strong>s AHB<br />

Metallurgiehan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

unterstellt war.<br />

- Zinserträge aus Festgeldanlagen<br />

Insgesamt sind zwischen 1979 <strong>und</strong> 1989 Zinserträge<br />

aus Festgeldanlagen in <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> im Ausland in<br />

Höhe von ca. 559 Mio. DM auf das Konto 0628 eingegangen.<br />

- Bareinzahlung<br />

Nach seiner Flucht veranlaßte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

am 5. Dezember 1989 eine Bareinzahlung in Höhe<br />

von 1,5 Mio. DM durch Manfred Sei<strong>de</strong>l. Dieses Geld<br />

stammte aus Barabführungen <strong>de</strong>r sog. HVA-Firma R<br />

C. Gerlach. Weitere Bareinzahlungen dieser Größenordnung<br />

konnten anhand <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen Unterlagen<br />

nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Mittelverwendung<br />

In einem 1988 formulierten <strong>Bericht</strong> Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

an <strong>de</strong>n Sekretär <strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED für Wirtschaft,<br />

Dr. Günter Mittag, dokumentierte Dr. Schalck-<br />

Golodkowski die durch Erich Honecker seit 1976 veranlaßten<br />

Verwendungen <strong>de</strong>r Devisen auf Konto 0628.<br />

Insgesamt flossen nach dieser Aufstellung 1,0532<br />

Mrd. DM ab.<br />

Die größten Positionen waren:<br />

- Son<strong>de</strong>rimporte<br />

Zur Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung wur<strong>de</strong>n Nahrungsmittel,<br />

Heizstoffe, Schuhe o<strong>de</strong>r Textilien auf Weisung<br />

von Honecker importiert <strong>und</strong> aus <strong>de</strong>n Gel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Kontos<br />

0628 finanziert. Zwischen 1976 <strong>und</strong> 1987 wur<strong>de</strong>n<br />

auf diese Weise etwa Schuhe im Wert von 42,9 Mio. DM,<br />

Textilien für ca. 62,5 Mio. DM <strong>und</strong> Nahrungsmittel<br />

(Getrei<strong>de</strong>, Gemüse, Obst, Kartoffeln) für ca. 148,9 Mio.<br />

DM in die DDR eingeführt. An Heizstoffen wur<strong>de</strong> 1979<br />

Kohle für ca. 135 Mio. DM importiert <strong>und</strong> für das Ges<strong>und</strong>heitwesen<br />

wur<strong>de</strong>n 40 Mio. DM aufgewen<strong>de</strong>t.<br />

Zum 30. Jahrestag <strong>de</strong>r DDR veranlaßte Honecker einen<br />

Mittelabfluß von 90 Mio. DM, <strong>de</strong>r vermutlich zur Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung eingesetzt wur<strong>de</strong> („Festtagsimporte").<br />

Weiter wur<strong>de</strong>n 1980 sog. Versorgungsimporte<br />

im Wert von 32 Mio. DM durch Honecker veranlaßt.<br />

Elektronik-Importe (u. a. Fernsehtechnik, Computer)<br />

erfolgten in Höhe von 9,1 Mio. DM. Diese wur<strong>de</strong>n<br />

sowohl für die Bevölkerung verwen<strong>de</strong>t als auch im<br />

industriellen Bereich eingesetzt. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n<br />

aus Frankreich 160 Fahrzeuge zum Preis von ca. 3,2<br />

Mio. DM für die Nomenklatura beschafft <strong>und</strong> aus Japan<br />

Autos im Wert von 140 Mio. DM importiert. Insgesamt<br />

wur<strong>de</strong>n mehr als 600 Mio. DM zur Versorgung <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Nomenklatura aufgewen<strong>de</strong>t.<br />

- Unterstützung sozialistischer Volkswirtschaften<br />

Aus Mitteln <strong>de</strong>s Kontos 0628 wur<strong>de</strong>n Volksrepubliken<br />

wie Nicaragua o<strong>de</strong>r Kuba auf Weisung von Erich Honecker<br />

o<strong>de</strong>r Dr. Günter Mittag unterstützt. So betrug<br />

<strong>de</strong>r Mittelabfluß zu Solidaritätszwecken zwischen<br />

1976 <strong>und</strong> 1987 ca. 141,8 Mio. DM, darin enthalten war<br />

die Unterstützung Polens mit 80 Mio. DM <strong>und</strong> Weizen-<br />

<strong>und</strong> Maislieferungen an Nicaragua für insgesamt<br />

45,7 Mio. DM. Zusätzlich bekam das Land zehn<br />

Mio. USD von <strong>de</strong>r DDR zur Verfügung gestellt. Unklar<br />

war, ob die Bargeldzahlungen an Polen <strong>und</strong> Nicaragua<br />

Kredite o<strong>de</strong>r Schenkungen <strong>de</strong>r DDR waren.

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