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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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aa) Hauptabteilung Personenschutz (HA PS) <strong>und</strong> Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung Wandlitz<br />

Sicherung, Versorgung <strong>und</strong> Betreuung <strong>de</strong>r sog. Waldsiedlung<br />

Wandlitz, in <strong>de</strong>r seit 1960 die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Politbüros <strong>de</strong>r SED mit ihren Familienangehörigen<br />

wohnten, lagen im Aufgabenbereich <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit. Die Hauptabteilung Personenschutz<br />

<strong>de</strong>s MfS hatte neben <strong>de</strong>r „militärisch-operativen<br />

Nahabsicherung" von Wandlitz vor allem die<br />

Verwaltung <strong>de</strong>r Waldsiedlung <strong>und</strong> die Betreuung <strong>und</strong><br />

Versorgung ihrer Bewohner zur Aufgabe. Darüber<br />

hinaus sicherte das Wachregiment „Feliks E. Dzierzynski"<br />

<strong>de</strong>s MfS die Prominentensiedlung militärisch<br />

ab <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> häufig auch zu Bau- <strong>und</strong> Reparaturmaßnahmen<br />

in <strong>de</strong>r Waldsiedlung <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n sog. Freizeitobjekten<br />

herangezogen (vgl. Erster Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3462, Dokument-Nr. 28, S. 347).<br />

Durch die La<strong>de</strong>neinrichtung wie auch durch die gastronomischen<br />

Einrichtungen im sog. Innenring <strong>de</strong>r<br />

Waldsiedlung hatte die in Wandlitz wohnen<strong>de</strong> Partei<strong>und</strong><br />

Staatsführung <strong>de</strong>r DDR unbeschränkten Zugang<br />

zu Konsum- <strong>und</strong> Gebrauchsgütern, die sonst in <strong>de</strong>r<br />

DDR nur schwer o<strong>de</strong>r gar nicht zu erhalten waren. Die<br />

Warenbereitstellung wur<strong>de</strong> durch das 1965 gegrün<strong>de</strong>te<br />

Unternehmen Letex im Zusammenwirken mit<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

organisiert. Offiziell han<strong>de</strong>lte es sich bei Letex<br />

um ein staatliches Han<strong>de</strong>lsobjekt, nach internem Statut<br />

war das Unternehmen aber <strong>de</strong>r Abteilung V (Verwaltung<br />

Wandlitz) <strong>de</strong>r Hauptabteilung Personenschutz<br />

<strong>de</strong>s MfS unterstellt <strong>und</strong> vollständig von ihr abhängig<br />

(Dokument-Nr. 145). Der Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung stellte spätestens seit Dezember<br />

1972 die Devisen bereit, die zur Versorgung <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>neinrichtung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r gastronomischen Einrichtungen<br />

in Wandlitz mit aus <strong>de</strong>m Westen importierten Waren<br />

notwendig waren. Es han<strong>de</strong>lte sich zunächst nur<br />

um beschei<strong>de</strong>n anmuten<strong>de</strong> Devisenbeträge von jährlich<br />

ein bis zwei Mio. DM. Aber seit Mitte <strong>de</strong>r 80er<br />

Jahre wur<strong>de</strong>n jährlich mehr als sechs Mio. DM für<br />

diese Son<strong>de</strong>rversorgung aufgewen<strong>de</strong>t. Insgesamt<br />

stellte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung von<br />

1980 bis 1989 r<strong>und</strong> 62,8 Mio. DM für die Son<strong>de</strong>rversorgung<br />

in Wandlitz bereit. Eine weitere Million DM<br />

verausgabte <strong>de</strong>r Bereich im gleichen Zeitraum für die<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Ausstattung <strong>de</strong>r Verkaufseinrichtung<br />

im sog. Innenring <strong>de</strong>r Waldsiedlung.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r sog. Rücklieferungen partizipierte die<br />

gesamte Führungsspitze <strong>de</strong>s MfS an <strong>de</strong>r Wandlitzer<br />

Son<strong>de</strong>rversorgung. Die in Wandlitz nicht verkauften<br />

Westwaren wur<strong>de</strong>n nämlich an die Verwaltung Rückwärtige<br />

Dienste (VRD) <strong>de</strong>s MfS weitergeleitet, die in<br />

Berlin eine Spezialverkaufsstelle unterhielt. Von 1980<br />

bis 1989 wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n insgesamt 62,8 Mio. DM, die<br />

<strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung für die Versorgung<br />

in Wandlitz bereitstellte, r<strong>und</strong> 20,3 Mio. DM<br />

für diese sog. Rücklieferungen aufgewandt. Da die<br />

von Letex an die VRD gelieferten Waren „zu <strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r Waldsiedlung gültigen Preisen" verkauft wur<strong>de</strong>n,<br />

ergab sich daraus eine Subventionierung <strong>de</strong>r hohen<br />

MfS-Offiziere allein für die Zeit von 1984 bis 1989 in<br />

Höhe von r<strong>und</strong> 38 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR. Die notwendigen<br />

Devisen <strong>und</strong> die gesamte Finanzierung <strong>de</strong>r Importe<br />

für Wandlitz stellte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Koordinierung bereit. Wie die Letex-Valutafinanzierung<br />

insgesamt entstammten auch die Devisen für die<br />

„Rücklieferungen" <strong>de</strong>m Konto 0528 (Mielke-Konto).<br />

Die Finanzierung <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rversorgung in Wandlitz<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

stellte auch insoweit eine Unterstützung <strong>de</strong>s MfS dar,<br />

als die Spitzenfunktionäre <strong>de</strong>s MfS aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r sog.<br />

Rücklieferungen selbst Nutznießer <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rversorgung<br />

in Wandlitz waren. Dr. Schalck-Golodkowskis<br />

Aussage gegenüber <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt am<br />

25. Mai 1992, sein Bereich habe für „<strong>de</strong>n persönlichen<br />

Bedarf" von MfS-Mitarbeitern „niemals Mittel bereitgestellt",<br />

ist also unzutreffend.<br />

bb) Hauptabteilung Abwehrarbeit, Ministerium <strong>de</strong>s Innern,<br />

Deutsche Volkspolizei (HA VII)<br />

Die HAVII <strong>de</strong>s MfS war für die Überwachung <strong>und</strong> Abschirmung<br />

aller Organe <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>s Innern<br />

(MdI), <strong>de</strong>r Volkspolizei <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Strafvollzugs zuständig.<br />

Sie bestand aus acht Abteilungen <strong>und</strong> zwei Arbeitsgruppen,<br />

wobei die Abteilungen 2 <strong>und</strong> 5 zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre <strong>de</strong>r Zentralen Koordinierungsgruppe<br />

(ZKG) zugeordnet wur<strong>de</strong>n. Leiter <strong>de</strong>r relativ<br />

kleinen Abteilung mit ca. 340 Mitarbeitern war Generalmajor<br />

Dr. Jochen Büchner. Innerhalb <strong>de</strong>r Gesamtstruktur<br />

<strong>de</strong>s MfS war die Abteilung <strong>de</strong>m Stellvertreter<br />

<strong>de</strong>s Ministers, Generalleutnant Dr. Gerhard Neiber,<br />

zugeordnet.<br />

Die HA VII unterstützte <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls mit Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten. Eine beson<strong>de</strong>re Rolle spielte dabei<br />

die Abteilung 13, <strong>de</strong>ren Aufgabe es war, Informationen<br />

über Kunstsammler bzw. Kunsthändler zu beschaffen,<br />

die die Einleitung von Steuer- <strong>und</strong> Zollstrafverfahren<br />

gegen die betroffenen Personenkreise ermöglichen<br />

sollte. Die Weiterleitung dieser Informationen<br />

an die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung ermöglichte dieser<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n Zugriff auf Kunstsammlungen<br />

im Privatbesitz.<br />

Die Bildung <strong>de</strong>r Abteilung 13 erfolgte im Jahre 1982<br />

aus einer Arbeitsgruppe heraus, die <strong>de</strong>m ehemaligen<br />

Stellvertreter von Erich Mielke, Bruno Beater, unterstand<br />

<strong>und</strong> seit Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre Informationen<br />

über Kunstsammler verwertete. Mit <strong>de</strong>m Ableben von<br />

Beater wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Aufgabenbereich „Schmuggel <strong>und</strong><br />

Spekulation" <strong>de</strong>r Hauptabteilung VII übertragen <strong>und</strong><br />

die Abteilung 13 <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

gebil<strong>de</strong>t. Bis zum Jahre 1984 war Oberst Walter<br />

Strauch Leiter <strong>de</strong>r Abteilung 13, ab 1984 bis 1989<br />

Oberst Rolf Drießel. Die aus ca. 40 Mitarbeitern bestehen<strong>de</strong><br />

Abteilung 13 arbeitete im wesentlichen mit<br />

<strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> dort mit <strong>de</strong>r Steuerfahndung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zollfahndung zusammen. Die<br />

Zusammenarbeit koordinierte Harry Eichhorn, ein<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe von General Neiber.<br />

Zur Informationsbeschaffung setzte die Abteilung 13<br />

in erster Linie Inoffizielle Mitarbeiter ein. Zu <strong>de</strong>ren<br />

Arbeitsweise hat <strong>de</strong>r Abteilungsleiter Rolf Drießel<br />

ausgesagt, daß diese teilweise selbst Geschäfte mit<br />

Kunstbesitzern abgeschlossen hätten, um sie auszuforschen.<br />

Darüber hinaus seien durch diese Vorgehensweise<br />

Fakten geschaffen wor<strong>de</strong>n, um diesen Per-

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