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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

gerückte Dr. Klaus-Dieter Neubert <strong>und</strong> im Hinblick<br />

auf die Erarbeitung <strong>de</strong>s Komplexes „Parteifirmen"<br />

<strong>und</strong> Eigentum an <strong>de</strong>n Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung Waltraud Lisowski. Dr.<br />

Neubert war ehemaliger Abteilungsleiter in <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung I <strong>und</strong> Stellvertreter Sei<strong>de</strong>ls. Außer<strong>de</strong>m<br />

war er Major <strong>und</strong> OibE <strong>de</strong>s MfS, hatte dies aber<br />

gegenüber Dr. Lin<strong>de</strong>mann mehrfach bestritten. Als<br />

Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann <strong>de</strong>n Namen Dr. Neuberts in <strong>de</strong>r<br />

von Joachim Buchecker beschafften Liste <strong>de</strong>r MfS-<br />

Mitarbeiter fand, wies er <strong>de</strong>ssen Entfernung aus <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung an.<br />

Die zunächst noch im Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

tätigen ehemaligen leiten<strong>de</strong>n Mitarbeiter wie<br />

Waltraud Lisowski <strong>und</strong> - bis zu seiner Entlassung -<br />

Dr. Klaus-Dieter Neubert hatten weiterhin Zugang zu<br />

<strong>de</strong>n Akten ihrer Arbeitsbereiche. Waltraud Lisowski<br />

führte die Verwaltung <strong>de</strong>r „Parteifirmen" im sog.<br />

Nichtsozialistischen Wi rtschaftsgebiet (NSW) weiter,<br />

von ihr bezog die Kommission bzw. Dr. Krause wesentliche<br />

Informationen zu <strong>de</strong>n „Parteifirmen". Wichtige<br />

Unterlagen zu <strong>de</strong>n „Parteifirmen" bewah rten Dr.<br />

Krause <strong>und</strong> Dr. Lin<strong>de</strong>mann nach Aussage Dr. Krauses<br />

in eigenen, verschlossenen Schränken auf. Diese Unterlagen<br />

waren ehemaligen Mitarbeitern <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung nicht zugänglich. Einsicht<br />

in diese Akten hatten auch General- <strong>und</strong> Militärstaatsanwaltschaft,<br />

die nach Darstellung von Dr.<br />

Krause meterweise Akten <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung vorübergehend zu Ermittlungszwekken<br />

nutzten. Da die Akten inhaltlich nicht erschlossen<br />

o<strong>de</strong>r erfaßt waren, habe eine Kontrolle <strong>de</strong>r Vollständigkeit<br />

<strong>de</strong>r zurückgegebenen Akten nicht erfolgen<br />

können. Dr. Lin<strong>de</strong>mann <strong>und</strong> Dr. Krause war auch bekannt,<br />

daß die <strong>de</strong>r sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Akten zu <strong>de</strong>n „Parteifirmen" im ZK <strong>de</strong>r<br />

SED, dort in <strong>de</strong>r Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong><br />

Parteibetriebe unter Leitung von Heinz Wil<strong>de</strong>nhain,<br />

ebenfalls vorhan<strong>de</strong>n waren.<br />

Unterstützt wur<strong>de</strong> die sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission in<br />

ihren Ermittlungen von 25 bis 30 Polizeiangehörigen,<br />

die ca. 1000 Eingaben bearbeiteten. Die Kommissionsarbeit<br />

führte allerdings nicht zur Einleitung von<br />

Prozessen gegen ehemalige Regierungsmitglie<strong>de</strong>r.<br />

Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann selbst führte unmittelbar nach<br />

Einsetzung <strong>de</strong>r Kommission ein Gespräch mit Generaloberst<br />

Werner Großmann, Leiter <strong>de</strong>r Hauptverwaltung<br />

Aufklärung (HVA) im MfS. Es ging dabei beson<strong>de</strong>rs<br />

um das Vorgehen bezüglich <strong>de</strong>r Hauptabteilung<br />

I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die<br />

Klärung <strong>de</strong>r Frage, welche Unternehmen zum Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> welche zur<br />

HVA gehörten. Ein Ergebnis <strong>de</strong>s Gesprächs war, daß<br />

die Unternehmen Interport Industrievertretungen<br />

<strong>und</strong> Intertechna GmbH als Unternehmen <strong>de</strong>s MfS<br />

klassifiziert wur<strong>de</strong>n, für die die Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

nicht zuständig sei.<br />

Zur Sprache kam auch <strong>de</strong>r Einsatz von Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung zu sog.<br />

operativen Zwecken <strong>de</strong>r Hauptverwaltung Auf klärung.<br />

Generaloberst Großmann bestätigte diesen<br />

Sachverhalt, lehnte allerdings Ermittlungen in dieser<br />

Sache in Bezug auf die Hauptabteilung I ab. Ein weiterer<br />

Gegenstand <strong>de</strong>s Gesprächs waren die Geldbe-<br />

ziehungen zwischen <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m MfS im allgemeinen, mit Bezug<br />

zu nachrichtendienstlichen Aufträgen sowie im Hinblick<br />

auf die Politbürosiedlung Wandlitz.<br />

Bevor die Lin<strong>de</strong>mann-Kommission in die Räume <strong>de</strong>r<br />

Wallstraße kam, hatten dort <strong>de</strong>r Militär- <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Generalstaatsanwalt<br />

Durchsuchungen vorgenommen.<br />

Dabei wur<strong>de</strong>n dort gelagerte Waffen beschlagnahmt<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Ministerium für Innere Angelegenheiten<br />

übergeben. Die Ermittlungen <strong>und</strong> Untersuchungen<br />

<strong>de</strong>r Generalstaatsanwaltschaft <strong>und</strong> Militärstaatsanwaltschaft<br />

wur<strong>de</strong>n während <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

fortgesetzt. In diesem Zusammenhang<br />

suchten die Staatsanwälte mehrmals wöchentlich<br />

die Räume <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

in <strong>de</strong>r Wallstraße auf. Nach <strong>de</strong>r Darstellung von<br />

Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann waren diese staatsanwaltschaftlichen<br />

Ermittlungen allerdings unorganisiert. Dies teilte<br />

Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann auch Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Dr.<br />

Modrow mit.<br />

Die Lin<strong>de</strong>mann-Kommission bezog die von <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Finanzrevision gewonnenen Informationen<br />

zum Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen<br />

Unternehmen in ihre Arbeit ein. Die Prüfungen <strong>de</strong>r<br />

Valutakontrollgruppe wur<strong>de</strong>n, als feststand, daß<br />

diese Basis für die Arbeit <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission<br />

wer<strong>de</strong>n sollten, in Abstimmung mit Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann<br />

Zug um Zug verlängert.<br />

Während <strong>de</strong>r Prüfungen <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe gab<br />

es einen intensiven Dialog zwischen Hubert Jauer,<br />

<strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Gruppe <strong>und</strong> Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann. Dabei<br />

sei ihm - so kritisierte Jauer später - nicht das gesamte<br />

Wissen Dr. Lin<strong>de</strong>manns offengelegt wor<strong>de</strong>n. Die sog.<br />

Lin<strong>de</strong>mann-Kommission erhielt regelmäßige Informationen<br />

über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>s Bereichs von<br />

<strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe, einschließlich <strong>de</strong>s umfangreichen<br />

Zwischenberichts vom 6. Februar 1990.<br />

Der stellvertreten<strong>de</strong> Leiter <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>mann-Kommission,<br />

Dr. Gerstenberger, stand nach Aussage Dr. Kurt<br />

Krauses während <strong>de</strong>r Kommissionstätigkeit in engem<br />

Kontakt zum Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Dr. Modrow. Dr.<br />

Modrow bestritt diese Darstellung.<br />

Dr. Lin<strong>de</strong>mann wur<strong>de</strong> mit Dr. Krause, Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>r Finanzrevision <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Justitiar <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG auch bei <strong>de</strong>r Vermögensrückführung<br />

aus Auslandsanlagen tätig. Als Anfang<br />

März 1990 die Entlassung Manfred Sei<strong>de</strong>ls aus <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungshaft geplant wur<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r er sich seit<br />

<strong>de</strong>m 6. Dezember 1989 befand, war für einige Konten<br />

<strong>und</strong> Anlagen <strong>de</strong>ssen Unterschriftsvollmacht noch<br />

nicht gelöscht. Deshalb sah Dr. Lin<strong>de</strong>mann Verdunklungsgefahr<br />

<strong>und</strong> suchte <strong>de</strong>n Kontakt zu Max Moser,<br />

<strong>de</strong>r daraufhin Vorschläge für die Auflösung <strong>de</strong>r für<br />

Manfred Sei<strong>de</strong>l geführten Wertpapier<strong>de</strong>pots machte.<br />

Diese Gel<strong>de</strong>r Sei<strong>de</strong>ls (ca. 200 Mio. DM) seien nach<br />

Darstellung Dr. Lin<strong>de</strong>manns ab März 1990 vollständig<br />

zurückgeführt wor<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m fan<strong>de</strong>n über in <strong>de</strong>r<br />

„Prognose Finanzstatus vom 27.11.1989" aufgeführte<br />

weitere Auslandsanlagen von ca. 870 Mio. DM Gespräche<br />

mit Meta Bleßing <strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l statt.<br />

Nach Darstellung Dr. Lin<strong>de</strong>manns wur<strong>de</strong> in diesen<br />

Fällen jedoch nichts veranlaßt, da die Beträge damals<br />

erklärt wer<strong>de</strong>n konnten.

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