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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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gung <strong>de</strong>s damaligen Leiters <strong>de</strong>r Abteilung V/5 im<br />

MfS, Hauptmann Heinz Volpert, eingesehen wer<strong>de</strong>n<br />

(Dokument-Nr. 700).<br />

Die Bemerkung, Wolfgang Vogel sei unehrlich <strong>und</strong><br />

han<strong>de</strong>le eigenmächtig, entsprach allerdings nicht <strong>de</strong>n<br />

Tatsachen, son<strong>de</strong>rn war offensichtlich nur ein Vor-<br />

wand, um Vogel zu schützen. Sowohl an<strong>de</strong>ren MfS<br />

Diensteinheiten als auch Vogels Gesprächspartnern<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland sollte <strong>de</strong>ssen<br />

enge Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m MfS verborgen bleiben.<br />

Darauf <strong>de</strong>utet eine Mitteilung eines Stellvertreters<br />

von Minister Mielke an Heinz Volpert hin, in <strong>de</strong>r davon<br />

gesprochen wird, „daß wir Maßnahmen treffen,<br />

die <strong>de</strong>n GM nicht weiter <strong>de</strong>konspirieren <strong>und</strong> ihn nach<br />

außenhin absichern können" . Außer<strong>de</strong>m solle ihm die<br />

Möglichkeit gegeben wer<strong>de</strong>n, „drüben Dinge zu <strong>de</strong><br />

konspirieren, die ihm das Vertrauen <strong>de</strong>r Gegner bringen,<br />

was auch operativ für die Zukunft gut wäre" .<br />

Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Unterlagen war Minister Mielke Anfang 1958 mit einer<br />

Häftlingsentlassung in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland einverstan<strong>de</strong>n, um damit die Stellung<br />

<strong>de</strong>s GM „Georg" in Berlin (West) zu festigen. Diese<br />

Maßnahme sollte „sich für <strong>de</strong>n Beginn seiner Tätigkeit<br />

als Anwalt in Westberlin erfolgversprechend auswirken"<br />

.<br />

Die Akten über die Arbeit <strong>de</strong>s GM „Georg" belegen<br />

eine intensive Zusammenarbeit Rechtsanwalts Vogel<br />

mit <strong>de</strong>m Ministerium für Staatssicherheit, do rt zunächst<br />

<strong>de</strong>r Hauptabteilung V. Dabei fällt auf, daß Vogel<br />

ab 1957 kaum noch eigene handsch riftliche <strong>Bericht</strong>e<br />

lieferte, son<strong>de</strong>rn sich mit seinem Führungsoffizier<br />

Sommer in einer sog. konspirativen Wohnung<br />

traf.<br />

Am 2. September 1960 erfolgte die „Übergabe" <strong>de</strong>s<br />

GM „Georg" an Heinz Volpert, <strong>de</strong>r in seinem <strong>Bericht</strong><br />

vom 16. September 1960 vermerkte: „Bei <strong>de</strong>r Übergabe<br />

gab es keinerlei Komplikationen... Die Zeit wur<strong>de</strong><br />

genutzt, um mit <strong>de</strong>m GM das Verhältnis zu verbessern"<br />

. Von diesem Zeitpunkt an traf sich Vogel mit<br />

Heinz Volpert in <strong>de</strong>r Anwaltskanzlei Vogels o<strong>de</strong>r in<br />

Karlshorst, wobei in <strong>de</strong>n Unterlagen keine nähere Angabe<br />

über <strong>de</strong>n genauen Ort enthalten ist.<br />

In <strong>de</strong>r MfS-Akte zu GM „Georg" wur<strong>de</strong> ab Frühjahr<br />

1963 auch über mehrere Gespräche auf westlicher<br />

Seite berichtet, in <strong>de</strong>nen die Bemühungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n, Häftlinge aus <strong>de</strong>r DDR<br />

freizukaufen. Die Akte enthält auch einen umfassen<strong>de</strong>n<br />

<strong>Bericht</strong> über das erste Zusammentreffen <strong>de</strong>s<br />

Rechtsanwalts Dr. Wolfgang Vogel mit B<strong>und</strong>esminister<br />

Dr. Men<strong>de</strong> in Berlin (West) sowie - daran anschließend<br />

- mit Bürgermeister Hein rich Albertz <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Chef <strong>de</strong>r Senatskanzlei Dietrich Spangenberg<br />

am 15. Mai 1964.<br />

Bis 1966 hielt Heinz Volpert als Verbindungsoffizier<br />

zu Rechtsanwalt Vogel in diesen Akten <strong>de</strong>taillierte<br />

<strong>Bericht</strong>e über Besprechungen Vogels mit <strong>de</strong>n Rechtsanwälten<br />

von We<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Stange fest. Gesprächsgegenstand<br />

waren die humanitären Bemühungen <strong>de</strong>r<br />

Kirchen in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland sowie<br />

einzelne Haftfälle.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

1966 en<strong>de</strong>t die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong><br />

Akte mit <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong>en <strong>de</strong>s GM „Georg". Es<br />

gibt jedoch Hinweise, daß die Zusammenarbeit Vogels<br />

mit <strong>de</strong>m MfS auch 1966 nicht eingestellt wur<strong>de</strong>.<br />

Dem Untersuchungsausschuß hat ein <strong>Bericht</strong> vom 14.<br />

Juni 1968 vorgelegen, in <strong>de</strong>m ein Gespräch <strong>de</strong>s GM<br />

„Georg" mit Herbert Wehner am 11. Juni 1968 festgehalten<br />

wor<strong>de</strong>n ist. Aus <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> geht allerdings<br />

nicht hervor, ob Vogel selbst o<strong>de</strong>r ein Dritter, eventuell<br />

Heinz Volpert, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>m Treffen Kenntnis erhielt,<br />

<strong>de</strong>r Verfasser war. Es ist aber ein<strong>de</strong>utig, daß zumin<strong>de</strong>st<br />

zu diesem Zeitpunkt Wolfgang Vogel noch<br />

unter <strong>de</strong>m Namen GM „Georg" bei <strong>de</strong>n Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>s MfS geführt wur<strong>de</strong> (Dokument-Nr. 702).<br />

Der Untersuchungsausschuß geht davon aus, daß<br />

auch nach 1968 Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Vogel als<br />

GM „Georg" o<strong>de</strong>r unter einem neuen Decknamen<br />

<strong>de</strong>m MfS bzw. seinem Verbindungsoffizier <strong>und</strong><br />

Fre<strong>und</strong> Heinz Volpert berichtete. Möglicherweise<br />

wur<strong>de</strong>n diese Akten En<strong>de</strong> 1989/Anfang 1990 vom<br />

MfS/AfNS (Amt für Nationale Sicherheit) vernichtet.<br />

Nach Aussage von Dr. Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>r<br />

Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin<br />

hatte Heinz Volpert nicht nur Einfluß darauf genommen,<br />

daß es Vogel möglich war, als selbständiger<br />

Rechtsanwalt mit Zulassung in Berlin (West) zu arbeiten;<br />

auch in <strong>de</strong>n Jahren danach habe Heinz Volpert<br />

Rechtsanwalt Vogel protegiert. Außer<strong>de</strong>m habe Vogel<br />

über die dienstlichen Belange hinaus enge private Beziehungen<br />

zu Heinz Volpert gepflegt. Volpert, <strong>de</strong>r von<br />

Anfang an die Entwicklung <strong>de</strong>r humanitären Bemühungen<br />

beeinflußte <strong>und</strong> nach vorliegen<strong>de</strong>n, von ihm<br />

verfaßten <strong>Bericht</strong>en wahrscheinlich - auch <strong>de</strong>r Mitinitiator<br />

<strong>de</strong>s Freikaufs von Menschen aus <strong>de</strong>r DDR war,<br />

war die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Instanz, wenn eine von <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esregierung erstellte <strong>und</strong> an Rechtsanwalt Vogel<br />

übergebene Liste durch die Hauptabteilung Untersuchung<br />

<strong>und</strong> später durch die Zentrale Koordinierungsgruppe<br />

(ZKG) im MfS zu überprüfen war. Er begleitete<br />

auch die Transporte <strong>de</strong>r Häftlinge <strong>und</strong> nahm das<br />

bei <strong>de</strong>n ersten Freikäufen von <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung<br />

gezahlte Bargeld in Empfang.<br />

Schalck-Golodkowski, <strong>de</strong>r zusammen mit Volpert seine<br />

Dissertation verfaßte <strong>und</strong> ebenfalls enge Kontakte<br />

zu Volpert unterhielt, hat sich in einer Vernehmung<br />

bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei <strong>de</strong>m Kammergericht<br />

Berlin am 11. Juni 1992 zur Beziehung zwischen Dr.<br />

Wolfgang Vogel <strong>und</strong> Dr. Heinz Volpert wie folgt geäußert:<br />

„Zwischen Dr. Vogel <strong>und</strong> Volpert gab es eine<br />

enge Seelengemeinschaft. Vogel war Volpert zu Dank<br />

verpflichtet, weil er ihn planmäßig für die Funktionen,<br />

in <strong>de</strong>nen er bekannt gewor<strong>de</strong>n ist, aufgebaut hat. Volpert<br />

war umgekehrt Vogel ebenfalls zu Dank verpflichtet,<br />

weil die so überaus erfolgreiche Arbeit von<br />

Vogel natürlich auch auf Volpert zurückfiel <strong>und</strong> seine<br />

Position stärkte". Daß zwischen bei<strong>de</strong>n eine enge<br />

Vertrauensbeziehung bestand, ist auch durch die Tatsache<br />

dokumentiert, daß Vogel seine <strong>Bericht</strong>e über<br />

die Verhandlungen mit b<strong>und</strong>es<strong>de</strong>utschen Vertretern<br />

im Sekretariat von Volpert diktierte <strong>und</strong> nach Volperts<br />

Tod 1986 <strong>de</strong>ssen Frau Inge, die ebenfalls enge Beziehungen<br />

zum MfS unterhielt, in <strong>de</strong>r Anwaltskanzlei<br />

von Vogel arbeitete.

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