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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Dr. Schalck-Golodkowski vor <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt<br />

am 17. September 1992 sollte <strong>de</strong>m aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland abgezogenen HVA-Agenten<br />

Günter Asbeck durch die Gründung ein neuer Tätigkeitsbereich<br />

geschaffen wer<strong>de</strong>n. Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit<br />

entwickelte sich das Unternehmen immer stärker zu<br />

einem Auffangbecken für ehemalige Agenten <strong>de</strong>r<br />

HVA.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s MfS war für die Anleitung <strong>de</strong>r Asimex<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>r von Oberst Dr. Rudolf<br />

Genschow geleiteten Arbeitsgruppe K, Achim<br />

Kahlmeyer, zuständig. Asbeck hat in seiner Vernehmung<br />

beim B<strong>und</strong>esnachrichtendienst laut Aussage<br />

<strong>de</strong>s vernehmen<strong>de</strong>n Mitarbeiters angegeben, daß seine<br />

Tätigkeit für die HVA u.a. in <strong>de</strong>r Deponierung von<br />

Gel<strong>de</strong>rn auf Schweizer Konten bestan<strong>de</strong>n habe. Die<br />

Mittel seien dazu verwen<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n, Mitarbeiter <strong>und</strong><br />

sog. operative Projekte <strong>de</strong>r HVA zu finanzieren. Nach<br />

<strong>de</strong>m Rücktransport in die DDR habe Manfred Sei<strong>de</strong>l<br />

einen Teil dieser Gel<strong>de</strong>r verwaltet <strong>und</strong> an die HVA<br />

weitergeleitet. Seine Hauptaufgabe habe allerdings in<br />

<strong>de</strong>r Lieferung von Informationen allgemein <strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re<br />

über westliche Geschäftspartner bestan<strong>de</strong>n.<br />

Teilweise habe er diese Personen auch mit HVA-Offizieren<br />

zusammengebracht, von <strong>de</strong>nen sie unter einer<br />

Legen<strong>de</strong> nachrichtendienstlich abgeschöpft wor<strong>de</strong>n<br />

seien. Eine wichtige Rolle für die Aufklärungsarbeit<br />

habe die Leipziger Messe gespielt. Schriftliche <strong>Bericht</strong>e<br />

seien von ihm nicht verfaßt wor<strong>de</strong>n.<br />

Der Mitarbeiter <strong>de</strong>s BND, Bernhard Zeeb, gab gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt weiterhin an, daß<br />

Asbeck ausgesagt habe, an keinen festen Führungsoffizier<br />

angeb<strong>und</strong>en gewesen zu sein. Die HVA, d.h.<br />

insbeson<strong>de</strong>re Kahlmeyer, habe ihn als adäquaten Gesprächspartner<br />

akzeptiert. Laut Aussage Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis vor <strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt am 17.<br />

September 1992 hat es sich jedoch bei <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgruppe, Dr. Genschow, um einen ehemaligen<br />

Führungsoffizier Asbecks gehan<strong>de</strong>lt.<br />

Im November 1981 setzte sich Asbeck mit Hilfe <strong>de</strong>s<br />

BND aus einem Urlaub in Ungarn in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland ab <strong>und</strong> stellte sich <strong>de</strong>m BND dort als<br />

Informant zur Verfügung. Nach Abschluß <strong>de</strong>r Befragungen<br />

von Herbst 1981 bis März 1983 versuchte <strong>de</strong>r<br />

BND, Asbeck zunächst in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> schließlich<br />

in Österreich unterzubringen. Dort soll er nach Aussage<br />

von Zeeb als Geschäftsmann in Salzburg gelebt<br />

<strong>und</strong> sogar wie<strong>de</strong>r Geschäfte mit Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung getätigt haben.<br />

In Folge <strong>de</strong>r „Republikflucht" Asbecks wur<strong>de</strong> am 1.<br />

Juli 1982 <strong>de</strong>r staatliche VEB Asimex geschaffen. Das<br />

als sog. Privatfirma <strong>de</strong>klarierte bisherige Unternehmen<br />

Asimex wur<strong>de</strong> rückwirkend zum 31. Juli 1981<br />

aus <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsregister gelöscht. Laut Aussage von<br />

Kahlmeyer sollte durch diese Konstruktion ausgedrückt<br />

wer<strong>de</strong>n, daß es sich bei <strong>de</strong>m VEB Asimex keineswegs<br />

um <strong>de</strong>n Rechtsnachfolger <strong>de</strong>s bisherigen<br />

Unternehmens Asimex han<strong>de</strong>lte, obwohl bestimmte<br />

Verträge <strong>de</strong>s alten Unternehmens aus sog. operativen<br />

Überlegungen <strong>de</strong>r HVA stillschweigend weiterliefen.<br />

Als Geschäftsführerin <strong>de</strong>s VEB Asimex wur<strong>de</strong> die ehe-<br />

malige Auslandsagentin <strong>de</strong>r HVA, Ruth Lerche, be-<br />

stellt, die bereits seit 1977 bei <strong>de</strong>m Vorgängerunter-<br />

nehmen beschäftigt war. Unter <strong>de</strong>m Decknamen „Vera<br />

Marie Schulz" war Lerche von 1969 bis 1976 als Sekretärin<br />

bei <strong>de</strong>r Universität Bonn für die HVA eingesetzt<br />

gewesen. Das neue Unternehmen unter Leitung von<br />

Lerche existierte vom 1. Juli 1982 bis zum 19. Dezember<br />

1989. Dann wur<strong>de</strong> es in eine GmbH umgewan<strong>de</strong>lt.<br />

Die Geschäftstätigkeit von Asimex unterglie<strong>de</strong>rte<br />

sich in mehrere Bereiche. Das Unternehmen wur<strong>de</strong><br />

sowohl als sog. Vertreterfirma auf <strong>de</strong>n Sektoren Genußmittel,<br />

Kosmetika, Duty-Free-Waren <strong>und</strong> sonstige<br />

Konsumgüter, unter Einbeziehung <strong>de</strong>s Liechtensteiner<br />

Unternehmens Wefo (Anstalt für Werbung <strong>und</strong><br />

Forschung), als auch in Händlerfunktionen tätig. Es<br />

erwarb außer<strong>de</strong>m Lizenzen, z.B. zur Schuhfabrikation,<br />

mittels <strong>de</strong>rer Betriebe <strong>de</strong>r DDR Produktionen für<br />

sog. NSW-Unternehmen im eigenen Land durchführen<br />

konnten. U.a. gehörte dazu auch die Berechtigung,<br />

in ausländischen Hoheitsgewässern Fischfang<br />

zu betreiben, an <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs Asbeck sehr interessiert<br />

gewesen war.<br />

Ein weiterer Geschäftsbereich <strong>de</strong>s Unternehmens beinhaltete<br />

die sog. Diplomatenversorgung über das<br />

Unternehmen Versina sowie die Belieferung <strong>de</strong>r sog.<br />

MfS-Firma Letex, die für die Versorgung <strong>de</strong>r Politbüro-Siedlung<br />

Wandlitz mit Importgütern zuständig<br />

war. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n weitere sog. Son<strong>de</strong>rbedarfsträger<br />

<strong>de</strong>r DDR, wie Intershops <strong>und</strong> Valutahotels,<br />

durch Asimex beliefert.<br />

Für die Durchführung <strong>de</strong>r logistischen Aufgaben <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens unterhielt Asimex in Mühlenbeck große<br />

Lagerkapazitäten. Die Asimex führte dort eine<br />

zweite Anschrift unter <strong>de</strong>r Bezeichnung Asimex Import-Export-Agentur.<br />

Unter <strong>de</strong>r Adresse <strong>de</strong>r Agentur<br />

waren auch die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH <strong>und</strong><br />

das Unternehmen Delta GmbH registriert.<br />

Nach einer Aussage Dr. Schalck-Golodkowskis bei<br />

<strong>de</strong>m Generalb<strong>und</strong>esanwalt am 17. September 1991<br />

wur<strong>de</strong> die Geschäftstätigkeit <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

durch ihn entschei<strong>de</strong>nd mit beeinflußt.<br />

Die Planabführungen <strong>de</strong>s Unternehmens Asimex an<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung betrugen<br />

jährlich zwischen 18 Mio. DM <strong>und</strong> 25 Mio. DM. Darüber<br />

hinaus existierten Festlegungen, wonach jährlich<br />

zu<strong>de</strong>m 0,8 Mio. DM <strong>und</strong> eine Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR<br />

an die HVA abzuführen waren. Laut Aussage von<br />

Ruth Lerche wur<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong> Beträge in bar ohne Quittung<br />

von <strong>de</strong>m Beauftragten <strong>de</strong>s MfS, Gert Neumann,<br />

abgeholt.<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r früheren Direktorin <strong>de</strong>s<br />

VEB Asimex die Asimex GmbH & Co. gegrün<strong>de</strong>t, die<br />

später in FAGRO GmbH umgewan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>. Während<br />

nach Darstellung <strong>de</strong>r Treuhandanstalt die Gründung<br />

eine rein private Initiative von Ruth Lerche war,<br />

die <strong>de</strong>m Ziel diente, ihr das Vermögen <strong>de</strong>s VEB Asimex<br />

zu verschaffen, hat Ruth Lerche ihrerseits angegeben,<br />

durch Prof. Dr. Gerstenberger in Abstimmung<br />

mit <strong>de</strong>m Ministerium für Außenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r DDR<br />

(MAH) mit <strong>de</strong>r Gründung dieses Unternehmens beauftragt<br />

wor<strong>de</strong>n zu sein (vgl. Fünfter Teil, C. IV., RG<br />

38). Die Asimex-Import-Export-Agentur befin<strong>de</strong>t sich<br />

laut Aussage <strong>de</strong>r Treuhand in Liquidation.

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