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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Evangelischen Kirchen in <strong>de</strong>r DDR (BEKDDR) <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r DDR-Regierung mün<strong>de</strong>ten in konkreten Verträgen<br />

zwischen <strong>de</strong>m Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieb Limex <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m BEKDDR zum Aufbau <strong>de</strong>s Domes <strong>und</strong> einem<br />

Bauleistungsrahmenvertrag für das Son<strong>de</strong>rbauprogramm<br />

(Dokument-Nr. 655). Die DDR-Regierung erklärte<br />

sich außer<strong>de</strong>m bereit, ab 1976 zu <strong>de</strong>n laufen<strong>de</strong>n<br />

Unterhaltungskosten für <strong>de</strong>n Dom jährlich 200.000<br />

Mark <strong>de</strong>r DDR beizutragen. In <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rschriften zu<br />

<strong>de</strong>n Verhandlungen über <strong>de</strong>n Dom im Jahre 1972<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Begriff Son<strong>de</strong>rbauprogramm erstmalig erwähnt.<br />

Verhandlungsführer war Dr. Schalck-Golodkowski<br />

als stellvertreten<strong>de</strong>r Minister für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Leiter <strong>de</strong>s für die finanzielle Abwicklung <strong>de</strong>s<br />

Projektes <strong>und</strong> die Auftragsvergabe an <strong>de</strong>n AHB Limex<br />

zuständigen Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Außer<strong>de</strong>m war Manfred Sei<strong>de</strong>l als Verantwortlicher<br />

für die kommerziellen Beziehungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zu <strong>de</strong>n Religionsgemeinschaften<br />

ein wichtiger Verhandlungspartner.<br />

Auf Seiten <strong>de</strong>s BEKDDR waren Bischof Schönherr<br />

<strong>und</strong> Dr. Manfred Stolpe, <strong>de</strong>r bis 1989 mit allen gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Fragen <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbauprogramms als Vertreter<br />

<strong>de</strong>s BEKDDR befaßt war, vertreten. In <strong>de</strong>n Vermerken<br />

zu <strong>de</strong>n Verhandlungen Anfang <strong>de</strong>r 70er Jahre<br />

wur<strong>de</strong> auch auf die Finanzierungszusagen <strong>de</strong>r EKD<br />

<strong>und</strong> die erfor<strong>de</strong>rliche Abstimmung mit Ludwig Geißel<br />

hingewiesen.<br />

Die Zusage <strong>de</strong>r EKD, die erheblichen Mittel für <strong>de</strong>n<br />

Dom doch bereitzustellen, ist nach <strong>de</strong>r Aktenlage offensichtlich<br />

in Abwägung <strong>de</strong>r Möglichkeiten erfolgt,<br />

die sich mit <strong>de</strong>m geplanten Son<strong>de</strong>rbauprogramm boten.<br />

Es ergab sich damit die Chance, umfangreiche<br />

Rekonstruktionen <strong>und</strong> Neubauten von Kirchengebäu<strong>de</strong>n<br />

in einem bisher nicht für möglich gehaltenen<br />

Ausmaß zu verwirklichen <strong>und</strong> damit auch i<strong>de</strong>ologisch<br />

gesetzte Schranken zu überwin<strong>de</strong>n (165. Sitzung,<br />

S. 11-12). Die Verknüpfung <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbauprogramms<br />

mit <strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>s Domes war offensichtlich.<br />

Zu <strong>de</strong>r Frage, ob das Son<strong>de</strong>rbauprogramm<br />

für <strong>de</strong>n BEKDDR nur durch die Finanzierung <strong>de</strong>s Wie<strong>de</strong>raufbaus<br />

<strong>de</strong>s Berliner Doms aus kirchlichen Mitteln<br />

möglich wur<strong>de</strong>, liegen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

einan<strong>de</strong>r wi<strong>de</strong>rsprechen<strong>de</strong> Akten <strong>und</strong> Aussagen vor.<br />

Auf staatlicher wie auf kirchlicher Seite in <strong>de</strong>r DDR<br />

wur<strong>de</strong> offensichtlich anfänglich davon ausgegangen,<br />

daß ein Junktim bestün<strong>de</strong>. Sowohl BEKDDR <strong>und</strong> EKD<br />

als auch die DDR-Regierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung versprachen sich davon Vorteile:<br />

die Kirchen die gesicherte Realisierung ihrer<br />

Bau- <strong>und</strong> vor allem Neubauvorhaben, die DDR-Regierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

mittelfristig planbare Deviseneinnahmen. Allerdings<br />

behauptete Manfred Sei<strong>de</strong>l vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß,<br />

daß es kein Junktim zwischen <strong>de</strong>m Projekt<br />

„Berliner Dom" <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rbauprogrammen gegeben<br />

habe (89. Sitzung, Protokoll S. 179). Dieser<br />

Aussage wi<strong>de</strong>rsprachen aber die Aktenlage <strong>und</strong> die<br />

Ausführungen Dr. Stolpes vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

(165. Sitzung, Protokoll S. 179).<br />

Die Son<strong>de</strong>rbauprogramme I <strong>und</strong> II<br />

Das erste Son<strong>de</strong>rbauprogramm (SBP I) umfaßte <strong>de</strong>n<br />

Zeitraum 1973 bis 1984 <strong>und</strong> war in zwei Teilab-<br />

schnitte unterglie<strong>de</strong>rt. In <strong>de</strong>r ersten Phase von 1973<br />

bis 1975 war es <strong>de</strong>n evangelischen Kirchen noch<br />

nicht möglich, Neubauprojekte zu realisieren, sie<br />

mußten sich auf die Erweiterung <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

vorhan<strong>de</strong>ner Bausubstanz beschränken. Mit<br />

<strong>de</strong>r Verfügung <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats Nr.<br />

84/72 vom 22. Juni 1972 wur<strong>de</strong> eine erste Regelung<br />

auf staatlicher Seite getroffen, die die Rekonstruktion,<br />

Instandsetzung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>raufbau von 45<br />

Kirchen vorsah (Dokument-Nr. 656). In diese erste<br />

Regelung ging eine Projektliste ein, die <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s BEKDDR, Dr. Manfred Stolpe,<br />

eingereicht hatte.<br />

Erst mit Fortschreibung <strong>de</strong>s SBP I (ab 1976) erhielten<br />

die evangelischen Kirchen die Genehmigung, Neubauten<br />

zu erstellen, die zu Gottesdiensten genutzt<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Gemein<strong>de</strong>leben dienten.<br />

Das zweite Son<strong>de</strong>rbauprogramm (SBP II) erstreckte<br />

sich über <strong>de</strong>n Zeitraum 1980 bis 1992. Es begann<br />

mit <strong>de</strong>r Planungsphase <strong>de</strong>s Innenausbaus <strong>de</strong>s Berliner<br />

Doms. Von EKD <strong>und</strong> BEKDDR wur<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n<br />

Dom eine weitere Summe von 35 Mio. DM (VM)<br />

veranschlagt, während für die an<strong>de</strong>ren Projekte <strong>de</strong>s<br />

SBP II ca. 50 Mio. DM (VM) eingeplant wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Überschneidung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rbauprogramme<br />

ergab sich daraus, daß <strong>de</strong>r Innnenausbau<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Abschluß <strong>de</strong>r Außenhaut zeitweilig parallel<br />

betrieben wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n kirchlichen Akten wur<strong>de</strong><br />

von zwei Son<strong>de</strong>rbauprogrammen (SBP I <strong>und</strong> II ) gesprochen.<br />

Im Unterschied dazu waren in <strong>de</strong>n Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Sekretärs für Wi rtschaft im ZK <strong>de</strong>r SED, Dr. Günter<br />

Mittag, drei Son<strong>de</strong>rbauprogramme, analog <strong>de</strong>r<br />

staatlichen Planung in Fünfjahrplänen (1976-1980,<br />

1981-1985, 1986-1990), verzeichnet.<br />

Als Ergebnis <strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rbauprogramms <strong>de</strong>r evangelischen<br />

Kirchen wur<strong>de</strong>n bis 1988 in <strong>de</strong>n Neubaugebieten<br />

<strong>de</strong>r DDR 20 Kirchen <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>zentren neu<br />

errichtet <strong>und</strong> 107 Kirchen rekonstruiert <strong>und</strong> instandgesetzt.<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s SBP für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung<br />

Das Son<strong>de</strong>rbauprogramm stellte eine erhebliche<br />

Erweiterung <strong>de</strong>r Valutamarkprogramms dar. Der<br />

finanzielle Umfang, <strong>de</strong>r beim Valutamarkprogramm<br />

etwa 15 Mio. VM jährlich betrug, wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m<br />

Son<strong>de</strong>rbauprogramm auf ca. 50 Mio. VM gesteigert.<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre gab es Phasen, in <strong>de</strong>nen die geplanten<br />

Bauleistungen von <strong>de</strong>r DDR-Bauwirtschaft<br />

nicht mehr termingemäß erbracht wur<strong>de</strong>n. Zu dieser<br />

Zeit zog die EKD in Erwägung, die Warenlieferungen<br />

zu reduzieren, um nicht zu sehr in Vorlage zu<br />

treten.<br />

Der finanzielle Aufwand für das Son<strong>de</strong>rbauprogramm<br />

wur<strong>de</strong> unterschiedlich angegeben. Eine Abgrenzung<br />

zu <strong>de</strong>n Baumaßnahmen <strong>de</strong>s Valutamarkprogramms<br />

<strong>und</strong> zu einzelnen Großprojekten ist bei <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Quellen nicht immer gegeben. Eine Übersicht<br />

über die in Valuta-Mark transferierten Summen gibt<br />

die untenstehen<strong>de</strong> Tabelle. Sie beinhallet sowohl das

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