09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

durch Interport beschafften Embargogüter keine Aussage<br />

treffen kann.<br />

Intertechna GmbH<br />

Die 1969 gegrün<strong>de</strong>te Intertechna (vgl. Zweiter Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3920, S.48) war ein reines Importunternehmen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ckte in erster Linie <strong>de</strong>n Bedarf<br />

<strong>de</strong>s MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Industrie an westlicher Technologie<br />

(Embargowaren), wobei kosten<strong>de</strong>ckend ohne Gewinnerzielung<br />

gearbeitet wur<strong>de</strong>. Über die HA II, Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, bekam Intertechna<br />

die für die Finanzierung von Impo rten für die DDR-Industrie<br />

benötigten Devisen zugewiesen. Die markseitige<br />

Abrechnung mit <strong>de</strong>n Bedarfsträgern erfolgte direkt<br />

mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung. Importe<br />

für das MfS wur<strong>de</strong>n vermutlich aus Mitteln <strong>de</strong>s Kontos<br />

0528 o<strong>de</strong>r aus Abführungen <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen finanziert.<br />

Bei Intertechna wur<strong>de</strong>n keine Bilanzen er-<br />

-<br />

stellt, so daß <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß über <strong>de</strong>n Umfang<br />

<strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit keine Aussagen machen<br />

kann.<br />

Intertechna war zwar organisatorisch in die HA I <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung eingeb<strong>und</strong>en,<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß konnte aber nicht ein<strong>de</strong>utig<br />

klären, inwieweit <strong>de</strong>r Bereich auf die Geschäftspolitik<br />

Einfluß genommen hat. In <strong>de</strong>r Regelung von<br />

1980, in <strong>de</strong>r Mielke die Anleitung <strong>de</strong>r sog. HVA-Firmen<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung verfügte,<br />

fin<strong>de</strong>t Intertechna keine Erwähnung. Allerdings<br />

besaß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung ein<br />

Drittel <strong>de</strong>r Anteile an Intertechna; gehalten entwe<strong>de</strong>r<br />

durch die Transinter GmbH o<strong>de</strong>r die Interver Internationale<br />

Vertretungen GmbH (Stand 1. Oktober 1989).<br />

Welches <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Unternehmen tatsächlich beteiligt<br />

war, konnte durch die <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Dokumente nicht geklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Son<strong>de</strong>rkonto 0528 (sog. Mielke -Konto)<br />

Im Juli wur<strong>de</strong> das Konto 0528 unter <strong>de</strong>r Bezeichnung<br />

„Horst Roigk, Berlin, Unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n 46-60" durch<br />

<strong>de</strong>n stellvertreten<strong>de</strong>n Minister im MAI bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank AG (DHB) eröffnet. Es sollte vornehmlich<br />

zur finanziellen Abwicklung <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte,<br />

die Horst Roigk Mitte 1965 übernommen<br />

hatte, dienen.<br />

Nach Gründung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

1966 <strong>und</strong> nach Übernahme <strong>de</strong>r sog. Kirchengeschäfte<br />

durch Manfred Sei<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> das Konto auf<br />

<strong>de</strong>ssen Namen weitergeführt. Verfügungsberechtigt<br />

waren ab diesem Zeitpunkt Manfred Sei<strong>de</strong>l <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski. Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit wur<strong>de</strong>n<br />

nicht nur die sog. Kirchengeschäfte son<strong>de</strong>rn auch vermehrt<br />

durch das MfS veranlaßte finanzielle Transaktionen<br />

über das Konto 0528 abgewickelt.<br />

Über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>s Kontos informierte Sei<strong>de</strong>l im Rahmen<br />

einer monatlichen sog. Valuta-<strong>Bericht</strong>erstattung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung <strong>de</strong>n Minister<br />

<strong>de</strong>r Finanzen. Diese <strong>Bericht</strong>spflicht entfiel 1972 mit<br />

<strong>de</strong>r Verleihung <strong>de</strong>s Status eines Devisenauslän<strong>de</strong>rs an<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung. Die Verfügung<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats Nr. 129/72 vom<br />

14. September 1972 enthielt zwar noch eine <strong>Bericht</strong>s-<br />

pflicht <strong>de</strong>s Bereichs an <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen ersten Stellvertreter über die Zu- <strong>und</strong><br />

Abflüsse auch auf <strong>de</strong>m Konto 0528, doch wur<strong>de</strong> das<br />

Konto auf Weisung <strong>de</strong>s Ministers für Staatssicherheit,<br />

Mielke, zum geheimen Konto erklärt. In einem Vermerk<br />

vom 20. September 1972 informierte Dr. Schalck-<br />

Golodkowski Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r das Konto verwaltete<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n für die Kirchengeschäfte zuständigen Oberst<br />

im MfS, Dr. Heinz Volpert: „Auf Weisung <strong>de</strong>s Ministers,<br />

Genossen Mielke, ist das Konto 0528 in seiner Behandlung<br />

aus <strong>de</strong>r Verfügung Nr. 129/72 herauszunehmen.<br />

<strong>Bericht</strong>erstattungen haben ausschließlich an <strong>de</strong>n Minister<br />

zu erfolgen. Die Weitergabe an einen an<strong>de</strong>ren Per-<br />

sonenkreis ist nicht gestattet" (Zweiter Teilbericht, BT<br />

Drucksache 12/3920, Dokument-Nr. 7, S. 115). In <strong>de</strong>r<br />

Verfügung <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ministerrats Nr. 165/<br />

72 vom 23. November 1972 wur<strong>de</strong> diese Son<strong>de</strong>rstellung<br />

<strong>de</strong>s Kontos 0528 <strong>und</strong> seine Ausklammerung aus <strong>de</strong>r<br />

staatlichen Kontrolle bestätigt (vgl. Zweiter Teilbericht,<br />

BT-Drucksache 12/3920, Dokument-Nr. 8, S. 116). Das<br />

alleinige Verfügungsrecht verblieb bei Dr. Schalck-Golodkowski<br />

<strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l.<br />

Der Gr<strong>und</strong> für die Ausklammerung <strong>de</strong>s Kontos aus<br />

<strong>de</strong>r staatlichen Kontrolle lag darin, daß das Konto in<br />

erster Linie zur kommerziellen Abwicklung <strong>de</strong>r sog.<br />

Kirchengeschäfte <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs, die unter<br />

<strong>de</strong>m Einfluß <strong>de</strong>s MfS stan<strong>de</strong>n <strong>und</strong> somit in <strong>de</strong>n Sicherheitsbereich<br />

<strong>de</strong>r HA I fielen, diente. Auch unterlagen<br />

die verschie<strong>de</strong>nen Mittelverwendungen aus<br />

<strong>de</strong>m Konto 0528 <strong>de</strong>r Geheimhaltung. U. a. wur<strong>de</strong>n<br />

nach Aussage von Manfred Sei<strong>de</strong>l auch „auf Weisung<br />

von Mielke <strong>de</strong>r Großteil <strong>de</strong>r finanziellen Transaktionen<br />

mit Devisen aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s MfS bzw. für<br />

das MfS über das Konto 0528 abgewickelt" (<strong>de</strong>shalb<br />

auch die Bezeichnung Mielke-Konto).<br />

Das Konto 0528 war eine Kontengruppe, da sechs Unterkonten<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Währungen existierten:<br />

zwei Festgeldkonten (DM, USD) sowie vier Girokonten<br />

(DM, USD, FRF, CHF).<br />

Mittelherkunft<br />

Pro Jahr flossen zwischen 30 <strong>und</strong> 40 Mio. DM auf das<br />

Konto 0528 bzw. auf eines <strong>de</strong>r Unterkonten. Zur Mittelherkunft<br />

<strong>und</strong> zur Höhe <strong>de</strong>r Zahlungseingänge äußerte<br />

sich Manfred Sei<strong>de</strong>l bei seiner polizeilichen Vernehmung<br />

am 10. Januar 1990: „Ich hatte die Kompetenz<br />

<strong>und</strong> die alleinige Verantwortung dafür, ob aus<br />

<strong>de</strong>n von mir bereits genannten Finanzquellen Einzahlungen<br />

auf das Konto 0528 erfolgten o<strong>de</strong>r nicht."<br />

Wesentlichen Quellen <strong>de</strong>r Devisenspeisung <strong>de</strong>s Kontos<br />

0528 waren:<br />

- Gewinnabführungen <strong>de</strong>r sog. Vertreterfirma Günther<br />

Forgber Wahrnehmung von Interessen für Industrie<br />

<strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l. Forgber war ein Unternehmen <strong>de</strong>r<br />

HA XVIII <strong>de</strong>s MfS, wur<strong>de</strong> aber ab Mitte <strong>de</strong>r 80erJahre<br />

in Zusammenhang mit Disziplinarverfahren gegen<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r HA XVIII aus <strong>de</strong>m MfS ausgelie<strong>de</strong>rt<br />

<strong>und</strong> Manfred Sei<strong>de</strong>l direkt unterstellt.<br />

Forgber hatte die jährlichen überplanmäßigen Gewinne,<br />

die sich von anfänglich zwei Mio. DM auf<br />

am En<strong>de</strong> acht Mio. DM steigerten, an Konto 0528<br />

<strong>und</strong> die Gewinne im Rahmen <strong>de</strong>r Planauflagen an<br />

die Transinter GmbH abzuführen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!