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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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<strong>de</strong>n im Wert von ca. 55 Mio. VM zum Zweck <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

im Westen zu verkaufen. Dem Wi<strong>de</strong>rstand<br />

<strong>de</strong>r Museen war es zu verdanken, daß es<br />

nicht dazu kam. Gleichwohl konnten Einbußen <strong>de</strong>r<br />

Museen nicht verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Es kam in einem<br />

größeren Ausmaß zum Export von Kulturgütern zumin<strong>de</strong>st<br />

<strong>de</strong>r sog. Kategorien II <strong>und</strong> III. Bei Kulturgütern<br />

<strong>de</strong>r sog. Kategorie II <strong>und</strong> III han<strong>de</strong>lte es sich um<br />

Kunstgegenstän<strong>de</strong>, die in ihrer Be<strong>de</strong>utung hinter <strong>de</strong>n<br />

Kulturgütern <strong>de</strong>r sog. Kategorie I zurückstan<strong>de</strong>n.<br />

Was die persönliche Verantwortung von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski anbelangt, hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

festgestellt, daß <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung die Hauptverantwortung für<br />

die Tätigkeit <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH hatte.<br />

Es ist erwiesen <strong>und</strong> inzwischen auch von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski bestätigt wor<strong>de</strong>n, daß in seinem Machtbereich<br />

die Ministerratsverfügung Nr. 4/73 die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Gründung <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH bil<strong>de</strong>te. Ebenso steht fest, daß die Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH offiziell <strong>de</strong>m Bereich Kornmerzielle<br />

Koordinierung unterstand.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski wur<strong>de</strong> auch fortlaufend<br />

über die Entwicklung <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH unterrichtet <strong>und</strong> nahm darüber hinaus Einfluß<br />

auf die wirtschaftliche Entwicklung <strong>und</strong> personelle<br />

Entscheidungen <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH.<br />

Trotz <strong>de</strong>r Möglichkeit <strong>de</strong>r Einflußnahme auf die Arbeitsweise<br />

<strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH unternahm<br />

Dr. Schalck-Golodkowski nichts, um die rechtswidrigen<br />

Praktiken <strong>de</strong>r Gesellschaft zu unterbin<strong>de</strong>n.<br />

2. Neue Erkenntnisse<br />

a) Rolle <strong>de</strong>s MfS<br />

Im Rahmen seiner weiteren Beweisaufnahme nach<br />

Erstellung <strong>de</strong>s dritten Teilberichts hat <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

neue Dokumente erhalten, die die<br />

Rolle <strong>de</strong>s MfS bei <strong>de</strong>r Informationsbeschaffung über<br />

Kunstsammler präzisiert haben.<br />

In einem sog. Operativvorgang (OV) mit <strong>de</strong>r Bezeichnung<br />

„Schneekopfkugel" aus <strong>de</strong>m Jahr 1983 wur<strong>de</strong><br />

vom MfS beschrieben, welche Kriterien ein IM, <strong>de</strong>r<br />

für das MfS Informationen über einen Kunstsammler<br />

beschaffen sollte. zu erfüllen hatte. Dabei ging das<br />

MfS mit großer Akribie vor, wie ein Dokument belegt,<br />

das im Zusammenhang mit einem Tierarzt angelegt<br />

wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Sammler von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n war<br />

<strong>und</strong> in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland übersie<strong>de</strong>ln<br />

wollte (Dokument-Nr. 194). Der zum Einsatz gegen<br />

<strong>de</strong>n Tierarzt vorgesehene IMB sollte ein „Sammler<br />

von Antiquitäten, Münzen, Miniaturen <strong>und</strong> B riefmarken"<br />

sein o<strong>de</strong>r „zumin<strong>de</strong>st konkrete Kenntnisse zu<br />

diesem Gebiet" haben, einen Hochschulabschluß besitzen<br />

<strong>und</strong> geistig beweglich sein. Darüber hinaus<br />

sollte <strong>de</strong>r IMB u.a. „freie Bewegungsmöglichkeit im<br />

gesamten Haushalt <strong>und</strong> im Freizeitbereich <strong>de</strong>r OV<br />

-Personen ohne auffällige Einschränkung" haben, <strong>de</strong>s<br />

weiteren die „Bereitschaft zur Einnahme von politischen<br />

Positionen <strong>de</strong>s Fein<strong>de</strong>s bis hin zur Aufnahme<br />

von Verbindung in das Operationsgebiet für die im<br />

OV-bearbeiteten Personen" .<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Aus weiteren Unterlagen ergibt sich, daß IM <strong>de</strong>s MfS<br />

zur Vertiefung <strong>de</strong>r Kontakte zu Kunstsammlern diesen<br />

konkrete Angebote zum Erwerb von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n<br />

unterbreiteten (Dokument-Nr. 195). In einem<br />

handschriftlichen, nicht vollständig entzifferbaren<br />

Aktenvermerk vom 16. März 1983 zum OV „ Schneekopfkugel<br />

" heißt es: „Gen. Jung wur<strong>de</strong>n für ... <strong>und</strong><br />

die Stabilisierung <strong>de</strong>s Kontakts seines IM zu Schmidt<br />

-ling 4 Puppen <strong>und</strong> ein Puppenrumpf übergeben. U.a.<br />

befand sich darunter eine Porzellanpuppe ca. 15 cm."<br />

Der Untersuchungsausschuß hat nicht feststellen können,<br />

ob im konkreten Fall beabsichtigt war, durch<br />

diese Vorgehensweise <strong>de</strong>n Betroffenen in eine Han<strong>de</strong>lstätigkeit<br />

zu verstricken, um ihn auf diese Weise<br />

einkommensteuerpflichtig zu machen.<br />

Ein Dokument <strong>de</strong>r für die Informationsauswertung<br />

über Kunstsammler zuständigen Abteilung 13 <strong>de</strong>r<br />

Hauptabteilung VII <strong>de</strong>s MfS vom 18. Februar 1983<br />

<strong>de</strong>utet diese Möglichkeit zumin<strong>de</strong>st an. In <strong>de</strong>m Dokument<br />

ist von <strong>de</strong>r Überprüfung <strong>de</strong>r „operativen Nutzung"<br />

von Personen die Re<strong>de</strong>, mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Verdächtige<br />

An- <strong>und</strong> Verkäufe tätige (Dokument-Nr.<br />

196).<br />

Neue Feststellungen zu Siegfried Brachhaus<br />

Der Untersuchungsausschuß hat ergänzend zu <strong>de</strong>n<br />

Ausführungen im dritten Teilbericht festgestellt, daß<br />

<strong>de</strong>r langjährige Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH, Siegfried Brachhaus, bei <strong>de</strong>r Informationsbeschaffung<br />

über Kunstsammler eine sehr wichtige<br />

Rolle spielte.<br />

Brachhaus war seit 1978 bei <strong>de</strong>r - Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH angestellt <strong>und</strong> inbeson<strong>de</strong>re dafür eingesetzt,<br />

Wertgutachten über Antiquitäten zu erstellen,<br />

die von <strong>de</strong>n Steuerorganen beschlagnahmt wer<strong>de</strong>n<br />

sollten.<br />

Aus neuem, <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vorliegen<strong>de</strong>m<br />

Aktenmaterial ergibt sich, daß Brachhaus am 27.<br />

Oktober 1969 unter <strong>de</strong>m Decknamen „Reinhard<br />

Winkler" als IM <strong>de</strong>r Volkspolizei verpflichtet wur<strong>de</strong>.<br />

Die Anwerbung erfolgte durch Leutnant Ehlert <strong>und</strong><br />

Hauptmann Schöne von <strong>de</strong>r Volkspolizeiinspektion in<br />

Berlin-Lichtenberg.<br />

Die anwerben<strong>de</strong> Stelle trat als Dezernat I HSG Han<strong>de</strong>l<br />

auf. Das Dezernat I (Schwerstkriminalität) <strong>de</strong>r Kriminalpolizei<br />

war in <strong>de</strong>r DDR beson<strong>de</strong>rs eng mit <strong>de</strong>m<br />

MfS verb<strong>und</strong>en. Der Leiter <strong>de</strong>s Dezernats I war in <strong>de</strong>r<br />

Regel ein OibE <strong>de</strong>s MfS. Das MfS hatte zu<strong>de</strong>m generellen<br />

Zugang zu <strong>de</strong>n Informationen, die von IM <strong>de</strong>r<br />

Kriminalpolizei beschafft wur<strong>de</strong>n.<br />

Daß Siegfried Brachhaus bereits neun Jahre vor seiner<br />

Tätigkeit bei <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH<br />

eine überaus wichtige Informationsquelle für das MfS<br />

war, belegen Angaben in <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> über seine Anwerbung<br />

vom 28. Oktober 1969 (Dokument-Nr. 146).<br />

In <strong>de</strong>m <strong>Bericht</strong> heißt es: „Brachhaus besitzt auf <strong>de</strong>m<br />

Gebiet <strong>de</strong>r Antiquitätenbranche umfangreiche<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> war hier als Ein- <strong>und</strong> Verkäufer, teils<br />

staatlich <strong>und</strong> privat, tätig. Hieraus resultieren seine<br />

umfangreichen Verbindungen, die sich teilweise bis<br />

ins Ausland erstrecken. Brachhaus kann zur Bearbei-

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