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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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u.a. im Lager <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH in<br />

Mühlenbeck erfolgt ist.<br />

Die Beteiligung <strong>de</strong>r DDR am internationalen Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

wur<strong>de</strong> durch sog. Waffenaffären bekannt. Die<br />

im Zusammenspiel mit <strong>de</strong>m schwedischen Unternehmen<br />

Nobel Chemicals (ehemals Bofors) falsch <strong>de</strong>klarierte<br />

Lieferung von Sprengstoff für <strong>de</strong>n Iran wur<strong>de</strong><br />

von <strong>de</strong>n schwedischen Zollbehör<strong>de</strong>n ent<strong>de</strong>ckt <strong>und</strong><br />

führte zu einem erheblichen Aufsehen in <strong>de</strong>r schwedischen<br />

Öffentlichkeit <strong>und</strong> zu einem Strafprozeß.<br />

Bei <strong>de</strong>r im <strong>Bericht</strong> ausführlich beschriebenen Waffenaffäre<br />

„Pia Vesta" gehen Annahmen, die durch Zeugenvermutungen<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

gestützt wer<strong>de</strong>n, von einer Geheimdienstaktion <strong>de</strong>s<br />

CIA aus.<br />

Durch die Beweiserhebung <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

ist das System <strong>de</strong>r Beschaffung von Waffen<br />

aus westlicher Produktion mit Hilfe von internationalen<br />

Waffenhändlern <strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>n. Waffenhändler<br />

umgehen mit geringem Aufwand die Schutzfunktion<br />

von Endverbraucherzertifikaten. „Echte"<br />

Endverbraucherzertifikate sind gegen einen Aufwand<br />

von r<strong>und</strong> 50.000 DM erhältlich. Sie wer<strong>de</strong>n als<br />

echt bezeichnet, weil sie von Behör<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>s angeblichen Endverbleibs gegen Schmiergeld<br />

ausgestellt wer<strong>de</strong>n. Die Behör<strong>de</strong>n bestätigen<br />

auf Rückfragen auch „wahrheitsgemäß" <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />

Verbleib <strong>de</strong>r Ware. Mit Hilfe eines <strong>de</strong>ra rtigen<br />

„echten" Endverbraucherzertifikats gelangten z.B.<br />

Waffen von Heckler & Koch in die DDR. Von <strong>de</strong>n<br />

„echten" sind die unechten Endverbraucherzertifikate<br />

zu unterschei<strong>de</strong>n. Hier han<strong>de</strong>lt es sich um reine<br />

Fälschungen.<br />

Rauschgifthan<strong>de</strong>l<br />

Es fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n Akten nur wenige <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

bislang nicht zugängliche Anhaltspunkte für<br />

eine Beteiligung <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

am Rauschgifthan<strong>de</strong>l. Das von <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin aufgr<strong>und</strong><br />

eines Hinweises auf sichergestellte Rauschgiftmengen,<br />

die <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung angeblich<br />

zur Beschaffung von Devisen verwandt haben<br />

soll, eingeleitete Ermittlungsverfahren ist inzwischen<br />

eingestellt wor<strong>de</strong>n. Aufgr<strong>und</strong> von Unterlagen <strong>de</strong>s<br />

Zolls <strong>und</strong> <strong>de</strong>s MfS konnte <strong>de</strong>r Verbleib <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m<br />

Flughafen Schönefeld sichergestellten Rauschgiftasservate<br />

festgestellt wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits ist <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vom BND die Meldung eines<br />

befre<strong>und</strong>eten Dienstes mitgeteilt wor<strong>de</strong>n, wonach<br />

Rauschgiftmengen aus <strong>de</strong>m Iran mit Wissen von Dr.<br />

Schalck-Golodkowski ausgeführt wor<strong>de</strong>n sind. Die<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Akten seien in <strong>de</strong>r Umbruchphase<br />

<strong>de</strong>r DDR zunächst nach Rumänien <strong>und</strong> von dort in<br />

<strong>de</strong>n Iran geschafft wor<strong>de</strong>n.<br />

Ein weiterer Hinweis stammt aus <strong>de</strong>m Jahre 1972<br />

<strong>und</strong> betrifft <strong>de</strong>n ehemaligen Geschäftsführer eines<br />

<strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung zugeordneten<br />

<strong>und</strong> eng mit <strong>de</strong>m MfS verb<strong>und</strong>enen Unternehmens<br />

in Berlin (Ost). Aus <strong>de</strong>n Akten geht he rvor, daß<br />

ausländische Stellen <strong>de</strong>utsche Behör<strong>de</strong>n um Auskünfte<br />

in Sachen dieses Geschäftsführers gebeten<br />

haben, <strong>de</strong>r Heroin aus Berlin (Ost) transportiert <strong>und</strong><br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

einem Mittelamerikaner zum Weitertransport in ein<br />

an<strong>de</strong>res amerikanisches Land ausgehändigt habe.<br />

Aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Akten ergeben sich merkwürdigerweise<br />

keinerlei Hinweise auf <strong>de</strong>n Ausgang <strong>de</strong>r<br />

Ermittlungen.<br />

7. Han<strong>de</strong>l mit Müll<br />

Durch die Abnahme von Müll aus westlichen Län<strong>de</strong>rn<br />

<strong>und</strong> Ablagerung auf Deponien in <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung jährlich<br />

rd. 100 Mio. VM an Devisen erwirtschaftet. Die<br />

Müll<strong>de</strong>ponie Schönberg im damaligen Bezirk Rostock<br />

spielte dabei eine herausragen<strong>de</strong> Rolle.<br />

Bei <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>s Untersuchungskomplexes<br />

Han<strong>de</strong>l mit Müll hat sich <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

auf eine aktenmäßige Auswertung beschränkt. Eine<br />

Vernehmung beschlossener Zeugen konnte von <strong>de</strong>n<br />

Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r SPD im Untersuchungsausschuß<br />

nicht durchgesetzt wer<strong>de</strong>n. Von <strong>de</strong>r Ausschußmehrheit<br />

ist dies mit fehlen<strong>de</strong>r Zeit <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Einsetzung eines<br />

eigenen Untersuchungsausschusses durch <strong>de</strong>n<br />

Landtag <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern begrün<strong>de</strong>t<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Diese auf <strong>de</strong>n ersten Blick plausiblen Grün<strong>de</strong> verlieren<br />

jedoch an Überzeugungskraft, da <strong>de</strong>r Schwerpunkt<br />

<strong>de</strong>s Auftrags <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern<br />

in <strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>r Sachverhalte zu <strong>de</strong>n<br />

vertraglichen Vereinbarungen im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Übernahme <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Betrieb <strong>de</strong>r Müll<strong>de</strong>ponie<br />

durch die Treuhandanstalt, <strong>de</strong>m Verkauf an das Land<br />

Mecklenburg-Vorpommern, <strong>de</strong>m Betriebsführungsvertrag<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Betriebssicherheit liegt. Gegenstand<br />

<strong>de</strong>r Untersuchung ist nicht die Devisenerwirtschaftung<br />

durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

durch <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l mit Müll. Da auch das Zeitargument<br />

nicht überzeugend ist, dürfte <strong>de</strong>r eigentliche<br />

Gr<strong>und</strong> für die Ablehnung von Zeugenvernehmungen<br />

darin gelegen haben, die Vernehmung von politisch<br />

mit <strong>de</strong>r Ausschußmehrheit verb<strong>und</strong>enen Zeugen in<br />

öffentlicher Sitzung zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r lediglich aktenmäßigen Behandlung dieses<br />

Untersuchungskomplexes wur<strong>de</strong> festgestellt:<br />

- Beim Export von Müll in die DDR schanzten MfSgesteuerte<br />

Geschäftspartner aus <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>de</strong>m Bad Schwartauer Unternehmer<br />

Adolf Hilmer eine Monopolstellung bei<br />

Preisen pro Tonne, die weit unter westlichen Marktpreisen<br />

lagen, zu. Dementsprechend erfuhr sein<br />

Unternehmen, die Hanseatische Baustoffkontor<br />

GmbH, durch <strong>de</strong>n Müllhan<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung einen enormen wirtschaftlichen<br />

Aufschwung.<br />

- Adolf Hilmer unterhielt zum stellvertreten<strong>de</strong>n Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>r Intrac HGmbH, Eberhard Sei<strong>de</strong>l,<br />

<strong>de</strong>r im Bereich Kommerzielle Koordinierung für <strong>de</strong>n<br />

Müllhan<strong>de</strong>l verantwortlich war, einen engen persönlichen<br />

Kontakt. Eberhard Sei<strong>de</strong>l war IMB <strong>de</strong>s<br />

MfS mit Kontakten zum CIA.<br />

- Adolf Hilmer hatte als F.D.P.-Mitglied gute Kontakte<br />

zu Parteifre<strong>und</strong>en in Schleswig-Holstein <strong>und</strong><br />

auf B<strong>und</strong>esebene <strong>und</strong> zu Personen aus an<strong>de</strong>ren

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