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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Außer<strong>de</strong>m war E C. Gerlach berechtigt, selbständig<br />

<strong>und</strong> auf eigenes Risiko Im- <strong>und</strong> Exportverträge zu<br />

schließen. So realisierte das Unternehmen Im- <strong>und</strong><br />

Exportgeschäfte gegen konvertierbare Devisen mit<br />

afrikanischen Staaten (Zimbabwe) <strong>und</strong> Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s<br />

Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) im Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r DDR. Abgewickelt wur<strong>de</strong>n diese Geschäfte<br />

über die liechtensteinische Tochtergesellschaft,<br />

die nicht unbeträchtliche Gewinne erzielte.<br />

Ein weiterer Geschäftszweig war <strong>de</strong>r Impo rt von Ersatzteilen<br />

für die metallurgische Industrie. Dabei wur<strong>de</strong>n<br />

die benötigten Devisen vom Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung aus Mitteln <strong>de</strong>r HA II zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Seit Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre gehörte auch die Beschaffung<br />

von Büromaterialien <strong>und</strong> Bürotechnik für <strong>de</strong>n Ministerrat,<br />

finanziert aus einem von F. C. Gerlach für <strong>de</strong>n<br />

Ministerrat geführten Devisenkonto, zu <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Aufgabenstellung <strong>de</strong>s Unternehmens. Darüber<br />

hinaus importierte E C. Gerlach Embargowaren<br />

(Computer-Technik) für das MfS <strong>und</strong> speziell für die<br />

HVA (u. a. NATO-Rüstungsmaterial) sowie für die Industrie.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Geschäftsunterlagen<br />

konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß nicht klären, in<br />

welchem Umfang <strong>und</strong> über welche Beschaffungslinien<br />

F. C. Gerlach die Embargogüter besorgte. Die Finanzierung<br />

im Falle <strong>de</strong>r Beschaffung für das MfS erfolgte<br />

wahrscheinlich aus einbehaltenen Gewinnen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens <strong>und</strong> aus Mitteln <strong>de</strong>s Kontos 0528.<br />

War F. C. Gerlach für industrielle Bedarfsträger tätig,<br />

wur<strong>de</strong>n die benötigten Devisen von <strong>de</strong>r HA II <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung zur Verfügung gestellt.<br />

Eine weitere geschäftliche Beziehung bestand<br />

zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>m MfS unterstellten Unternehmen Letex,<br />

das u. a. für die Versorgungs-Importe <strong>de</strong>r Prominentensiedlung<br />

Wandlitz verantwortlich war.<br />

Die Deviseneinnahmen <strong>de</strong>r F. C. Gerlach stan<strong>de</strong>n seit<br />

<strong>de</strong>r Unterstellung <strong>de</strong>s Unternehmens in <strong>de</strong>n Verantwortungsbereich<br />

<strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung am 1. April 1966 zu 80 % <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung, <strong>de</strong>r Rest <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

selbst zur Kosten<strong>de</strong>ckung zur Verfügung. Wischniewski,<br />

<strong>de</strong>r Dr. Schalck-Golodkowski gegenüber<br />

rechenschaftspflichtig war, wies zwar die Einnahmen,<br />

nicht aber die Gewinne - <strong>und</strong> somit auch nicht die von<br />

ihm einbehaltenen Gewinne - in Form von vereinfachten<br />

Bilanzen aus. Die <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

zustehen<strong>de</strong>n Abführungen übergab Wischniewski<br />

in <strong>de</strong>r Regel in Teilbeträgen zu zwei o<strong>de</strong>r<br />

drei Mio. DM in bar an Dr. Schalck-Golodkowski.<br />

Zu <strong>de</strong>n Planauflagen <strong>und</strong> damit zum Geschäftsvolumen<br />

<strong>de</strong>r F. C. Gerlach erläuterte Dr. Schalck-Golodkowski<br />

bei seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin am 7. Juli 1992: „Wenn z. B.<br />

nach Plan das Unternehmen Gerlach verpflichtet war,<br />

jährlich 25 Mio. DM abzuführen, war bereits vorher im<br />

Plan festgelegt, wieviel Geld davon in die Parteikasse<br />

(Frau Lisowski) fließenmußte [gemeintist damit <strong>de</strong>r sog.<br />

Disponible Parteifonds/Konto 0584]. Zuletzt waren dies<br />

nachmeinerErinnerung 12 Mio. DM. " DerRest<strong>de</strong>rplanmäßig<br />

abgeführten, nicht auf <strong>de</strong>m Konto 0584 verbuchten<br />

Gewinne, wur<strong>de</strong> auf Anweisung von Dr. Schalck-<br />

Golodkowski entwe<strong>de</strong>r auf das Konto 0745 o<strong>de</strong>r auf ein<br />

Konto in <strong>de</strong>r Schweiz (Konto Max Moser) verbucht.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Von 1974 bis 1978 wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Konto 0584 Beträge<br />

zwischen drei <strong>und</strong> sieben Mio. DM pro Jahr, insgesamt<br />

28,6 Mio. DM zugeführt. Ab 1979 erfolgten keine<br />

DM-Überweisungen mehr auf das Konto 0584. Teile<br />

<strong>de</strong>r erwirtschafteten Devisen - zwischen 9,5 <strong>und</strong><br />

11 Mio. DM - flossen ab ca. 1982 in <strong>de</strong>n sog. „50 Mio.<br />

Fonds". Ca. vier Mio. USD wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Jahren 1975<br />

bis 1978 <strong>und</strong> 1980 als Zugänge auf Konto 0584 verbucht<br />

(Dokument-Nr. 716).<br />

Nach einem <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Staatlichen Finanzrevision im<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen <strong>und</strong> Preise <strong>de</strong>r DDR vom<br />

6. Dezember 1989 wur<strong>de</strong>n 1989 Gewinne in Höhe von<br />

17 Mio. DM in fünf Tranchen an Dr. Schalck-Golodkowski<br />

übergeben <strong>und</strong> vier Mio. VE überwiesen.<br />

Auf <strong>de</strong>m Unternehmenskonto bei <strong>de</strong>r DABA hatte die<br />

F.C. Gerlach zum 31. Dezember 1988 Rücklagen in<br />

Höhe von 10,8 Mio. DM. Das Betriebsvermögen betrug<br />

zu diesem Stichtag 95.963.300 Mark <strong>de</strong>r DDR.<br />

Zum Stichtag 30. November 1989 befan<strong>de</strong>n sich insgesamt<br />

ca. 195 Mio. Mark <strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> 5,3 Mio. VE<br />

auf <strong>de</strong>n Bankkonten <strong>de</strong>r F. C. Gerlach; beim Bankhaus<br />

Schoeller & Co. in Wien betrug <strong>de</strong>r Kontostand<br />

0,5 Mio. USD, 1,9 Mio. DM <strong>und</strong> 18,9 Mio. ATS (Dokument-Nr.<br />

717). Hinzuzuaddieren sind wahrscheinlich<br />

noch 25,2 Mio. DM <strong>und</strong> 16 Mio. USD, die Michael Wischniewski<br />

laut Anklageschrift <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Landgericht Berlin von Unternehmenskonten<br />

<strong>de</strong>r F. C. Gerlach auf Privatkonten transferiert<br />

<strong>und</strong> damit unterschlagen haben soll.<br />

Interport Industrievertretungen<br />

Interport (vgl. Zweiter Teilbericht, BT-Drucksache 12/<br />

3920, S. 47) wur<strong>de</strong> 1965 im Auftrag <strong>de</strong>r HVA durch<br />

Gottfried Gietl, einem Offizier <strong>de</strong>s MfS, gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Hauptsächlich war Interport für die Beschaffung von<br />

Embargowaren für die HVA/SWT <strong>und</strong> für industrielle<br />

Bedarfsträger zuständig. Die Finanzmittel wur<strong>de</strong>n<br />

einmal von <strong>de</strong>r HVA o<strong>de</strong>r durch die HA II <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung bei Impo rten für<br />

<strong>de</strong>n industriellen Bereich zur Verfügung gestellt.<br />

Zur Tarnung <strong>de</strong>r eigentlichen Geschäftstätigkeit<br />

führte Interport Oldtimer aus <strong>de</strong>r DDR aus. Da das Unternehmen<br />

keine offizielle Berechtigung hatte, im Außenhan<strong>de</strong>l<br />

aktiv zu wer<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong>n diese Oldtimer-<br />

Geschäfte unter Einschaltung <strong>de</strong>r Intrac HGmbH realisiert.<br />

Die daraus resultieren<strong>de</strong>n Gewinne wur<strong>de</strong>n<br />

nach Aussage Gietls beim Generalb<strong>und</strong>esanwalt am<br />

4. Dezember 1991, an <strong>de</strong>n Staatshaushalt abgeführt,<br />

im Gegenzug bekam Interport sog. Verrechnungseinheiten<br />

gutgeschrieben, die zur Eigenfinanzierung<br />

dienten. Zumin<strong>de</strong>st seit <strong>de</strong>r han<strong>de</strong>lspolitischen Unterstellung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens in <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung 1980 wur<strong>de</strong>n auch Teile <strong>de</strong>r Gewinne<br />

an diesen abgeführt. Ungeklärt ist aber, an<br />

wen im Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> in<br />

welcher Höhe diese Abführungen erfolgten <strong>und</strong> welchen<br />

Einfluß Dr. Schalck-Golodkowski auf die Geschäftstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Interport hatte.<br />

Buchungsbelege <strong>und</strong> allgemeine Geschäftsunterlagen<br />

wur<strong>de</strong>n nach ihrer Prüfung durch <strong>de</strong>n HVA-Führungsoffizier<br />

Klaus Butte sofort vernichtet, weshalb<br />

<strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß über <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r

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