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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern abgewartet wer<strong>de</strong>n.<br />

e) Genex-Geschenkdienst<br />

Von großem Umfang waren die Deviseneinnahmen<br />

<strong>de</strong>r Genex-Geschenkdienst GmbH. Die DDR konnte<br />

wegen ihres großen Bedarfs an Devisen nicht auf<br />

diese lukrative Einnahmequelle verzichten. Hier zeigte<br />

sich erneut das wahre Gesicht <strong>de</strong>s real existieren<strong>de</strong>n<br />

Sozialismus. Gegen Devisen konnten Warenlieferungen<br />

aus <strong>de</strong>m Westen an Empfänger in <strong>de</strong>r DDR gelangen<br />

- hier stan<strong>de</strong>n sich dann aber die Devisenbesitzer<br />

ein<strong>de</strong>utig besser als die übrigen Bewohner <strong>de</strong>r<br />

DDR. Der Untersuchungsausschuß verkennt jedoch<br />

nicht, daß letztlich nur mit Hilfe <strong>de</strong>s Genex-Geschenkdienstes<br />

viele Bedürfnisse <strong>de</strong>s täglichen Lebens<br />

in <strong>de</strong>r DDR erfüllt wer<strong>de</strong>n konnten. Die DDR-<br />

Wirtschaft selbst war hierzu nicht in <strong>de</strong>r Lage.<br />

f) Devisenerwirtschaftung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung in weite ren<br />

Einzelfällen<br />

aa) Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten GmbH - Kunstsammlung<br />

Dr. Peter Garcke, Berlin -<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r Untersuchungen im Fall <strong>de</strong>s Kunstsammlers<br />

Garcke gelang es <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß,<br />

die Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r rechtswidrigen Beschlagnahme <strong>de</strong>r<br />

Sammlung Dr. Peter Garckes aufzuhellen. Es han<strong>de</strong>lt<br />

sich hierbei um ein beson<strong>de</strong>rs perfi<strong>de</strong>s Zusammenspiel<br />

zwischen <strong>de</strong>m „Dezernat I" <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Volkspolizei, das mit <strong>de</strong>m MfS organisatorisch eng<br />

verb<strong>und</strong>en war, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH.<br />

Der langjährige Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH <strong>und</strong> Experte auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Antiquitätenhan<strong>de</strong>ls,<br />

Siegf ried Brachhaus, hatte nach <strong>de</strong>n Recherchen<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbeauftragten für die Unterlagen<br />

<strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes <strong>de</strong>r ehemaligen Deutschen<br />

Demokratischen Republik als IM „Reinhart<br />

Winkler" über Jahre umfassen<strong>de</strong> Informationen über<br />

Dr. Peter Garcke bzw. <strong>de</strong>ssen Sammlung, aber auch<br />

über an<strong>de</strong>re Sammler an die Sicherheitsbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

DDR geliefert. Angesichts <strong>de</strong>r Aussagen <strong>de</strong>s Zeugen<br />

vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß hat sich gezeigt,<br />

daß die Akten <strong>de</strong>r Sicherheitsbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r DDR einen<br />

wesentlichen Beitrag zur Aufklärung dieser Fälle<br />

leisten können. Der Zeuge war nämlich auch in <strong>de</strong>r<br />

Vernehmung zunächst erneut bei seiner Behauptung<br />

geblieben, nicht mit <strong>de</strong>m „Dezernat I" <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Volkspolizei o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m MfS zusammengearbeitet zu<br />

haben. Erst nach <strong>de</strong>m Vorhalt seiner schriftlichen Verpflichtungserklärung<br />

hat er eingeräumt, diese seinerzeit<br />

unterschrieben zu haben. Er behauptet jedoch<br />

weiter, davon nichts mehr gewußt zu haben <strong>und</strong> sich<br />

auch an seinen Decknamen „Reinhart Winkler" -<br />

Winkler war <strong>de</strong>r Geburtsname seiner ersten Ehefrau -<br />

nicht mehr erinnern zu können.<br />

Mit Hilfe Brachhaus' <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer williger IM gelang<br />

es <strong>de</strong>m MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>n von ihr gelenkten DDR-Behör<strong>de</strong>n,<br />

mit genauen Angaben über <strong>de</strong>n Kunstbesitz Ermittlungen<br />

gegen einzelne Sammler einzuleiten <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>ren Sammlungen wegen angeblicher Steuerschul<strong>de</strong>n<br />

zu beschlagnahmen <strong>und</strong> anschließend in <strong>de</strong>n We-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

sten gegen Devisen zu verkaufen. Der Untersuchungsausschuß<br />

hat bereits in seinem dritten Teilbericht<br />

dokumentiert, daß dabei fortlaufend gegen das<br />

DDR-Recht verstoßen wur<strong>de</strong>. Möglich wur<strong>de</strong>n diese<br />

Rechtsverstöße, mit <strong>de</strong>nen die Existenzen <strong>de</strong>r Kunstsammler<br />

ruiniert wur<strong>de</strong>n, vor allem durch die „Zuarbeit"<br />

Inoffizieller Mitarbeiter <strong>de</strong>r Sicherheitsbehör<strong>de</strong>n.<br />

Im Unrechtsregime <strong>de</strong>r früheren DDR war <strong>de</strong>r IM<br />

„Winkler" ein wichtiges Rädchen. Seine Kenntnisse<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Antiquitätenhan<strong>de</strong>ls <strong>und</strong> seine<br />

Bereitschaft, <strong>de</strong>m „Dezernat I" <strong>de</strong>r Deutschen Volkspolizei<br />

bzw. <strong>de</strong>m MfS je<strong>de</strong>rzeit willig zur Hand zu gehen,<br />

ermöglichten es <strong>de</strong>m DDR-Regime erst, Antiquitätensammlungen<br />

für die Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

GmbH zu requirieren bzw. Sammler zwecks Devisenbeschaffung<br />

zu enteignen.<br />

bb) Erbschaftsangelegenheit Irmgard Schumann,<br />

Berlin<br />

Die Erbschaftsangelegenheit <strong>de</strong>r Zeugin Schumann<br />

zeigt exemplarisch, wie unbe<strong>de</strong>nklich Dr. Schalck-<br />

Golodkowski <strong>und</strong> seine „Mitstreiter" vorgingen,<br />

wenn es darum ging, <strong>de</strong>n Devisenhunger <strong>de</strong>r DDR zu<br />

stillen. Dr. Schalck-Golodkowski hat vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

eingeräumt, sein Vorgehen in dieser<br />

Angelegenheit sei als Nötigung zu bewerten.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski versuchte nach <strong>de</strong>n Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses im Fall<br />

Schumann, maßgeblich Einfluß auf die Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r Nachlaßangelegenheit zu nehmen <strong>und</strong> sicherzustellen,<br />

daß das in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

gelegene Erbe <strong>de</strong>r Frau Schumann in die DDR transferiert<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Die Beteuerungen Dr. Schalck-Golodkowskis, es habe<br />

sich für ihn angesichts <strong>de</strong>s geringen Wertumfangs<br />

<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

abzuwickeln<strong>de</strong>n Erbschaftsfälle um völlig uninteressante<br />

Nebenkriegsschauplätze gehan<strong>de</strong>lt, sind<br />

schwer nachzuvollziehen. Dies gilt auch, soweit er behauptet<br />

hat, man habe helfen wollen, die berechtigten<br />

Ansprüche <strong>de</strong>r Erben durchzusetzen, <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>n<br />

Erben sogar besprochen, in welcher Währung die<br />

Erbschaft ausgezahlt wer<strong>de</strong>n sollte. Diese Äußerungen<br />

stehen in krassem Wi<strong>de</strong>rspruch z.B. zu seinem<br />

Schreiben an Dr. Mittag vom 25. Juni 1982, in <strong>de</strong>m er<br />

vorschlägt, es müsse über Margot Honecker eine<br />

„prinzipielle Einflußnahme" auf Frau Schumann, als<br />

Erbin eines Nachlasses in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, ausgeübt wer<strong>de</strong>n. Dieses Schreiben Dr.<br />

Schalck-Golodkowskis hatte zur Folge, daß Frau<br />

Schumann als Schulleiterin von ihren Vorgesetzten in<br />

erheblichem Umfang psychisch unter Druck gesetzt<br />

wur<strong>de</strong>. Zu Lasten Dr. Schalck-Golodkowskis fällt beson<strong>de</strong>rs<br />

ins Gewicht, daß er nach seiner Aussage<br />

wußte, daß Frau Schumann nicht gegen das Recht <strong>de</strong>r<br />

DDR verstoßen hatte, als sie versuchte, <strong>de</strong>n Vermögenstransfer<br />

in die ehemalige DDR zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Angesichts <strong>de</strong>ssen ist die Einflußnahme Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis im Fall Schumann als <strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utige<br />

Versuch zu bewerten, ein Exempel zu statuieren. Es<br />

ging ihm im Fall Schumann um „das Prinzip". Er befürchtete,<br />

die Nachlaßangelegenheit Schumann<br />

könnte in vergleichbaren Fällen negative Auswirkun-

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