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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

schaften war generell gering. Und dies aus mehreren<br />

systembedingten Grün<strong>de</strong>n. 30) Die Beschaffungsentscheidungen<br />

waren übermäßig zentralisiert, zu<strong>de</strong>m<br />

waren die Zentralverwaltungswirtschaften Mittel<br />

<strong>und</strong> Osteuropas von Nachfrageentwicklungen auf<br />

<strong>de</strong>n Weltmärkten isoliert. Vertragsverhandlungen<br />

mit westlichen Lieferanten über die Installierung von<br />

Maschinen <strong>und</strong> Anlagen zogen sich zum Teil <strong>de</strong>ra rt<br />

in die Länge, daß bei Investitionsfertigstellung <strong>und</strong><br />

Produktionsaufnahme häufig die hergestellten Produkte<br />

schon veraltet waren. Weiterentwicklungen<br />

wur<strong>de</strong>n unterlassen, meist fehlte es hierfür auch an<br />

qualifiziertem Personal <strong>und</strong> Kapital. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Instandhaltungsbedarf in Devisen bei solchen<br />

Investitionen i. d. R.nicht berücksichtigt. Das gleiche<br />

gilt für <strong>de</strong>n erhöhten mengenmäßigen Bedarf <strong>und</strong> die<br />

Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen an Vorprodukten, die für die<br />

Produktion mit westlicher Technologie erfor<strong>de</strong>rlich<br />

waren.<br />

Es mag sein, daß dank <strong>de</strong>s Bereichs KoKo, <strong>de</strong>r die für<br />

sozialistische Verhältnisse rasche Realisierung von<br />

Technologieimporten ermöglichte, ein Teil dieser<br />

Fehler bzw. Probleme vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n konnte. Die<br />

Hauptursache für die mangeln<strong>de</strong> Effizienz westlicher<br />

Technologieimporte lag somit dann, daß mittels dieser<br />

Importe vorrangig Insellösungen geschaffen<br />

wur<strong>de</strong>n, die mit <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Strukturen nur<br />

sehr bedingt paßfähig waren. Es entstand eine A rt<br />

rt, daß in <strong>de</strong>n<br />

dualistische Produktionsstruktur <strong>de</strong>r A<br />

gleichen Kombinaten bzw. sogar Betrieben gleichartige<br />

Produkte mit völlig unterschiedlicher Technologie<br />

in höchst verschie<strong>de</strong>ner Qualität produziert wur<strong>de</strong>n.<br />

Abgesehen davon, daß die Technologieimporte<br />

quantitativ nicht zu einer durchgängigen Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft ausreichten, scheiterte<br />

die Technologieimportpolitik <strong>de</strong>r sozialistischen Län<strong>de</strong>r,<br />

auch <strong>de</strong>r DDR, die zusammen mit Polen <strong>und</strong> Ungarn<br />

vermutlich am nachhaltigsten auf diese Strategie<br />

setzte, an <strong>de</strong>n Dysfunktionalitäten <strong>de</strong>r<br />

Planwirtschaft. Die Technologieimportpolitik verschärfte<br />

letztendlich die Probleme, die sie lösen soll<br />

te.<br />

Der Bereich KoKo, <strong>de</strong>r über seine AHB die Technologieimporte<br />

durchführte, ist für das Scheitern dieser<br />

Politik nicht verantwortlich zu machen. Zwar stand<br />

für <strong>de</strong>n Bereich <strong>und</strong> die AHB vermutlich die einzelwirtschaftliche<br />

Zielsetzung <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>. Damit mag es auch gelegentlich<br />

objektiv zu Verstößen gegen die Interessen <strong>de</strong>r<br />

DDR-Volkswirtschaft gekommen sein, etwa durch<br />

eine ungenügen<strong>de</strong> Devisenrentabilitätsprüfung <strong>de</strong>r<br />

durchgeführten Projekte, doch wird sich im nachhinein<br />

schwerlich noch feststellen lassen, ob in solchen<br />

Fällen dies <strong>de</strong>n Beteiligten subjektiv bewußt war.<br />

Insgesamt hat <strong>de</strong>r Bereich sicherlich versucht, einen<br />

optimalen Beitrag zur Steigerung <strong>de</strong>r Effizienz <strong>de</strong>r<br />

Volkswirtschaft zu leisten, zumal <strong>de</strong>r Bereich im Interesse<br />

<strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>r Refinanzierung <strong>de</strong>r von<br />

ihm vorfinanzierten Impo rte gr<strong>und</strong>sätzlich an einer<br />

hohen Devisenrentabilität <strong>de</strong>r eingeführten westlichen<br />

Technologie interessiert sein mußte. Denn immerhin<br />

setzte er im Rahmen <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierungsstrategie<br />

eigene Mittel ein <strong>und</strong> übernahm —<br />

je<strong>de</strong>nfalls in <strong>de</strong>r Anfangsphase — Risiken. Insgesamt<br />

jedoch kann man das Urteil wagen, daß die Einschaltung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs KoKo in die Mo<strong>de</strong>rnisierungspolitik<br />

<strong>de</strong>r DDR nicht zu wesentlich an<strong>de</strong>ren Ergebnissen<br />

geführt hat bzw. in <strong>de</strong>n 90er Jahren noch geführt<br />

hätte, als dies in <strong>de</strong>n 70er Jahren in Polen <strong>de</strong>r Fall<br />

war, das die Technologieimporte über <strong>de</strong>n Planbereich<br />

organisiert hatte.<br />

IV. Die Devisenerwirtschaftung durch<br />

KoKo<br />

1. Die monetären Ergebnisse <strong>und</strong> realen<br />

Effekte <strong>de</strong>r einzelnen Aktivitäten<br />

a) Zusätzliche Expo rte<br />

Es war naheliegend, im Rahmen <strong>de</strong>r DDR-Planwirtschaft<br />

eine Institution zu schaffen, die durch zusätzliche<br />

außerplanmäßige Exporte Devisen erwirtschaftet.<br />

Eine flexible Organisation außerhalb <strong>de</strong>r<br />

bürokratischen Zentralverwaltungswirtschaft sollte<br />

gehortete Ressourcen auf allen Ebenen <strong>de</strong>r DDR<br />

Wirtschaft, soweit sie im Inland nicht o<strong>de</strong>r aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r — <strong>de</strong>r Planwirtschaft eigenen — übertriebenen<br />

Reservehaltung im Inland nicht dringend benötigt<br />

wur<strong>de</strong>n, für <strong>de</strong>n Export <strong>und</strong> damit die Erwirtschaftung<br />

von Devisen verfügbar machen. Dies konnte nur<br />

mit Vollmachten <strong>de</strong>r Führungsspitze <strong>und</strong> in Kooperation<br />

mit <strong>de</strong>r Plankommission <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ministerien geschehen.<br />

Lagerbestän<strong>de</strong>, Staatsreserve<br />

Wie in <strong>de</strong>r Schalck/Volpert-Dissertation bereits vorgeschlagen,<br />

bekam KoKo zunächst nur aufgr<strong>und</strong> fall-<br />

-<br />

weiser Genehmigung <strong>de</strong>s Politbüros, später auf Dauer,<br />

die Möglichkeit, Teile <strong>de</strong>r materiellen<br />

Staatsreserve zum Zwecke <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung<br />

einzusetzen. Diese exportfähigen Ressourcen<br />

waren — neben <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Branchenministerien befindlichen<br />

<strong>und</strong> nicht unmittelbar benötigten Güter —<br />

die Hauptquellen <strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung <strong>de</strong>s<br />

KoKo-Bereichs in <strong>de</strong>n 60er Jahren.<br />

1976 bekam KoKo generell die Befugnis, über die<br />

Staatsreserve zu disponieren <strong>und</strong> sie für die Erwirtschaftung<br />

von Devisen einzusetzen. Im Gegenzug<br />

dazu mußte sich KoKo verpflichten, Son<strong>de</strong>rabführungen<br />

an das MdF vorzunehmen, die zum ersten Mal<br />

1978 in Höhe von 200 Mio. VM erfolgten, dann bis<br />

1984 rasch auf die Höhe von jährlich 1 Mrd. VM anstiegen<br />

<strong>und</strong> bis 1989 in dieser Höhe vorgenommen<br />

wur<strong>de</strong>n. Insgesamt erreichten die Son<strong>de</strong>rabführungen<br />

einen Betrag von 9,4 Mrd. VM. Dem gegenüber<br />

beliefen sich die „regulären" Abführungen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

aus <strong>de</strong>n Gewinnen <strong>de</strong>r KoKo-AHB <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Valutaplanträger (Intershop, Genex, Intertank <strong>und</strong><br />

NSW-Tourismus) auf nur 7,7 Mrd. VM.<br />

Bei <strong>de</strong>n Versuchen, zusätzliche Waren aus Lagerbestän<strong>de</strong>n<br />

für <strong>de</strong>n Expo rt zu mobilisieren, scheint <strong>de</strong>r<br />

Erfolg eher beschei<strong>de</strong>n gewesen zu sein. Sie traten<br />

gegenüber <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren, später hinzugekommenen

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