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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Konvertierung von Verrechnungseinheiten sowie Finanzanlagen<br />

einschließlich Goldkäufe<br />

Eine weitere Aufgabe <strong>de</strong>r HA II <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung war die Konvertierung von<br />

Verrechnungseinheiten. Das Aufkommen an Verrechnungseinheiten<br />

resultierte aus <strong>de</strong>n Geschäften<br />

<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsbetriebe <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

teilweise auch aus Transferleistungen <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, z. B. Post- <strong>und</strong> Bahnpauschale,<br />

die <strong>de</strong>r HA II vom Minsterium <strong>de</strong>r Finanzen zum<br />

Zweck <strong>de</strong>r Umwandlung zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n.<br />

Ziel <strong>de</strong>r Umwandlung war das Erwirtschaften<br />

von konvertierbaren Devisen, da Verrechnungseinheiten<br />

nicht zinsbringend angelegt <strong>und</strong> nur als Zahlungsmittel<br />

im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten.<br />

Durch vielfältige Transaktionen im Rahmen von Umgehungsgeschäften<br />

im inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong>n<br />

diese Verrechnungseinheiten in konvertierbare<br />

Devisen umgewan<strong>de</strong>lt. Zu diesen beson<strong>de</strong>ren Geschäftskonstruktionen<br />

zählen z.B. die sog. Karussellgeschäfte.<br />

Hierbei wur<strong>de</strong>n beispielsweise von einem<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Waren von einem west<strong>de</strong>utschen Lieferanten<br />

gegen Verrechnungseinheiten bezogen. Diese Waren<br />

wur<strong>de</strong>n gegen frei konvertierbare Devisen an einen<br />

ausländischen Abnehmer weiter veräußert. Dieser<br />

wie<strong>de</strong>rum lieferte die Waren zurück an <strong>de</strong>n west<strong>de</strong>utschen<br />

Lieferanten. Durch solche Switch-Operationen<br />

wur<strong>de</strong>n oftmals auch Verluste zu Lasten <strong>de</strong>r Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung in Kauf genommen, das primäre Ziel,<br />

nämlich die Devisenerwirtschaftung, wur<strong>de</strong> jedoch<br />

immer erreicht. Da die Geschäfte zur Konvertierung<br />

von Verrechnungseinheiten im Auftrag <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

<strong>de</strong>r Finanzen erfolgten, wur<strong>de</strong>n somit illegale<br />

Transaktionen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

mit Wissen staatlicher Institutionen <strong>de</strong>r DDR<br />

durchgeführt. Die so erwirtschafteten Mittel konnten<br />

für Finanzoperationen wie Geldanlagen o<strong>de</strong>r auch<br />

zur Vortäuschung <strong>de</strong>r Zahlungsfähigkeit <strong>de</strong>r DDR im<br />

Ausland genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Finanzanlagen<br />

Die HA II tätigte mit <strong>de</strong>n ihr zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />

Gel<strong>de</strong>rn diverse Geldanlagen im In- <strong>und</strong> Ausland.<br />

Diese Anlagen hatten unterschiedliche Hintergrün<strong>de</strong>.<br />

Einerseits sollte <strong>de</strong>r Eindruck <strong>de</strong>r Liquidität <strong>de</strong>r DDR<br />

nach außen durch <strong>de</strong>n Ausweis von Guthaben dargestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits dienten diese Anlagen als<br />

stille Reserven, um im Fall eines Staatsbankrotts eine<br />

krisenbedingte Einfrierung von DDR-Guthaben auf<br />

ausländischen Konten zu verhin<strong>de</strong>rn. Während die<br />

erstgenannten als DDR-Anlagen erkennbar waren,<br />

wur<strong>de</strong>n die zweiten ver<strong>de</strong>ckt - meist über Treuhän<strong>de</strong>r,<br />

z.B. die Elmsoka Establisment Internationale Import-Export<br />

Han<strong>de</strong>lsgesellschaft in Vaduz - angelegt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r unsachgemäßen Buchführung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung konnte <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

keine <strong>de</strong>taillierten Kenntnisse<br />

über die Finanzanlagen im In- <strong>und</strong> Ausland erlangen.<br />

Genauere Informationen waren nur über die Aus-<br />

landsanlagen, die ab 1988 aus <strong>de</strong>m Umlaufmittelkonto<br />

0559 bei <strong>de</strong>r DHB gespeist wur<strong>de</strong>n, vorhan<strong>de</strong>n. Zu<br />

diesen Anlagen zählte das „Depot Ausland", das am<br />

4. Dezember 1989 einen Stand von 1,425 Mrd. DM<br />

hatte. Insgesamt wur<strong>de</strong>n mit diesem Depot Zinseinnahmen<br />

in einer Höhe von ca. 24 Mio. DM <strong>und</strong> ca. 30<br />

Mio. USD erzielt. Die Gel<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n treuhän<strong>de</strong>risch<br />

über das Unternehmen Intrac HGmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren<br />

Tochtergesellschaften Elmsoka in Vaduz (Liechtenstein),<br />

Intrac Amerika Latina in Panama <strong>und</strong> IK Industriekredit<br />

in <strong>de</strong>r Schweiz bei verschie<strong>de</strong>nen ausländischen<br />

Banken u. a. in <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> in Luxemburg,<br />

aber auch bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG<br />

(DHB) in Berlin (Ost) angelegt. Im „Depot Ausland"<br />

wur<strong>de</strong> die zweite <strong>und</strong> dritte Rate <strong>de</strong>s vom Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung an die Deutsche Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

AG zu gewähren<strong>de</strong>n Zahlungsbilanzkredits<br />

von zwei Mrd. USD angespart. Nach einer<br />

Aussage von Meta Bleßing bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

bei <strong>de</strong>m Kammergericht Berlin vorn 12. Juni 1991 war<br />

<strong>de</strong>r Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Geldanlage in vielen Teil<strong>de</strong>pots<br />

darin zu sehen, daß <strong>de</strong>r Abfluß eines Betrags in Höhe<br />

von einer Milliar<strong>de</strong> USD in die DDR im internationalen<br />

Bankensystem aufgefallen wäre <strong>und</strong> zu Rückfragen<br />

geführt hätte. Die Teil<strong>de</strong>pots hatten ferner <strong>de</strong>n<br />

Vorteil, daß durch die Streuung <strong>de</strong>r Geldanlagen bei<br />

internationalen Banken höhere Zinseinnahmen erzielt<br />

wer<strong>de</strong>n konnten. Zusätzlich war eine schnellere<br />

Bereitstellung <strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r durch verschie<strong>de</strong>ne Überweisungsaufträge<br />

möglich. Weiterhin weckte <strong>de</strong>r Eingang<br />

kleinerer Teilsummen bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG keinen Verdacht,<br />

was aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verschleierung <strong>de</strong>s Kreditgebers<br />

(nämlich <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung)<br />

vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n mußte.<br />

Der Verbleib <strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r im „Depot Ausland" konnte<br />

geklärt wer<strong>de</strong>n. Sie wur<strong>de</strong>n im Jahr 1990 auf Konten<br />

<strong>de</strong>r DABA bzw. DHB überwiesen.<br />

Eine weitere Finanzanlage war das Wertpapier<strong>de</strong>pot<br />

bei <strong>de</strong>r Verwaltungs- <strong>und</strong> Privatbank in Vaduz. Die<br />

Elmsoka wur<strong>de</strong> am 27. September 1989 von <strong>de</strong>r HA II<br />

beauftragt, ein Wertpapier<strong>de</strong>pot in Höhe von 9,6 Mio.<br />

DM anzulegen. Dieses Depot sollte zu 60 % Wertpapiere<br />

in Form von Obligationen <strong>und</strong> zu 40 % Aktien<br />

enthalten (Dokument-Nr. 713). Bis zum 19. Februar<br />

1990 erzielte dieses Depot Gesamterträge in Höhe<br />

von 57.772,95 DM <strong>und</strong> 100.182,79 USD. Am 20. März<br />

1990 wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Anlagebetrag sowie die Spekulationsgewinne<br />

an das Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen zurückgeführt.<br />

Im Oktober 1989 wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Bank für Han<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

Effekten in Zürich ein weiteres Wertpapier<strong>de</strong>pot aufgebaut.<br />

Am 4. Dezember 1989 dürfte das Depot einen<br />

Wert von ca. 19,9 Mio. DM gehabt haben. Durch die<br />

Anlage in Wertpapiere sollte eine höhere Rendite als<br />

durch die Anlage in Festgeld erzielt wer<strong>de</strong>n. Dieses<br />

Depot wur<strong>de</strong> 1990 aufgelöst <strong>und</strong> die Erlöse daraus<br />

<strong>de</strong>m Ministerium <strong>de</strong>r Finanzen zur Verfügung gestellt.<br />

Als Reserve für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

DDR wies Dr. Schalck-Golodkowski im Jahr 1988 Meta<br />

Bleßing, Abteilungsleiterin <strong>de</strong>r HA II, an, Goldbarren<br />

zu kaufen, die je<strong>de</strong>rzeit in liqui<strong>de</strong> Mittel umzuwan<strong>de</strong>ln<br />

gewesen wären. So wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1988 <strong>und</strong> 1989 19,970 t Gold gekauft, mit einem Ge-

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