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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

men hinsichtlich <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Sicherung seiner Vermögenswerte<br />

für die DDR einzuleiten. Weitere Schritte, insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Einsetzung einer Reihe von Kommissionen zur<br />

Aufklärung <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs, folgten in<br />

<strong>de</strong>n nächsten Wochen.<br />

Gleichfalls am 3. Dezember 1989 trat auf einer Tagung<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED das gesamte Politbüro einschließlich<br />

<strong>de</strong>s Generalsekretärs Krenz zurück. An<br />

diesem Tag wur<strong>de</strong> weiterhin bekannt, daß das ehemalige<br />

Politbüro-Mitglied Dr. Günter Mittag unter<br />

<strong>de</strong>m Vorwurf in Untersuchungshaft genommen wor<strong>de</strong>n<br />

war, <strong>de</strong>r DDR-Volkswirtschaft unter Mißbrauch<br />

seiner Funktionen schweren Scha<strong>de</strong>n zugefügt zu haben.<br />

Der sich durch die Streichung <strong>de</strong>s SED-Führungsanspruchs<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Rücktritt <strong>de</strong>s Politbüros ergeben<strong>de</strong><br />

Machtzuwachs für die Regierung Modrow relativierte<br />

sich allerdings bald wie<strong>de</strong>r. Der Ministerrat mußte<br />

nicht nur auf die Vorstellungen <strong>de</strong>r einzelnen Koalitionsparteien<br />

Rücksicht nehmen, son<strong>de</strong>rn zunehmend<br />

auch auf die For<strong>de</strong>rungen einer Reihe gesellschaftlicher<br />

Gruppen.<br />

Auf die Entscheidungen <strong>de</strong>s Ministerrats nahm ab Dezember<br />

1989 vor allem <strong>de</strong>r „R<strong>und</strong>e Tisch" Einfluß. In<br />

diesem Beratungsgremium trafen sich unter Mo<strong>de</strong>ration<br />

<strong>de</strong>r Kirchen in <strong>de</strong>r DDR führen<strong>de</strong> Vertretervon Regierung,<br />

<strong>de</strong>n sog. Blockparteien <strong>und</strong> Oppositionsgruppierungen.<br />

Die erste Sitzung <strong>de</strong>s „R<strong>und</strong>en Tisches" fand<br />

am 7. Dezember 1989 fand. Bis zu seiner letzten Sitzung<br />

am 12. März 1990 trat er insgesamt 16 mal zusammen.<br />

Die Regierung Modrow stieß auf erheblichen Wi<strong>de</strong>rstand<br />

dieses Beratungsgremiums, als sie an die Stelle<br />

<strong>de</strong>s in Auflösung befindlichen Amts für Nationale Sicherheit<br />

(AfNS) - <strong>de</strong>r Nachfolgeorganisation <strong>de</strong>s Ministeriums<br />

für Staatssicherheit (MfS) - einen Nachrichtendienst<br />

<strong>und</strong> Verfassungsschutz setzen wollte.<br />

Unter <strong>de</strong>m Druck <strong>de</strong>s „R<strong>und</strong>en Tisches", begleitet<br />

von großen Demonstrationen, mußte Dr. Modrow diesen<br />

Plan aufgeben <strong>und</strong> sich mit vorgezogenen Volkskammerwahlen<br />

für <strong>de</strong>n 18. März 1990 einverstan<strong>de</strong>n<br />

erklären. Im Gegenzug war die Opposition bereit,<br />

acht ressortlose Minister <strong>de</strong>r einzelnen Gruppen am 5.<br />

Februar 1990 in eine Übergangsregierung zu <strong>de</strong>legieren,<br />

die Dr. Modrow als „Regierung <strong>de</strong>r nationalen<br />

Verantwortung" bezeichnete.<br />

Noch kurz vor <strong>de</strong>r Volkskammerwahl faßte die Regierung<br />

Modrow am 1. März 1990 <strong>de</strong>n Beschluß, mit Wirkung<br />

von diesem Tag an eine „Anstalt zur treuhän<strong>de</strong>rischen<br />

Verwaltung <strong>de</strong>s Volkseigentums" zu grün<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Modrow verfolgte mit <strong>de</strong>r Bildung dieser „Anstalt<br />

zur treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung <strong>de</strong>s Volkseigentums"<br />

das Ziel, die volkseigenen Bet riebe <strong>und</strong> Kombinate<br />

in Aktiengesellschaften <strong>und</strong> Gesellschaften mit<br />

beschränkter Haftung umzuwan<strong>de</strong>ln, um sie dadurch<br />

zu stabilisieren <strong>und</strong> zu sanieren.<br />

In die Treuhandschaft wur<strong>de</strong> das volkseigene Vermögen<br />

übernommen, das sich in Fonds-Inhaberschaft<br />

von Betrieben, Einrichtungen, Kombinaten sowie<br />

wirtschaftsleiten<strong>de</strong>n Organen <strong>und</strong> sonstigen im Register<br />

<strong>de</strong>r volkseigenen Wi rtschaft eingetragenen Wi rt<br />

-schaftseinheiten befand.<br />

Schon kurz nach ihrer Gründung erlangte die „Anstalt<br />

zur treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung <strong>de</strong>s Volkseigentums"<br />

eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung für die Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Die Regierung Modrow faßte am 15. März 1990 - unmittelbar<br />

vor <strong>de</strong>r Volkskammerwahl - <strong>de</strong>n Beschluß,<br />

eine Nachfolgeholding für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung zu grün<strong>de</strong>n: die Berliner Han<strong>de</strong>ls- <strong>und</strong><br />

Finanzierungsgesellschaft mbH (BHFG). Die „Anstalt<br />

zur treuhän<strong>de</strong>rischen Verwaltung <strong>de</strong>s Volkseigentums"<br />

verwaltete die volkseigenen Anteile <strong>de</strong>r BHFG.<br />

Gleichzeitig wur<strong>de</strong> festgelegt, <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung als Staatsorgan mit Wirkung<br />

zum 31. März 1990 aufzulösen.<br />

Die am 18. März 1990 erstmals frei gewählte Volkskammer<br />

beauftragte am 5. April <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

CDU, Lothar <strong>de</strong> Maizière, mit <strong>de</strong>r Regierungsbildung.<br />

Er wur<strong>de</strong> am 12. April 1990 zum Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

gewählt. Dr. Modrow übergab am selben Tag die Regierungsgeschäfte<br />

an seinen Nachfolger.<br />

2. Politische Vorgaben für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

Der bisher markanteste Einschnitt für <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung trat in <strong>de</strong>r Nacht vom 2.<br />

auf <strong>de</strong>n 3. Dezember 1989 mit <strong>de</strong>r Flucht Dr. Schalck-<br />

Golodkowskis ein. Behan<strong>de</strong>lte die Regierung <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung wegen seiner Be<strong>de</strong>utung<br />

für die Devisenerwirtschaftung bis dahin<br />

eher vorsichtig, sah sie sich ab <strong>de</strong>m 3. Dezember 1989<br />

veranlaßt, umfassen<strong>de</strong>re Maßnahmen zur Auf<strong>de</strong>kkung<br />

<strong>und</strong> Behebung von Mißstän<strong>de</strong>n einzuleiten.<br />

a) Vorgaben bis zum 2. Dezember 1989<br />

Wie bereits ausgeführt, hatte Dr. Modrow bei seinem<br />

Amtsantritt Krenz das Zugeständnis abfor<strong>de</strong>rn können,<br />

<strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung in das<br />

Ministerium für Außenwirtschaft zu überführen.<br />

Diese For<strong>de</strong>rung stellte er, ohne - nach eigener Aussage<br />

- eingehen<strong>de</strong>re Kenntnisse über die Rolle <strong>und</strong><br />

Dimension <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

gehabt zu haben.<br />

Nach seinem Bek<strong>und</strong>en war <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung für ihn bis zur Regierungsübernahme<br />

ein Han<strong>de</strong>lsunternehmen, das großen Einfluß<br />

auf die indust rielle Entwicklung <strong>de</strong>r DDR ausübte. Die<br />

praktische Machtfülle <strong>de</strong>s Bereichs hatte Dr. Modrow<br />

noch als SED-Bezirkschef in Dres<strong>de</strong>n anhand von Einzelfällen<br />

kennengelernt. So wußte er durch die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>n Kombinaten Robotron <strong>und</strong> Carl<br />

Zeiss Jena, daß <strong>de</strong>r Import von Hochtechnologie nur<br />

über Dr. Schalck-Golodkowski zu verwirklichen war.<br />

In einem an<strong>de</strong>ren Fall wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung beim Bau zweier Hotels in Dres<strong>de</strong>n<br />

als Financier für die sog. Valuta-Summe tätig.<br />

Bis zur Flucht Dr. Schalck-Golodkowskis in <strong>de</strong>r Nacht<br />

vom 2. auf <strong>de</strong>n 3. Dezember 1989 aus <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong>n<br />

jedoch noch keine wesentlichen Schritte zur Einglie<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

in das Ministerium für Außenwirtschaft eingeleitet.<br />

Dr. Modrow führte zunächst ein Gespräch mit Dr.

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