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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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genehmigt habe, was allerdings in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Dokumenten nicht<br />

festgehalten wur<strong>de</strong>. Werner Weber konnte nicht mehr<br />

als Zeuge vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß vernommen<br />

wer<strong>de</strong>n, da er am 22. März 1992, einen Tag vor<br />

einer Veröffentlichung <strong>de</strong>s Nachrichtenmagazins<br />

„Spiegel", die diese Geschäftskonstruktion zum Inhalt<br />

hatte, verstarb.<br />

Angesichts dieses Beweisergebnisses bleiben zentrale<br />

Fragen im Zusammenhang <strong>de</strong>r Einbeziehung <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung in das Projekt<br />

SAAD 16 unbeantwortet.<br />

Der Kauf <strong>de</strong>r MS Arkona<br />

Im Jahr 1985 erfolgte <strong>de</strong>r Kauf <strong>de</strong>s Kreuzfahrtschiffes<br />

„Astor" durch die Rostocker Staatsree<strong>de</strong>rei AHB<br />

Schiffscommerz, das als FDGB-Kreuzfahrtschiff MS<br />

Arkona in <strong>de</strong>r DDR in Dienst gestellt wur<strong>de</strong>. Im Zusammenhang<br />

mit diesem Schiffserwerb hat es Behauptungen<br />

<strong>und</strong> Spekulationen gegeben, die eine<br />

Verbindung zwischen diesem Geschäft <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Verkauf<br />

von U-Boot-Plänen nach Südafrika herstellten.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat hierzu festgestellt,<br />

daß <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung auf Initiative<br />

<strong>de</strong>s FDGB-Vorsitzen<strong>de</strong>n Harry Tisch von E rich<br />

Honecker <strong>und</strong> Dr. Günter Mittag Anfang 1985 damit<br />

beauftragt wur<strong>de</strong>, zum Ersatz <strong>de</strong>s veralteten FDGB-<br />

Schiffes „Völkerfre<strong>und</strong>schaft" ein Kreuzfahrtschiff im<br />

sog. NSW zu erwerben. Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>legierte<br />

diesen Auftrag an <strong>de</strong>n Direktor <strong>de</strong>s AHB<br />

Schiffscommerz, Dr. Claus-Dieter Junge alias IMB<br />

„Kröger". Zugleich verpflichtete er ihn zur absoluten<br />

Vertraulichkeit, insbeson<strong>de</strong>re sollte er Dr. Beil, <strong>de</strong>m er<br />

ansonsten unterstellt war, nicht informieren.<br />

Dr. Junge konsultierte <strong>de</strong>n Hamburger Schiffsmakler<br />

Walter J. Hinneberg, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Erwerb <strong>de</strong>r „Astor"<br />

empfahl, die seinerzeit im Eigentum <strong>de</strong>r südafrikanischen<br />

Ree<strong>de</strong>rei Safmarine stand. Nach Aussage Dr.<br />

Junges vor <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß waren die<br />

Südafrikaner zunächst nicht bereit, ihr „Flaggschiff"<br />

zu verkaufen. Erst auf seinen Vorschlag hin, sie sollten<br />

doch einen Nachbau bei <strong>de</strong>r Howaldtswerke-<br />

Deutsche Werft AG (HDW) in Kiel in Auftrag geben,<br />

habe die Astor zum Verkauf freigestan<strong>de</strong>n.<br />

Als Zwischenerwerberin trat die Deutsche-Afrika-Linien<br />

GmbH, Hamburg, auf, die die „Astor" nach einer<br />

Umrüstungsphase bei HDW im August 1985 an <strong>de</strong>n<br />

AHB Schiffscommerz weiterveräußerte. Die Zwischenschaltung<br />

<strong>de</strong>r Deutschen-Afrika-Linien GmbH<br />

erfolgte zum einen zur Verschleierung <strong>de</strong>r Beziehung<br />

zu einem südafrikanischen Geschäftspartner, zum an<strong>de</strong>ren<br />

konnte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

die Bedingungen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Zahlungsverkehrs<br />

ausnutzen <strong>und</strong> die Bezahlung in Verrechnungseinheiten<br />

vornehmen.<br />

Die ursprüngliche Kaufpreisfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Südafrikaner<br />

bezifferte sich auf 185 Mio. DM. Nach Aussage<br />

von Dr. Junge war die For<strong>de</strong>rung überhöht, tatsächlich<br />

habe <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

für <strong>de</strong>n Erwerb inklusive <strong>de</strong>r Umrüstungskosten 168<br />

Mio. VE aufbringen müssen. In seiner polizeilichen<br />

Vernehmung am 4. Dezember 1989 in Rostock hat Dr.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Junge hierzu angegeben, dadurch sei <strong>de</strong>r Kaufpreis<br />

faktisch um weitere ca. 15 % reduziert wor<strong>de</strong>n, weil<br />

<strong>de</strong>r Wert einer Verrechungseinheit zum damaligen<br />

Zeitpunkt im Verhältnis zur frei konvertierbaren DM<br />

in etwa dieses Gefälle ausgewiesen habe. Seitens<br />

HDW wur<strong>de</strong>n darüber hinaus an <strong>de</strong>n AHB Schiffscommerz<br />

für seine Vermittlung <strong>de</strong>s Schiffsneubaus<br />

<strong>de</strong>r Astor II ca. sieben Mio. DM gezahlt (Dokument-<br />

Nr. 366). Der Schiffsmakler Hinneberg zahlte aus seiner<br />

Provision weitere 200.000 DM an <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung.<br />

Der Zeuge Dr. Junge hat in seiner Vernehmung ausgesagt,<br />

er verfüge über keine eigenen Kenntnisse<br />

über eine etwaige Verknüpfung <strong>de</strong>s „Arkona-Geschäfts"<br />

mit <strong>de</strong>r Lieferung von U-Booten o<strong>de</strong>r Blaupausen<br />

für U-Boote von HDW an Südafrika. Er habe<br />

lediglich <strong>de</strong>r Presse entnommen, daß hier eine Beziehung<br />

bestan<strong>de</strong>n haben soll. Durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß<br />

sind keine weiteren Feststellungen<br />

über einen gemutmaßten Zusammenhang zwischen<br />

<strong>de</strong>m Kauf <strong>de</strong>r Arkona <strong>und</strong> <strong>de</strong>r angeblichen Lieferung<br />

von U-Boot-Plänen nach Südafrika getroffen wor<strong>de</strong>n.<br />

Karl-Heinz Schulz, Unternehmen Beij-ma / Atlantic<br />

Commercial<br />

Der <strong>de</strong>utsche Waffenhändler Karl-Heinz Schulz war<br />

ein wichtiger westlicher Geschäftspartner <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

IMES GmbH <strong>und</strong> WITRA GmbH für Ex- <strong>und</strong><br />

Importe. Der Kontakt mit ihm kam im Jahr 1983 auf<br />

<strong>de</strong>ssen eigene Initiative hin zustan<strong>de</strong>. Er trat als Vertreter<br />

<strong>de</strong>s in Boom (Belgien) ansässigen Unternehmens<br />

Beij-ma Military Department auf. Als <strong>de</strong>ssen Inhaberin<br />

fungierte formal seine Ehefrau, das Unternehmen<br />

gehörte <strong>de</strong> facto über eine internationale Firmenverschachtelung<br />

ihm selbst. Die Unternehmensgruppe<br />

<strong>de</strong>s Karl-Heinz Schulz umfaßt neben <strong>de</strong>r bereits<br />

erwähnten Beij-ma Military Department (Tochterunternehmen<br />

<strong>de</strong>r Atlantic-Gruppe) folgen<strong>de</strong> Gesellschaften:<br />

- Atlantic Commercial Corp., Monte Carlo (Hauptsitz)<br />

- Atlantic Commercial International Ltd., Lugano<br />

- Atlantic Commercial (U.K.) Ltd., England<br />

(Dokument-Nr. 367).<br />

Schulz suchte am 27. April 1983 <strong>de</strong>n Militärattaché<br />

<strong>de</strong>r DDR-Botschaft in Brüssel auf, um sich nach Art<br />

<strong>und</strong> Umfang <strong>de</strong>r Liefermöglichkeiten <strong>de</strong>r DDR für<br />

Waffen zu erk<strong>und</strong>igen. Dieser vermittelte daraufhin<br />

<strong>de</strong>n Kontakt zur IMES GmbH, die ihn zu ersten Verhandlungen<br />

nach Berlin einlud. Schulz trat gegenüber<br />

IMES GmbH <strong>und</strong> WITRA GmbH als Vertreter<br />

von Atlantic Commercial auf.<br />

Zunächst bezog Schulz von <strong>de</strong>r IMES GmbH alte Pistolen<br />

<strong>de</strong>s Typs 08 aus <strong>de</strong>m 2. Weltkrieg (Sammlerstücke),<br />

die er an das Unternehmen Frankonia Jagd<br />

in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland weiterverkaufte.<br />

Von weitaus größerem Interesse für IMES GmbH <strong>und</strong><br />

WITRA GmbH war Schulz in <strong>de</strong>r Folge jedoch für die<br />

Beschaffung von westlichen Waffen, die zum Teil als<br />

sog. Auftragsimporte für Dr. Schalck-Golodkowski<br />

durchgeführt wur<strong>de</strong>. Als Auftragsimporte wur<strong>de</strong>n

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