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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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len Devisenerwirtschaftung beizutragen, dürfte nicht<br />

erreicht wor<strong>de</strong>n sein. Insgesamt hat <strong>de</strong>r personelle<br />

<strong>und</strong> organisatorische Aufwand - insbeson<strong>de</strong>re unter<br />

<strong>de</strong>n hier beson<strong>de</strong>rs zu beachten<strong>de</strong>n konspirativen Bedingungen<br />

- <strong>de</strong>n Devisenertrag <strong>de</strong>utlich überstiegen.<br />

Aus <strong>de</strong>r Rückschau betrachtet ist zu<strong>de</strong>m nicht erkennbar,<br />

daß hinter <strong>de</strong>m Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung eine überlegte wirtschaftliche<br />

Strategie stand. Vielmehr ist davon auszugehen,<br />

daß <strong>de</strong>r Einzelfall von Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäften<br />

mit <strong>de</strong>m Iran Anlaß dazu bot, eine Aus<strong>de</strong>hnung<br />

dieses Han<strong>de</strong>ls auch auf an<strong>de</strong>re Abnehmer ins Auge<br />

zu fassen. Der Beginn <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung vermittelt eher<br />

<strong>de</strong>n Eindruck <strong>de</strong>r Zufälligkeit <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ausnützens einer<br />

sich aufgr<strong>und</strong> einer beson<strong>de</strong>ren politischen Lage<br />

ergeben<strong>de</strong>n Gelegenheit.<br />

Die Führung <strong>de</strong>r DDR, die nach <strong>de</strong>n Feststellungen<br />

<strong>de</strong>s Ausschusses in alle wesentlichen Entscheidungen<br />

zum Bereich Waffenhan<strong>de</strong>l eingeb<strong>und</strong>en war,<br />

dürfte diese Art von Geschäften auch als Vehikel für<br />

politische Einflußnahme in Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Dritten Welt<br />

betrachtet haben. Das inte rnational beson<strong>de</strong>rs sensible<br />

Geschäft <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls hat für die Partei<strong>und</strong><br />

Staatsführung <strong>de</strong>r DDR eine Möglichkeit dargestellt,<br />

„<strong>de</strong>n Fuß in die Tür" von zahlreichen Entwicklungslän<strong>de</strong>rn<br />

zu bekommen.<br />

Nach <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

hat sich Dr. Schalck-Golodkowski alle Entscheidungen<br />

über Art <strong>und</strong> Umfang <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls<br />

zumin<strong>de</strong>st durch das Politbüro-Mitglied Dr. Mittag,<br />

darüber hinaus aber auch durch <strong>de</strong>n SED-Generalsekretär<br />

Honecker selbst genehmigen lassen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Entscheidung darüber, welche Län<strong>de</strong>r <strong>und</strong><br />

sonstigen Abnehmer mit Waffen beliefe rt wer<strong>de</strong>n sollten,<br />

sind keine politischen Einschränkungen erkennbar.<br />

Für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

bzw. für das mit <strong>de</strong>m Waffenhan<strong>de</strong>l beauftragte Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

IMES stand die Erwirtschaftung von Devisen im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong><br />

ihres Han<strong>de</strong>lns. Waffen wur<strong>de</strong>n unbe<strong>de</strong>nklich<br />

in Krisen- o<strong>de</strong>r Kriegsgebiete geliefert.<br />

Mehrere Aspekte, die auf politische Entscheidungen<br />

zurückgehen, sind dabei aber beson<strong>de</strong>rs bemerkenswert:<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n sonst stets betonten, beson<strong>de</strong>rs<br />

fre<strong>und</strong>schaftlichen Beziehungen zur Sowjetunion gab<br />

es für <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung auch<br />

dann keine Einschränkungen für seine Waffenhan<strong>de</strong>lsgeschäfte,<br />

wenn damit Interessen o<strong>de</strong>r sogar<br />

rechtlich festgelegte Lizenzrechte <strong>de</strong>r Sowjetunion<br />

verletzt wur<strong>de</strong>n. Angesichts <strong>de</strong>s sonst immer beson<strong>de</strong>rs<br />

betont engen <strong>und</strong> partnerschaftlichen Verhältnisses<br />

zur Sowjetunion ist die Tatsache beson<strong>de</strong>rs auffällig,<br />

daß die Partei- <strong>und</strong> Staatsführung <strong>de</strong>r DDR in<br />

einem Einzelfall entschied, eine entsprechen<strong>de</strong> Intervention<br />

<strong>de</strong>s Verteidigungsministers <strong>de</strong>r Sowjetunion<br />

schlichtweg nicht zu beantworten. Der durch <strong>de</strong>n Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung bewußt vorgenommene<br />

Verstoß gegen Lizenzrechte <strong>de</strong>r Sowjetunion<br />

<strong>und</strong> gegen die zwischen <strong>de</strong>n Staaten <strong>de</strong>s Warschauer<br />

Paktes vereinbarten Gr<strong>und</strong>sätze über <strong>de</strong>n<br />

Waffenhan<strong>de</strong>l <strong>und</strong> die militärische Zusammenarbeit<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

dieser Staaten zeigt auf, in welche Devisennot die<br />

DDR seinerzeit geraten war: Man nahm sehen<strong>de</strong>n Auges<br />

sogar eine Brüskierung <strong>de</strong>s wichtigsten Verbün<strong>de</strong>ten<br />

in Kauf.<br />

Noch geringere Einschränkungen erlegte sich <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung auf, wenn es um<br />

Waffenlieferungen an Vertreter <strong>de</strong>s internationalen<br />

Terrorismus ging. Hier stand offensichtlich das Ziel<br />

<strong>de</strong>r Devisenerwirtschaftung so sehr im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>,<br />

daß in Einzelfällen selbst <strong>de</strong>utliche schriftliche Warnungen<br />

<strong>de</strong>r eigenen Mitarbeiter die Leitung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung nicht dazu veranlaßten,<br />

von Geschäften mit international geächteten<br />

Terroristengruppen Abstand zu nehmen („wenn er<br />

zahlt, wird er beliefert").<br />

Diese Verhaltensweise dokumentiert beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich<br />

die Diskrepanz zwischen <strong>de</strong>n sonst bei je<strong>de</strong>r Gelegenheit<br />

verbal herausgestellten Bekenntnissen <strong>de</strong>r<br />

DDR zur Frie<strong>de</strong>nsliebe <strong>und</strong> Achtung <strong>de</strong>s internationalen<br />

Völkerrechts einerseits <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Skrupellosigkeit<br />

an<strong>de</strong>rerseits, mit <strong>de</strong>r man um <strong>de</strong>r Verfolgung an<strong>de</strong>rer<br />

Ziele willen die Zusammenarbeit mit verbrecherischen<br />

Organisationen in Kauf nahm.<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung bediente<br />

sich für seine Waffenexporte auch <strong>de</strong>r Hilfe internationaler<br />

Waffenhändler. Dies diente u.a. auch dazu, gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Herstellern <strong>und</strong> Lieferanten von Waffen<br />

die Beteiligung offizieller Stellen <strong>de</strong>r DDR sowie <strong>de</strong>n<br />

endgültigen Verbleib <strong>de</strong>r Waffen zu verschleiern. Für<br />

eine bewußte <strong>und</strong> gewollte Kooperation westlicher<br />

Waffenhersteller mit <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

hat <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß, mit wenigen<br />

Ausnahmefällen, allerdings keine Indizien feststellen<br />

können. Soweit in Einzelfällen strafrechtlich<br />

relevantes Han<strong>de</strong>ln von Waffenherstellern aus westlichen<br />

o<strong>de</strong>r neutralen Staaten festzustellen ist, sind die<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen Verfahren abgeschlossen bzw. noch im<br />

Gange.<br />

Der Bereich Waffenhan<strong>de</strong>l war ein beson<strong>de</strong>rer<br />

Schwerpunkt <strong>de</strong>r Zusammenarbeit <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung mit <strong>de</strong>m Ministerium für<br />

Staatssicherheit. Das durch <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung angelegte Waffenlager in Kavelstorf<br />

wur<strong>de</strong> vollständig durch Kräfte <strong>de</strong>s MfS geführt,<br />

verwaltet <strong>und</strong> gesichert. Hier ist eine <strong>de</strong>utliche, auch<br />

institutionell festgelegte Verzahnung zwischen <strong>de</strong>m<br />

MfS <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

nachgewiesen. Der sensible Bereich <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>ls<br />

unterlag in allen Facetten vollständig <strong>de</strong>r Kontrolle<br />

<strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit. Umgekehrt<br />

führte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

in Einzelfällen auch Waffenbeschaffungsaufträge für<br />

das Ministerium für Staatssicherheit durch, insbeson<strong>de</strong>re,<br />

wenn es um die Beschaffung westlicher Waffen<br />

ging, die innerhalb <strong>de</strong>s MfS Verwendung fin<strong>de</strong>n sollten.<br />

Das Ministerium für Staatssicherheit installierte<br />

innerhalb <strong>de</strong>s Waffenhan<strong>de</strong>lsunternehmens IMES<br />

nicht nur zahlreiche Inoffizielle Mitarbeiter. Bei <strong>de</strong>r<br />

Gründung <strong>de</strong>s Waffenbeschaffungsunternehmens<br />

WITRA engagierte es sich in beson<strong>de</strong>rer Weise durch<br />

Abstellung eines MfS-Offiziers als Geschäftsführer<br />

dieses Unternehmens.

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