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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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entwe<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Fünfjahrplan 1991-1995 o<strong>de</strong>r aber<br />

in <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n mittelfristigen Volkswirtschaftsplan<br />

erfolgen. Der Planbereich sollte aber<br />

nicht allein die Verbindlichkeiten übernehmen. Die<br />

durch die Leistungsimporte ermöglichten zusätzlichen<br />

Güter sollten über ihn exportiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Das „mikroökonomische" Risiko <strong>de</strong>s Bereichs KoKo<br />

läßt sich auf die Kurzformel bringen: Nur solange <strong>de</strong>r<br />

Planbereich zahlungsfähig blieb, waren diese Aktivitäten<br />

für KoKo risikolos. Volkswirtschaftlich gesehen<br />

hing <strong>de</strong>r Erfolg dieser Strategie von <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />

Effizienzeffekten <strong>de</strong>r Anlageimporte ab. Ein<br />

Großteil dieser Leistungsimporte (etwa ein Viertel bis<br />

ein Drittel) waren für die Mikroelektronik bestimmt.<br />

Angesichts <strong>de</strong>s enorm hohen Rückstan<strong>de</strong>s im technologischen<br />

<strong>und</strong> produktionstechnischen Niveau war<br />

bis zu Beginn <strong>de</strong>r 90er Jahre die Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r DDR auf <strong>de</strong>n westlichen Märkten in diesem<br />

Bereich nicht zu erreichen. Darum konnte es <strong>de</strong>r DDR<br />

aber auch nicht vorrangig gegangen sein. Sie mußte<br />

vielmehr verhin<strong>de</strong>rn, daß sich ihr Rückstand gegenüber<br />

<strong>de</strong>r westlichen Konkurrenz in dieser dynamischen<br />

Wachstumsbranche weiter vergrößert. Wollte<br />

sie mit ihren Maschinenbauprodukten auf <strong>de</strong>n osteuropäischen<br />

Märkten weiter erfolgreich sein — die<br />

DDR war für die RGW-Län<strong>de</strong>r, vor allem für die<br />

UdSSR, <strong>de</strong>r Hauptlieferant von Maschinen <strong>und</strong> Anlagen<br />

—, so mußten diese Produkte beispielsweise mit<br />

zeitgemäßen Steuerungsanlagen ausgerüstet wer<strong>de</strong>n.<br />

Allein zur Sicherung <strong>de</strong>r sowjetischen Rohstoffzufuhr,<br />

von <strong>de</strong>r auch die Westexporte <strong>de</strong>r DDR in<br />

weiten Bereichen direkt o<strong>de</strong>r indirekt abhingen, mußten<br />

diese Hauptexportprodukte auf <strong>de</strong>m dortigen<br />

Markt „konkurrenzfähig" bleiben.<br />

Eine Gewähr dafür, daß die im Rahmen <strong>de</strong>r Leistungsimporte<br />

durchgeführten Mikroelektronikimporte<br />

in <strong>de</strong>n 90er Jahren Zusatzexporte in das NSW<br />

ermöglicht hätten, gab es sicher nicht. Angesichts <strong>de</strong>r<br />

ausgeführten Überlegungen waren diese Impo rte mit<br />

erheblichen Risiken belastet. Die Bedienung <strong>de</strong>r zunächst<br />

von <strong>de</strong>n KoKo-AHB aufgenommenen Ha rt<br />

-währungskredite durch <strong>de</strong>n Planbereich (über Zusatzexporterlöse)<br />

war nicht gesichert.<br />

Insofern hat KoKo im Auftrag <strong>de</strong>r politischen Führung<br />

daran mitgewirkt, die Probleme, zu <strong>de</strong>ren Lösung<br />

<strong>de</strong>r Bereich beitragen sollte, zu verschärfen.<br />

Dies um so mehr, als im Rahmen <strong>de</strong>r Impo rte für die<br />

Mikroelektronik auf die sonst bei <strong>de</strong>n Industrievereinbarungen<br />

übliche Verpflichtung zu außerplanmäßigen<br />

Exporten verzichtet wur<strong>de</strong>. Es ist schwer vorstellbar,<br />

daß <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Bereichs KoKo die mit<br />

dieser Abkehr von bislang üblichen Geschäftspraktiken<br />

verb<strong>und</strong>enen Risiken nicht gesehen hat.<br />

Nicht ganz so problematisch erscheinen die Leistungsimporte<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r sogenannten Komplexe<br />

I-IV sowie die Leistungsimporte zur Rekonstruktion<br />

bzw. <strong>de</strong>n Neubau von Hotels <strong>und</strong> die<br />

Airbus-Importe. Soweit es sich dabei um für die<br />

DDR-Volkswirtschaft „paßfähige" Spitzen- bzw. gehobene<br />

Technologie-Importe han<strong>de</strong>lte, bestand immerhin<br />

eine Chance, daß <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>ndienst durch<br />

entsprechen<strong>de</strong> Deviseneinnahmen im Inland<br />

(Dienstleistungsexporte) bzw. aus Expo rten wür<strong>de</strong><br />

bedient wer<strong>de</strong>n können.<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Illegale Im- <strong>und</strong> Exportgeschäfte im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls<br />

Die Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls boten<br />

<strong>de</strong>r DDR Möglichkeiten, sich durch extensive<br />

Ausnutzung o<strong>de</strong>r gar Umgehung <strong>de</strong>r diesen Han<strong>de</strong>l<br />

regeln<strong>de</strong>n Vorschriften Vorteile zu verschaffen. Dieser<br />

Versuchung waren auch westliche Unternehmen<br />

ausgesetzt. Doch während im Westen <strong>de</strong>r Staat Wi rt<br />

rivater Unter-<br />

-schaftsstraftaten <strong>und</strong> Regelverstöße p<br />

nehmer (auch solche zu Lasten <strong>de</strong>r Pa rtnerlän<strong>de</strong>r) zu<br />

verhin<strong>de</strong>rn versucht, verfügte die DDR mit KoKo<br />

über ein Instrument, das weitgehend zu <strong>de</strong>m Zweck<br />

geschaffen wor<strong>de</strong>n war, die inner<strong>de</strong>utsche Situation<br />

auch außerhalb <strong>de</strong>r Legalität zu ihrem Vorteil zu nutzen.<br />

Dabei ging es wohl in <strong>de</strong>n meisten Fällen primär<br />

um die Erwirtschaftung von Devisen, aber auch darum,<br />

an Blaupausen <strong>und</strong> mo<strong>de</strong>rne Technologie heranzukommen.<br />

Typische Möglichkeiten, <strong>de</strong>n inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l<br />

für illegale Technologieimporte o<strong>de</strong>r die Erwirtschaftung<br />

o<strong>de</strong>r Einsparung von Devisen zu benutzen,<br />

waren folgen<strong>de</strong>: 39)<br />

Ausländische Waren wur<strong>de</strong>n unter Verschleierung<br />

<strong>de</strong>s Ursprungs als west<strong>de</strong>utsche Waren gegen<br />

Verrechnungseinheiten in die DDR geliefert,<br />

um dadurch Devisen einzusparen.<br />

— Einschaltung von sogenannten „Zwangsvertretern",<br />

das heißt Vertretern, die zwar Provisionen<br />

kassierten, dafür aber keine Leistungen erbrachten.<br />

Vortäuschung von Ausfuhrgeschäften über DDRabhängige<br />

Firmen im westlichen Ausland zur Einsparung<br />

<strong>de</strong>r Umsatzsteuer, die bei Lieferungen in<br />

die DDR anfiel.<br />

Lieferung von Waren ausländischen Ursprungs<br />

(als DDR-Ware <strong>de</strong>klariert) im Rahmen <strong>de</strong>s inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>ls in die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Dadurch konnten Zölle <strong>und</strong> die Einfuhrumsatzsteuer<br />

eingespart sowie die Umsatzsteuererstattung<br />

in Anspruch genommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Nutzung <strong>de</strong>r Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Transitstrecken<br />

nach Berlin (West) für Zigaretten- <strong>und</strong> Alkoholschmuggel<br />

sowie für <strong>de</strong>n illegalen Technologietransfer,<br />

das heißt die Verbringung von Embargoware<br />

in die DDR.<br />

Umwandlung von Verrechnungseinheiten in Devisen,<br />

die auf vielfältige Weise durch beson<strong>de</strong>re<br />

Geschäftsformen vorgenommen wur<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r Regel<br />

unter Mitwirkung west<strong>de</strong>utscher o<strong>de</strong>r westlicher<br />

Firmen. 40)<br />

Da es sich bei allen diesen Aktivitäten um Verstöße<br />

gegen das Berliner Abkommen han<strong>de</strong>lte, wur<strong>de</strong>n sie<br />

ver<strong>de</strong>ckt durchgeführt. We<strong>de</strong>r alle Praktiken noch<br />

die für die B<strong>und</strong>esrepublik entstan<strong>de</strong>nen Schä<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> erst recht nicht die für die DDR realisierten Vorteile<br />

sind abschätzbar. Obgleich KoKo sicherlich <strong>de</strong>n<br />

größten Anteil an illegalen Geschäften im inner<strong>de</strong>utschen<br />

Han<strong>de</strong>l hatte, ist nicht auszuschließen, daß<br />

auch an<strong>de</strong>re AHB o<strong>de</strong>r DDR-Organisationen dabei<br />

mitgewirkt haben.

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