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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Nach eingehen<strong>de</strong>r Prüfung kam die West-Berliner Justiz<br />

am 9. Januar 1990 schließlich zu <strong>de</strong>m Ergebnis,<br />

Dr. Schalck-Golodkowski nicht an die DDR zu übergeben,<br />

da „letzte ... unausräumbare Zweifel, daß von<br />

<strong>de</strong>r Rechtshilfe nur im Einklang mit rechtsstaatlichen<br />

Gesichtspunkten Gebrauch gemacht wird" (Dokument-Nr.<br />

800) fortbestan<strong>de</strong>n. Ausschlaggebend für<br />

diese Bewertung war die zwischenzeitlich abgegebene<br />

Erklärung von Dr. Schalck-Golodkowski, daß er<br />

Offizier <strong>de</strong>s MfS gewesen sei <strong>und</strong> für sein Leib <strong>und</strong><br />

Leben Gefahr bestehe.<br />

Am 9. Januar 1990 wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski<br />

aus <strong>de</strong>r Haftanstalt entlassen. Kurz vor <strong>de</strong>r Entlassung<br />

hatten ihm zwei B<strong>und</strong>esanwälte während einer Vernehmung<br />

bestätigt, daß nach ihrer Kenntnis in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gegen ihn kein Ermittlungsverfahren<br />

laufe. Noch am Tag seiner Entlassung<br />

flog Dr. Schalck-Golodkowski mit seiner Frau, die<br />

sich bis dahin in Berlin (West) aufgehalten hatte, nach<br />

München.<br />

bb) Dr. Schalck -Golodkowski in Bayern<br />

Durch Vermittlung von Dr. Neukamm kam das Ehepaar<br />

Schalck-Golodkowski in München für knapp<br />

zwei Wochen in einer diakonischen Einrichtung unter,<br />

<strong>de</strong>m Collegium Augustinum. Noch zu einer Zeit,<br />

in <strong>de</strong>r Dr. Schalck-Golodkowski in <strong>de</strong>r Haftanstalt<br />

Moabit war, rief Dr. Neukamm <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>s Collegiums,<br />

Dr. Markus Rückert, an. Dieser sorgte dafür, daß<br />

Schalck-Golodkowskis gegen Entgelt in einer Wohnung<br />

im Collegium Augustinum Aufnahme fan<strong>de</strong>n.<br />

In München wur<strong>de</strong> Dr. Schalck-Golodkowski u.a.<br />

durch Rechtsanwalt Dr. Khadjavi, aus <strong>de</strong>r Kanzlei in<br />

<strong>de</strong>r auch Max Josef Strauß tätig war, beraten. Dr.<br />

Khadjavi war an <strong>de</strong>r Herstellung <strong>de</strong>r Kontakte zum<br />

BND beteiligt.<br />

Auf dringen<strong>de</strong>n Rat <strong>de</strong>s BND zog das Ehepaar am 22.<br />

Januar 1990 in eine abgelegene Berghütte am Samerberg,<br />

weil nicht auszuschließen war, daß für das Leben<br />

Dr. Schalck-Golodkowskis Gefahr bestand. Zu<strong>de</strong>m<br />

war Dr. Schalck-Golodkowski do rt während <strong>de</strong>r<br />

BND-Befragung leichter von <strong>de</strong>r Öffentlichkeit abzuschirmen.<br />

Die Hütte mietete das Ehepaar Schalck-Golodkowski<br />

von Oberst a. D. Joachim Philipp, einem<br />

pensionierten Mitarbeiter <strong>de</strong>s BND, <strong>de</strong>r sie schon seit<br />

<strong>de</strong>m 19. Januar 1990 in Sicherheitsangelegenheiten<br />

begleitet hatte.<br />

Seit <strong>de</strong>m 26. Februar 1990 leben Schalck-Golodkowskis<br />

in einem Haus in Rottach-Egern, das sie seit Mitte<br />

März 1990 auch offiziell angemietet haben. Hierbei<br />

half ihnen Willi März, Mitinhaber <strong>de</strong>r Josef & Willi<br />

März KG, zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

langjährige Geschäftsbeziehungen unterhalten<br />

hatte.<br />

Zu <strong>de</strong>r Finanzierung ihres Lebensunterhalts hat <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsausschuß folgen<strong>de</strong>s festgestellt:<br />

Schalck-Golodkowskis hatten nach <strong>de</strong>r Flucht<br />

Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Miete zu finanzieren, da sie über kein geregeltes<br />

Einkommen verfügten.<br />

Sie bestritten ihren Lebensunterhalt zunächst ausschließlich<br />

mit Hilfe eines Darlehens. Dieses Darlehen<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

-<br />

erhielt Sigrid Schalck-Golodkowski unter <strong>de</strong>m Namen<br />

Gutmann von <strong>de</strong>r Josef & Willi März KG (Dokument-Nr.<br />

801).<br />

Der Darlehensvertrag wur<strong>de</strong> am 1. Februar 1990 in<br />

Rosenheim über einen Betrag in Höhe von 600.000<br />

DM mit einer Laufzeit von drei Jahren geschlossen.<br />

Da die Eheleute Schalck-Golodkowski nach Ablauf<br />

dieser Zeit noch über kein ausreichen<strong>de</strong>s Einkommen<br />

verfügten, um <strong>de</strong>n Kredit zurückzuzahlen, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Vertrag um drei weitere Jahre verlängert. Für <strong>de</strong>n hohen<br />

Betrag ist we<strong>de</strong>r von Dr. Schalck-Golodkowski<br />

noch von Dritten eine Sicherheit gegeben wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Einkommenssituation verbesserte sich, nach<strong>de</strong>m<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski eine Erwerbstätigkeit<br />

aufgenommen <strong>und</strong> auch Dr. Schalck-Golodkowski<br />

gelegentliche Einnahmen hatte.<br />

Dr. Schalck-Golodkowski war es aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>Bericht</strong>erstattung<br />

über seine Person ab En<strong>de</strong> März 1990<br />

bis heute nicht möglich, eine dauerhafte Erwerbstätigkeit<br />

zu fin<strong>de</strong>n. In einem Inte rview vom 19. Dezember<br />

1993 erklärte Dr. Schalck-Golodkowski, er habe<br />

in <strong>de</strong>n letzten Jahren zum einen durch öffentliche Medien,<br />

zum an<strong>de</strong>ren durch Beratung von Unternehmen<br />

Geld verdient. Diese Tätigkeiten seien aber nicht regelmäßig<br />

gewesen.<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski arbeitete ab <strong>de</strong>m 1. Januar<br />

1991 zeitweise als Verkäuferin bei einem Unternehmen<br />

in Holzkirchen.<br />

Später war sie bei <strong>de</strong>m Unternehmen GUSIMEX Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

mbH in Bad Wiessee tätig, zunächst<br />

als Angestellte, dann als Inhaberin. Die GUSIMEX<br />

wur<strong>de</strong> am 14. August 1992 im Han<strong>de</strong>lsregister eingetragen<br />

<strong>und</strong> ist ein Unternehmen, das mit Osteuropa,<br />

insbeson<strong>de</strong>re mit <strong>de</strong>n GUS-Staaten, Han<strong>de</strong>l betreibt.<br />

Laut Eintrag im Han<strong>de</strong>lsregister umfaßt die Geschäftstätigkeit<br />

Han<strong>de</strong>l mit Waren aller Art <strong>und</strong> Vermittlung<br />

von Han<strong>de</strong>lsgeschäften, Immobilien, Beratungsleistungen<br />

im Finanzbereich sowie damit zusammenhängen<strong>de</strong>r<br />

Geschäfte.<br />

Sigrid Schalck-Golodkowski brachte in das Unternehmen<br />

ihre guten Beziehungen ein, die sie aus ihrer<br />

langjährigen Außenhan<strong>de</strong>lstätigkeit durch Geschäfte<br />

mit <strong>de</strong>r früheren UdSSR besaß <strong>und</strong> bis heute<br />

besitzt.<br />

Am 2. März 1993 übernahm Sigrid Schalck-Golodkowski<br />

die Geschäftsführung sowie die Geschäftsanteile<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Gründungsgesellschafterinnen zu<br />

100 %. Das dazu nötige Kapital in Höhe von 50.000<br />

DM entnahm sie aus <strong>de</strong>m erwähnten Darlehen.<br />

Am 5. März 1993 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Firmensitz von Bad Wies<br />

see nach Rottach-Egern verlegt.<br />

Der Untersuchungsausschuß hat keine Anhaltspunkte<br />

dafür, daß die Eheleute Schalck-Golodkowski<br />

ihren Lebensunterhalt auch aus beiseitegeschafftem<br />

früheren Vermögen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bestritten haben.<br />

Bei <strong>de</strong>n Auslandskonten, über die Dr. Schalck-Golodkowski<br />

selbst verfügungsberechtigt war, ist eine<br />

Rückführung sämtlicher bekannter Vermögenwerte<br />

an die Deutsche Außenhan<strong>de</strong>lsbank AG erfolgt.

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