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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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eine Ausnahme: Während die Valutamittel bei an<strong>de</strong>ren<br />

Außenhan<strong>de</strong>lsbetrieben immer direkt an <strong>de</strong>n<br />

En<strong>de</strong>mpfänger gingen, wur<strong>de</strong>n sie im Falle <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

4 vom Konto 559 bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

(DHB) auf an<strong>de</strong>re Konten bei <strong>de</strong>r DHB überwiesen.<br />

Dadurch wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kreis <strong>de</strong>rjenigen bewußt<br />

klein gehalten, die <strong>de</strong>n En<strong>de</strong>mpfänger kannten.<br />

g) Vergütung <strong>de</strong>r Händler<br />

Der Han<strong>de</strong>lsbereich 4 ging bei <strong>de</strong>r Bezahlung nach<br />

<strong>de</strong>m Prinzip „Geld gegen Ware" vor. Der Lieferant bekam<br />

erst sein Geld, wenn die Ware in <strong>de</strong>r DDR war.<br />

Bei größeren Verträgen wur<strong>de</strong> in wenigen Ausnahmefällen<br />

mit Vorauszahlungen in Form von Bankakkreditiven<br />

gearbeitet, wenn <strong>de</strong>r Lieferant nicht in <strong>de</strong>r<br />

Lage war, das Geschäft selbst zu finanzieren. Der Verkäufer<br />

<strong>de</strong>r Ware schlug vor, welche Bank für die Abwicklung<br />

<strong>de</strong>s Geschäfts eingeschaltet wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Nach<strong>de</strong>m die Ware ausgeliefert war, schrieb <strong>de</strong>r Bereich<br />

Ökonomie <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs 4 die Rechnung<br />

an die „Bedarfsträger" <strong>und</strong> bereitete die Zahlungsanweisung<br />

für die Lieferanten vor. Anschließend kam<br />

die Zahlungsanweisung zum Bereich Finanzen. Für<br />

die Auslösung <strong>de</strong>r Zahlung war eine Unterschrift nötig;<br />

dazu berechtigt waren Ronneberger o<strong>de</strong>r seine<br />

Stellvertreter Streicher <strong>und</strong> Kupfer. Die Leiterin <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Finanzen, Gisela Hoffmann, mußte gegenzeichnen.<br />

Anschließend gelangten die Zahlungs anweisungen<br />

zur Bank. In <strong>de</strong>n ersten Jahren unterhielt<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich Konten bei <strong>de</strong>r Deutschen Außenhan<strong>de</strong>lsbank<br />

(DABA). Ab 1987 wickelte <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich<br />

4 nach Aussage von Ronneberger vor Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes Zahlungen fast<br />

ausschließlich über die DHB ab, die sich wesentlich<br />

flexibler in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit ausländischen<br />

Banken verhalten habe. Dies sei von Be<strong>de</strong>utung gewesen,<br />

weil <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 die Lieferanten in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Devisen bezahlen wollte. Außer<strong>de</strong>m<br />

war es nach Darstellung von Ronneberger von Be<strong>de</strong>utung,<br />

daß die DHB die Hausbank <strong>de</strong>s Bereichs Kornmerzielle<br />

Koordinierung gewesen sei <strong>und</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski hier über großen Einfluß verfügt<br />

habe.<br />

Die Zahlungsmodalitäten waren in Verträgen mit <strong>de</strong>n<br />

Lieferanten vereinbart. Sie konnten entschei<strong>de</strong>n, ob<br />

die Zahlung auf ein ausländisches Konto o<strong>de</strong>r auf ein<br />

Konto einer DDR-Bank überwiesen wur<strong>de</strong>. Rechnungen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens P. M. Majunke bezahlte <strong>de</strong>r<br />

Han<strong>de</strong>lsbereich 4 zum Beispiel in Schweizer Franken<br />

auf ein Konto <strong>de</strong>r Banque Paribas S. A. in Basel. Einige<br />

Lieferanten eröffneten Lorokonten bei <strong>de</strong>r DABA<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r DHB in Berlin (Ost). Es han<strong>de</strong>lte sich um Valutakonten.<br />

Die Einrichtung von Lorokonten empfahl<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4 nur <strong>de</strong>njenigen Lieferanten, die<br />

auf eine Barzahlung ihrer Importgüter bestan<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

damit aus Sicherheitsgrün<strong>de</strong>n - um einer Enttarnung<br />

als „Embargobrecher" vorzubeugen - Überweisungen<br />

von einer DDR-Bank auf eine ausländische Bank<br />

verhin<strong>de</strong>rn wollten.<br />

Einige Lieferanten aus <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland,<br />

die daran interessiert waren, <strong>de</strong>n Geldfluß zu<br />

verschleiern, richteten sich Nummernkonten bei <strong>de</strong>r<br />

DHB ein. An<strong>de</strong>ren Lieferanten wur<strong>de</strong> in Ausnahme<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

fällen gegen Quittung Bargeld für ihre Ware ausgehändigt.<br />

In einigen Fällen wur<strong>de</strong> die Bezahlung <strong>de</strong>r Embargogeschäfte<br />

über <strong>de</strong>n West-Berliner Kaufmann Helmuth<br />

Joseph von <strong>de</strong>m Unternehmen Alveco abgewickelt,<br />

<strong>und</strong> nicht über <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 <strong>de</strong>s AHB Elektronik<br />

Export-Import. Dies geschah bei Zahlungsvorgängen<br />

an Lieferanten, bei <strong>de</strong>nen die ausländische<br />

Bank <strong>de</strong>n Absen<strong>de</strong>r AHB Elektronik nicht erfahren<br />

sollte. Joseph hatte vor <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbereichs<br />

jahrelang mit <strong>de</strong>m Direktorat Anlagenimport<br />

<strong>de</strong>s Kombinats Mikroelektronik zusammengearbeitet,<br />

unter an<strong>de</strong>rem mit Diet rich Kupfer.<br />

Geldbeträge für SBO-Beschaffungen wur<strong>de</strong>n über<br />

<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsbereich 4 abgerechnet, <strong>de</strong>r die Mittel<br />

vom Bereich Kommerzielle Koordinierung bezog.<br />

Zahn nutzte für die Bezahlung seiner Geschäftspartner<br />

zwei Unterkonten, die bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

unter <strong>de</strong>m Namen <strong>de</strong>s Unternehmens Günther<br />

Forgber eingerichtet waren. Zu Lasten dieser Unterkonten<br />

„Forgber" bezahlte er die Händler entwe<strong>de</strong>r<br />

mit Bargeld o<strong>de</strong>r durch Überweisung auf ein Lorokonto<br />

bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank, über das zum<br />

Beispiel <strong>de</strong>r Kaufmann Jochheim verfügte.<br />

Die Arbeitsgruppe MAH besaß für die Bezahlung <strong>de</strong>r<br />

Embargohändler ein Devisenkonto bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Han<strong>de</strong>lsbank, das sog. Konto „Bau<strong>de</strong>". Nach Angaben<br />

von Bau<strong>de</strong> in einer Vernehmung durch das Bayerische<br />

Lan<strong>de</strong>skriminalamt wur<strong>de</strong>n die Lieferunternehmen<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe MAH anfangs bar bezahlt,<br />

bevor sie Konten bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

in Berlin (Ost) einrichteten, auf die nun die Gel<strong>de</strong>r<br />

überwiesen wur<strong>de</strong>n. Dem<br />

-<br />

steht ein <strong>Bericht</strong> Bau<strong>de</strong>s<br />

für das Jahr 1984 gegenüber, nach <strong>de</strong>m die AG<br />

MAH ihre Lieferanten zu 68,2 Prozent über die Deutsche<br />

Han<strong>de</strong>lsbank, zu 15,7 Prozent über die Intrac<br />

HGmbH <strong>und</strong> zu 16,1 Prozent bar bezahlte.<br />

h) Ausgewählte Geschäfte<br />

„Objekt X" - Technik zum Fälschen von Personalausweisen<br />

Ein beson<strong>de</strong>res Importvorhaben war das „Objekt X",<br />

für das Dr. Schalck-Golodkowski selbst <strong>de</strong>n Auftrag<br />

an Ronneberger erteilte. Nach Erkenntnis <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

war ein Teil dieser Aktion die<br />

Beschaffung einer hochpräzisen Druckmaschine für<br />

die Herstellung von Dokumenten, die <strong>de</strong>r Operativ<br />

Technische Sektor (OTS) <strong>de</strong>s MfS nutzen wollte. Mit<br />

Hilfe dieser Technik wollte die HVA Personalausweise<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> die behelfsmäßigen<br />

West-Berliner Ausweise fälschen.<br />

Zur geplanten Ausrüstung gehörten insgesamt Tiefdruckmaschinen,<br />

Prüf- <strong>und</strong> Meßtechnik, Software,<br />

Beschichtungs- <strong>und</strong> Schweißanlagen für die Plastik-<br />

verarbeitung, Fotoplotter, Bildwandler <strong>und</strong> Lichtsatz<br />

gerät im Wert von mehreren Mio. VM. Zur Beschaffung<br />

<strong>de</strong>r Druckmaschine schloß <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbereich 4<br />

<strong>de</strong>s AHB Elektronik Export-Import mit <strong>de</strong>r Intrac S.A.,<br />

Lugano, 1989 einen Vertrag über die Lieferung zum<br />

Preis von 850.277 SFR ab. Die Maschine sollte nach<br />

Erkenntnis <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung im Oktober 1990<br />

ausgeliefert wer<strong>de</strong>n. Diese Lieferung wur<strong>de</strong> jedoch

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