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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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westliche Geschäftspartner, Unternehmen, beson<strong>de</strong>re<br />

Vorkommnisse <strong>und</strong> Beschaffungsaktivitäten zu<br />

liefern. Darüber hinaus wur<strong>de</strong>n sie aber bei ihrer Beschaffungstätigkeit<br />

durch das MfS aktiv unterstützt.<br />

Die HA XVIII/8 beschränkte sich dabei nicht darauf,<br />

lediglich über mögliche Risiken bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

zu informieren. Laut Aussage von Zahn vor <strong>de</strong>m<br />

B<strong>und</strong>eskriminalamt am 9. Oktober 1991 wur<strong>de</strong>n alle<br />

Beschaffungsaufträge <strong>de</strong>taillie rt mit <strong>de</strong>r HA XVIII/8<br />

beraten <strong>und</strong> abgestimmt. Während die fachliche Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r Geschäfte durch Zahn vorgenommen<br />

wur<strong>de</strong>, erfolgte die eigentliche Anlieferung unter genauer<br />

nachrichtendienstlicher Anleitung durch<br />

Wenzel. Zur Absicherung <strong>de</strong>r Embargoimporte entwickelte<br />

die HA XVIII/8 in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n<br />

Embargohändlern bzw. -lieferanten komplizierte<br />

Verschleierungstechniken. U.a. existierten z.B.<br />

„Festlegungen", keine schriftlichen Verträge zu<br />

schließen, Verhandlungen nur auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r<br />

DDR zu führen, keine Überweisungen von DDR-<br />

Banken auf westliche Banken zu tätigen <strong>und</strong> für bestimmte<br />

Lieferanten Konten bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank<br />

AG einzurichten. Zahn selbst war angehalten,<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich als stellvertreten<strong>de</strong>r Generaldirektor<br />

<strong>de</strong>s VEB Kombinats Mikroelektronik aufzutreten<br />

<strong>und</strong> alle Metho<strong>de</strong>n zu vermei<strong>de</strong>n, die normalen<br />

Geschäftsabläufen wi<strong>de</strong>rsprachen. Durch Ronneberger<br />

wur<strong>de</strong> die nachrichtendienstliche Steuerung<br />

nicht so explizit dargestellt, er gab aber zu, unter<br />

strenger Anleitung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r HA XVIII/8<br />

gestan<strong>de</strong>n zu haben.<br />

Die HA XVIII/8 vermittelte <strong>de</strong>n Inoffiziellen Mitarbeitern<br />

darüber hinaus auch Kontakte zu Embargolieferanten,<br />

die von ihr nachrichtendienstlich gesteuert<br />

wur<strong>de</strong>n. Als Beispiele können hier <strong>de</strong>r Geschäftsführers<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Cerdip, Jürgen Potera sowie<br />

Hans-Jürgen König, Hans Jochheim <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Caramant, Manfred<br />

Hardt, dienen. Laut verschie<strong>de</strong>ner Aussagen Zahns<br />

vor <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>eskriminalamt wur<strong>de</strong> er durch Wenzel<br />

aufgefor<strong>de</strong>rt, mit diesen Personen Geschäftsbeziehungen<br />

aufzunehmen.<br />

Auch Ronneberger <strong>und</strong> <strong>de</strong>r IMES GmbH wur<strong>de</strong>n<br />

durch Wenzel Kontakte mit westlichen Embargobzw.<br />

Waffenhändlern vermittelt. Der stellvertreten<strong>de</strong><br />

Leiter <strong>de</strong>r HA XVIII/8, Hans-Georg Fechner, gab in<br />

seiner Vernehmung vor <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>skriminalamt Berlin<br />

am 17. Dezember 1992 an, daß es ein Ziel seiner<br />

Abteilung gewesen sei, Personen im „NSW" für eine<br />

Zusammenarbeit zu gewinnen. Er gab allerdings an,<br />

von keinem <strong>de</strong>rartigen Fall gewußt zu haben. Aus einem<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r HA XVIII/8 vom 21. November 1988<br />

geht diesbezüglich allerdings hervor, daß z.B. <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Caramant zu einer<br />

nachrichtendienstlichen Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r HA<br />

XVIII/8 erpreßt wur<strong>de</strong>; wegen angeblicher Gesetzesverstöße<br />

in <strong>de</strong>r DDR sollte er <strong>de</strong>m MfS Informationen<br />

liefern (Dokument-Nr. 47).<br />

Die HA XVIII/8 entwickelte nicht nur selbst nachrichtendienstliche<br />

Aktivitäten, son<strong>de</strong>rn unterstützte auch<br />

die HVA auf vielfältige Weise. Sie leitete u.a. Informationen<br />

über bestimmte Lieferanten an die Abteilung<br />

Sektor Wissenschaft <strong>und</strong> Technik (SWT) <strong>de</strong>r HVA<br />

weiter, die diese für eigene Zwecke benutzte, <strong>und</strong><br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

führte Beschaffungen in <strong>de</strong>ren Auftrag durch. Aus<br />

mehreren Dokumenten ist ein<strong>de</strong>utig ersichtlich, daß<br />

insbeson<strong>de</strong>re Zahn häufig mit <strong>de</strong>r Durchführung von<br />

Importen, die <strong>de</strong>r HA XVIII/8 durch die Abteilung<br />

SWT übertragen wor<strong>de</strong>n waren, beauftragt wur<strong>de</strong><br />

(Dokument-Nr. 48).<br />

Schließlich vermittelte die HA XVIII/8 auch Kontakte<br />

zwischen <strong>de</strong>m HB 4, Zahn <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Diensteinheiten<br />

<strong>de</strong>s MfS. Hierzu zählten insbeson<strong>de</strong>re die Abteilung<br />

Operativ-Technischer Sektor (OTS), für die <strong>de</strong>r<br />

HB 4 das sogenannte „Objekt X" beschaffte, <strong>und</strong> die<br />

<strong>de</strong>r Abteilung VRD zugeordnete AG Bau<strong>de</strong>, für die<br />

Zahn in großem Umfang Aufträge erledigte.<br />

Rolle von Dr. Günther Forgber<br />

Die Unternehmensgruppe Forgber zählte zu <strong>de</strong>n sog.<br />

MfS-Firmen. Diese waren <strong>de</strong>r HA I <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung nur zur „ökonomischen Anleitung"<br />

unterstellt <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n ansonsten durch das<br />

Ministerium für Staatssicherheit gesteuert. Während<br />

die sog. MfS-Firmen F.C. Gerlach Export-Import, Camet<br />

Industrievertretungen <strong>und</strong> Beratungen für Chemie,<br />

Agrar <strong>und</strong> Metallurgie Export/Import, Asimex<br />

Import-Export-Agentur, Interport Industrievertretungen<br />

<strong>und</strong> Intertechna GmbH <strong>de</strong>r HVA zugeordnet waren,<br />

han<strong>de</strong>lte es sich bei <strong>de</strong>r Unternehmensgruppe<br />

Forgber um ein Unternehmen <strong>de</strong>r HA XVIII/7, das<br />

auch innerhalb <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

nicht wie die sog. HVA-Firmen durch Dr.<br />

Schalck-Golodkowski, son<strong>de</strong>rn durch <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r<br />

HA I, Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r sehr enge Beziehungen zur<br />

HA XVIII/7 unterhielt, betreut wur<strong>de</strong>. Die Doppelunterstellung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens Günther Forgber<br />

macht <strong>de</strong>utlich, wie vielfältig <strong>und</strong> eng die Verflechtungen<br />

zwischen <strong>de</strong>r HA XVIII <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung waren.<br />

Das Unternehmen Günther Forgber - Wahrnehmung<br />

von Interessen für Industrie <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> mit<br />

Gewerbeerlaubnis vom 4. August 1965 offiziell im<br />

Auftrag <strong>de</strong>s damaligen Ministers für Außenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> Inner<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>l (MAI), Julius Balkow,<br />

durch Dr. Günther Forgber gegrün<strong>de</strong>t <strong>und</strong> mit Gründung<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung diesem<br />

1967 unterstellt (Dokument-Nr. 49). Einem Vermerk<br />

<strong>de</strong>r HA XVIII, Abteilung West-Berlin, vom 25.<br />

Juni 1965 ist zu entnehmen, daß das MfS zum selben<br />

Zeitpunkt die Absicht hatte, Dr. Günther Forgber eine<br />

sog. Firmenvertretung zu übertragen, um „eine perspektivvolle<br />

Arbeit im Interesse <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m MfS zu entwickeln" (Dokument-Nr. 50). Es<br />

kann daher mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen<br />

wer<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r eigentliche Initiator <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensgründung nicht das MAI, son<strong>de</strong>rn das<br />

MfS war. Obwohl das Unternehmen formal als Einzelunternehmen<br />

auftrat, han<strong>de</strong>lte es sich in Wirklichkeit<br />

um ein Staatsunternehmen.<br />

Von <strong>de</strong>r Funktion her war das Unternehmen Günther<br />

Forgber - Wahrnehmung von Interessen für Industrie<br />

<strong>und</strong> Han<strong>de</strong>l das be<strong>de</strong>utendste <strong>de</strong>r MfS-Unternehmen,<br />

da es fast alle wichtigen Han<strong>de</strong>lsbereiche ab<strong>de</strong>ckte.<br />

Als reine sog. Vertreterfirma vermittelte es<br />

Geschäftskontakte im Bereich <strong>de</strong>s Maschinen-, Textilmaschinen-<br />

<strong>und</strong> Anlagenbaus sowie <strong>de</strong>r Elektronik

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