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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Gleichzeitig war aber Dr. Vogel <strong>de</strong>r Bevollmächtigte<br />

<strong>de</strong>r DDR-Regierung im Bereich humanitäre Bemühungen.<br />

Für diese Tätigkeit erhielt Vogel keine finanziellen<br />

Leistungen, son<strong>de</strong>rn Steuervergünstigungen<br />

durch die DDR-Regierung.<br />

In diesen bei<strong>de</strong>n Mandaten sah <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß<br />

eine Interessenskollision. Dr. Vogel vertrat<br />

einerseits die Interessen <strong>de</strong>r DDR-Regierung im Bereich<br />

Häftlingsfreikauf <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rerseits Inhaftierte,<br />

die freigekauft wer<strong>de</strong>n wollten.<br />

Dr. Vogel hat dieser Auffassung vor <strong>de</strong>m Untersu<br />

chungsausschuß wi<strong>de</strong>rsprochen: „Die Pauschalver<br />

einbarung bezieht sich nicht auf <strong>de</strong>n Freikauf. Die be<br />

zieht sich auf Einzelmandate" (90. Sitzung, Protokoll<br />

S. 136). Nicht die B<strong>und</strong>esregierung sei <strong>de</strong>r Auftraggeber<br />

gewesen, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r entlassene Häftling, die<br />

B<strong>und</strong>esregierung habe lediglich die Begleichung <strong>de</strong>r<br />

Honorarfor<strong>de</strong>rungen Dr. Vogels übernommen. „Bis zu<br />

<strong>de</strong>r Honorarvereinbarung waren Auftraggeber <strong>und</strong><br />

Honorarträger gleich. Das war also <strong>de</strong>r Mandant, <strong>de</strong>r<br />

dann von mir in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland eine<br />

Liquidation bekam. O<strong>de</strong>r die Angehörigen in <strong>de</strong>r<br />

DDR" (90. Sitzung, Protokoll S. 137). Da für diese<br />

dann die Möglichkeit bestand, sich ihre Ausgaben bei<br />

<strong>de</strong>r Rechtsschutzstelle erstatten zu lassen, diente die<br />

Pauschalierung <strong>und</strong> direkte Bezahlung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Vereinfachung <strong>de</strong>s Verfahrens.<br />

F. Finanzbewegungen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> seine<br />

Unternehmen entfalteten - nach <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Eigenerwirtschaftung<br />

von konvertierbaren Devisen -<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Staatshaushaltsplans <strong>de</strong>r DDR vielfältige<br />

wirtschaftliche <strong>und</strong> außerwirtschaftliche Aktivitäten<br />

legaler <strong>und</strong> illegaler Art. Spätestens seit 1972<br />

hatte <strong>de</strong>r Bereich einen wirtschaftlich <strong>und</strong> finanziell<br />

selbständigen Status, <strong>de</strong>r ihm die Erwirtschaftung<br />

<strong>und</strong> Verwendung von Devisen in weitgehend eigener<br />

Regie ermöglichte.<br />

Dem Untersuchungsausschuß war es nicht möglich,<br />

eine präzise Gesamtbilanz <strong>de</strong>r Deviseneinnahmen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Devisenverwendung im Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung für <strong>de</strong>n Zeitraum von 1966 bis<br />

1989 zu erstellen. Die Unterlagen, die <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung <strong>und</strong> die ihm zuzurechnen<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen hinterließen, waren dafür zu<br />

mangelhaft <strong>und</strong> zu lückenhaft. Das Devisenaufkommen<br />

<strong>de</strong>s Bereichs betrug von 1966 bis 1989 - soweit<br />

dies <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r vorgelegenen<br />

Unterlagen von <strong>de</strong>r Verwendungsseite her<br />

nachvollziehen konnte - <strong>de</strong>utlich mehr als die Summe<br />

von 27 Mrd. Valuta-Mark (beziehungsweise DM), die<br />

nach <strong>de</strong>n Angaben von Dr. Schalck-Golodkowski <strong>de</strong>r<br />

Bereich für die DDR-Volkswirtschaft „erwirtschaftet"<br />

haben soll.<br />

Wie <strong>de</strong>r Untersuchungsausschuß festgestellt hat,<br />

führte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung in<br />

<strong>de</strong>m Zeitraum von 1966 bis 1989 ca. 17,2 Mrd. Valuta-Mark<br />

direkt <strong>und</strong> ca. 1,918 Mrd. Valuta-Mark indirekt,<br />

d.h. im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Vermarktung<br />

von Warenlieferungen im Rahmen <strong>de</strong>r Kirchengeschäfte<br />

A <strong>und</strong> C - an <strong>de</strong>n Staatshaushalt ab. Gleichzeitig<br />

hatte <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

Liquiditätsreserven gebil<strong>de</strong>t, die am 4. Dezember<br />

1989 eine Gesamtsumme von 6,903 Mrd. Valuta<br />

Mark umfaßten; darin enthalten waren alle bekannten<br />

Devisenguthaben, auch auf ausländischen Konten,<br />

die nach diesem Stichtag vom Minister <strong>de</strong>r Finanzen<br />

<strong>de</strong>r DDR zurückgeführt wur<strong>de</strong>n. Ferner<br />

schloß <strong>de</strong>r Betrag von 6,903 Mrd. Valuta-Mark die in<br />

<strong>de</strong>n Kellerräumen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

in <strong>de</strong>r Wallstraße in Berlin (Ost) eingelagerten<br />

Goldbestän<strong>de</strong> von 19,97 t ein, die zum o.g.<br />

Stichtag einen Wert von 468 Mio. Valuta-Mark hatten.<br />

Über die festgestellten Abführungen an <strong>de</strong>n Staatshaushalt<br />

<strong>de</strong>r DDR <strong>und</strong> die finanziellen Rese rven hinaus<br />

gab <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle - Koordinierung für<br />

Konsumgüter- <strong>und</strong> Versorgungsimporte ca. eine Mrd.<br />

Valuta-Mark aus. Die zum Teil illegalen Mikrotechnologie-Importe<br />

- u.a. zugunsten <strong>de</strong>s MfS - finanzierte<br />

<strong>de</strong>r Bereich mit ca. 1,3 Mrd. Valuta-Mark aus eigenen<br />

Mitteln. Für die Finanzierung <strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r<br />

Waldsiedlung Wandlitz seit 1972 brachte <strong>de</strong>r Bereich<br />

aus Mitteln <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkonten 0528, 0628 <strong>und</strong> 0584<br />

insgesamt ca. 80 Mio. Valuta-Mark auf, zur Untestützung<br />

kommunistischer Volkswirtschaften ca. 392 Mio.<br />

Valuta-Mark <strong>und</strong> für die finanzielle Ausstattung <strong>de</strong>r<br />

SED seit 1971 insgesamt ca. 300 Mio. Valuta-Mark.<br />

Außer<strong>de</strong>m führte <strong>de</strong>r Bereich aus Guthaben <strong>de</strong>s Kontos<br />

0584 an die <strong>de</strong>n kommunistischen Parteien in <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> Portugal nahestehen<strong>de</strong>n<br />

Druckereien Plambeck & Co. GmbH bzw.<br />

Heska-Portuguesa Indust rias Tipograficas S.A. Finanzmittel<br />

in Gesamthöhe von ca. 100 Mio. Valuta<br />

Mark ab.<br />

Nach Feststellungen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

führten die Unternehmen <strong>de</strong>r Hauptverwaltung Aufklärung<br />

(HVA), die <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung I<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung, Manfred<br />

Sei<strong>de</strong>l, unterstan<strong>de</strong>n, Gewinne in Höhe von min<strong>de</strong>stens<br />

50 Mio. Valuta-Mark an das MfS ab. Eine genauere<br />

Angabe <strong>de</strong>r Gewinnabführungen dieser Unternehmen<br />

war <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß nicht<br />

möglich, da <strong>de</strong>ren Geschäftsunterlagen systematisch<br />

vernichtet wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Mit <strong>de</strong>r selbständigen Devisenerwirtschaftung <strong>und</strong><br />

-verwendung <strong>de</strong>s Bereichs waren umfangreiche Devi-

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