09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Dienststelle <strong>und</strong> späteren stellvertreten<strong>de</strong>n Leiters<br />

<strong>de</strong>r HVA, Hans Fruck, als GM „Mischa". 1957 wur<strong>de</strong><br />

er von Fruck mit zur HVA genommen. Verpflichtungserklärungen<br />

liegen <strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß allerdings<br />

nicht vor. Während seiner Tätigkeit für die<br />

BV Berlin soll er u.a. Simon Gol<strong>de</strong>nberg alias GM<br />

„Simon" persönlich geführt haben (Dokument-Nr.<br />

118-119).<br />

Aus einer „Einschätzung" durch <strong>de</strong>n MfS-Major Morgenthal<br />

geht hervor, daß die Zusammenarbeit Wischniewskis<br />

mit <strong>de</strong>m MfS während <strong>de</strong>r 50er Jahre in<br />

erster Linie darin bestand, daß er <strong>de</strong>m MfS seine Geschäftsverbindungen<br />

<strong>und</strong> persönlichen Kontakte zu<br />

Berlin (West) <strong>und</strong> zu ausländischen Personen zur Verfügung<br />

stellte. Außer<strong>de</strong>m hatte er <strong>de</strong>r Bezirksverwaltung<br />

Berlin ein Verfügungsrecht über diejenigen Verdienstmöglichkeiten<br />

eingeräumt, die er durch das<br />

MfS erhalten hatte. U.a. erledigte er in diesem Zusammenhang<br />

auch Aufträge für das MfS auf eigene Kosten.<br />

Hierzu gehörten z.B. die Eröffnung eines Personenwagenverleihs<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kauf eines sog. operativen<br />

Hotels in Berlin (West) sowie die Beschaffung von<br />

technischen Ausrüstungen <strong>und</strong> medizinischen Geräten.<br />

Außer<strong>de</strong>m soll Wischniewski <strong>de</strong>m MfS sog. operative<br />

Fahrzeuge zur Verfügung gestellt haben, mit<br />

<strong>de</strong>nen Festnahmen in Berlin (West) bzw. <strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esgebiet<br />

erfolgten. Er soll weiterhin Personen vermittelt<br />

haben, die das MfS für Einbrüche, Diebstähle <strong>und</strong><br />

möglicherweise sogar für Mordanschläge einsetzte<br />

(Dokument-Nr. 118).<br />

Unter Duldung <strong>und</strong> mit teilweiser Unterstützung <strong>de</strong>s<br />

sowjetischen Geheimdienstes sowie <strong>de</strong>s damaligen<br />

Geheimdienstes <strong>de</strong>r DDR leitete Wischniewski ab En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r 40er Jahre <strong>de</strong>n sog. „Libermann-Kreis" in Berlin<br />

(Ost). Es han<strong>de</strong>lte sich dabei um einen Schwarzhan<strong>de</strong>lsring,<br />

<strong>de</strong>r u.a. Alkohol, Kaffee, Rauschgift, Zigaretten<br />

<strong>und</strong> Kraftstoffe schmuggelte sowie Embargowaren<br />

beschaffte. Eines <strong>de</strong>r Umschlaglager wur<strong>de</strong> ab ca. 1951<br />

durch Gol<strong>de</strong>nberg geführt (Dokument-Nr. 23).<br />

1956 wur<strong>de</strong> gegen Wischniewski nach Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>eskriminalamtes (BKA) durch <strong>de</strong>n Ermittlungsrichter<br />

<strong>de</strong>s Generalb<strong>und</strong>esanwalts (GBA) Haftbefehl<br />

erlassen. Wischniewski war dringend verdächtigt,<br />

„als Mitarbeiter <strong>de</strong>r Hauptabteilung VIII <strong>de</strong>s<br />

sowjetzonalen Ministeriums für Staatssicherheit <strong>und</strong><br />

als Agent <strong>de</strong>s sowjetrussischen Nachrichtendienstes"<br />

u.a. beim Diebstahl von Geheimakten, bei Paßfälschungen,<br />

bei <strong>de</strong>r versuchten Verschleppung eines<br />

Mitarbeiters eines westlichen Geheimdienstes, bei<br />

Ermordungsaufträgen <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r Beschaffung <strong>de</strong>s<br />

sog. Natogewehres als Auftraggeber bzw. Beteiligter<br />

in Erscheinung getreten zu sein (Dokument-Nr. 120).<br />

Das unter <strong>de</strong>m Aktenzeichen 2 Js 339/93 gegen Michael<br />

Wischniewski laufen<strong>de</strong> Ermittlungsverfahren<br />

wegen Verdachts <strong>de</strong>r Menschenverschleppung <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>s Auftragsmords durch das MfS, ist nach Auskunft<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Regierungskriminalität bei <strong>de</strong>m<br />

Kammergericht Berlin auf eine Anzeige <strong>de</strong>s Bayerischen<br />

Untersuchungsausschusses zurückzuführen, in<br />

<strong>de</strong>r es um eine uneidliche Falschaussage ging. Im Zuge<br />

<strong>de</strong>r daraufhin eingeleiteten Ermittlungen stießen<br />

die Staatsanwälte auf ein Urteil aus <strong>de</strong>m Jahre 1958,<br />

das sich gegen eine dritte Person richtete. In <strong>de</strong>n Urteilsgrün<strong>de</strong>n<br />

fand sich <strong>de</strong>r Name Hersz Libermann<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

<strong>und</strong> die An<strong>de</strong>utung einer Beteiligung eines Mannes<br />

dieses Namens an einem Mord sowie an einer Entführung.<br />

Dies war <strong>de</strong>r Anlaß für die Einleitung eines entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Ermittlungsverfahrens gegen Michael Wischniewski<br />

alias Hersz Libermann. Die Ermittlungen<br />

in diesem Verfahren dauern noch an.<br />

1958 trennten sich Gol<strong>de</strong>nberg <strong>und</strong> Wischniewski.<br />

Wischniewski übernahm daraufhin 1959 das Unternehmen<br />

F.C. Gerlach Export-Import. Auch als <strong>de</strong>ren<br />

Geschäftsführer wur<strong>de</strong> er weiterhin persönlich durch<br />

Fruck, mit <strong>de</strong>m ihn ein sehr enges fre<strong>und</strong>schaftliches<br />

Verhältnis verband, <strong>und</strong> später durch Dr. Genschow<br />

betreut.<br />

Auch westliche Geheimdienste zeigten seit <strong>de</strong>n 50er<br />

Jahren starkes Interesse an Wischniewski. Angaben<br />

über eine versuchte Kontaktaufnahme <strong>de</strong>s CIA konnten<br />

jedoch nicht bestätigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Camet Industrievertretungen <strong>und</strong> Beratungen für<br />

Chemie, Agrar <strong>und</strong> Metallurgie Export/Import<br />

Die Camet Industrievertretungen <strong>und</strong> Beratungen für<br />

Chemie, Agrar <strong>und</strong> Metallurgie Export/Import wur<strong>de</strong><br />

am 1. Januar 1977 gegrün<strong>de</strong>t. Sie war ein Nachfolgeunternehmen<br />

<strong>de</strong>r 1958 gegrün<strong>de</strong>ten Simon Industrievertretungen<br />

(Dokument-Nr. 23).<br />

Das ursprüngliche Unternehmen Simon Industrievertretungen<br />

war eine Gründung von Simon Gol<strong>de</strong>nberg.<br />

Gol<strong>de</strong>nberg, ein ehemaliger französischer<br />

Staatsbürger türkischer Herkunft, hatte wie <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens F.C. Gerlach Export-<br />

Import, Wischniewski, eine langjährige kriminelle<br />

Vergangenheit. Seine berufliche <strong>und</strong> nachrichtendienstliche<br />

Entwicklung stand zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n Anfangsjahren<br />

in engem Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Person<br />

Wischniewski.<br />

Anfang <strong>de</strong>r 50er Jahre liefen gegen Gol<strong>de</strong>nberg in<br />

Frankreich Ermittlungsverfahren wegen Hehlerei,<br />

<strong>de</strong>r Ausgabe unge<strong>de</strong>ckter Schecks <strong>und</strong> Vertrauensmißbrauch.<br />

Nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamts für<br />

Verfassungsschutz wur<strong>de</strong> Gol<strong>de</strong>nberg am 8. Juli 1954<br />

in Abwesenheit durch das Appellationsgericht in Paris<br />

zu 13 Monaten Gefängnis mit Bewährung verurteilt.<br />

Gol<strong>de</strong>nberg hatte bereits zu diesem Zeitpunkt<br />

Kontakte zum „Libermann-Kreis" in Berlin (Ost), <strong>de</strong>r<br />

mit Duldung <strong>de</strong>s damaligen Nachrichtendienstes <strong>de</strong>r<br />

DDR vom späteren Geschäftsführer <strong>de</strong>r F.C. Gerlach<br />

Export-Import, Michael Wischniewski, geleitet wur<strong>de</strong>.<br />

1951 verließ Gol<strong>de</strong>nberg Frankreich <strong>und</strong> ließ sich<br />

in Berlin (West) nie<strong>de</strong>r. Dort war er in mehrere Ermittlungsverfahren<br />

u.a. wegen <strong>de</strong>s Verdachts <strong>de</strong>s fortgesetzten<br />

Betrugs <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gefangenenbefreiung verwickelt.<br />

Er setzte sich <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>n Osten <strong>de</strong>r Stadt<br />

ab, wo er als rechte Hand Wischniewskis zumin<strong>de</strong>st<br />

ein Lager <strong>de</strong>s genannten Schwarzhan<strong>de</strong>lsrings betreute.<br />

1958 machte sich Gol<strong>de</strong>nberg selbständig <strong>und</strong><br />

grün<strong>de</strong>te vermutlich mit staatlichen Mitteln das Unternehmen<br />

Simon Industrievertretungen (Dokument-<br />

Nr. 23). Welche Rolle das MfS bei <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens spielte, ist ungeklärt.<br />

Laut Personalakte <strong>de</strong>s MfS wur<strong>de</strong> Gol<strong>de</strong>nberg am 22.<br />

Februar 1956 durch die Bezirksverwaltung (BV) Ber-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!