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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

Neben <strong>de</strong>r Koordinierungsfunktion für die kommunistischen<br />

Wirtschaftsunternehmen, die <strong>de</strong>r Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung wahrnahm, wur<strong>de</strong> Dr.<br />

Schalck-Golodkowski nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

im Jahr 1976 im Auftrag von Josef<br />

Steidl herangezogen, um Spen<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Wahlkampf<br />

<strong>de</strong>r DKP zu beschaffen. Zu diesem Zweck wur<strong>de</strong>n<br />

Spen<strong>de</strong>nschecks <strong>de</strong>r DKP im Wert von insgesamt<br />

500.000,- DM mit <strong>de</strong>r Bitte um Verkauf an ausländische<br />

Geschäftspartner an Dr. Schalck-Golodkowski<br />

übergeben. Nach weniger als vier Wochen hatte Dr.<br />

Schalck-Golodkowski alle Spen<strong>de</strong>nschecks verkauft<br />

<strong>und</strong> darüber hinaus noch weitere Überweisungen<br />

<strong>und</strong> Spen<strong>de</strong>nzusagen erhalten. Insgesamt waren von<br />

Dr. Schalck-Golodkowski 631.450,- DM mobilisiert<br />

wor<strong>de</strong>n, obwohl sich im Vorfeld die meisten angesprochenen<br />

west<strong>de</strong>utschen Unternehmen geweigert<br />

hatten, offen an die DKP zu spen<strong>de</strong>n, da in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

nach <strong>de</strong>ra rtigen Vorgängen häufig Betriebsprüfungen<br />

erfolgt seien <strong>und</strong> das BfV Druck ausgeübt<br />

habe, um diese Spen<strong>de</strong>n zu verhin<strong>de</strong>rn (Dokument-Nr.<br />

608).<br />

2. Direkte Finanzierung <strong>de</strong>r DKP aus <strong>de</strong>r DDR<br />

a) Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

Die Rolle <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bei <strong>de</strong>r direkten Finanzierung <strong>de</strong>r DKP bestand zum<br />

einen darin, als Mittler bei Bartransaktionen zwischen<br />

Geldkurieren, <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

DKP zu fungieren. Zum an<strong>de</strong>ren bestand die Rolle <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung da rin, Mittel in<br />

<strong>de</strong>n Valutahaushalt <strong>de</strong>r SED einzubringen, aus <strong>de</strong>m<br />

die DKP massive Zuwendungen erhielt. Der als solcher<br />

nachgewiesene, direkte Beitrag <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung umfaßte 1984 ca. 14,5<br />

Mio. VM, für 1989 waren explizit noch 4 Mio. VM eingeplant<br />

(Dokument-Nr. 537). Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n aus<br />

<strong>de</strong>m Fonds <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr, <strong>de</strong>r beim Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung verwaltet wur<strong>de</strong>,<br />

regelmäßig Barmittel in DM in Millionenhöhe von<br />

<strong>de</strong>m Mitarbeiter <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr, F rie<strong>de</strong>l<br />

Trappen, abgeholt, die aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds<br />

entnommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Nach Angaben Dr. Schalck-Golodkowskis betrug <strong>de</strong>r<br />

Finanzbeitrag, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

direkt für die DKP zur Verfügung stellte, jährlich<br />

16 bis 17 Mio. DM.<br />

Im Finanzplan <strong>de</strong>r DKP, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Abteilung Verkehr<br />

<strong>de</strong>s ZK <strong>de</strong>r SED erstellt wur<strong>de</strong>, war <strong>de</strong>r Finanzbeitrag<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung als Fonds II<br />

ausgewiesen. Dieser umfaßte für <strong>de</strong>n Plan 1990 vom<br />

13. Oktober 1989 insgesamt 15,25 Mio. DM (Dokument-Nr.<br />

611). Diese Summe für <strong>de</strong>n Plan 1990 wur<strong>de</strong><br />

dann, nach <strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r Mauer in Berlin, nachverhan<strong>de</strong>lt<br />

<strong>und</strong> in Absprache mit <strong>de</strong>m bei <strong>de</strong>r DKP für Finanzen<br />

zuständigen Kurt Fritsch am 20. November 1989<br />

auf 7,5 Mio. DM herabgesetzt (Dokument-Nr. 612).<br />

Diese Ausgaben wur<strong>de</strong>n ebenfalls aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen<br />

Parteifonds finanziert (Dokument-Nr. 613).<br />

Die Mittel <strong>de</strong>s sog. Disponiblen Parteifonds wur<strong>de</strong>n<br />

nach einem festen Schlüssel auf bestimmte Positionen<br />

verteilt:<br />

1. Die ZK-Abteilung Verkehr erhielt jährlich 12 Mio.<br />

DM.<br />

2. Die ZK-Abteilung Finanzverwaltung <strong>und</strong> Parteibetriebe<br />

verfügte pro Jahr über 4 Mio. DM.<br />

3. Für Druckaufträge <strong>und</strong> zur Stützung <strong>de</strong>r Druckerei<br />

Plambeck <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Heska-Portuguesa waren jährlich<br />

4-6 Mio. DM vorgesehen.<br />

Die Auszahlungen erfolgten entwe<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Konto<br />

584 über die Abteilung Verkehr <strong>de</strong>s ZK o<strong>de</strong>r über die<br />

Barkasse von Dr. Schalck-Golodkowski, <strong>de</strong>r das Geld<br />

vorher vom Konto 584 abheben ließ. Diese Barkasse<br />

wur<strong>de</strong> von Inge Wilkening geführt.<br />

Da die Ausgaben aus <strong>de</strong>m sog. Disponiblen Parteifonds<br />

weitgehend festgelegt waren <strong>und</strong> die zugewiesenen<br />

Einnahmen über diesen geplanten Ausgaben<br />

lagen, entwickelte sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit ein „Guthaben-Sockel",<br />

aus <strong>de</strong>m zweimal Son<strong>de</strong>rausgaben finanziert<br />

wur<strong>de</strong>n: Im Jahr 1980 wur<strong>de</strong>n 250 Mio. DM<br />

für „Polenhilfe" entnommen, im Herbst 1989 wur<strong>de</strong>n<br />

von SED-Generalsekretär Krenz aus <strong>de</strong>m damaligen<br />

Bestand von ca. 100 Mio. DM Ausgaben für „Son<strong>de</strong>rimporte"<br />

in Höhe von 35 Mio. DM verfügt.<br />

In einem Vermerk an Dr. Schalck-Golodkowski informierte<br />

Waltraud Lisowski über die Einnahmen- <strong>und</strong><br />

Ausgabenpläne 1988 für <strong>de</strong>n sog. Disponiblen Parteifonds<br />

(Dokument-Nr. 613). Danach setzten sich die<br />

Einnahmen ausschließlich aus Abführungen <strong>de</strong>r sog.<br />

Parteifirmen <strong>und</strong> Zinserträgen zusammen. Die Ausgaben<br />

umfaßten neben <strong>de</strong>n oben genannten Positionen<br />

250.000 DM an das Reisebüro Hansa-Tou rist <strong>und</strong><br />

vier Mio. DM an Ausgaben für die Unternehmen im<br />

sog. NSW. Außer<strong>de</strong>m waren Abführungen an das<br />

Konto 0628 in Höhe von elf Mio. DM sowie eine Abführung<br />

an Julius Cebulla, ZK-Abteilung Verkehr,<br />

von 300.000 DM eingeplant. Daraus resultierte ein<br />

Gewinn von über 16 Mio. DM.<br />

b) Rolle <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr<br />

Die Einnahmen <strong>de</strong>r ZK-Abteilung Verkehr wur<strong>de</strong>n in<br />

erster Linie dazu verwen<strong>de</strong>t, die DKP zu unterstützen.<br />

Frie<strong>de</strong>l Trappen sagte in diesem Zusammenhang aus,<br />

daß die DKP ohne die Unterstützung durch die SED<br />

nicht hätte existieren können. Nach seiner Einschätzung<br />

sei sie zu mehr als 80% von <strong>de</strong>r SED subventioniert<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Nach Erkenntnissen <strong>de</strong>s BfV war erwiesen, daß die<br />

ZK-Abteilung Verkehr als „Bargeldübergabeorganisator"<br />

auftrat, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n sog. Parteifirmen über die<br />

Simpex GmbH <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

eingenommene Bargel<strong>de</strong>r an Geldkuriere<br />

aushändigte. Einige <strong>de</strong>r Geldkuriere seien zumin<strong>de</strong>st<br />

zeitweilig aus <strong>de</strong>m Kreis <strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>de</strong>r sog.<br />

Parteifirmen rekrutiert wor<strong>de</strong>n. Die Kuriere lieferten<br />

das Geld bei <strong>de</strong>r DKP ab, von wo es dann weiterverteilt<br />

wur<strong>de</strong>. Nur wenige Funktionäre hätten diesen<br />

Geldweg gekannt (Dokument-Nr. 614-615). Die Geldkuriere<br />

wur<strong>de</strong>n intensiv vom BfV beobachtet.<br />

In <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland erschienen zu<br />

diesem Thema immer wie<strong>de</strong>r Presseartikel, die in <strong>de</strong>r<br />

DDR „erhebliche Unruhe" auslösten. In einem Fall<br />

wur<strong>de</strong>n die Geschäftsführer <strong>de</strong>r sog. Parteifirmen an-

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