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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

keine Abführungen an Lizenzgebühren erfolgten,<br />

stan<strong>de</strong>n die aus <strong>de</strong>r inländischen Produktion sowie<br />

aus <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n stammen<strong>de</strong>n militärischen Exportgüter<br />

bzw. die damit erzielten Devisen <strong>de</strong>r DDR-<br />

Volkswirtschaft insgesamt vollständig zur Verfügung.<br />

Eine Gegenüberstellung von ehemals aufgewandten<br />

Devisen für die Waffen, die aus <strong>de</strong>n<br />

Bestän<strong>de</strong>n stammten, zu <strong>de</strong>n beim Verkauf erzielten<br />

Devisen war nicht möglich. Vor <strong>de</strong>r Zielsetzung<br />

schneller zusätzlicher Devisenerlöse war diese Frage<br />

auch von nachgeordneter Be<strong>de</strong>utung.<br />

Da Waffenverkäufe in <strong>de</strong>r Regel nur mit sehr kurzen<br />

Zahlungszielen erfolgen, stan<strong>de</strong>n die aus <strong>de</strong>n Waffenexporten<br />

zusätzlich erwirtschafteten Devisen <strong>de</strong>r<br />

DDR-Volkswirtschaft meist ohne zeitlichen Verzug<br />

Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre zugute. Wur<strong>de</strong>n allerdings<br />

Waffenexporte aus han<strong>de</strong>lspolitischen <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r politischen<br />

Grün<strong>de</strong>n getätigt, muß diese Aussage relativiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Beispielhaft hierfür sollen die LKW-Lieferungen<br />

vom Typ W 50 an das Militär in Angola<br />

angeführt wer<strong>de</strong>n. Hier wur<strong>de</strong>n Zahlungsziele von<br />

5-7 Jahren vereinbart. Die Bezahlung erfolgte im<br />

Rahmen einer Kompensationsvereinbarung mit Kaffeelieferungen.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r realen Effekte für die Volkswirtschaft<br />

<strong>de</strong>r DDR ist zusammenfassend festzustellen,<br />

daß durch die Zusatzausfuhren <strong>de</strong>s „inoffiziellen"<br />

Waffenexportbereichs we<strong>de</strong>r unmittelbar noch mittelbar<br />

negative Konsequenzen abzuleiten sind.<br />

Selbst wenn unterstellt wird, daß ein direkter Wirkungszusammenhang<br />

zwischen <strong>de</strong>m Umfang an militärischer<br />

Ausrüstung bei <strong>de</strong>n für die „Sicherheit"<br />

<strong>und</strong> die „Verteidigung" zuständigen Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m „öffentlichen Gut Sicherheit" bestand, so<br />

dürfte sich bei aller Problematik dieses Beurteilungskriteriums<br />

als Folge <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>s Bereichs Ko-<br />

Ko das „Gut Sicherheit" nicht verkleinert haben. Die<br />

„militärische Sicherheit <strong>de</strong>r DDR" hing nicht ab vom<br />

Ausrüstungsumfang <strong>de</strong>r NVA, <strong>de</strong>s MDI <strong>und</strong> <strong>de</strong>s MfS,<br />

son<strong>de</strong>rn allein von <strong>de</strong>r Fähigkeit <strong>und</strong> Bereitschaft <strong>de</strong>r<br />

Sowjetunion, die Existenz <strong>de</strong>r DDR zu sichern.<br />

Im Rahmen illegaler Praktiken, die durch das MfS<br />

abge<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong>n, konnten auf Kosten <strong>de</strong>s Lizenzgebers<br />

für die DDR zusätzliche Devisen erwirtschaftet<br />

wer<strong>de</strong>n. Es liegen auch keine Hinweise vor, daß<br />

vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> möglicher Devisenerwirtschaftung<br />

durch Zusatzexporte militärischer Güter eine<br />

entsprechen<strong>de</strong> Kapazitätsausweitung zu Lasten an<strong>de</strong>rer<br />

Bereiche erfolgte. Die Militärproduktion war<br />

von nachrangiger Be<strong>de</strong>utung. Der Anteil <strong>de</strong>r Produktion<br />

von Waffen <strong>und</strong> Militärtechnik an <strong>de</strong>r industriellen<br />

Warenproduktion betrug etwa 1 %. 23 )<br />

Die DDR besaß keine Produktionskapazitäten zur<br />

Herstellung schwerer Waffen, produzierte also keine<br />

Flugzeuge <strong>und</strong> Panzer. Da zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Reexpo rt von<br />

aus <strong>de</strong>n Partnerlän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Warschauer Vertrages<br />

importierten Waffen genehmigungspflichtig war,<br />

<strong>und</strong> diese Genehmigungen in <strong>de</strong>r Regel nicht erteilt<br />

wur<strong>de</strong>n, war das Reexportvolumen beschränkt. Daran<br />

än<strong>de</strong>rte auch die Tatsache nur wenig, daß sich die<br />

DDR zum Teil über diese Regelung vertragswidrig<br />

hinweggesetzt hatte. Da zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Waffenhan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r DDR meist über <strong>de</strong>n „offiziellen" Kanal, also über<br />

<strong>de</strong>n Ingenieur-Technischen Außenhan<strong>de</strong>l abgewik<br />

kelte wur<strong>de</strong>, waren für IMES von <strong>de</strong>r Angebotsseite<br />

her die Möglichkeiten zur Devisenerwirtschaftung<br />

begrenzt.<br />

Die Frage, ob diese monetären Ergebnisse nicht auch<br />

über <strong>de</strong>n Planbereich, d. h. über ITA, zu erzielen gewesen<br />

wären, könnte nur spekulativ beantwortet<br />

wer<strong>de</strong>n. Auch die Frage, ob die Verkäufe immer zu<br />

bestmöglichen Konditionen (z. B. Preise, Zahlungsziele<br />

etc.) erfolgten, muß hier unbeantwo rtet bleiben.<br />

Der Export <strong>de</strong>r DDR an militärischen Gütern insgesamt,<br />

also unter Einschluß bei<strong>de</strong>r Bereiche <strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls,<br />

kann nur anhand <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r WTU ermittelten<br />

Größen dokumentiert wer<strong>de</strong>n. Er dürfte<br />

aber international unbe<strong>de</strong>utend gewesen sein. So<br />

wur<strong>de</strong> die DDR in <strong>de</strong>n einschlägigen Exportstatistiken<br />

<strong>de</strong>s Stockholmer Internationalen Frie<strong>de</strong>nsforschungsinstituts<br />

(Sipri) bzw. <strong>de</strong>r US-Rüstungskontroll-<br />

<strong>und</strong> Abrüstungsbehör<strong>de</strong> (Acda) nicht<br />

aufgeführt. Nach ihrem nach außen immer wie<strong>de</strong>r<br />

betonten Selbstverständnis konnte sich die DDR<br />

auch schwerlich als Frie<strong>de</strong>nsstaat darstellen, wenn<br />

gleichzeitig erhebliche Deviseneinnahmen aus Waffenexporten<br />

erzielt wer<strong>de</strong>n sollten. Das hat sie aber<br />

nicht davon abgehalten, Waffen vornehmlich in<br />

Spannungsgebiete zu liefern.<br />

Beschaffung <strong>und</strong> Verwertung von<br />

Kunstgegenstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

Im dritten Teilbericht über die Praktiken <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung bei <strong>de</strong>r Beschaffung<br />

<strong>und</strong> Verwertung von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Antiquitäten<br />

hat sich <strong>de</strong>r 1. Untersuchungsausschuß Ko-<br />

Ko ausführlich mit <strong>de</strong>m Kunsthan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r DDR befaßt,<br />

so beispielsweise mit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r Kunst<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten GmbH (KuA), <strong>de</strong>ren Zielsetzung<br />

<strong>und</strong> Organisation, <strong>de</strong>m Vorgehen bei <strong>de</strong>r Beschaf-<br />

-<br />

fung von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n im Rahmen vertraglicher<br />

Vereinbarungen, im Rahmen von Steuer- <strong>und</strong><br />

Zollverfahren sowie im Rahmen von Nachlaßverwaltungen.<br />

Er hat auch die Verwertung von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten durch die KuA einer Bewertung<br />

unterzogen.<br />

Der Zweck <strong>de</strong>s „unternehmerischen Han<strong>de</strong>lns" <strong>de</strong>r<br />

1973 gegrün<strong>de</strong>ten KuA war die Beschaffung konvertibler<br />

Devisen. Neben <strong>de</strong>m Expo rt von Kunstgegenstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> Antiquitäten, dazu zählte auch <strong>de</strong>r<br />

Buchexport, wur<strong>de</strong>n im Laufe <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit<br />

Briefmarken, Münzen, Pflastersteine <strong>und</strong> Elfenbeinschnitzereien<br />

ausgeführt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s ermittelten Zahlenmaterials können<br />

relativ <strong>de</strong>taillie rte, verläßliche Aussagen über die im<br />

Zeitablauf 1973-1989 erreichten monetären Ergebnisse<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n. Die Abführungen <strong>de</strong>r KuA an<br />

die operative Devisenreserve betrugen in 17 Jahren<br />

insgesamt 318 Mio. VM. Wur<strong>de</strong>n bis 1980 jährlich<br />

r<strong>und</strong> 12,5 Mio. VM abgeführt (Ohne 1973. In diesem<br />

Jahr belief sich die Abführung auf 3,5 Mio. VM), so<br />

erhöhten sich die Abführungen im Zeitraum 1985 bis<br />

1989 auf jahresdurchschnittlich 32,7 Mio. VM. 1989<br />

wur<strong>de</strong>n sogar 57,1 Mio. VM an die operative Devisenreserve<br />

abgeführt.24)

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