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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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B. Bewertung durch die SPD- Fraktion<br />

I. Vorbemerkung<br />

Auf Antrag <strong>de</strong>r Fraktion <strong>de</strong>r SPD beschloß <strong>de</strong>r Deutsche<br />

B<strong>und</strong>estag am 6. Juni 1991 die Einsetzung <strong>de</strong>s<br />

1. Untersuchungsausschusses <strong>de</strong>r 12. Wahlperio<strong>de</strong>.<br />

Der Untersuchungsausschuß sollte im Schwerpunkt<br />

untersuchen, welche Rolle <strong>de</strong>r Bereich Kommerzielle<br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Leiter Dr. Schalck-Golodkowski<br />

im System <strong>de</strong>r DDR spielten <strong>und</strong> wer Nutznießer<br />

<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Ergebnisse dieses Bereichs<br />

war o<strong>de</strong>r noch ist.<br />

Die Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses be<strong>de</strong>utete<br />

aber auch <strong>de</strong>n Versuch <strong>de</strong>r Aufarbeitung eines Teilbereichs<br />

<strong>de</strong>utscher Nachkriegsgeschichte mit <strong>de</strong>r<br />

Möglichkeit erster politischer Bewertungen. Diese<br />

auf die politische Bewertung zielen<strong>de</strong> Ausschußarbeit<br />

unterschied sich <strong>de</strong>utlich von <strong>de</strong>n Ermittlungsverfahren<br />

<strong>de</strong>r Strafjustiz o<strong>de</strong>r historisch-wissenschaftlichen<br />

Betrachtungen. Inhalt <strong>und</strong> Ablauf <strong>de</strong>r Ausschußarbeit<br />

wur<strong>de</strong>n durch diese Beson<strong>de</strong>rheit bestimmt. Die Arbeitsatmosphäre<br />

war insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Schlußphase<br />

weitgehend von <strong>de</strong>m gemeinsamen Bemühen<br />

<strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r um sachliche Aufklärungsarbeit bestimmt,<br />

um neben <strong>de</strong>m Untersuchungsauftrag, <strong>de</strong>m<br />

öffentlichen Informationsinteresse <strong>und</strong> <strong>de</strong>m politischen<br />

Vertrauen vor allem <strong>de</strong>r Bürger in <strong>de</strong>n neuen<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn in die Wirksamkeit <strong>de</strong>s Ausschusses<br />

zu entsprechen.<br />

Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r SPD-Fraktion im Untersuchungsausschuß<br />

verstan<strong>de</strong>n die Ausschußarbeit, trotz <strong>de</strong>r<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Aufgabenstellung, auch als legitimes<br />

Mittel <strong>de</strong>r politischen Auseinan<strong>de</strong>rsetzung. Die<br />

Parlamentarische Opposition hat in diesem Untersuchungsausschuß<br />

ihre Kontrollfunktion gegenüber <strong>de</strong>r<br />

Regierung wahrgenommen, dies betraf insbeson<strong>de</strong>re<br />

die getroffenen Maßnahmen zur Bewältigung <strong>de</strong>s Erbes<br />

<strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung.<br />

Der Untersuchungsausschuß hatte Akten in ungewöhnlich<br />

großem Umfang zu bewältigen. Trotz <strong>de</strong>s<br />

für <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß beschafften DV-Systems<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>s verstärkten Einsatzes von Mitarbeitern<br />

im Ausschußsekretariat konnten von <strong>de</strong>n 980.000 Dokumenten<br />

mit unterschiedlichem Umfang <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

damit im DV-System insgesamt erfaßten 1,5 Mio. Blatt<br />

im Zuge <strong>de</strong>r Verschlagwortung lediglich 520.000 Dokumente<br />

bearbeitet wer<strong>de</strong>n. Somit war für die Recherche<br />

nach Verschlagwortungsbegriffen nur etwa<br />

die Hälfte <strong>de</strong>r Dokumente zugänglich. Aus Zeitgrün<strong>de</strong>n<br />

konnte nicht einmal die Hälfte <strong>de</strong>r beschlossenen<br />

Zeugen durch <strong>de</strong>n Untersuchungsausschuß vernommen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Behin<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> die Ausschußarbeit zeitweise <strong>und</strong><br />

zum Teil durch fehlen<strong>de</strong> Akten. Dem B<strong>und</strong>esbeauftragten<br />

für die Unterlagen <strong>de</strong>s Staatssicherheitsdienstes<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen DDR (BStU) ist es bis heute nicht<br />

gelungen, die für die Arbeit <strong>de</strong>s Untersuchungsaus-<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

schusses beson<strong>de</strong>rs wichtigen Akten <strong>de</strong>r HA XVIII<br />

(Sicherung <strong>de</strong>r Volkswirtschaft) aufzuarbeiten <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Untersuchungsausschuß zur Verfügung zu stellen.<br />

Auch hat es <strong>de</strong>r BStU unterlassen, Akten, bei <strong>de</strong>nen<br />

erst nachträglich <strong>de</strong>r Bezug zum Untersuchungsauftrag<br />

erkennbar wur<strong>de</strong>, von Amts wegen zu überstellen.<br />

Trotz mehrmaliger Anmahnung liegen z.B.<br />

die Akten zum IMB „Gabriel" erst seit <strong>de</strong>m 4. Mai<br />

1994 vor. Eine Auswertung <strong>und</strong> Berücksichtigung <strong>de</strong>r<br />

dadurch gewonnenen Erkenntnisse im <strong>Bericht</strong> war<br />

nicht mehr möglich.<br />

Auch die Weigerung <strong>de</strong>r Ausschußmehrheit, trotz<br />

neuer Erkenntnisse zu Firmen <strong>und</strong> Bankkonten, weitere<br />

Zeugenvernehmungen nach <strong>de</strong>m 3. Dezember<br />

1993 vorzunehmen, könnte zu negativen Auswirkungen<br />

geführt haben.<br />

CDU/CSU, F.D.P. <strong>und</strong> SPD haben sich gleichwohl auf<br />

einen gemeinsamen <strong>Bericht</strong> geeinigt. Der <strong>Bericht</strong><br />

stellt insgesamt die bislang gewonnenen Erkenntnisse<br />

umfassend <strong>und</strong> in zutreffen<strong>de</strong>r Weise dar. Lediglich<br />

in <strong>de</strong>n Bewertungsteilen gibt es in Teilbereichen<br />

unterschiedliche Auffassungen. Soweit durch die Beweiserhebung<br />

im Untersuchungsausschuß fehlerhaftes<br />

Regierungshan<strong>de</strong>ln festgestellt wor<strong>de</strong>n ist, wird<br />

auch dies in diesem Teil <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s dargestellt.<br />

Die Erkenntnisse <strong>de</strong>s <strong>Bericht</strong>s müssen jedoch aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r immer noch mangelhaften Akten- <strong>und</strong> Beweislage<br />

unter <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlichen Vorbehalt späterer <strong>und</strong><br />

weitergehen<strong>de</strong>r Erkenntnisse gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

II. Bewertung <strong>de</strong>r Untersuchungsergebnisse<br />

1. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung im<br />

Partei- <strong>und</strong> Staatsapparat <strong>de</strong>r DDR<br />

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung wur<strong>de</strong> im<br />

Jahre 1966 zur Beschaffung von Devisen aus <strong>de</strong>m sog.<br />

Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet für „operative"<br />

Zwecke <strong>de</strong>r Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands<br />

(SED) <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Ministeriums für Staatssicherheit<br />

(MfS) geschaffen.<br />

Das MfS stand als treiben<strong>de</strong> Kraft hinter <strong>de</strong>r Konzeption,<br />

Entstehung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s Bereichs.<br />

Die Personalstruktur <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

wur<strong>de</strong> im Benehmen mit <strong>de</strong>m MfS entwickelt.<br />

In <strong>de</strong>n Bereich eingeglie<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n die Unternehmen<br />

F.C. Gerlach <strong>und</strong> Simon Industrievertretungen<br />

GmbH, die aus <strong>de</strong>m wirtschaftskriminellen<br />

Milieu entstan<strong>de</strong>n waren. Die han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Personen<br />

dieser Unternehmen, Michael Wischniewski <strong>und</strong> Simon<br />

Gol<strong>de</strong>nberg, haben unter <strong>de</strong>r Obhut <strong>de</strong>s MfS in<br />

<strong>de</strong>n Nachkriegsjahren in großem Stil Schwarzmarkthan<strong>de</strong>l<br />

betrieben <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>n dadurch erwirtschafteten<br />

Devisen zur Finanzierung <strong>de</strong>s MfS beigetragen.

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