09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag —12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

zur Intertechna <strong>und</strong> eine beglaubigte Fotokopie <strong>de</strong>s<br />

Verkaufsvertrages, <strong>de</strong>r vom Notarbüro Ingeburg Gentz<br />

ausgestellt war.<br />

Die allgemeine Finanzrevision erfolgte in drei Stufen.<br />

Zuerst wur<strong>de</strong> bezüglich <strong>de</strong>r Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung ein Finanzstatus<br />

erstellt, danach eine Bilanzvorprüfung durchgeführt<br />

<strong>und</strong> Anfang Januar 1990 <strong>de</strong>r eigentliche Bereich<br />

Kommerzielle Koordinierung in <strong>de</strong>r Wallstraße untersucht.<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Überprüfungen in <strong>de</strong>r Wallstraße<br />

gingen in die Arbeit <strong>de</strong>r Untersuchungskommission<br />

<strong>de</strong>s Ministerrats unter Leitung von Dr. Willi<br />

Lin<strong>de</strong>mann ein <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n von dieser <strong>de</strong>m „R<strong>und</strong>en<br />

Tisch" vorgelegt. Aufgr<strong>und</strong> dieser erweiterten Aufgabe<br />

wur<strong>de</strong> die Prüfberichtserstellung <strong>de</strong>r VaIutakontrollgruppe<br />

in Abstimmung mit Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann<br />

in <strong>de</strong>n Februar 1990 verschoben. Die Prüfungen vor<br />

Ort wur<strong>de</strong>n am 5. Februar 1990 nach etwa einmonatiger<br />

Dauer been<strong>de</strong>t. Während <strong>de</strong>r Prüfungen bestand<br />

hoher Zeitdruck. Geprüft wur<strong>de</strong> vor allem das Jahr<br />

1989, ansatzweise das Jahr 1988. Der Prüfauftrag <strong>de</strong>r<br />

Ministerin Nickel umfaßte nur diese Jahre.<br />

Die Zentrale <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

war bis dahin von Außenstehen<strong>de</strong>n nicht geprüft<br />

wor<strong>de</strong>n; für <strong>de</strong>n Bereich galt seit 1972 eine Ausnahmeregelung.<br />

Beim Bereich Kommerzielle Koordinierung<br />

gab es kein zusammengefaßtes Rechnungswesen<br />

nach DDR-üblichem Standard. Die Prüfung<br />

war dadurch erheblich erschwert. Für die Prüfung<br />

mußten die Akten einzeln durchgearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die verbliebenen Mitarbeiter <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung waren wenig kooperativ, beson<strong>de</strong>rs<br />

Dr. Klaus-Dieter Neubert, Vertreter <strong>de</strong>s in Untersuchungshaft<br />

befindlichen Manfred Sei<strong>de</strong>l, <strong>und</strong> Inge<br />

Wilkening. Eine Ausnahme war Meta Bleßing, wie<br />

Hubert Jauer gegenüber <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft bei<br />

<strong>de</strong>m Kammergericht Berlin berichtet hat.<br />

Auch die Regierungskommission unter Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann<br />

machte ihr vorliegen<strong>de</strong> Dokumente über Finanzvorgänge<br />

<strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe nicht immer<br />

zugänglich, obwohl es während <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe<br />

intensive Gespräche zwischen<br />

Jauer <strong>und</strong> Dr. Lin<strong>de</strong>mann gab. Dies galt z.B. für die<br />

noch von Dr. Schalck-Golodkowski in Auftrag gegebene<br />

Prüfung. Von an<strong>de</strong>ren Ermittlungsorganen wur<strong>de</strong>n<br />

die Bedürfnisse <strong>de</strong>r Kontrollgruppe nach Finanzakten<br />

nicht berücksichtigt. Kontakte zur Staatsanwaltschaft<br />

liefen über Dr. Willi Lin<strong>de</strong>mann, die Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Kontrollen <strong>de</strong>r Valutagruppe wur<strong>de</strong>n an die<br />

Staatsanwaltschaft weitergeleitet. In umgekehrter<br />

Richtung war <strong>de</strong>r Informationsfluß schwach.<br />

Bereits am 6. Dezember 1989 stellte <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Staatlichen<br />

Finanzrevision, Henneberg, erste Prüfergebnisse<br />

zusammen. Festgehalten wur<strong>de</strong> u.a., daß schon früher<br />

geprüfte Unternehmen <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle<br />

Koordinierung aussagefähige Bücher führten (Intrac<br />

HGmbH, BIEG mbH, forum HGmbH, Transinter<br />

GmbH), neu in die Prüfung einbezogene Unternehmen<br />

allerdings Rechnungsführung <strong>und</strong> Statistik grob vernachlässigten<br />

(Delta GmbH, Asimex) (Dokument-Nr.<br />

745). Diese Klassifizierung bezog sich auf die <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe<br />

vorgelegten Unterlagen. Finanzministerin<br />

Nickel berichtete allerdings, daß „die Revisionen<br />

<strong>de</strong>r Betriebe vom Bereich Kommerzielle Koordinie-<br />

rung durch Dr. König immer so durchgeführt wur<strong>de</strong>n,<br />

daß gesagt wur<strong>de</strong>: Macht mal schnell, das ist schon in<br />

Ordnung". Die nahezu unbeschränkte Doppelfunktion<br />

von Dr. König in <strong>de</strong>r Erstellung <strong>und</strong> Koordinierung<br />

<strong>de</strong>r Planvorgaben sowie <strong>de</strong>r Kontrolle ihrer Einhaltung<br />

durch die Revision <strong>de</strong>r Unternehmen wur<strong>de</strong> erst mit <strong>de</strong>r<br />

Beiordnung eines Son<strong>de</strong>rbeauftragten durch die Ministerin<br />

Nickel einer Kontrolle unterzogen. Dr. König<br />

zeigte sich in <strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n Fragen<br />

nicht sehr kooperativ gegenüber <strong>de</strong>r neuen Ministerin.<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r von Uta Nickel veranlaßten, gründlichen<br />

Revisionen wur<strong>de</strong>n allein in <strong>de</strong>n ihr zur Erstellung <strong>de</strong>r<br />

Abschlußbilanzen für 1989 vorgelegten Unterlagen<br />

- z.B. <strong>de</strong>r Intrac HGmbH - erhebliche Summen gef<strong>und</strong>en,<br />

die in <strong>de</strong>n offiziellen Bilanzen bis dahin nicht erfaßt<br />

waren <strong>und</strong> laut Plan gar nicht im Betrieb hätten sein<br />

können. Ähnliches wur<strong>de</strong> bei mehreren an<strong>de</strong>ren Unternehmen<br />

festgestellt. Nach Aussage Nickels vor <strong>de</strong>m<br />

Untersuchungsausschuß wur<strong>de</strong>n im Dezember 1989<br />

<strong>und</strong> Januar 1990 insgesamt 2,1 Mrd. VM sichergestellt<br />

(164. Sitzung, Protokoll S. 51). Demgegenüber hat Dr.<br />

Herta König in ihrer Stellungnahme zum rechtlichen<br />

Gehör erklärt, nach ihrer Erinnerung seien in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

lediglich einige h<strong>und</strong>ert Millionen DM festgestellt<br />

wor<strong>de</strong>n, die nicht einzuordnen gewesen seien.<br />

Bei <strong>de</strong>n 2,1 Mrd. DM habe es sich um einen Teil <strong>de</strong>r<br />

Devisenbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bereichs Kommerzielle Koordinierung<br />

bei <strong>de</strong>r Deutschen Han<strong>de</strong>lsbank AG gehan<strong>de</strong>lt<br />

(vgl. Fünfter Teil, C.IV., RG 49). Allerdings konnten<br />

während <strong>de</strong>r Amtszeit von Ministerin Nickel, die<br />

am 21. Januar 1990 wegen eines bei <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft<br />

Leipzig gegen sie eingeleiteten Ermittlungsverfahrens<br />

zurücktrat, nicht alle Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Kommerzielle Koordinierung von ihr überprüft<br />

wer<strong>de</strong>n. Bargeschäfte konnten nicht in die Überprüfungen<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n, da dafür keine Dokumente<br />

vorlagen.<br />

Die Valutakontrollgruppe erstellte am 6. Februar 1990 einen<br />

umfangreichen Zwischenbericht. Dieser wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission zur Verfügung gestellt.<br />

Am 5. Februar waren die Prüfungen vor Ort abgeschlossen<br />

<strong>und</strong> am 15. bzw. 16. Februar die Gesamtprüfung <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Abschlußbericht <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe.<br />

Der <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe ging mit <strong>de</strong>m<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r sog. Lin<strong>de</strong>mann-Kommission in die <strong>Bericht</strong>erstattung<br />

vor <strong>de</strong>m „R<strong>und</strong>en Tisch" ein <strong>und</strong> war<br />

eine Gr<strong>und</strong>lage für die Entscheidung, wie mit <strong>de</strong>m<br />

Bereich Kommerzielle Koordinierung weiter verfahren<br />

wer<strong>de</strong>n sollte. Dr. Schalck-Golodkowski bezeichnete<br />

später <strong>de</strong>n <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe als<br />

einseitig <strong>und</strong> oberflächlich erstellt <strong>und</strong> als nicht nach<br />

rechtsstaatlichen Gr<strong>und</strong>sätzen zustan<strong>de</strong> gekommen.<br />

Der <strong>Bericht</strong> <strong>de</strong>r Valutakontrollgruppe vom 16. Februar<br />

1990 enthielt umfassen<strong>de</strong> Prüfergebnisse, Angaben<br />

zur Verfahrensweise <strong>und</strong> Empfehlungen zum<br />

weiteren Vorgehen (Dokument-Nr. 705). Wesentliche<br />

Feststellungen waren <strong>de</strong>r leichtfertige Umgang mit<br />

Bargeld im Bereich Kommerzielle Koordinierung, lükkenhaftes<br />

Rechnungswesen, unvollständiger Nachweis<br />

von Konten, Kreditausleihungen, Beteiligungen,<br />

Reservenbildung <strong>und</strong> Finanztransfers, ungenügen<strong>de</strong><br />

Kontrollen aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Geheimhaltungsgebots,<br />

Ausnutzung <strong>und</strong> Mißbrauch von Privilegien (Immo-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!