09.05.2013 Aufrufe

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Drucksache 12/7600 <strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong> Arbeitsteilung in <strong>de</strong>r Planwirtschaft, die die<br />

Folge <strong>de</strong>r systembedingten Knappheit <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r gleichfalls damit zusammenhängen<strong>de</strong>n<br />

Versorgungsprobleme gewesen ist.<br />

Da in <strong>de</strong>r Planwirtschaft die Produktion zentral<br />

geplant wur<strong>de</strong>, war <strong>de</strong>r Einfluß <strong>de</strong>r Nachfrager<br />

auf die Zusammensetzung <strong>de</strong>s Produktionsvolumens<br />

unzureichend. Die Folge waren unabsetzbare<br />

Konsumgüter auf <strong>de</strong>r einen <strong>und</strong> eine unmäßige<br />

Übernachfrage mit langen Wartezeiten auf<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite. Die Knappheitswirtschaft war<br />

also nicht in <strong>de</strong>r Lage die Tausch- bzw. qualitative<br />

Effizienz zu realisieren. Weniger evi<strong>de</strong>nt ist, daß<br />

dieser bei <strong>de</strong>n Konsumgütern offenk<strong>und</strong>ige Effekt<br />

zweifellos auch im Bereich <strong>de</strong>r Produktionsmittel<br />

<strong>und</strong> Vorprodukte eine Rolle spielte. Die Betriebe<br />

mußten sich mit <strong>de</strong>n Investitionsgütern begnügen,<br />

die sie bekommen konnten, auch wenn sie<br />

ihren spezifischen Bedürfnissen nicht voll entsprachen<br />

<strong>und</strong> qualitativ min<strong>de</strong>rwertig waren.<br />

Aus heutiger Sicht erscheint die mangeln<strong>de</strong><br />

Wachstumsdynamik <strong>de</strong>r Planwirtschaften als <strong>de</strong>ren<br />

größte Schwachstelle, also <strong>de</strong>r Bereich, in <strong>de</strong>m<br />

man früher auch im Westen ihre Hauptstärke sah.<br />

Zwar wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel in <strong>de</strong>n Planwirtschaften<br />

in früheren Jahren relativ hohe Akkumulationsraten<br />

(Investitionsquoten) realisiert. Mangeln<strong>de</strong><br />

Produktivität, unzureichen<strong>de</strong> Auslastung <strong>de</strong>r Produktionsfaktoren,<br />

Fehlallokationen von Produktionsmitteln<br />

<strong>und</strong> die Hortung <strong>und</strong> -verschwendung<br />

materieller Ressourcen bedingten jedoch,<br />

daß diese Investitionen nur in unzulänglichem<br />

Ausmaße produktions-, konsum- <strong>und</strong> damit wohlstandswirksam<br />

wur<strong>de</strong>n. In fast allen Planwirtschaften<br />

— beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r DDR, weil <strong>de</strong>ren Bürger<br />

sich trotz <strong>de</strong>r Abschottung am Konsumniveau<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik orientierten — führte das im<br />

Laufe <strong>de</strong>r Zeit zu einer Ausweitung <strong>de</strong>s Konsumanteils<br />

am verwen<strong>de</strong>ten Nationaleinkommen zu<br />

Lasten <strong>de</strong>r Investitionsquote. Diese dürfte in <strong>de</strong>n<br />

meisten <strong>de</strong>r sozialistischen Wirtschaften Osteuropas<br />

zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n 80er Jahren nicht mehr ausgereicht<br />

haben, die Abschreibungen im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Infrastruktur <strong>und</strong> im produktiven Bereich zu<br />

<strong>de</strong>cken, so daß es zu einem Substanzverzehr sowohl<br />

<strong>de</strong>s produktiv als auch <strong>de</strong>s konsumtiv genutzten<br />

Volksvermögens kam, von externen Effekten<br />

im Umweltbereich, für <strong>de</strong>ren Vermeidung<br />

bzw. Kompensation keine Mittel zur Verfügung<br />

stan<strong>de</strong>n, einmal ganz abgesehen.<br />

— Hinter dieser Entwicklung stand vor allem <strong>de</strong>r unzureichen<strong>de</strong><br />

technische Fortschritt. Zwar waren<br />

die Aufwendungen für Forschung relativ hoch<br />

<strong>und</strong> (in Relation zum Sozialprodukt) durchaus mit<br />

westlichen Län<strong>de</strong>rn vergleichbar, die Planwirtschaft<br />

wies jedoch ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Defizit hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Durchsetzung von Innovationen in<br />

<strong>de</strong>r Produktion auf. Die Grün<strong>de</strong> dafür waren im<br />

System angelegt. Der fehlen<strong>de</strong> Zwang zur Kosteneinsparung<br />

<strong>und</strong> zur Produktdifferenzierung<br />

sowie zur Verbesserung <strong>de</strong>r Produktqualität bei<br />

gleichzeitiger Orientierung am Prinzip <strong>de</strong>r Planerfüllung<br />

belastete innovatorisches Verhalten mit<br />

einem extrem hohen Risiko, <strong>de</strong>m sich die meisten<br />

Direktoren zu entziehen versuchten. „Als Angebots-Monopolisten<br />

auf <strong>de</strong>m DDR-Markt konnten<br />

die Kombinate das ihnen hinreichen<strong>de</strong> Innovationsniveau<br />

selbst bestimmen. Selbst marginale<br />

Neuerungen o<strong>de</strong>r sogar Pseudoinnovationen waren<br />

unter diesen Bedingungen absetzbar. " 6 )<br />

Die Ursache all dieser Ineffizienzquellen war im<br />

Wirtschaftssystem, das heißt in <strong>de</strong>n Institutionen <strong>de</strong>r<br />

Planwirtschaft, die ganz bestimmte wi rtschaftliche<br />

Verhaltensweisen hervorbrachten, angelegt. Dies<br />

soll im folgen<strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>llhaft belegt wer<strong>de</strong>n. Dabei<br />

wird versucht, die Funktion <strong>de</strong>r Außenwirtschaft für<br />

die Planwirtschaft — <strong>und</strong> damit auch die vermutlichen<br />

Grün<strong>de</strong> für die Entstehung <strong>de</strong>s Bereichs KoKo<br />

sowie <strong>de</strong>ssen Handlungsspielräume <strong>und</strong> möglichen<br />

Effizienzeffekte — zu erhellen.<br />

b) Die Planwirtschaft als „Knappheitswi rtschaft "<br />

Die Funktionsweise <strong>und</strong> vor allem die Dysfunktionalitäten<br />

<strong>de</strong>r sozialistischen Planwirtschaften sowjetischen<br />

Typs <strong>und</strong> damit auch <strong>de</strong>r DDR-Wirtschaft waren<br />

lange Zeit nur unzureichend erforscht, <strong>und</strong> zwar<br />

sowohl von <strong>de</strong>r westlichen als auch <strong>de</strong>r sozialistischen<br />

Wirtschaftswissenschaft.') Erst 1980 stellte <strong>de</strong>r<br />

ungarische Ökonom :Trios Kornai in seinem zweibändigen<br />

Werk „Economics of Sho rtage" ein ökonomisches<br />

Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Sozialismus sowjetischen Typs vor,<br />

ein Mo<strong>de</strong>ll, das weniger die Institutionen <strong>de</strong>r Planwirtschaft<br />

beschreibt als ihre Funktionsweise umf as<br />

send <strong>und</strong> überzeugend erklärt. 8 )<br />

Der Zusammenbruch <strong>de</strong>s „real existieren<strong>de</strong>n Sozialismus"<br />

<strong>und</strong> die danach offenbar gewor<strong>de</strong>nen Fakten<br />

sowie die verschie<strong>de</strong>nartigsten Zeugnisse von Wi rt<br />

-schaftswissenschaftlern <strong>und</strong> Wirtschaftspraktikern<br />

aus <strong>de</strong>n ehemaligen sozialistischen Län<strong>de</strong>rn haben<br />

-<br />

Kornais Analyse nachhaltig bestätigt.<br />

Kornai hat im 21. Kapitel <strong>de</strong>r Economics of Sho rtage<br />

seine positive Theorie <strong>de</strong>r Planwirtschaft in Form<br />

eines einfachen Mo<strong>de</strong>lls zusammengefaßt. Dieses<br />

Mo<strong>de</strong>ll macht in anschaulicher Weise <strong>de</strong>utlich, daß<br />

die Planwirtschaft eine angebotsbeschränkte Wirtschaftsordnung<br />

ist, in <strong>de</strong>r Knappheit (<strong>de</strong>finiert durch<br />

administrative Rationierung von Gütern <strong>und</strong> Diensten,<br />

Verkäufermärkte, Ressourcen- <strong>und</strong> Kapazitätsmängel)<br />

systemimmanent ist <strong>und</strong> sich im Zeitablauf<br />

ten<strong>de</strong>nziell verstärkt. Aus Kornais Mo<strong>de</strong>ll wird auch<br />

<strong>de</strong>utlich, daß angesichts dieser allgemeinen Knappheit<br />

in <strong>de</strong>r Planwirtschaft die Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

mit Nicht-Planwirtschaften — in DDR-Terminologie:<br />

<strong>de</strong>m Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet<br />

(NSW) — eine beson<strong>de</strong>re Rolle spielten: Sie konnten<br />

zwar zur kurzfristigen Überwindung von Schwierigkeiten<br />

<strong>de</strong>r Binnenwirtschaft genutzt wer<strong>de</strong>n, mittelbis<br />

langfristig gerieten die Planwirtschaften jedoch<br />

dadurch in die Gefahr <strong>de</strong>r Überschuldung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Zahlungsunfähigkeit.<br />

Kornais Mo<strong>de</strong>ll soll hier in seinen Gr<strong>und</strong>zügen kurz<br />

dargestellt wer<strong>de</strong>n, weil es gut geeignet erscheint,<br />

Sinn <strong>und</strong> Zweck sowie <strong>de</strong>n Aktionsspielraum <strong>und</strong> die<br />

ökonomischen Wirkungsmöglichkeiten <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo im Rahmen <strong>de</strong>r Außenwirtschaftsbeziehungen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!