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Beschlußempfehlung und Bericht - bundestag.de - Deutscher ...

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Der Zeitpunkt war vorhersehbar, an <strong>de</strong>m das Aufkommen<br />

im Planbereich durch Kreditaufnahme <strong>und</strong><br />

Zuführungen von KoKo nicht mehr ausgereicht hätte,<br />

<strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>ndienst zu leisten. Dann wäre KoKo gezwungen<br />

gewesen, seine Rese rven in <strong>de</strong>n Planbereich<br />

zu pumpen. Damit aber wäre vermutlich auch<br />

die Vorspiegelung <strong>de</strong>r Kreditwürdigkeit, die KoKo<br />

mit Hilfe <strong>de</strong>s größten Teils seiner Reservemittel betrieb,<br />

immer schwieriger <strong>und</strong> schließlich unmöglich<br />

gewor<strong>de</strong>n.<br />

Der Devisenbankrott <strong>de</strong>r DDR in <strong>de</strong>n 90er Jahren<br />

wäre nur vermeidbar gewesen, wenn es gelungen<br />

wäre, entwe<strong>de</strong>r durch Erhöhung <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Volkswirtschaft enorme Exportüberschüsse<br />

zu erzielen <strong>und</strong> damit die benötigten Devisen in <strong>de</strong>n<br />

Planbereich hineinzupumpen, o<strong>de</strong>r die Importpumpe<br />

rigoros zu drosseln, was eine 25-30 prozentige Senkung<br />

<strong>de</strong>s Lebensstandards <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung zur<br />

Folge gehabt hätte. Daß ersteres gelungen wäre, erscheint<br />

im Lichte <strong>de</strong>r Innovationsschwäche <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rer<br />

systembedingter Leistungshemmnisse <strong>de</strong>r<br />

Planwirtschaft sowie angesichts <strong>de</strong>r Erfahrungen mit<br />

<strong>de</strong>n Technologieimporten <strong>de</strong>r 70er <strong>und</strong> 80er Jahre als<br />

außeror<strong>de</strong>ntlich unwahrscheinlich. Letzteres hätte<br />

die Unzufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r DDR-Bevölkerung dramatisch<br />

gesteigert <strong>und</strong> damit die Existenz <strong>de</strong>r DDR akut<br />

gefähr<strong>de</strong>t.<br />

In einem als Geheime Kommandosache eingestuften<br />

Papier Schürers aus <strong>de</strong>m Jahre 1989 5) weist er darauf<br />

hin, daß für die aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Ministerratsbeschlüsse<br />

vom 26. 8. 1986 <strong>und</strong> vom 1. 7. 1987 durchgeführten<br />

Technologieimporte im Werte von 4,3 Mrd. VM, in<br />

<strong>de</strong>n 90er Jahren Belastungen auf <strong>de</strong>n Planbereich in<br />

Höhe von 12,9 Mrd. VM zukommen wür<strong>de</strong>n, davon<br />

1,1 Mrd. bereits „bis 1990" (gemeint ist wohl „in<br />

1990", die Verf.) nur für „Kosten (vermutlich <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo, die Verf.) <strong>und</strong> Zinsen" . Im Fünfjahrplan<br />

1991-1995 wären für die Finanzierung dieser, in <strong>de</strong>r<br />

zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre durchgeführten Mo<strong>de</strong>rnisierungsimporte<br />

7,1 Mrd. VM aus Mitteln <strong>de</strong>s<br />

Planbereichs aufzubringen gewesen, im Zeitraum<br />

1996-2000 weitere 4,7 Mrd. VM.<br />

Der Bereich KoKo verfügte über keine Möglichkeiten,<br />

<strong>de</strong>n Devisenbankrott <strong>de</strong>r DDR nach 1990 zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Er hat allerdings einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Beitrag<br />

dazu geleistet, das drohen<strong>de</strong> Zahlungsmoratorium<br />

hinauszuschieben, <strong>und</strong> zwar mit folgen<strong>de</strong>n<br />

Mitteln:<br />

— Durch Hochfahren <strong>de</strong>r Exportpumpe (konkret<br />

durch die Ausnutzung aller Mittel zur zusätzlichen<br />

Erwirtschaftung von Devisen unter Inkaufnahme<br />

von schädlichen Rückwirkungen auf die<br />

Binnenwirtschaft sowie an<strong>de</strong>rer Nebeneffekte,<br />

wie z. B. von Umweltschä<strong>de</strong>n <strong>und</strong> negativen Verteilungseffekten,<br />

wie sie aus <strong>de</strong>m Intershophan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Genex-Geschenkdienst resultierten);<br />

— durch Aufnahme von Krediten für die Technologieimporte<br />

sowie für <strong>de</strong>n Planbereich;<br />

— durch die Verschleierung <strong>de</strong>r Devisensituation<br />

<strong>de</strong>r DDR per Bildung von Guthaben bei westlichen<br />

Banken mittels Anlage von Gel<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>m<br />

Bereich bzw. aus zeitweilig nicht verwen<strong>de</strong>ten<br />

<strong>Deutscher</strong> B<strong>und</strong>estag — 12. Wahlperio<strong>de</strong> Drucksache 12/7600<br />

Krediten, Guthaben von Auslän<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> von<br />

DDR-Bürgern sowie<br />

— durch die Gewährung von Krediten an <strong>de</strong>n Planbereich.<br />

Von 1982-1988 (nur für diese Jahre lagen entsprechen<strong>de</strong><br />

Zahlen vor) war die Han<strong>de</strong>lsbilanz <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo im Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>m NSW (ohne inner<strong>de</strong>utscher<br />

Han<strong>de</strong>l) passiv: 13 % <strong>de</strong>r KoKo-Importe<br />

aus dieser Region wur<strong>de</strong>n nicht durch KoKo-Exporte<br />

abge<strong>de</strong>ckt (vgl. Tabelle 31). Diese Defizite resultierten<br />

aus <strong>de</strong>n Technologieimporten <strong>de</strong>s Bereichs —<br />

diese wur<strong>de</strong>n vermutlich fast vollständig kreditfinanziert<br />

— o<strong>de</strong>r auch daraus, daß KoKo Impo rte für <strong>de</strong>n<br />

Planbereich durchführte.<br />

Der Planbereich erzielte in diesem Zeitraum Überschüsse<br />

im NSW-Han<strong>de</strong>l (ohne idH) in Höhe von<br />

25,9 % <strong>de</strong>s Importwertes. Dieses vor<strong>de</strong>rgründig relativ<br />

gute Ergebnis war nicht zuletzt <strong>de</strong>n Expo rten von<br />

Erdöl <strong>und</strong> Erdölerzeugnissen zuzuschreiben, für die<br />

in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre infolge <strong>de</strong>s zweiten<br />

Ölpreisschocks hohe Weltmarktpreise existierten.<br />

„Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre begannen die Exportüberschüsse<br />

erheblich zu sinken, da sich die Preise für<br />

Erdöl <strong>und</strong> Erdölerzeugnisse auf <strong>de</strong>m Weltmarkt halbierten<br />

<strong>und</strong> die Valutaeinnahmen für diese Produkte,<br />

die im Westexport <strong>de</strong>r DDR eine erhebliche Rolle<br />

spielten, stark zurückgingen. Es gelang nicht, durch<br />

Exporterhöhungen in an<strong>de</strong>ren Bereichen die Valutaausfälle<br />

zu ersetzen. " 6) In <strong>de</strong>n gesamten 80er Jahren<br />

wur<strong>de</strong>n die „Exportpläne in keinem Jahr erfüllt"<br />

. 7) Infolge<strong>de</strong>ssen ergab sich von 1986 bis 1990<br />

„anstelle <strong>de</strong>s geplanten Exportüberschusses von 23,1<br />

Mrd. VM ein Importüberschuß von 6 Mrd. VM" . 8 )<br />

Polze beschreibt <strong>de</strong>n planwirtschaftlichen Knappheitsmechanismus<br />

<strong>und</strong> seine Folgen in gera<strong>de</strong>zu<br />

klassischer Weise:<br />

„Durch die Disproportionen hinsichtlich <strong>de</strong>r materiellen<br />

Versorgung in <strong>de</strong>r Produktion <strong>und</strong> zwischen<br />

<strong>de</strong>n zum Teil nicht auf Leistung beruhen<strong>de</strong>n gestiegenen<br />

Gel<strong>de</strong>innahmen <strong>de</strong>r Bevölkerung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

Warenfonds wur<strong>de</strong> ein ständiger Druck auf die Verwendung<br />

von Exportwaren im Inland <strong>und</strong> die Erhöhung<br />

<strong>de</strong>s Imports ausgelöst. Diese ständig wachsen<strong>de</strong>n<br />

Disproportionen konnten nicht durch eine<br />

Politik <strong>de</strong>r Importüberschüsse wie in <strong>de</strong>n 70er Jahren<br />

gelöst wer<strong>de</strong>n, da sonst die Zahlungsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

DDR nicht mehr gesichert gewesen wäre <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Erhaltung <strong>de</strong>r Zahlungsfähigkeit Priorität eingeräumt<br />

wur<strong>de</strong>. Das war unbedingt notwendig, weil<br />

schon seit mehr als 15 Jahren über 90 % <strong>de</strong>s DDR<br />

Importes in konvertierbaren Devisen aus <strong>de</strong>m west--<br />

lichen Ausland über Kredit finanziert wur<strong>de</strong>. Bei<br />

einer Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>r DDR hätten die für die<br />

Volkswirtschaft <strong>und</strong> die Bevölkerung notwendigen<br />

Importe wegen fehlen<strong>de</strong>r Kreditmöglichkeiten nicht<br />

mehr durchgeführt wer<strong>de</strong>n können, was katastrophale<br />

Folgen für die DDR gehabt hätte. " 9)<br />

Während <strong>de</strong>r jährliche Kreditbedarf im Planbereich<br />

in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>r 80er Jahre zunächst auf<br />

5-6 <strong>und</strong> dann 8-10 Mrd. VM anstieg, stagnierte die<br />

Devisenerwirtschaftung <strong>und</strong> -abführung <strong>de</strong>s Bereichs<br />

KoKo. Spätestens gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre<br />

war die jährliche Zunahme <strong>de</strong>s Kreditbedarfs absolut

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